Donnerstag, 2. September 2021

Aus der Krise lernen

"Die deutschen Einzelhändler sind mit unerwartet starken Umsatzeinbußen in die zweite Jahreshälfte gestartet. Im Juli fielen ihre Einnahmen preisbereinigt um 5,1 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang um 0,9 Prozent gerechnet, nachdem es im Juni noch ein kräftiges Wachstum von 4,5 Prozent gegeben hatte. Der Juni sei wegen der Aufhebung der sogenannten Bundesnotbremse allerdings auch ein umsatzstarker Monat gewesen, betonten die Statistiker."
n-tv.de_210901: Verbraucher nehmen Fuß vom Gaspedal

Wirtschaftstheorien, die an Universitäten gelehrt werden und die davon ausgehen (müssen), dass eine kapitalistische Marktwirtschaft "grundsätzlich funktioniert", können die wirtschaftliche Realität nicht erklären. Das heißt jedoch nicht, dass die Realität dann "prinzipiell unerklärlich" ist. Es ist das meiste schon erklärt, nur muss man dafür einsehen, dass eine kapitalistische Marktwirtschaft eben nicht funktioniert, schon gar nicht auf Dauer. Kurz vor dem Ende der Zinsgeld-Ökonomie glaubt die Mehrheit, wir hätten eine Wirtschaftskrise aufgrund einer "Corona-Pandemie" und einem damit verbundenen Lockdown zu deren "Bekämpfung". In Wirklichkeit entstand eine Corona-Religion zur "Begründung" eines als Deflations-Notbremse wirkenden Lockdowns:

Im Februar 2020 war der Keynesianismus ausgereizt, und die Hygiene-Diktatur konnte das Ende der Zinsgeld-Ökonomie bis heute hinauszögern, weil ein Lockdown kurzfristig das Abgleiten der Volkswirtschaft in die Deflation aufhält. Ohne Lockdown wäre ab März 2020 der Dax immer weiter gefallen und die klassische deflationäre Abwärtsspirale hätte die Volkswirtschaft lahmgelegt: Fallen die Preise, warten die Käufer – die jederzeit kaufen können – auf noch niedrigere Preise, und die Warenanbieter müssen die Preise weiter senken, um überhaupt noch verkaufen zu können, usw. Mit Lockdown wird die Beschaffung vieler Waren deutlich erschwert, sodass die Käufer eben nicht jederzeit kaufen können. Sie sind froh, wenn sie die Waren überhaupt noch irgendwie bekommen und sind dann bereit, den bisherigen oder sogar einen etwas höheren Preis zu bezahlen. Zwar sinkt durch den Lockdown das BIP, aber kurzfristig wird die Deflation aufgehalten, und das ist das Entscheidende – bzw. der wirkliche Grund für das aktuelle Lockdown-Theater!
    Der zweite Faktor ist der Dax, der auf realwirtschaftliche Erwartungen reagiert, die ein Lockdown ins Gegenteil verkehrt: Der Lockdown lässt das BIP schrumpfen, ohne dass die Volkswirtschaft in die Deflation gerät, und der Dax steigt in der Erwartung, dass das BIP kräftig steigt, sobald der Lockdown beendet wird. Ist der Lockdown beendet, kippt die Volkswirtschaft in die Deflation – weil wieder jederzeit gekauft werden kann, aber die Käufer aus Angst vor der Zukunft lieber ihr Geld behalten und auf fallende Preise warten – und das BIP steigt, wenn überhaupt, nicht entsprechend den Erwartungen, sodass der Dax stagniert und bald wieder einzubrechen droht, wenn sich die Deflation verstärkt. Also bleibt nichts anderes übrig als der nächste Lockdown, wie im Dezember 2020 geschehen. Aktuell wird krampfhaft versucht, den Lockdown aufrecht zu erhalten oder sogar zu verstärken, aus Angst, dass die Erwartungen an der Börse wieder enttäuscht werden, wenn der Lockdown aufgehoben wird.

April 2021: Die Hygiene-Diktatur der Endzeit

Die kapitalistische Marktwirtschaft existiert schon solange wie der Mensch Geld benutzt und es privates Bodeneigentum gibt. Die politische Ausrichtung ist vergleichsweise irrelevant, bzw. davon abhängig, in welchem Stadium des Aufbaus oder des Verfalls sich die Wirtschaft zur jeweiligen Zeit befindet. Es ist also nicht so, dass die Politik die Wirtschaft steuert, sondern die Wirtschaft steuert die Politik. Die jeweils regierenden Politiker sehen das natürlich anders, denn sie wollen "wichtig" sein – und sich immer "wichtiger" machen – und auf keinen Fall überflüssig werden. Auch wenn Politiker das zunächst bedauern, liegt aber genau hier die Lösung aller Probleme: Die Wirtschaft kann erst dann auf Dauer funktionieren, wenn die Politik überflüssig wird:

Der Abbau des Staates

Marktwirtschaft und Kapitalismus sind keine Synonyme, sondern Gegensätze; auf der anderen Seite sind soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Freiheit keine Gegensätze, sondern können nur gemeinsam realisiert werden, indem die Marktwirtschaft durch eine Geld- und Bodenreform vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus befreit wird. Erst dann erhalten wir eine echte Soziale Marktwirtschaft, wie sie ursprünglich für die Bundesrepublik Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg angedacht war, aber bis heute nicht realisiert wurde:

Persönliche Freiheit und Sozialordnung

Mit der Wirtschaftstheorie für die echte Soziale Marktwirtschaft, basierend auf dem unanfechtbaren Grundlagenwerk von Silvio Gesell, ist alles zu erklären, bis auf die Frage, warum die Natürliche Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus) noch immer auf sich warten lässt. Auch hierbei spielen Politiker keine Rolle, unabhängig davon, dass sie in einer dauerhaft selbstregulativ funktionierenden Wirtschaft nicht mehr "wichtig" sind.
    Man bedenke, dass vor Silvio Gesell das konkrete Wissen noch nicht zur Verfügung stand, wie eine gerechte Arbeitsteilung – die Arbeitsteilung erhob den Menschen über den Tierzustand – zu verwirklichen ist. Also wurde der Kulturmensch an die systemisch ungerechte Arbeitsteilung in der inhärent instabilen kapitalistischen Marktwirtschaft psychologisch angepasst – und dafür gibt es die Religion, wobei sich der Zusammenhang am besten aus der Ich-Perspektive erklären lässt:

Ich und die Welt

Hat man den kulturhistorischen Hintergrund verstanden, lässt sich die gegenwärtige Entwicklung (und gegen Ende eher: Verwicklung) vom zweiten Weltkrieg bis heute noch besser erklären:

Warum heute links-grün versifft?

Zwangsläufig musste die fehlerhafte Arbeitsteilung auch zu einem fehlerhaften (reduktionistisch-materialistischen) naturwissenschaftlichen Weltbild führen, das zu korrigieren ist:

Gott würfelt nicht

 
Stefan Wehmeier, 02.09.2021 
 
 

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