Donnerstag, 9. Dezember 2021

Die Dummheit, Zinsgeld zu benutzen

"Dem Gold verdanken wir die Arbeitsteilung und damit auch die Kulturgüter, deren wir uns erfreuen. Dem Gold aber verdanken wir auch wieder, daß von den geschaffenen Gütern der bei weitem größte Teil, und zwar das Beste, dem Schmarotzertum verfällt. Ist doch das Gold der Vater des Kapitalismus. Dank seinen körperlichen (Edelmetall) und seinen gesetzlichen Vorrechten (gesetzliches Zahlungsmittel) nimmt das Goldgeld eine Ausnahmestellung ein unter den Gütern, deren Austausch auf das Geld angewiesen ist. Das Goldgeld ist darum auch zum allgemeinen Sparmittel geworden, und der Sparer gibt es nicht wieder heraus, es sei denn, daß man ihm einen Zins verspricht. Früh oder spät verfällt aber alles Geld, das der Staat als Tauschmittel in Umlauf setzt, der Kasse irgend eines Sparers, so daß wiederum alles umlaufende Geld aus den Sparkassen kommt, also mit Zins belastet den Markt betritt, um seine Tätigkeit als Tauschmittel zu erfüllen. Diese Doppelverwendung des Geldes als Tauschmittel und als Sparmittel ist gegensätzlicher Natur und als Mißbrauch des Tauschmittels zu betrachten. Dadurch, daß dem Güteraustausch nur verzinsliches Geld zur Verfügung steht, wird der Zins Vorbedingung der Warenerzeugung überhaupt. Nach Proudhon stellt sich das Geld vor die Tore der Märkte, der Läden, der Fabriken, jeder "Kapitalanlage" (soll heißen Geldanlage) und läßt nichts durch, was den Zins nicht bezahlt oder bezahlen kann.
    So kam mit dem Gold und der Arbeitsteilung zugleich der große Friedensstörer, der Zins, auf die Welt. Die Arbeitsteilung an sich verlangt keinen Zins. Wer sollte da auch Zins zahlen, und weshalb? Die Arbeitsteilung hätte also den Menschen allgemeinen Wohlstand bringen sollen, da sie ja kein Vorrecht einzelner, sondern allen Menschen zugänglich ist. Aber aus den Händen des Goldes empfing die Menschheit diese Götterkraft nur unter der Bedingung des Zinses, und damit auch der Trennung der Menschen in arm und reich. Als ob neidische Götter der Menschheit den Machtzuwachs nicht gegönnt, die Unabhängigkeitserklärung der Menschen vom göttlichen Gängelband gefürchtet und dem dadurch vorgebeugt hätten, daß sie nach dem Grundsatz "teile und herrsche" den Zins als Spaltpilz in die Menschenfamilie eingepflanzt hätten! Das Gold läßt allgemeinen Volkswohlstand nicht zu. Es streikt, es versagt seine Dienste, wenn es mit freien Männern zu tun hat. Es will Herren und Knechte; geplagte, überarbeitete Menschen einerseits und Schmarotzer anderseits. Es liegt ein innerer Widerspruch in dem Verlangen, daß sich das Gold einem freien, stolzen und wahrhaft selbstherrlichen Volke zur Verfügung stelle. Goldgeld und ein freiheitliches Volksleben sind unvereinbar. Gleich am ersten Tage seines Erscheinens setzt das Gold, unter Benutzung der urgewaltigen Kräfte, die ihm die Menschen durch die Übertragung der Geldeigenschaften verliehen, die Trennung der Menschen in Arbeiter und Genießer durch.
    Und mit dieser Teilung der Menschheit in eine schwitzende, fluchende, arbeitende Klasse einerseits, und in schmarotzende Genießer anderseits, setzt auch die Erziehung des Menschen zu dem kleinlichen, bösartigen, neidischen Alberich ein, zu dem verbrecherischen Wesen, das uns in der Geschichte der Jahrtausende überall auf Schritt und Tritt begegnet. Das Gold ist wirtschaftlich zu unserem großen Verbündeten gemacht worden, zugleich wurde es aber auch zum Erzfeind der Menschenfamilie. Das Gold schafft selbsttätig die wirtschaftlichen Zustände, die der Begründung des Reiches Gottes auf Erden entgegenstehen. Neben dem Gold kann das Christentum in der Menschenfamilie nicht Fuß fassen."


Silvio Gesell (aus "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld", 1916)

Es mag in machen Fällen Zufall gewesen sein, dass die Menschen früherer Zeiten Goldstückchen, die sie in der Natur fanden, als Geld benutzten. Doch es ist sicher kein Zufall, dass die halbwegs zivilisierte Menschheit über mehr als drei Jahrtausende hinweg so dumm geblieben ist, Goldgeld (d. h. Zinsgeld) zu benutzen, und dass das heutige Papiergeld gänzlich unreflektiert dem Goldgeld der Antike nachgeäfft wurde. Eine Menschheit, die bereits Raumfahrt betreibt, ist nicht so dumm, ein a priori fehlerhaftes Geld zu benutzen, aus dem alle Zivilisationsprobleme erwachsen, die sich überhaupt thematisieren lassen, es sei denn, es wurde schon vor langer Zeit nachgeholfen:

Gott der HERR (Jahwe) = künstlicher Archetyp "Investor"
Erde und Himmel = Angebot (Waren) und Nachfrage (Geld)
Regen / Feuchtigkeit = Geldemission / Liquidität
Lebendiger Mensch = selbständiger Unternehmer
Garten Eden (Paradies) = freie (d. h. monopolfreie) Marktwirtschaft
Früchte tragende Bäume = Gewinn bringende Unternehmungen
Baum des Lebens (ez pri ose pri: "Baum, der Frucht ist und Frucht macht") = Geldkreislauf
Baum der Erkenntnis (ez ose pri: "Baum, der Frucht macht") = Geldverleih
Frucht vom Baum der Erkenntnis = Urzins (S. Gesell) / Liquiditätsprämie (J. M. Keynes)
Mann / Adam = Sachkapital / der mit eigenem Sachkapital arbeitende Kulturmensch
Frau / Eva = Finanzkapital / der in neues Sachkapital investierende Kulturmensch
Tiere auf dem Feld = angestellte Arbeiter ohne eigenes Kapital (Zinsverlierer)
Schlange = Sparsamkeit (die Schlange erspart sich Arme und Beine)
Tod = geistiger Tod durch religiöse Verblendung
gut oder böse = egoistisch und gebildet oder selbstsüchtig und eingebildet
Erbsünde = Privatkapitalismus (Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz)
"die Frau gab ihrem Mann von der Frucht" = Übertragung des Urzinses auf das Sachkapital
"nackt" sein = mit eigener Arbeit Geld verdienen
"bekleidet" sein = als Investor von der Arbeit anderer Zins erpressen (lat.: vestis = Kleidung)
"als der Tag kühl geworden war" = Abkühlung der Konjunktur (beginnende Liquiditätsfalle)
"unter den Bäumen im Garten verstecken" = so tun, als wäre der Zins Lohn für eigene Leistung
"die Frau, die du mir zugesellt hast" = Abhängigkeit von zinsträchtiger Ersparnis
Nachkommen der Schlange = Geldersparnisse
Nachkommen der Frau = neue Sachkapitalien
Kopf der Schlange = Kapitalmarktzins (Sachkapitalrendite)
"unsereiner" = die nichts anderes zu tun haben, als sich an der Mehrarbeit anderer zu bereichern
Vertreibung aus dem Paradies =
Verlust der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus
Cherubim = Denkblockaden

Aus der Erbsünde resultieren tatsächlich alle Zivilisationsprobleme, und solange niemand wusste, wie sie zu überwinden ist, durfte das arbeitende Volk sie nicht verstehen! Dass heutige "Geistliche" (mittlerweile hochgradig Geisteskranke), indoktrinierte "Wirtschaftsexperten" (Akadämlicher) und gewählte "Spitzenpolitiker" (berufsmäßige Vollidioten) das nicht sofort verstehen, ist einzusehen. Aber auch heutige "Normalbürger", die ansonsten des logischen Denkens fähig sind, versuchen sich zwanghaft einzubilden, dass ein Gleichungssystem mit 28 Unbekannten noch eine andere Lösung haben müsste, ganz egal, wie irrational diese sein mag. Ohne Irrationalität liegt indes die Vermutung nahe, dass die Überwindung aller Zivilisationsprobleme und damit der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation (Himmel auf Erden = Nachfrage äquivalent Angebot) nicht erst seit Silvio Gesell, sondern schon seit Jesus von Nazareth möglich gewesen wäre. Dabei passt es durchaus ins Gesamtbild, dass dies heute nicht mehr anhand der "Bildzeitung der Antike" (der vier Evangelien im neuen Testament der Bibel) zu beweisen ist,...

(NHC II,2,016) >> (Matthäus 10,34-35) Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.
(NHC II,2,030) >> (Matthäus 18,20) Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
(NHC II,2,044) >> (Lukas 12,10) Und wer ein Wort gegen den Menschensohn sagt, dem soll es vergeben werden; wer aber den heiligen Geist lästert, dem soll es nicht vergeben werden.
(NHC II,2,055) >> (Matthäus 10,37-38) Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert.
(NHC II,2,106) >> (Matthäus 18,19) Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. (Matthäus 17,20) Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.

...wohl aber anhand der originalen Gleichnisse im unverfälscht erhaltenen Thomas-Evangelium:

(NHC II,2,016) Vielleicht denken die Menschen, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Welt zu werfen, und sie wissen nicht, dass ich gekommen bin, um Spaltungen auf die Erde zu werfen, Feuer, Schwert, Krieg. Es werden nämlich fünf in einem Hause sein. Drei werden gegen zwei und zwei gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater. Und sie werden als Einzelne dastehen.
(NHC II,2,030) Wo drei Götter sind, sind sie Götter; wo zwei oder einer sind, - ich bin mit ihm.
(NHC II,2,044) Wer den Vater lästern wird, dem wird man vergeben; wer den Sohn lästern wird, dem wird man vergeben; wer aber den heiligen Geist lästern wird, dem wird man nicht vergeben, weder auf der Erde noch im Himmel.
(NHC II,2,055) Wer nicht seinen Vater hasst und seine Mutter, wird mir nicht Jünger sein können. Und wer seine Brüder nicht hasst und seine Schwestern und nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.
(NHC II,2,105) Wer den Vater und die Mutter kennen wird, er wird Sohn der Hure genannt werden.
(NHC II,2,106) Wenn ihr die zwei zu einem macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden. Und wenn ihr sagt: "Berg, hebe dich hinweg!", wird er verschwinden.
(NHC II,2,113) Seine Jünger sagten zu ihm: "Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?" Jesus sagte: "Es wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: "Siehe hier oder siehe dort", sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht." ***

Mutter (der Kultur) = Summe aller Ersparnisse
Hure = Finanzkapital
Brüder und Schwestern = Sach- und Finanzkapitalien mit eingeschränkter Konkurrenz
Berg = Rentabilitätshürde des Urzinses
Vater (der Kultur) = volkswirtschaftliches Kreditangebot
Sohn = Kreditnachfrage für neue Sachkapitalien
heiliger Geist = umlaufgesichertes Geld (heilig = gesichert; Geist = Geldumlauf)
Königreich des Vaters = Natürliche Wirtschaftsordnung (Normalzustand der Vollinvestition)

*** (Vorwort zur 3. Auflage der Natürlichen Wirtschaftsordnung, 1918) "Die Wirtschaftsordnung, von der hier die Rede ist, kann nur insofern eine natürliche genannt werden, da sie der Natur des Menschen angepasst ist. Es handelt sich also nicht um eine Ordnung, die sich etwa von selbst, als Naturprodukt einstellt. Eine solche Ordnung gibt es überhaupt nicht, denn immer ist die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewusste und gewollte Tat."

Wer zusätzlich was zum Lachen braucht, kann sich noch die unwissenschaftliche Übersetzung oder auch "moderne" theologische Interpretation von NHC II,2,105 ansehen,...

Wer den Vater und die Mutter kennt, kann der Sohn einer Hure genannt werden?

...was den oben bereits genannten Geisteszustand heutiger "Geistlicher" bestätigt. Der heutige Stand des Wissens und der Technologie wäre ohne Massenarmut und Krieg etwa im dritten oder vierten Jahrhundert erreicht worden, wobei Umweltverschmutzung und -zerstörung niemals Thema gewesen wären, und wo die Menschheit dann heute wäre, sprengt jedes Vorstellungsvermögen:

"Wir wären weit, weit über den Kapitalismus hinaus (Kapitalismus = wirtschaftlicher Zustand, in dem die Nachfrage nach Geld und Realkapitalien das Angebot übertrifft und darum den Zins bedingt), wenn seit 3000 Jahren durch die Wirtschaftskrisen die Kultur nicht immer wieder die mühsam erklommenen Stufen heruntergestoßen worden wäre; wenn die bettelhafte Armut, in der jede Krise die Volksmassen hinterlässt, nicht die Bettlergesinnung großgezogen hätte, die nun einmal den Menschen, groß und klein, in den Knochen liegt. … Die Plage des Hungers und der Druck der Schulden sind böse Erzieher. …Und wo wären wir heute in wissenschaftlicher, technischer, … Beziehung angelangt, wenn die vielversprechende Kultur, die das Gold, obschon blutbefleckt, geraubt und erpresst, in Rom erstehen ließ, nicht unter einer anderthalbtausendjährigen, durch Geldmangel erzeugten ökonomischen Eiszeit erstarrt, vergletschert, vernichtet worden wäre? Sicherlich säßen wir jetzt auf dem Throne Gottes und ließen das All im Kreis an unserem Finger laufen." (Silvio Gesell, 1911)

Tote Götter sind nur künstliche Archetypen im kollektiv Unbewussten, aber es gibt auch lebendige Götter. Religiöse (Untertanen) werden vom Unterbewusstsein gesteuert, während ein Mensch mit höherem Bewusstsein wiederum das kollektiv Unbewusste steuern und damit alle Untertanen in eine bestimmte Richtung lenken kann! Dafür gibt es keine "physikalische Grundlage", doch die Physik ist eben nicht die "Königin der Wissenschaften", sondern eher die moderne Elektronik:

Axiom a) Ein Proton funktioniert als Komparator.
Axiom b) Ein Neutron funktioniert als Integrator.
Axiom c) Zeit ist nicht nur im Einsteinschen Sinne relativ.

Stefan Wehmeier, 09.12.2021 
 

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