Montag, 21. März 2022

Das Leben nach dem Tod

Jedes Land in der Zinswirtschaft, mit allem, was darin steckt und darauf steht und gebaut wurde, Häuser, Äcker, Bergwerke, Warenlager, Läden, Banken mit ihrem Inhalt, Eisenbahnen, Viehherden, Wälder, Handelsflotten usw., müssen die Ausgebeuteten alle zwanzig Jahre in Gestalt von Grundrenten und Zinsen an die Ausbeutenden abliefern. Der Kaufpreis irgendeines Kapitalgegenstandes wird im Handel ganz allgemein mit dem zwanzigfachen seiner jährlichen Ausbeute, d. h. also des Zinses oder der Rente eingeschätzt.
...
Wie geht nun diese Ausbeute vor sich? Man sollte meinen, dass man sich über eine Erscheinung von so gewaltigem Umfang längst klar sein müsste, zumal es sich hier um einen Vorgang handelt, der sich vor unseren Augen vollzieht, einen rein menschlichen Vorgang, den wir leicht in allen Einzelheiten verfolgen können. Und dennoch streiten wir noch über das wie, wann und wo der Ausbeutung.

Silvio Gesell, aus Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung, 1922


Würde eine Volkswirtschaft, die auf Ausbeutung basiert, auf unbegrenzte Zeit stabil bleiben, könnte man noch sagen, dass die Ausbeuter es klug angestellt haben, dass die Ausgebeuteten zu dumm sind, das Wesen der Ausbeutung zu begreifen und die Ausbeutung abzustellen. Immerhin bilden die Ausgebeuteten die überwältigende Mehrheit, sodass in jedem "demokratischen Rechtsstaat" die Ausbeutung längst abgewählt sein müsste. Tatsächlich sind die Ausbeuter noch dümmer als die Ausgebeuteten, denn zum Einen ist eine Zinswirtschaft nicht auf Dauer stabil und zum Anderen können die Ausbeuter sich gar nicht mehr vorstellen, dass auch sie in einer Volkswirtschaft ohne Ausbeutung ein unvergleichlich reicheres Leben hätten, bzw. überhaupt erstmals leben könnten!

(NHC II,3,4) Ein heidnischer Mensch pflegt nicht zu sterben, denn er hat gar nicht erst gelebt, so daß er sterben könnte. Wer zum Glauben an die Wahrheit gekommen ist, hat das Leben gefunden. Und dieser schwebt in Gefahr zu sterben, denn er ist lebendig.

Der Verfasser von Spruch 4 des Philippusevangeliums kannte noch nicht die ganze Wahrheit, d. h. er war sich als Urchrist der Erbsünde bewusst, ohne zu wissen, wie die Erbsünde zu überwinden ist, und deshalb schwebte er in Gefahr zu sterben: Nur heidnische Menschen (geistig Tote) können eine Existenz in der Erbsünde ertragen, und solange noch keine Aussicht besteht, die Erbsünde generell zu überwinden, muss die halbwegs zivilisierte Menschheit immer wieder in den geistigen Tod der Zinsgeld-Religion zurückfallen.

Der Planet Erde wird heute von 7,8 Milliarden geistig Toten bevölkert, deren Begriffsvermögen für die Basis allen menschlichen Zusammenlebens (Makroökonomie) und für die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung (Geld) um 3250 Jahre zurückgeblieben ist. Erschwerend kommt hinzu, dass im Einzelfall das Denkvermögen umso mehr gestört ist, je höher die "gesellschaftliche Position" in der invertierten Gesellschaft der nicht erst seit einem Jahrhundert, sondern schon seit zwei Jahrtausenden veralteten Zinsgeld-Ökonomie.

Wird der Rückstand nicht in kurzer Zeit aufgeholt, hat die Menschheit keine Überlebenschance.

Stefan Wehmeier, 21.03.2022 
 

1 Kommentar: