Wie Marx und Engels über das Geld urteilen
Marx: (Das Kapital,
1. Band) Aus dem Gebrauch des Geldes als
Tauschmittel lässt sich der Mehrwert nicht erklären, denn das Geld kann immer
nur den Wert eintauschen, den es selber hat. Es ist Äquivalent, nichts als
Äquivalent der Waren. Um die Formel G. W. G’ (Geld > Ware > Mehrgeld),
nach der der Tausch sich vollzieht, zu erklären, muss man auf die
Warenproduktion zurückgehen. Die Ausbeutung erfolgt in der Fabrik, nicht im
Handel. Der Besitzer der Produktionsmittel (Bauer, Handwerker, Unternehmer)
bezahlt dem Arbeiter als Lohn nur die Unterhaltungskosten der Arbeitskraft,
weder mehr noch weniger (?) und erhält dafür das Arbeitsprodukt, das größer ist
als der Lohn. Der Unterschied ist der Mehrwert, der also nur dort entstehen
kann, wo der Arbeiter nicht im Besitz seiner Produktionsmittel ist.
Engels: (Der Ursprung
der Familie) Mit dem Handel bildet sich
aus das Metallgeld, die geprägte Münze, und mit dem Metallgeld ein neues Mittel
zur Herrschaft der Nichtproduzenten über den Produzenten und seine Produktion.
Die Ware der Waren, die alle anderen Waren im Verborgenen in sich enthält, war
entdeckt, das Zaubermittel, das sich nach Belieben in jedes gewünschte Ding
verwandeln lässt. Wer es hatte, beherrschte die Welt der Produktion. Und wer
hatte es vor allem? Der Kaufmann. In seiner Hand war der Kultus des Geldes
sicher. Er sorgte dafür, dass es offenbar wurde, wie sehr alle Waren und damit
alle Warenproduzenten sich anbetend in den Staub werfen mussten vor dem Geld. Er
bewies es praktisch, wie sehr alle anderen Formen des Reichtums nur selber bloßer
Schein werden gegenüber dieser Verkörperung des Reichtums als solchen. Nie
wieder ist die Macht des Geldes aufgetreten in solch ursprünglicher Rohheit und
Gewaltsamkeit, wie in dieser ihrer Jugendperiode. Nach dem Warenkauf für Geld
kam der Geldvorschuss, mit diesem der Zins und der Wucher. Und keine
Gesetzgebung späterer Zeit wirft den Schuldner so schonungslos und rettungslos
zu den Füßen des wucherischen Gläubigers, wie die altathenische und altrömische
– und beide entstanden spontan, als Gewohnheitsrechte, ohne anderen als den
ökonomischen Zwang.
Neben den
Reichtum an Waren und Sklaven, neben den Geldreichtum trat nun auch der
Reichtum an Grundbesitz. Das Besitzrecht der einzelnen an den ihnen ursprünglich
vom Stamm überlassenen Bodenparzellen hatte sich jetzt so weit befestigt, dass
diese Parzellen ihnen erbeigentümlich gehörten. Wonach sie vor allem gestrebt,
das war die Befreiung von dem Anrecht der Stammgenossenschaft an den Parzellen,
das ihnen eine Fessel wurde. Die Fessel wurden sie los, aber bald nachher auch
das neue Grundeigentum. Volles, freies Eigentum am Boden, das hieß nur die
Möglichkeit, den Boden unbeschränkt zu besitzen und zu veräußern. Solange der
Boden Stammeseigentum war, existierte diese Möglichkeit nicht. Als aber der
neue Grundbesitzer die Fessel des Stammeseigentums endgültig abgestreifte, zerriss
er auch das Band, das ihn selbst bisher unlöslich mit dem Boden verknüpft
hatte. Was das hieß, wurde ihm klar gemacht durch das mit dem Privateigentum
gleichzeitig erfundene Geld. Der Boden konnte nun Ware werden, die man kauft
und verpfändet. Kaum war das Grundeigentum eingeführt, so war auch die Hypothek
schon erfunden.
So ging mit Handelsausdehnung,
Geld und Geldwucher, Grundeigentum und Hypothek die Konzentration und
Zentralisation des Reichtums in den Händen einer wenig zahlreichen Klasse rasch
voran.
Wer hat nun hier
recht – Marx oder Engels? Engels widerspricht hier glatt der Behauptung Marx’, dass
das Geld ein einfaches Äquivalent, ein völlig harmloses Ding sei. Kann ein
Zaubermittel zugleich Äquivalent sein? Vielleicht beantworten unsere
Börsenkönige, die Rothschild, Bleichröder, Morgan, die niemals eine Fabrik
betreten, die nur mit Geld arbeiten und in wenigen Jahren Milliarden ansammeln,
unsere Frage.
Worin kann die
„Macht des Geldes“, von der Engels spricht, bestehen? Doch nur in einer
Übermacht gegenüber den Waren, also in einer Nichtäquivalenz von Waren und
Tauschmittel. Statt den Waren als Tauschmittel zu dienen, beherrscht es sie.
Die Darstellung, die Engels von dieser Übermacht gibt, stimmt in den Hauptzügen.
Doch irrt Engels, wo er sagt, dass die Rohheit und Gewaltsamkeit, mit der die
Geldleute die Besitzer der Produktionsmittel mit Einschluss der Grundbesitzer
in den Staub werfen, nie wieder so groß gewesen sei, wie in der Jugendperiode
des Geldwesens. Er hatte die so genannte Morganatische Panik, den New Yorker
Börsenkrach von 1907, nicht erlebt. Die Macht des Geldes ist von allem Anfang
bis heute immer die gleiche gewesen und ist immer mit derselben Rücksichtslosigkeit
missbraucht worden. Zur Zeit des alten Krösus hieß diese Macht fünf Prozent –
und noch heute nennt man sie so.
Wie Marx in einer
Frage von so grundsätzlicher und entscheidender Bedeutung derart fehlgreifen
konnte, ist schwer zu verstehen. Namentlich einem Forscher, der, wie Marx, sich
geschichtlich zu orientieren pflegte, musste sich die Tatsache der Beobachtung
und Prüfung geradezu aufdrängen, dass aller Regel nach die Handelsvölker die
Arbeitsvölker unterwerfen, dass der Arbeiter gewöhnlich mitsamt seinen
Produktionsmitteln, seinem Acker, Haus und Esel der Geldmacht verfällt. Der
Fall, der im Roman „Soll und Haben“ beschrieben wird, wiederholt sich täglich,
und wie könnte man es verstehen, dass die Gesamtheit der Produktionsmittelbesitzer
(Ausbeuter) in Deutschland und in Frankreich sich vor etwa 30 Jahren an den
Staat wenden mussten, Hilfe erflehend durch Schutzzölle für Industrie und
Landwirtschaft – wenn die Macht der Produktionsmittel hier nicht einer
Übermacht, eben der Macht des Geldes, erlegen wäre?
Dieser Widerspruch
der Geschichte mit seiner Geldtheorie konnte Marx vielleicht durch Zufall
entgangen sein, wie konnte ihm aber eine so alltägliche Erscheinung wie die
Kapitalisierung der Grundrenten entgehen, die doch auch als glatter Widerspruch
seiner Theorie entgegen tritt? Einen Acker, der 1000 Franken Rente abwirft,
kauft man für 20.000 Franken. Wie kommt dieser Preis zustande? Es muss doch wohl
so sein, dass die 20.000 Franken ebenfalls 1000 Franken Zins abwerfen. Wo holt
das Geld diesen Zins her? Die Marx’sche Geldtheorie lässt uns ratlos. Engels
zeigt uns den Weg, an dessen Ende die Freigeldtheorie die Antwort gefunden hat:
Das Geld ist alles andere als ein harmloses Äquivalent. Es ist, wie auch schon
Lassalle sagte, das Kapital par excellence, es ist das Zaubermittel des
Mehrwertes.
Silvio Gesell, 1918
Heute ließe sich
darüber streiten, ob ein Herr Reithofer, Topmanager bei BMW, für seine 6,2 Mio.
Euro Jahresgehalt genug gearbeitet hat, doch wenn es sich für BMW rechnet, sei
es ihm gegönnt. Allerdings lässt sich nicht darüber streiten, dass die Familie
Quandt, Hauptaktionär bei BMW, für ihre 650 Mio. Euro Rendite, die sie 2011
abkassierte, gar nicht gearbeitet hat. Es steht außer Frage, dass diese 650
Mio. Euro nicht verdient, sondern gestohlen wurden – gestohlen von vielen
anderen Menschen, die für ihre jeweilige Arbeitsleistung unter normalen
Umständen einen höheren Lohn verdient hätten. Wie konnte der Familie Quandt
dieser Raubzug in aller Öffentlichkeit gelingen, ohne dafür angeklagt und von
manchen sogar noch bewundert zu werden?
"Betrachten wir uns die gegenwärtige Moral etwas
genauer, so erkennen wir, dass es sich um eine doppelte oder sogar eine
dreifache Moral handelt. Die in den Staatsgesetzen und in der öffentlichen
Meinung verankerte Moral soll verhindern, dass der Einzelmensch in
eigennütziger Weise gegen den Nutzen seiner Mitmenschen und damit gegen den
Gemeinnutzen verstößt, z. B. durch Diebstahl und Betrug. Aber sie erreicht
diesen Zweck nur in einem verhältnismäßig kleinen Teilbereich der menschlichen
Gesellschaft, nämlich nur für die Menschengruppe der wirtschaftlich Schwachen,
also der Arbeitenden. Der wirtschaftlich Starke, also der Kapitalist, hat ja
die moralisch verwerflichen, d. h. durch die Gesetze verbotenen und durch die
öffentliche Meinung verfemten Mittel nicht nötig zur Verwirklichung des
Eigennutzes mit Schädigung der Mitmenschen und des Gemeinwohles und zwar im allergrößten
und praktisch uneingeschränkten Ausmaß.
Neben dieser
offenkundig doppelten Moral gibt es aber noch eine dritte, von den wenigsten
Menschen durchschaute Seite, bedingt durch das heimlich schlechte Gewissen der
Vertreter und Nutznießer dieser verlogenen Moral. Hier handelt es sich freilich
nicht um die Großkapitalisten, die ja ihr Gewissen, wenn sie je eines besaßen,
längst abgetötet haben, sondern um die breite Schicht der bürgerlichen
Bevölkerung… Sie vertreten die kapitalistisch verzerrte Moral, die ihre
wirtschaftlichen Vorteile gegenüber den völlig mittellosen, ausgebeuteten,
arbeitenden oder arbeitslosen Bevölkerungsschichten sichert. …Den Gegensatz
zwischen Gemeinnutz und Eigennutz halten sie für eine zwar betrübliche, aber
selbstverständliche und unabänderliche Tatsache. …
...Der geschilderten, innerlich so verlogenen Moral mit
all ihren, hier nur kurz angedeuteten schädlichen Auswirkungen stellen wir nun
die natürliche und sinnvolle Ordnung entgegen, welche die Natürliche
Wirtschaftsordnung nicht nur für die wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen
untereinander darstellt, sondern auch für den Aufbau der Gesellschaft und darüber
hinaus jeder menschlichen Gemeinschaft nahe legt."
Die natürliche und
sinnvolle Ordnung, auch wenn das zu ihrer Verwirklichung erforderliche Wissen
längst zur Verfügung steht, lässt bis heute auf sich warten, weil es zur
Überwindung der verlogenen Moral erst einmal einer allgemeinen Gottesaustreibung
bedarf:
Der „liebe Gott“ (künstlicher
Archetyp Elohim, definiert durch Genesis_1,1-2,4a) ist also nichts anderes als
der Kapitalismus, der den Restverstand von Karl Marx, auch wenn er sich selbst
für „ungläubig“ hielt, genauso ruinierte wie das Denkvermögen aller anderen
(noch) unbewussten Menschen, die den elementaren Erkenntnisprozess der
„Auferstehung aus dem geistigen Tod der Religion“ bis heute nicht durchlaufen
haben: Das
Jüngste Gericht
"Der Kurzsichtige ist selbstsüchtig, der
Weitsichtige wird in der Regel bald einsehen, dass im Gedeihen des Ganzen der
eigene Nutz am besten verankert ist."
(Vorwort zur 3.
Auflage der NWO)
Die phänomenale
Leistung von Silvio Gesell, die auch die allermeisten heutigen „Freiwirte“ noch
immer nicht zu würdigen wissen, bestand darin, sowohl den grundlegenden Fehler
im „Geld, wie es (noch) ist“ (Zinsgeld) erkannt als auch das fehlerfreie „Geld,
wie es sein soll“ (Freigeld) und die gewaltigen gesellschaftlichen
Veränderungen korrekt beschrieben zu haben, die sich aus der Korrektur unserer
seit jeher fehlerhaften Geld- und Bodenordnung ergeben, ohne zuvor die Religion
verstanden zu haben! Somit stellt der Geniestreich „Die Natürliche
Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ (1916), auch wenn sie „ja doch
nur aus einer Reihe banalster Selbstverständlichkeiten besteht“ (Zitat: Silvio
Gesell), sogar noch die Erkenntnisse eines Albert Einstein in den Schatten.
Denn es ist mindestens ebenso schwierig, in einer seit jeher systemisch
ungerechten Welt, in der die Ursache der Ungerechtigkeit von der Religion aus
dem allgemeinen Begriffsvermögen entfernt wurde, das Prinzip der absoluten
Gerechtigkeit (Gemeinnutz = Eigennutz) zu erkennen, als das Wesen von Zeit und
Raum zu verstehen.
Stefan Wehmeier,
05.01.2013
Ich brauche sehr lange um ihre texte zu verstehn, aber es wird immer besser, was mir leider nicht gelingt ist Ihr wissen in worte zufassen und so anderen Menschen auch zugänglich zu machen.
AntwortenLöschenDanke für die tolle arbeit!! Ich habe ihre seite vor ca. 4 gefunden und musste es immer wieder lesen um es (wirklich) zu verstehn.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenIch kann sie beruhigen! In Worte kann ich es inzwischen fassen!
AntwortenLöschenDer Glaube und der Unglaube sind aber derart verfestigt. Die "kritische Masse" ist nur unter Geduld zu erreichen!
Meine Erfahrungen sagen das gerade die "Gläubigen" wesentlich offener durch die Welt gehen und bereit sind "weltliche" Probleme nachhaltig zu beseitigen!
Weiterhin sind Menschen mit einem höherem allgemeinem IQ ehr für ein konstruktives Gespräch bereit. Aber man muss immer bedenken... ALLE sägen zwar am eigenem Ast. Aber die Regel besagt das sie erst damit aufhören bis ihnen der Ast bricht.
Alle Wirtschaftteilnehmer können so perfekt mit dieser Ungerechtigkeit umgehen, das sie den Wald vor Bäumen nicht sehen. Sie trauen sich, obwohl angeboren, nicht zu gerecht sein zu können/dürfen!
So bislang meine traurige Erkenntnis!
Ich kann ihnen den Tip geben die Bücher, die Herr Wehmeier zitiert, zu lesen. Auch C.G. Jung mit seinen "Archetypen" MUSS man verstehen. Sonst befürchte ich das sie es nicht "wirklich verstehen" werden können.
Es dreht sich im Grunde nur um den "Normalzustand". Aus diesem Grunde ist es "eigentlich" ganz einfach. Es gibt nichts zu erklären oder zu wissen, was nicht angeboren ist oder erst noch begriffen werden müsste. ...außer sich selbst erst einmal wieder zu begreifen :-)
Am 21.12.2012 (also zum "Weltuntergang") war ich selbst erstaunt das man Menschen schon alleine damit begeistern kann das man ihnen den Zins erklärt. Ich hatte ca. 40-50 Personen zu Gast. Ich hatte für ein gemischtes Publikum gesorgt. Plötzlich stand allen die Angst ins Gesicht geschrieben. Es gab sogar Rufe ich solle zur Rebellion aufrufen. Transparente, Taten, Parteien wurden verlangt. Der ganz "normale" Wahnsinn, den der Bürger kennt. Und das hab ich auch getan! Ich hab gesagt das ich nichts weiter für sie machen kann als sie dabei zu unterstützen wieder mit dem eigenem Denken zu beginnen und ihre Eigenverantwortung SOFORT und unwiderruflich zurück zu holen.
Und wieder erkannten alle "das müssen schon alle machen". Wie gesagt, sie kennen das System aus dem FF. Sobald sie damit anfangen würden kämen sie "schneller" zum eigenem Ende. Es war ihnen aber deutlich das es kommt und das es ihre Kinder ereilen wird. "Nach mir die Sintflut" "Das müssen die dann regeln" ...eben genau wie Herr Wehmeier die Programmierung feststellte: Unverantwortliche Investoren!
Immer lustig und vergnügt, bis der Arsch im Sarge liegt.
Die sind so geübt im Verdrängen und die Abgestumpftheit ist derart "überwältigend" ...sie können mir "glauben" das mich noch nichts so "vom Sockel" gehauen hat, wie die Tatsache das Menschen an Dummheit, Feigheit und eigentlich allem was eigentlich unter dem Begriff "menschlich" zusammengefasst werden kann, im negativem Sinne maximal ausgeprägt vorhanden ist und überwiegt.
Es ist der größte Schritt den die Menschheit gehen kann und der einfachste. Logisch wäre das ganz und gar. Zunächst ist es aber erst mal wie es ist, umgekehrt und unlogisch.
Diese Feigheit zu sich selbst ist ein Phänomen. Statt Verantwortung steht "vermeintliche" Sicherheit. Alles ist verdreht und steht Kopf und keiner merkt es. Gerade so wie wir nicht merken das die Erde sich dreht und irgendwie immer der Kopf in Richtung All zeigt.
Das sind erst einmal die Tatsachen mit denen wir umzugehen lernen müssen.
Studieren sie die Texte weiter. Es lohnt!