Mittwoch, 2. Januar 2013

Ein Wort an die Pazifisten



Die Erfolge der christlichen Friedenspropaganda sind geringer als null. Die Arbeit der anderen Pazifisten ist gleich unfruchtbar geblieben. Niemals hat es so viele Kriege gegeben wie in der christlichen Ära, und seit Bertas „Die Waffen nieder“ hat der Krieg den letzten Rest der Ritterlichkeit verloren. War der Krieg für die Fürsten ein Privatvergnügen und eine interessante Unterbrechung der höfischen Langeweile, so ist der moderne Krieg, den die „Demokraten“ führen, nichts als eine Narretei, die um so lächerlicher wirkt, je sorgenvoller die Gesichter der obersten Kriegsleiter dreinschauen, je ernsthafter die Politiker heucheln, schwindeln, lügen.

Der Grund des Versagens der Friedenspolitik liegt darin, dass die Pazifisten viel zu viel vom Krieg reden. Der Teufel erscheint, wenn man von ihm spricht. Der Friedensengel würde aber vielleicht auch erscheinen, wenn man ihn auch einmal an die Wand malen würde. Aber die Friedenspropagandisten wissen offenbar nichts vom Frieden zu sagen. Darum wachsen nur Bajonette dort, wo die Pazifisten säen.

Wie stellt sich eigentlich der Pazifist den Frieden vor? Niemand weiß es. Würde aber eine klare Darstellung der Zustände in der befriedeten Welt nicht ungleich wirksamer sein als die ewige Auffrischung der Kriegsgräuelbilder? Stelle man doch neben die Bilder des Krieges das Bild des wahren, des ewigen Friedens und dann lasse man sie alle wählen! Wir werden dann Überraschungen erleben. Mancher Haudegen wird dann die Waffen von sich werfen und begeistert nach dem Palmwedel greifen. Für solchen Frieden, so werden sie sagen, bin ich auch, selbstverständlich.

Warum habt ihr uns nicht früher gesagt, wie ihr euch den ewigen Frieden vorstellt? Wie mancher Krieg wäre da unmöglich gewesen, weil die Krieger nicht mitgemacht hätten, weil die Krieger die Worte Friedrichs des Großen den kommandierenden Generälen ins Gesicht geschleudert hätten: Wir gehören zu den „Hunden, die ewig leben wollen“. Denn wahrlich, herrlich muss es sich für einen Menschen von unserer Art im Land des ewigen Friedens leben lassen. Euch Pazifisten klagen wir an. Ihr habt den Krieg möglich gemacht, denn ihr habt uns das wahre Bild des ewigen Friedens verschleiert!

Auch der Pazifist muss wissen, wofür er kämpft. Der deutsche Soldat setzte sein Letztes ein, weil ihm „der Dank des Vaterlandes“ versprochen wurde und weil er noch so dumm war, darunter etwas anderes als eine Drehorgel zu verstehen. So würde auch er für die pazifistischen Ziele mit derselben Berserkerwut kämpfen, wenn ihm der Pazifist auch eine Drehorgel versprechen könnte. Denn wahrhaftig, wo ist das Kopfschaf zu finden, das das Leben im Schützengraben mit seinen Läusen, seinem eintönigen Trommelfeuer den Herrlichkeiten vorzieht, womit die befriedete Welt alle Menschen mit beiden Händen überschüttet? Aber für das deutsche Volk bedeutet der pazifistische Frieden einfach die Aufrechterhaltung der heutigen fluchwürdigen Ordnung, derselben Ordnung, die jeder anständige Mensch als Krieg und Gräuel bezeichnet. Das Leben in der bürgerlichen Welt, die die Pazifisten vor Kriegsgefahr schützen wollen, ist für unzählige unserer Mitmenschen weit schlimmer als der Krieg. Das geht doch klar genug daraus hervor, dass man heute tausendmal am Tag die Worte hören kann: wenn es morgen wieder Krieg gibt, ich ziehe mit Begeisterung mit. Und woher diese Begeisterung? Nun, der Vergleich des Trommelfeuers mit dem Staub und Lärm der Fabrik, mit den armseligen Sorgen ums tägliche Brot, der ist es, der die Begeisterung für den Schmutz, die Läuse, die chirurgischen Reparaturen auslöst. Nicht Freude am Krieg, an seinen politischen Zielen (die niemand kennt), noch viel weniger Hass gegen irgendjemand in der Welt begeistert den Soldaten. Es ist dasselbe graue Elend, das auch schon vor dem Krieg jährlich tausende deutscher Männer veranlasste, ihre billige Haut zu Markte zu tragen… Schaffe man dieses graue Elend weg, dann lösen sich die Heere auf, allen voran die deutsche Reichswehr. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass es ihm möglich sein könnte, ein Heer von 100.000 Mann aus Söhnen von Kapitalisten zusammenzubringen? Sind es Kapitalistensöhne, die nachts bei 20 Grad unter Null über die Dächer steigen, um durch den Schornstein in die Vorratskammer des Nachbarn einzubrechen? …

Wie schafft nun der Pazifist die wirtschaftlichen Bedingungen für ein lebenswertes Leben? Wie beendet er den seit Jahrtausenden mit unverminderter Heftigkeit tobenden Bürgerkrieg, wie rottet er die Kapitalisten (Zinsgewinner) und das Proletariat (Zinsverlierer) gleichermaßen aus, wie verhält er sich gegenüber dem Zins, wie zum Privatgrundbesitz, wie zum Recht auf den vollen Arbeitsertrag? Auf diese Fragen hat der Pazifist zu antworten, wenn er in den Kreisen derjenigen Eindruck machen will, die seit Jahrtausenden Krieg führen und seit Jahrtausenden besiegt am Boden liegen und geschlagen werden. Sieht der Pazifist diesen Krieg nicht, steckt er den Kopf in den Sand, um ihn nicht zu sehen, nun, so kann er einpacken. Das, was er dann noch zu sagen hat, interessiert nur noch die Leute, die nichts anderes wollen als eine Organisation, und die dann schließlich noch den Krieg ihrer Organisation wegen nicht entbehren wollen, wie jeder Apotheker die Krankheiten, wie jeder Parteibonze die Soziale Frage verewigen möchte. Es ist ja wahr, dass der Völkerkrieg mit seinen Giftgasen und weiten Schlachtfeldern auf naive Gemüter stärkeren Eindruck macht als der in den Eingeweiden der Staaten bohrende Bürgerkrieg, obschon die Opfer dieses Krieges ungleich zahlreicher sind und unendlich größer ihre Qualen. Denn der Bürgerkrieg erschöpft sich nicht in den täglichen Einzelgefechten, wo 10 bis 50 oder 100 Mann fallen; das sind nur die äußern Erscheinungen. Für den Bürgerkrieg sind die Waffen ohne Knall und Rauch schon längst erfunden in Gestalt von Hunger, Schmutz und Schwindsucht. Und dieser geräuschlose Vorgang ist nicht geeignet, die Aufmerksamkeit oberflächlicher Geister auf sich zu lenken, nicht wie es das Massenmorden der Feldschlacht tut. Nichtsdestoweniger ist nicht an der Tatsache zu rütteln, dass der Bürgerkrieg die primäre Erscheinung ist und der Völkerkrieg die sekundäre. Der bürgerliche Kriegszustand ist es ja gewesen, der die Anregung dazu gab, die Staaten als Machtorganisationen auszubauen, und die Staaten sind es doch wohl, nicht die Menschen, die wegen der ewig auseinanderstrebenden Interessen zusammenprallen müssen. Ohne den bürgerlichen Kriegszustand wäre es darum auch niemals zu zwischenstaatlichen Kriegen gekommen. Die Staaten würden ebenso friedlich nebeneinander liegen wie die Gemeinden heute nebeneinander liegen. Die Pazifisten packen also das Friedensproblem beim Schwanz an. Das Problem des Friedens heißt: wie schaffen wir bürgerliche Zustände, die den Staat als Machtorganisation überflüssig machen, sodass wir die öffentliche Macht entbehren, bis auf den Nachtwächter abbauen können?

Es wird wohl die vollkommene Hilflosigkeit gegenüber diesem Problem gewesen sein, die die Pazifisten veranlasste, sich so gut wie ausschließlich auf die internationalen Friedensfragen zurückzuziehen, obschon es keinem Zweifel unterliegen kann, dass der Bürgerkrieg das Primäre, der internationale Krieg das Sekundäre ist. Man sehnt den Frieden herbei und will auf alle Fälle etwas tun, nach dem Satz: wenn es nichts nützt, so schadet es doch auch nichts. Ist nicht auch die Herstellung des Bürgerfriedens Sache, ja Monopol des Proletariats? Und außerdem, was sie, die Pazifisten, für den Frieden vorzuschlagen haben, ist ja in der bürgerlichen Ordnung längst verwirklicht: Verträge, Schiedsgericht, Abrüstung. Das aufsässige Proletariat ist längst abgerüstet, den Verfassungsvertrag hat es nolens volens unterschreiben müssen und die Polizei ist überall in der Welt bereit, die Schiedssprüche mit dem Säbel auf den Rücken des Proletariats zu tätowieren. Genützt hat das alles nicht das Geringste. … Friede durch Recht! Wir werden diesen Advokatenfrieden nie erleben. Der Frieden ist ein urwüchsiger, ein Naturzustand, der keiner Paragraphen bedarf. Wo ein Bedürfnis nach Rechtsparagraphen entsteht, da herrscht bereits Krieg. Der Frieden, der auf ein Kruzifix genagelt ist. Das ist der Frieden durch Recht. Der Frieden, der die Zankäpfel konserviert, statt sie zu vernichten, kann das Übel nur vergrößern, wie ein Keil, womit das Sicherheitsventil verschlossen wird. Sollten die Pazifisten immer noch nicht genügend Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt haben? Ist es ihnen auch noch nicht klar, dass ein Frieden durch Abrüstung ebenso sinnlos ist wie ein Friede durch Recht? Dass Abrüstung im Sinne moderner Kriegsführung nur zur Folge haben kann, dass die viel wildere, grausamere Rüstung, die Naturrüstung des Menschen wieder zum Vorschein kommt, so lange die Abrüstung nur eine äußere bleibt. Der Pazifist möge es ja einmal im Faustkampf mit dem „abgerüsteten“ Gorilla versuchen! Frieden durch Schiedsgerichte. Frieden durch Recht. Frieden durch Abrüstung. Es ist alles vertan, verlorene Zeit, verlorene Mühe. Also zurück auf den Ausgangspunkt! Zurück auf die Forderungen des Bürgerfriedens.

Dieser Frieden fordert die Beseitigung aller Vorrechte. Sind die Pazifisten bereit, dem Frieden dieses Opfer zu bringen? Auch dann, wenn unter Vorrecht das aus Arbeitsprodukten sich zusammensetzende „arbeitslose Einkommen“ verstanden wird? Sind sie bereit, die neuen Erkenntnisse über die Natur des arbeitslosen Einkommens zur Bekämpfung dieser Erbübel zu benutzen? Und die dahin strebenden Anstrengungen anderer zu unterstützen? Auch dann, wenn eine Revue der pazifistischen Herrscher wahrscheinlich feststellen würde, dass sehr viele unter ihnen, namentlich auch solche in prominenter Stelle, persönlich an diesen zu opfernden Vorrechten interessiert sind? Denn wenn die pazifistischen Organisationen dem Zins und der Bodenrente als der letzten Ursache aller Kriege den Krieg erklären würden, so müsste der Krieg unter den Pazifisten ausbrechen und bis zur Auflösung ihrer Organisationen führen! Ja, ja, der Frieden kostet viel, sehr viel sogar und ich fürchte, dass er für viele, die bisher für den Frieden gekämpft haben, zu viel kosten wird.

Silvio Gesell, 1924


Nicht nur die „hohe Politik“ (Machtausübung) steht dem Weltfrieden im Weg, sondern vor allem die Religion (Machterhalt). Bedauerlicherweise wurden die „Heiligen Schriften von Nag Hammadi“ erst nach dem Zweiten Weltkrieg (wieder-)gefunden, die im Nachhinein betrachtet als der wertvollste archäologische Fund aller Zeiten anzusehen sind, denn sie beinhalten mit dem Thomas-Evangelium (NHC II,2) die wahre Erkenntnis des Jesus von Nazareth – und damit den Schlüssel für den „Himmel auf Erden“!

Um den Weltfrieden zu verwirklichen, muss man einfach nur Ockhams Gesetz auf die christliche Religion anwenden. Wenn also die einfachste Theorie alles erklärt und zudem ganz ohne irrationale Annahmen auskommt, während alle anderen Theorien eigentlich gar nichts erklären und im Grunde nur irrationaler Unfug sind, ist davon auszugehen, dass die einfachste Theorie die richtige ist:

(Vorwort zur 7. Auflage der NWO) "Die Wirtschaftsordnung, die Gesellschaftsordnung, der Staat sind, das sieht man jetzt endlich ein, auf dem Geldwesen, auf der Währung aufgebaut. Mit der Währung steht und fällt der Staat, und zwar nicht nur der Staat, wie ihn die herrschende Schicht zu Herrschaftszwecken errichtet hat, sondern der Staat schlechthin, der Staat der Bureaukraten, der Sozialisten, sogar der "Staat" der Anarchisten. Denn mit dem Sturz der Währung hört jedes höhere Gesellschaftsleben einfach auf, und wir fallen in die Barbarei zurück, wo es keinen Streit um Staatsformen gibt."

(NHC II,2,001) Wer die Erklärung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.
(NHC II,2,044) Wer den Vater lästern wird, dem wird man vergeben; wer den Sohn lästern wird, dem wird man vergeben; wer aber den heiligen Geist lästern wird, dem wird man nicht vergeben, weder auf der Erde noch im Himmel.
(NHC II,2,055) Wer nicht seinen Vater hasst und seine Mutter, wird mir nicht Jünger sein können. Und wer seine Brüder nicht hasst und seine Schwestern und nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.
(NHC II,2,105) Wer den Vater und die Mutter kennen wird, er wird Sohn der Hure genannt werden.
(NHC II,2,106) Wenn ihr die zwei zu einem macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden. Und wenn ihr sagt: "Berg, hebe dich hinweg!", wird er verschwinden.
(NHC II,2,113) Seine Jünger sagten zu ihm: "Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?" Jesus sagte: "Es wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: "Siehe hier oder siehe dort", sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht." ***

Mutter = Summe aller Ersparnisse
Hure = Finanzkapital
Brüder und Schwestern = Sachkapitalien
Berg = Rentabilitätshürde
Tod = Liquiditätsfalle
Vater (der Kultur) = Kreditangebot
Sohn = Kreditnachfrage
heiliger Geist = umlaufgesichertes Geld
(heilig = gesichert; Geist = Geldumlauf)
Königreich des Vaters = Natürliche Wirtschaftsordnung 

*** (Vorwort zur 3. Auflage der NWO) "Die Wirtschaftsordnung, von der hier die Rede ist, kann nur insofern eine natürliche genannt werden, da sie der Natur des Menschen angepasst ist. Es handelt sich also nicht um eine Ordnung, die sich etwa von selbst, als Naturprodukt einstellt. Eine solche Ordnung gibt es überhaupt nicht, denn immer ist die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewusste und gewollte Tat.
Der Kurzsichtige ist selbstsüchtig, der Weitsichtige wird in der Regel bald einsehen, dass im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutz am besten verankert ist."



Stefan Wehmeier, 02.01.2013


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