Sonntag, 28. Oktober 2012

Politik und Religion



Politik und Religion: Inkompetenz und Subjektivität


Vorwort

Politik und Religion sind heute nur noch Störfaktoren, die der Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung (Globale Soziale Marktwirtschaft) im Weg stehen.
    Alles, was durch faule Kompromisse zwischen sinnfreien politischen Ideologien ohnehin nicht "geregelt" werden kann, funktioniert in der idealen Makroökonomie eigendynamisch durch das verzerrungsfreie Spiel der Kräfte von Angebot und Nachfrage, sobald die Marktwirtschaft durch eine professionelle Geld- und Bodenordnung vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus befreit ist.
    Und die Religion ist der kollektive Wahnsinn, die Marktwirtschaft als einen "Obstgarten" zu betrachten, in dem "sündige" Menschen (Zinsgewinner) sich an einer "verbotenen Frucht" (Kapitalrendite) vergreifen, weil sie auf eine "böse Schlange" (die Sparsamkeit) hören und nicht auf den "lieben Gott" (die Investition).

Das ist die "moderne Welt", in der wir leben: Ein mittlerweile globaler Cargo-Kult, entstanden aus einem vor über 3200 Jahren erdachten Schöpfungsmythos, der die halbwegs zivilisierte Menschheit "wahnsinnig genug" für die Benutzung von Zinsgeld machte und damit zum "Auszug der Israeliten aus Ägypten", der Weiterentwicklung der menschlichen Kultur von der zentralistischen Planwirtschaft ohne liquides Geld (Ursozialismus bzw. Staatskapitalismus) zur freien Marktwirtschaft (Paradies) mit Geldkreislauf (Baum des Lebens), führte.

Dieser "Auszug" konnte noch immer nicht beendet werden, weil vor allem solche Patienten vom Verlust der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft und Privatkapitalismus (Erbsünde), der "Vertreibung aus dem Paradies", betroffen sind, die sich mit ungeeigneten Mitteln (Politik) um die Lösung von Problemen bemühen, die gar nicht vorhanden wären, wenn die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung, das "liebe Geld", funktionieren (stetig umlaufen) würde. Bis dahin kann das negative Prinzip "Macht ausüben" für den Einzelnen vorteilhafter sein als das positive Prinzip "Kompetenz beweisen".
  

1. Politik

Politik ist kondensierte Inkompetenz und entsteht allgemein aus einer wachsenden Zinsumverteilung innerhalb einer kapitalistischen (fehlerhaften) Volkswirtschaft. Leistungslose Kapitaleinkommen stören mit exponentiell steigender Tendenz die für jede zivilisatorische Weiterentwicklung elementar wichtige Proportionalität von marktwirtschaftlich erbrachter Leistung und Gegenleistung (Bezahlung). Die Basis des Zusammenlebens, die Makroökonomie, vermachtet, die Gesellschaft verdummt:

"Mit monotoner Regelmäßigkeit haben angeblich kompetente Männer sich darüber ausgelassen, was technisch möglich oder unmöglich sei – und ihre Aussagen haben sich als völlig falsch erwiesen, manchmal schon, bevor die Tinte richtig trocken war. Bei sorgfältiger Analyse scheinen sich diese Debakel in zwei Kategorien teilen zu lassen, die ich mit "Mangel an Mut" und "Mangel an Phantasie" bezeichnen möchte. Mangelnder Mut scheint der verbreitetere Fall zu sein. Er tritt ein, wenn der angebliche Prophet, sogar wenn ihm alle relevanten Fakten vorliegen, nicht sehen will, dass sie unweigerlich nur eine einzige Schlussfolgerung zulassen. Einige dieser Fehlurteile sind so lächerlich, dass sie kaum zu glauben sind und einen interessanten Gegenstand für psychologische Analysen abgeben würden. …Wir können uns heute das geistige Klima überhaupt nicht mehr vorstellen, das zu jener Zeit herrschte, als die ersten Lokomotiven gebaut wurden und die Gegner behaupteten, jeder, der die schreckliche Geschwindigkeit von fünfzig Stundenkilometer erreiche, müsse ersticken. Ebenso schwer fällt es uns zu glauben, dass vor nicht mehr als achtzig Jahren die Idee des elektrischen Lichtes in Häusern und Wohnungen von allen "Experten" geringschätzig verhöhnt wurde – mit Ausnahme eines 31-jährigen amerikanischen Erfinders namens Thomas Alva Edison."

Die immer erst im Nachhinein amüsante Idiotie der Etablierten, die Arthur C. Clarke in den beiden ersten Kapiteln seines Standardwerks PROFILE DER ZUKUNFT auf naturwissenschaftlich-technischem Gebiet beschreibt, ist in allen Wissenschaften, die sich direkt oder indirekt mit dem menschlichen Zusammenleben befassen, noch sehr viel ausgeprägter. Wäre die Menschheit in den Bereichen Naturwissenschaft und Technologie ähnlich zurückgeblieben, wie in der "Wissenschaft" von der Basis allen menschlichen Zusammenlebens, wären wir über das technische Niveau im antiken Rom noch nicht hinaus!  
    Tatsächlich ist die "moderne Volkswirtschaftslehre" keine Wissenschaft, sondern nur eine verworrene Ansammlung von Halbwahrheiten, basierend auf einer falschen Voraussetzung: der Irrlehre von den "drei Produktionsfaktoren", von denen in der Realität aber nur die menschliche Arbeitskraft als einziger Produktionsfaktor existiert. Doch alle, die sich direkt oder indirekt mit dem menschlichen Zusammenleben befassen (Volkswirtschaftler, Theologen, Politiker, Juristen, Soziologen, Pädagogen, Philosophen, Friedensforscher, etc.), gehen mehr oder weniger unbewusst davon aus, dass sowohl ein Stück Erdoberfläche als auch Geld von sich aus etwas "produzieren" könnten. Die aus diesem tief sitzenden Aberglauben sich ergebenden Denkfehler sind Legion und bewirken bei den Betroffenen eine totale Inkompetenz in Bezug auf das menschliche Zusammenleben. Weil aber in Volkswirtschaften, die Zwischentauschmittel mit einer der Tauschfunktion widersprechenden Wertaufbewahrungsfunktion (Zinsgeld) verwenden und die privates Bodeneigentum bevorzugen, die Eigentümer der beiden "Produktionsfaktoren" Geld und Boden diese "für sich arbeiten lassen" und damit mehr als genug "verdienen", um den Betroffenen einen ausreichenden Lohn für eine "gehobene Position" in der Gesellschaft sichern zu können, existieren alle Beteiligten mit ihren Denkfehlern in zufriedener Symbiose, solange die Mehrheit der an den Denkfehlern Unbeteiligten nicht darüber nachdenkt und sich für ihre fehlerfreie Arbeit einen "vollen Arbeitsertrag" erhofft.     

"Die ganzen dreißiger und vierziger Jahre hindurch fuhren ausgezeichnete Wissenschaftler fort, die Raketenpioniere zu verhöhnen – sofern sie überhaupt Notiz von ihnen nahmen. Jeder, der Zugang zu einer guten College-Bibliothek hat, kann in der Januar-Ausgabe von 1941 des "Philosophical Magazine", das dort für die Nachwelt sorgfältig aufbewahrt wird, ein Beispiel dafür finden, das aufgrund des hervorragenden Rufs des Verfassers besonders interessant ist.
    Es handelt sich um eine Arbeit des ausgezeichneten kanadischen Astronomen Professor J. W. Campbell von der University of Alberta, mit dem Titel "Rocket Flight to the Moon". Ausgehend von einem Zitat von der Edmontoner Zeitung von 1938, in dem es hieß, "Raketenflüge zum Mond seien schon jetzt weniger unwahrscheinlich als das Fernsehen vor hundert Jahren", beschäftigte sich der Professor mit diesem Thema von der mathematischen Seite her. Nach sorgfältiger Untersuchung kommt er zu dem Ergebnis, dass man eine Million Tonnen Treibstoff benötigen würde, um ein Pfund Nutzlast auf die Reise zu schicken.
    Die korrekten Zahlen sind – bei unseren heutigen primitiven Treibstoffen und Technologien – grob gerechnet etwa eine Tonne pro Pfund – ein deprimierendes Verhältnis, aber immerhin bei weitem günstiger als das von Professor Campbell errechnete. Und dabei waren seine mathematischen Berechnungen völlig fehlerfrei. Was stimmte also nicht?
    Nur seine Ausgangsvoraussetzungen, die hoffnungslos unrealistisch waren. Er wählte für die Rakete einen Weg aus, der eine phänomenale Energievergeudung bedeutete, und er setzte die Beschleunigung so niedrig an, dass der größte Teil des Treibstoffs schon bei niedrigen Höhen verbraucht wurde, um das Gravitationsfeld der Erde zu verlassen. Es war so, als hätte er die Leistungsfähigkeit eines Autos berechnet, während die Bremsen angezogen waren."       

Anstelle eines professionellen Zwischentauschmittels und Zwischenwertspeichers ohne Kapitaleigenschaft (Freigeld) ein primitives Ausbeutungsmittel (Zinsgeld) zu verwenden und darüber hinaus fast die gesamte Erdoberfläche zu kapitalisieren, ist nicht nur ökonomisch hochgradig ineffizient (soweit von "Effizienz" im positiven Sinne überhaupt gesprochen werden kann), sondern stellt auch die Gesellschaft auf den Kopf. Fähigkeit und Wissen werden beherrscht von Besitz und Macht, Dummheit und Sparsamkeit bestimmen über die Intelligenz. Dass unter diesen Bedingungen die Menschheit sich in technologischer Hinsicht überhaupt soweit entwickeln konnte, grenzt an ein Wunder. Nicht verwundern darf es dabei, dass die Allermeisten, die diese Zusammenhänge nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, weil sie ihre berufliche Existenz den elementaren Denkfehlern verdanken, so etwas wie absolute Gerechtigkeit für eine "prinzipielle Unmöglichkeit" halten, oder wenigstens für sehr viel unwahrscheinlicher als etwa die Realisierung der kalten Kernfusion oder die Entwicklung von Supraleitern bei Zimmertemperatur.
    Dass beide Zukunftstechnologien höchstwahrscheinlich schon Realität wären, hätte man nur frühzeitig absolute Gerechtigkeit durch absolute Marktgerechtigkeit hergestellt, liegt für die Allermeisten außerhalb des Vorstellungsvermögens. Nicht zuletzt deshalb, weil viele die Ungerechtigkeit (Kapitalismus) für etwas halten, was zwar nicht unbedingt den Frieden fördert, aber dann doch wenigstens geeignet zu sein scheint, den technologischen Fortschritt voran zu treiben. In Wahrheit erstickt der Kapitalismus – der Staatskapitalismus mehr als der Privatkapitalismus – den technologischen Fortschritt und führt unweigerlich zum Krieg.
    Der alleinige Antrieb für technologischen und kulturellen Fortschritt ist marktwirtschaftliche Konkurrenz; das genaue Gegenteil von Kapitalismus, die Ausschaltung von Konkurrenz. Es sind drei Einkommensarten zu unterscheiden, die die Wirtschaftsteilnehmer anstreben können und nach denen sie ihre Motivationen und Handlungen ausrichten:

  1. unverdienter Knappheitsgewinn (arbeitsfreies Kapitaleinkommen)
  2. verdienter Knappheitsgewinn (z. B. aufgrund technischer Innovation)
  3. Arbeits- oder Unternehmerlohn

In einer kapitalistisch pervertierten Marktwirtschaft dominieren die Bezieher der ersten, volkswirtschaftlich schädlichen Einkommensart die Bezieher der anderen, volkswirtschaftlich nützlichen Einkommensarten. Alle, die wirklich etwas leisten, müssen das leistungslose Einkommen der Kapitalisten mit exponentiell steigender Tendenz zusätzlich erwirtschaften, bis der Fortschritt praktisch zum Erliegen kommt oder nur noch in eng begrenzten Bereichen möglich ist, die nicht unbedingt als "zivilisatorisch positiv" zu bezeichnen sind.
    Nimmt die erste Einkommensart durch den Zinseszins-Effekt soweit zu, dass sie von den Beziehern der dritten Einkommensart nicht mehr getragen werden kann und sich für die Bezieher der zweiten Einkommensart das Denken nicht mehr lohnt, beginnt die Volkswirtschaft zu schrumpfen und die totale Hilf- und Ratlosigkeit der von allen Denkfehlern Betroffenen wird evident:

"Niemand habe Erfahrungen mit Krisen wie der aktuellen, gab Merkel in der Generaldebatte des Bundestages zu bedenken. Um die mit der Krisenbewältigung verbundenen Herausforderungen bewältigen zu können, sei ein "neues Denken" gefragt – und eine kluge Strategie zum Ausstieg aus den massiven Konjunkturprogrammen. "Bis 2015 werden wir schwierige Sparmaßnahmen vor uns haben", stellte die Kanzlerin in Aussicht. Jedes Jahr seien zehn Milliarden Euro abzubauen. Die Aufgabenstellung laute daher simpel, Arbeit und Beschäftigung zu schaffen. Das Kabinett werde sich dieser Aufgabe stellen."

Weil bei einer jährlichen Zinsumverteilung von 550 Mrd. € ein hypothetischer jährlicher Schuldenabbau von 10 Mrd. € unter die Irrelevanzgrenze fällt, braucht nicht erst erwähnt zu werden, dass jeder Schuldenabbau des Staates eine entsprechende Mehrverschuldung der mittelständischen Privatwirtschaft erzwingt, denn die auf der Kehrseite der Medaille stehenden Geldvermögen werden durch den "Schuldenabbau des Staates" garantiert nicht weniger. Und weil dem Mittelstand die Schulden bereits "Oberkante Unterlippe" stehen, kann jeder ernsthafte Versuch, die Staatsverschuldung abzubauen, den weiteren Zusammenbruch der Volkswirtschaft nur beschleunigen! Die "schwierigen Sparmaßnahmen" könnten sogar der direkte Auslöser für den sofortigen Zusammenbruch des Geldkreislaufs (Liquiditätsfalle) sein, der ohne eine funktionierende Geldumlaufsicherung ohnehin zusammenbrechen muss. Mit der praktischen Realisierung einer konstruktiven Geldumlaufsicherung ist das Kabinett aber überfordert, vom gleichzeitig notwendigen allgemeinen Bodennutzungsrecht ganz zu schweigen. Die "hohe Politik" kann froh sein, bei der rechtzeitigen Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung assistieren zu dürfen; das sind die "Staatsdiener" immerhin gewohnt.

"Die Lektion, die man aus diesen Beispielen lernen sollte, kann nicht oft genug wiederholt werden, und sie wird von Laien nur selten verstanden, weil diese eine fast abergläubische Ehrfurcht vor der Mathematik haben. Aber Mathematik ist nur ein Werkzeug, wenngleich ein außerordentlich leistungsfähiges. Keine Gleichung, und mag sie auch noch so eindrucksvoll und kompliziert sein, kann zum richtigen Ergebnis führen, wenn die Grundvoraussetzungen falsch sind. Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr sich fähige, aber konservative Wissenschaftler irren können, wenn sie an eine Arbeit mit der voreingenommenen Meinung herangehen, dass das, was sie untersuchen wollen, nicht realisierbar sei. Wenn das geschieht, werden selbst bestens unterrichtete Männer von ihren Vorurteilen geblendet und sind unfähig zu sehen, was direkt vor ihrer Nase liegt. Und was noch unglaublicher ist – sie weigern sich, aus Erfahrung klug zu werden; sie werden den gleichen Fehler immer und immer wieder begehen.
 …Alles, was theoretisch möglich ist, wird auch praktisch verwirklicht werden, wie groß die technischen Schwierigkeiten auch sein mögen – wenn nur der Wunsch danach groß genug ist. Es ist kein Argument, gegen irgendein Projekt einzuwenden: "Diese Idee ist reine Phantasterei!" Die meisten Dinge, die in den letzten fünfzig Jahren geschehen sind, schienen zunächst Phantasiegespinste zu sein, und nur wenn wir davon ausgehen, dass es auch in Zukunft so sein wird, haben wir irgendeine Hoffnung, die Zukunft vorhersagen zu können.
    Um das zu tun – nämlich jenen Mangel an Mut zu vermeiden, den die Geschichte stets gnadenlos bestraft – müssen wir die Kühnheit besitzen, allen technischen Extrapolationen bis zu ihren logischen Schlussfolgerungen nachzugehen. Aber selbst das genügt noch nicht, wie ich ebenfalls zeigen werde. Um die Zukunft vorherzusagen, brauchen wir Logik; aber ebenso brauchen wir Glauben und Phantasie, die manchmal im direkten Widerspruch zur Logik stehen können."                                                                        

Arthur C. Clarke, 1962

Gehen wir in der Makroökonomie "allen technischen Extrapolationen bis zu ihren logischen Schlussfolgerungen" nach, wird in nicht allzu ferner Zeit der Kapitalmarktzins – global – auf die Liquiditätspräferenzgrenze absinken. Dann verbleibt die Natürliche Wirtschaftsordnung als definitiv einzige und letzte Möglichkeit, um die globale Liquiditätsfalle (Armageddon) zu verhindern. Weil aber die ganze Politik im Grunde nichts anderes ist als der in einer kapitalistischen Wirtschafts(un)ordnung a priori aussichtslose "Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols, einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen, andererseits", verfügt sie nicht über die Kompetenz, die echte Soziale Marktwirtschaft (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus) zu verwirklichen, welche die "hohe Politik" überflüssig macht. Es macht "den Bock zum Gärtner", wer ausgerechnet von der Politik erwartet, die größte anzunehmende Katastrophe der Weltkulturgeschichte aus eigener Kraft verhindern zu können.


2. Religion

Zwei Dingen gegenüber mangelt es "dieser Welt" in besonderem Maß an Objektivität: Geld und Religion. Die Religion stellt sich den Allermeisten als etwas Undefinierbares dar, an das man entweder glauben oder nicht glauben kann, das ansonsten kaum objektivierbar erscheint und sich anscheinend jeder wissenschaftlichen Untersuchung entzieht. Beim Geld erscheinen die Aussichten, es verstehen zu können, etwas hoffnungsvoller, werden aber erheblich erschwert durch das ständige Verlangen, möglichst viel – und dann immer noch mehr – davon besitzen zu wollen. Dass beides (Geld und Religion) irgendwie zusammenhängt, spürt der "Normalbürger" intuitiv, macht es sich aber nicht bewusst.
    Religion ist Dummheit und ganz genau das, was der halbwegs zivilisierten Menschheit am vollständigen Verstehen des Geldes fehlt. Wer das bestreiten will, darf sich zuerst bewusst machen, dass nichts anderes als das Geld die elementarste zwischenmenschliche Beziehung in unserer arbeitsteiligen Zivilisation (der Welt des Kulturmenschen) ist und erst die Arbeitsteilung den Menschen über den Tierzustand erhob. Die Qualität der makroökonomischen Grundordnung bestimmt den Grad der Zivilisiertheit, die der Kulturmensch zu erreichen in der Lage ist. Ist die Makroökonomie noch fehlerhaft, bedarf es der Religion, um diese Fehler aus dem Bewusstsein zu streichen. Naive Vorurteile mit subjektiven Wertungen ersetzen einfache Prinzipien, über die sich alle einig sein müssen, um gemeinsam eine Zivilisation aufzubauen. Religiös Verblendeten (Untertanen) fehlt die Objektivität, um die subjektive Wunschvorstellung "Reich Gottes" als das heute einfach zu verwirklichende Prinzip "Vollinvestition" zu erkennen oder erkennen zu wollen. Das beschrieb Arthur C. Clarke in PROFILE DER ZUKUNFT als "Mangel an Phantasie":

"Mangel an Phantasie (das 2. Risiko der Prophezeiung) tritt auf, wenn alle verfügbaren Fakten richtig eingeschätzt und geordnet werden – wenn aber die wirklich wesentlichen Fakten noch nicht entdeckt sind und die Möglichkeit ihrer Existenz ausgeschlossen wird."

Der einzige wirklich stichhaltige Beweis Gottes (künstlicher Archetyp Jahwe = Investor) ist die Unfähigkeit seiner Untertanen, die Natürliche Wirtschaftsordnung zu verstehen.

Wäre es anders, hätten seit der Erstveröffentlichung von "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld" (Silvio Gesell, 1916) alle "christlichen" Priester die ideale Makroökonomie von der Kanzel predigen müssen! Die katholischen Priester hatten mit der so genannten Enzyklika "Vix pervenit" dazu sogar die unmissverständliche Anweisung von "höchster Stelle". 

Leistungslose Kapitaleinkommen (Zinsen und Renditen) lassen sich nicht verbieten, solange das "liebe Zinsgeld" (Tauschmittel mit parasitärer Wertaufbewahrungsfunktion) nur notdürftig mit "Zuckerbrot und Peitsche" (Urzins und Inflation) im verlangsamten Umlauf gehalten werden kann. Nur das Freigeld (Tauschmittel und Zwischenwertspeicher ohne Kapitaleigenschaft), das Silvio Gesell bereits 1891 wissenschaftlich exakt beschrieben hatte, läuft ohne wenn und aber stetig um und verursacht keine Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz (Geld- und Sachkapitalbesitz). Das versteht jedes normal begabte Kind, das vom Religionsunterricht verschont blieb. Doch "Erwachsene", deren Unterbewusstsein unter dem Einfluss des künstlichen Archetyps Jahwe = Investor (der "liebe Gott" für alle Untertanen) steht, blockieren ihr Begriffsvermögen mit einer beliebigen Anzahl von Vorurteilen gegenüber der einzig denkbaren Möglichkeit des zivilisierten Zusammenlebens. Untertanen verfügen über eine grenzenlose Phantasie im Erfinden naiver Vorurteile, um ein absolut gerechtes und selbstbestimmtes Leben gar nicht erst verstehen zu müssen. Das gilt auch für Erbschleicher, die sich immer noch "Könige" nennen.

Wer die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung, das Geld, nicht versteht, versteht vom menschlichen Zusammenleben gar nichts. Und weil, wie schon der Weise Nagarjuna bemerkte, "alle Dinge – zu denen in diesem weitesten Sinne auch die Menschen gehören – ihre Natur und ihr Sein aus gegenseitiger Abhängigkeit herleiten" und "nichts in sich selbst" sind, versteht der Untertan auch gar nichts vom Menschen.
    Gläubige, die auf ein "Reich Gottes" warten, das irgendwann "wie aus heiterem Himmel" den Weltfrieden und allgemeinen Wohlstand bringt, können sich nicht vorstellen, dass dazu lediglich der eigentliche Normalzustand der Vollinvestition herbeizuführen ist:

Durch die Einführung von Freigeld verschwindet die Rentabilitätshürde des Urzinses, es kommt zu einer Sachkapitalvermehrung, arbeitsfreie Kapitaleinkommen gehen durch vollkommene marktwirtschaftliche Konkurrenz gegen Null, die menschliche Arbeitskraft wird zur knappsten Ressource und damit der Mensch das, was er sein soll: das Allerwertvollste. Dabei hilft kein Beten und Warten, sondern nur eine bewusste und gewollte Tat!

Wer das einmal verstanden hat, kann sich kaum mehr vorstellen, wie grenzenlos naiv die Vorstellungswelt eines religiös verblendeten Untertanen ist. Wer den Archetyp Jahwe = Investor, der eine selektive geistige Blindheit gegenüber der "Mutter aller Zivilisationsprobleme" bewirkt, für den "lieben Gott" hält, muss tatsächlich daran glauben, dass der Friede nur als "das Ergebnis eines langen und harten Kampfes" zwischen dem "Guten" und dem "Bösen" zu erreichen sein könnte:


Und weil nun mal nicht alle Menschen "gut" sind, bleibt der Friede eine Utopie. Doch selbst wenn alle Menschen "gut" wären, bliebe der Friede weiterhin eine Utopie, solange unsere nach wie vor fehlerhafte Geld- und Bodenordnung so ist, wie sie (noch) ist! Auch diese Erkenntnis ist einem Untertan fremd, weil die religiöse Verblendung es ihm nicht gestattet, über das Ganze (die Makroökonomie) zu reflektieren und zu erkennen, dass die Gesinnung des einzelnen Menschen – oder auch aller Menschen – irrelevant ist, wenn das "liebe Geld" sich nicht ohne Urzins für realwirtschaftliche Investitionen zur Verfügung stellt.

Die Gläubige lebt von Hoffnung – von der naiven Hoffnung, das "Gute" möge das "Böse" besiegen; nicht von der wahren Hoffnung, den Glauben durch Wissen ersetzen zu können. "Jemand, der nicht kennen wird die Wurzel der Schlechtigkeit, ist ihr kein Fremder", sagte Jesus (Nag Hammadi Library / Dialog des Erlösers), aber diese Weisheit hatte die katholische Kirche schon im vierten Jahrhundert vorsorglich verbrannt. Kann man ihr daraus einen Vorwurf machen? Das soll an dieser Stelle nicht thematisiert werden, aber wenn man schon nichts mehr wissen will, ist es nicht zu entschuldigen, eigene (Fehl-)Schlüsse aus Unwissen zu ziehen.
    Das so genannte Böse ist allgegenwärtig und dabei sehr wohl eine "anonyme Macht", die man erst einmal erkennen muss: es ist die Sparsamkeit. Erst wenn man das erkannt hat, weiß man auch, dass der Kulturmensch keine Möglichkeit hat, sie nicht "aus freien Stücken zu wählen". Die Sparsamkeit (der Teufel) ist in einer Zinsgeld-Ökonomie die einzige Möglichkeit, zu den "Gewinnern" des Systems zu gehören, und wer als Unternehmer in Sachkapital investiert, das – über den Unternehmerlohn hinaus – nicht mindestens den Urzins plus Risikoprämie abwirft, geht eher früher als später den berühmten Bach hinunter.
    Wer als Moralverkäufer die Vollinvestition anbetet, statt sie verwirklichen zu wollen, kommt nie mehr auf den Gedanken, dass die Beschreibung der Erbsünde im alten Testament nichts anderes ist als eine exakte wissenschaftliche Abhandlung über den Privatkapitalismus, der wahren und monokausalen Ursache nicht nur für Massenarmut und Krieg, sondern für tatsächlich alle Zivilisationsprobleme, die sich überhaupt thematisieren lassen!
    Ein Moralverkäufer, der die Erzielung von unverdientem Knappheitsgewinn auf Kosten der Mehrarbeit anderer (Frucht vom Baum der Erkenntnis) der Gesinnung des einzelnen Menschen in die Schuhe schiebt, der in einer kapitalistischen Marktwirtschaft gar nicht anders handeln kann, als auf Kosten anderer leben zu wollen (Himmel der Zinsgewinner), damit andere nicht auf seine Kosten leben (Hölle der Zinsverlierer), erreicht damit nur, dass der Privatkapitalismus (systemische Ungerechtigkeit) auf unbestimmte Zeit zementiert wird!

Wenn ein ausgezeichneter, aber ältlicher Wissenschaftler erklärt, etwas sei möglich, so hat er fast immer Recht. Wenn er erklärt, etwas sei unmöglich, so irrt er sich mit großer Wahrscheinlichkeit.

(Clarkes Erstes Gesetz)

Seit jeher gebärden sich studierte Theologen als "Experten" für die Heilige Schrift, so wie sich studierte Volkswirtschaftler vor einem unwissenden Publikum als "Wirtschaftsexperten" präsentieren. In beiden Fällen handelt es sich um die wirkungsvollste Volksverdummung, die es gibt: eine Verdummung, an die die "Experten" selber glauben. Das ist überhaupt nur deshalb möglich, weil die Verdummung über Jahrtausende gewachsen ist und heute ein so gigantisches Ausmaß erreicht hat, dass sie die ganze Menschheit umfasst.
    Ein "ältlicher" Theologe, der den Weltfrieden für "unmöglich" hält, irrt sich genauso, wie ein "ausgezeichneter" Volkswirtschaftler, dem Vollbeschäftigung heute "nicht mehr zeitgemäß" erscheint. Die "Wissenschaft" der modernen Volkswirtschaftslehre basiert ganz auf der Irrlehre von den "drei Produktionsfaktoren" und die "drei großen Schriftreligionen" sind nichts weiter als irrationale Cargo-Kulte um die originale Heilige Schrift (die Bibel nur bis Genesis 11,9), die wiederum nichts anderes ist als eine wissenschaftlich exakte Beschreibung der elementaren Fehler und deren Auswirkungen in unserer Makroökonomie, die bis heute fehlerhaft ist.
    Während studierte "Wirtschaftsexperten" davon ausgehen, dass sowohl ein Stück Erdoberfläche als auch Geld von sich aus etwas "produzieren" könnten, glauben Theologen, die freie Marktwirtschaft (Garten Eden) sei ein "Obstgarten", in der manche Früchte (Kapitalrendite) zwar verboten, aber wohl in der Praxis nicht zu vermeiden wären, weil die "bösen Menschen" (Zinsgewinner) dem "lieben Gott" (der Vollinvestition) gegenüber seit jeher ungehorsam sind. Es ist wirklich eine ganz schlimme Sache, wenn das Finanzkapital (Eva), von der Sparsamkeit (der Schlange) verführt, den Urzins auch auf das Sachkapital (Adam) überträgt, bis der Kapitalmarktzins (Kopf der Schlange) durch marktwirtschaftliche Konkurrenz auf die Liquiditätspräferenzgrenze gedrückt wird und das Finanzkapital nur noch unter Schmerzen neue Arbeitsplätze-schaffende-Sachkapitalien zur Welt bringen kann.  
    Wenn das über mehr als drei Jahrtausende – von einem zwangsläufigen Krieg bis zum nächsten – immer wieder passiert, lässt sich dieser Irrsinn nur noch ertragen, wenn man so gewaltige Denkblockaden (Schutzengel) aufbaut, dass man nicht mehr zwischen Marktwirtschaft (Paradies) und Privatkapitalismus (Erbsünde) unterscheidet und bis auf Weiteres den Himmel auf Erden (Nachfrage auf Angebot) für eine "unerreichbare Utopie" hält.   

Verfügt ein Theologe über zu viel oder zu wenig Phantasie? Sowohl, als auch, und zwar jeweils in extremer Ausprägung: Ein Theologe (Moralverkäufer) verfügt über so gut wie gar keine Phantasie, wenn es darum geht, objektive Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, und seine Phantasie ufert aus, wenn er sich in subjektiven Wertungen ergeht. Der Moralverkäufer ist der selbstsüchtigste Charakter überhaupt, gegenüber dem sich ein normaler Egoist (Zinsgewinnler) wie ein Waisenknabe ausnimmt. Er handelt stets nach dem Motto: "Was ich denk´ und tu´, trau´ ich auch jedem andern zu, also versuche ich – mit ungeeigneten Mitteln – dem zuvorzukommen!"
    Im Zweifelsfall ist einem Theologen die eigene, tatsächlich sinnfreie Existenz wichtiger als der Tod von Millionen Menschen, die Monat für Monat aufgrund der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz verhungern müssen. Und ein Theologe zweifelt an allem, was seinen naiven, subjektiven Moralvorstellungen widerspricht, um weiterhin eine "Moral" in einer unmoralischen weil systemisch ungerechten Welt verkaufen zu können.

Was wahre Nächstenliebe (zinsfreier Geldverleih) ist, kann ein Moralverkäufer nicht wissen, denn um den Neid des Liquiditätsverzichts, der bei zinsfreiem Verleih von Zinsgeld entsteht, durch gegenseitige Nächstenliebe überwinden zu können, wie es die Urchristen auf freiwilliger Basis versuchten, darf man sich damit gerade nicht "wichtig" machen, sondern muss es für "mehr als selbstverständlich" erachten. Damit waren sogar die Urchristen überfordert, die die wahre Bedeutung der Erbsünde zwar kannten, aber noch nicht wussten, dass man nicht den Menschen an das Geld (Zinsgeld) anpassen kann, sondern nur das Geld (als Freigeld) an den Menschen. Erst dann erfordert die Nächstenliebe keine bewusste Anstrengung mehr, sondern wird zu einer absoluten Selbstverständlichkeit – und die "Moral" so überflüssig wie eine Taschenlampe bei Sonnenschein (Gemeinnutz gleich Eigennutz)!
    Wer aber nichts weiter zu verkaufen hat als eine Moral, geht sogar soweit, selbst dem größten Genie aller Zeiten zu unterstellen, er sei ein naiver Moralverkäufer gewesen, der angeblich die "Feindesliebe" gepredigt habe:

"Ihr habt gehört, dass gesagt ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei."

(Lutherbibel 1984 / Matthäus 5,38-41)                

Was Jesus von Nazareth damit wirklich gemeint hat, wird beim direkten Vergleich mit dem folgenden Zitat aus der Einleitung zu "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld" von Silvio Gesell deutlich:

"Man sagt es harmlos, wie man Selbstverständlichkeiten auszusprechen pflegt, dass der Besitz der Produktionsmittel dem Kapitalisten bei den Lohnverhandlungen den Arbeitern gegenüber unter allen Umständen ein Übergewicht verschaffen muss, dessen Ausdruck eben der Mehrwert oder Kapitalzins ist und immer sein wird. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, dass das heute auf Seiten des Besitzes liegende Übergewicht einfach dadurch auf die Besitzlosen (Arbeiter) übergehen kann, dass man den Besitzenden neben jedes Haus, jede Fabrik noch ein Haus, noch eine Fabrik baut."

Armut und Krieg entstehen aus systemischer Ungerechtigkeit, allgemeiner Wohlstand und Friede aus absoluter Gerechtigkeit. Absolute Gerechtigkeit ist absolute Marktgerechtigkeit, bzw. die vollkommene marktwirtschaftliche Konkurrenz im Zustand der Vollinvestition!

Im Nachhinein können wir sagen, dass der Prophet Jesus von Nazareth fast zwei ganze Jahrtausende zu früh geboren war. Er entdeckte als erster Denker in der bekannten Geschichte das Grundprinzip der absoluten Gerechtigkeit, zu einer Zeit, als die halbwegs zivilisierte Menschheit, bzw. die damalige jüdische Priesterschaft, schon seit einem halben Jahrtausend wieder vergessen hatte, durch welches Prinzip die Ungerechtigkeit in die Welt gekommen war.
    Ob Jesus geahnt hat, dass es so lange dauern würde, bis die ideale Makroökonomie verwirklicht wird, ist schwer zu sagen, sicher ist aber, dass er schon wenige Jahre nach seiner Erkenntnis zu der Einsicht gelangte, dass die sich in hoffnungsloser religiöser Verblendung befindliche Menschheit es zu seinen Lebzeiten nicht mehr schaffen würde, auch wenn eine konstruktive Geldumlaufsicherung und ein allgemeines Bodennutzungsrecht (Freigeld und Freiland) rein technisch gesehen bereits damals möglich gewesen wären. In welcher Wunderwelt lebten wir dann heute? Niemand kann wagen, sich das vorzustellen!

Um die Natürliche Wirtschaftsordnung begreifen zu können, kommt es nicht darauf an, in welchem Jahrhundert der Mensch geboren wurde, dem man sie zu erklären versucht. Es spielt hier keine Rolle, ob der Betreffende die NWO verstehen kann (jeder kann sie verstehen), sondern ob er sie verstehen will. Das hängt wiederum davon ab, inwieweit sich der Betreffende bereits an die (noch) bestehende, kapitalistische Wirtschafts(un)ordnung angepasst, bzw. darin eine "gesellschaftliche Position" erworben hat und bereit ist, diese teilweise oder auch ganz in Frage zu stellen. Im Falle von Theologen, etablierten Volkswirtschaftlern oder Politikern ist der Wille gleich Null – bis die äußeren Umstände ein Umdenken erzwingen.
    Dabei handelt es sich nicht um einen "bösen Willen", denn das würde voraussetzen, dass der Betreffende die NWO schon verstanden hat und sie bewusst ablehnt. Das ist unmöglich, denn wer die NWO wirklich verstanden hat, kann sie nicht mehr ablehnen. Es ist allein eine Frage des Bewusstseins, das überhaupt erst dann vorhanden ist, nachdem die NWO verstanden wurde! Bis dahin erzeugt das vom künstlichen Archetyp "Investor" beeinflusste Unterbewusstsein, welches zuallererst nach "Überleben!" in der bestehenden "gesellschaftlichen Position" entscheidet, eine beliebige Anzahl naiver Vorurteile, um die ideale Makroökonomie gar nicht erst verstehen zu müssen, auch wenn sie, wie Silvio Gesell es formulierte, "nur aus einer Reihe banalster Selbstverständlichkeiten besteht".

Jede weit genug entwickelte Technologie ist von Zauberei nicht zu unterscheiden.                                                                       

(Clarkes Drittes Gesetz)

Es muss wohl als die größte Ironie der Weltkulturgeschichte angesehen werden, dass erst die ultimative Abschreckung durch das inzwischen angestaute Atomwaffen-Arsenal in Kombination mit der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise der bis heute religiös verdummten Menschheit gar keine andere Wahl mehr lässt, als die Natürliche Wirtschaftsordnung endlich zu verwirklichen und damit auch den kollektiven Wahnsinn der Religion endgültig zu überwinden.
    Der organisierte Moralverkauf hat weitaus mehr Schaden angerichtet, als alle vermeintlich bösen Menschen zusammen. Das erkannte – mit kaum zu übertreffender Präzision – schon Friedrich Nietzsche:

    Es gibt Prediger des Todes: und die Erde ist voll von solchen, denen Abkehr gepredigt werden muß vom Leben.
    Voll ist die Erde von Überflüssigen, verdorben ist das Leben durch die Viel-zu-Vielen. Möge man sich mit dem "ewigen Leben'' aus diesem Leben weglocken!
    "Gelbe'': so nennt man die Prediger des Todes, oder "Schwarze''. Aber ich will sie euch noch in andern Farben zeigen.
    Da sind die Fürchterlichen, welche in sich das Raubtier herumtragen und keine Wahl haben, es sei denn Lüste oder Selbstzerfleischung. Und auch ihre Lüste sind noch Selbstzerfleischung.
    Sie sind noch nicht einmal Menschen geworden, diese Fürchterlichen: mögen sie Abkehr predigen vom Leben und selber dahinfahren!
    Da sind die Schwindsüchtigen der Seele: kaum sind sie geboren, so fangen sie schon an zu sterben und sehnen sich nach Lehren der Müdigkeit und Entsagung.
    Sie wollen gerne tot sein, und wir sollten ihren Willen gut heißen! Hüten wir uns, diese Toten zu erwecken und diese lebendigen Särge zu versehren!
    Ihnen begegnet ein Kranker oder ein Greis oder ein Leichnam; und gleich sagen sie: "das Leben ist widerlegt!''
    Aber nur sie sind widerlegt und ihr Auge, welches nur das eine Gesicht sieht am Dasein.
    Eingehüllt in dicke Schwermut und begierig auf die kleinen Zufälle, welche den Tod bringen: so warten sie und beißen die Zähne aufeinander.
    Oder aber: sie greifen nach Zuckerwerk und spotten ihrer Kinderei dabei: sie hängen an ihrem Strohhalm Leben und spotten, daß sie noch an einem Strohhalm hängen.
    Ihre Weisheit lautet: "Ein Tor, der leben bleibt, aber so sehr sind wir Toren! Und das eben ist das Törichtste am Leben!'' –
    "Das Leben ist nur Leiden'' - so sagen andre und lügen nicht: so sorgt doch, daß ihr aufhört! So sorgt doch, dass das Leben aufhört, welches nur Leiden ist!
    Und also laute die Lehre eurer Tugend "Du sollst dich selber töten! Du sollst dich selber davonstehlen!'' –
    "Wollust ist Sünde" – so sagen die einen, welche den Tod predigen – "lasst uns beiseite gehn und keine Kinder zeugen!''
    "Gebären ist mühsam" – sagen die andern – "wozu noch gebären? Man gebiert nur Unglückliche!'' Und auch sie sind Prediger des Todes.
    "Mitleid tut not" – so sagen die dritten. "Nehmt hin, was ich habe! Nehmt hin, was ich bin! Um so weniger bindet mich das Leben!''
    Wären sie Mitleidige von Grund aus, so würden sie ihren Nächsten das Leben verleiden. Böse sein – das wäre ihre rechte Güte.
    Aber sie wollen loskommen vom Leben: was schiert es sie, daß sie andre mit ihren Ketten und Geschenken noch fester binden! –
    Und auch ihr, denen das Leben wilde Arbeit und Unruhe ist: seid ihr nicht sehr müde des Lebens? Seid ihr nicht sehr reif für die Predigt des Todes?
    Ihr Alle, denen die wilde Arbeit lieb ist und das Schnelle, Neue, Fremde, - ihr ertragt euch schlecht, euer Fleiß ist Flucht und Wille, sich selber zu vergessen.
    Wenn ihr mehr an das Leben glaubtet, würdet ihr weniger euch dem Augenblicke hinwerfen. Aber ihr habt zum Warten nicht Inhalt genug in euch – und selbst zur Faulheit nicht!
    Überall ertönt die Stimme derer, welche den Tod predigen: und die Erde ist voll von solchen, welchen der Tod gepredigt werden muß.
    Oder "das ewige Leben'': das gilt mir gleich, - wofern sie nur schnell dahinfahren!

   
Also sprach Zarathustra.

Ich möchte nicht in eurer Haut stecken, wenn das Brett vorm Kopf euch nicht mehr schützt!

Die einzige Möglichkeit, die Grenzen des Möglichen zu entdecken, ist, sich über diese hinaus ein Stück ins Unmöglich zu wagen.

(Clarkes Zweites Gesetz)

Der Moralverkäufer wagt nicht einmal das seit langem Mögliche und - im Interesse aller - unbedingt Gebotene, nur um seine eigene sinnfreie Existenz zu rechtfertigen. Es kann nichts Erbärmlicheres geben.

(aus einem Brief an Papst Benedikt XVI, April 2010)


Stefan Wehmeier


Donnerstag, 25. Oktober 2012

Geld



Geld – wie es (noch) ist und wie es sein soll

Das folgende Zitat stammt von einem Vertreter der so genannten "Österreichischen Schule der Nationalökonomie",…

"Geld ist und bleibt eine Herausforderung für die Wirtschaftswissenschaften. Anstatt dessen vitale Bedeutung für unsere Gesellschaft aufzuzeigen, wird Geld als Neutrum behandelt. Nicht Geld ist ein Desaster, sondern die Anschauungen darüber. Ich spanne in meinem Buch den Bogen von einfachen Grundvorgängen des Gebens und Nehmens, Ausgleichens und Nichtausgleichens (Schuldenmachen) bis zur heutigen Finanzkrise (als Überschuldungs-krise). Ich schlage eine neue Theoriearchitektur vor. Kernelemente sind der Tausch als kommunikativer Akt und Geld als dessen Verkörperung. Sie ermöglicht die Entwicklung einer Theorie von einer Bürgerordnung und kann der Bürgergesellschaft einen Ausweg aus der Krise weisen. Das Unverständnis gegenüber Geld gipfelt in der völlig unsinnigen Vorstellung, man könne oder solle Geld abschaffen. Es gibt keine Zivilisation ohne Geld. Allerdings muss diese auch gestaltet werden. Die Beschäftigung mit dem Geldbegriff wird so zum Schlüssel für eine neue Haltung, für ein neues Denken und für ein neues Handeln."

…dessen Namen nicht genannt werden muss. Es ist nur ein typisches Beispiel dafür, welche gedanklichen Irrwege von einem noch unbewussten Menschen beschritten werden, der das "Geld, wie es (noch) ist" als gegeben hinnimmt und das "Geld, wie es sein soll" gar nicht erst andenken kann und will, um sich selbst nicht "überflüssig" vorzukommen.

Wer es als "eine Herausforderung für die Wirtschaftswissenschaften" ansieht, weiterhin unsinnige Gedankengebäude auf der Grundlage eines a priori fehlerhaften Geldes mit Wertaufbewahrungs(un)funktion zu errichten, hat immerhin eine gewisse Ahnung von der Unverzichtbarkeit des Geldes für eine entwickelte Arbeitsteilung. Jedoch lässt sich kein einziges Zivilisationsproblem dadurch lösen, indem "die Anschauungen darüber" geändert werden, sondern das Geld selbst muss geändert werden – von einem Spekulationsmittel (Zinsgeld) zu einem reinen Tauschmittel (Freigeld).

Wer dagegen das Zinsgeld verteidigen will, das den Urzins erpresst und damit alle Probleme erst erzeugt, mit denen man sich als "Wirtschaftsexperte" dann beschäftigen kann, kommt auf den irrsinnigen Gedanken vom "Schuldenmachen", um Kreditnehmer psychologisch zu verunglimpfen. In der Realität können Schulden niemals "gemacht" werden, weder vom Staat noch von Banken oder Unternehmern. Denn jede Kreditaufnahme setzt voraus, dass zuvor ein anderer eine Ersparnis gebildet hat und bereit ist, diese zu verleihen. Erst dann entsteht ein Vermögen/Schulden-Paar – und erst dann ist das Gleichgewicht wiederhergestellt! Ein Ungleichgewicht in der Volkswirtschaft entsteht also nicht durch das "Schuldenmachen", das es als isolierten Vorgang gar nicht gibt, sondern dadurch, dass eine Geldersparnis gebildet und nicht verliehen wird. Dieses Ungleichgewicht ist die Möglichkeit zur Geldhortung, die den Warenaustausch blockiert, bis jemand bereit ist, den Urzins zu bezahlen. Damit wird der Urzins des herkömmlichen Geldes zur "Vorbedingung der Warenerzeugung überhaupt":

"Dem Gold verdanken wir die Arbeitsteilung und damit auch die Kulturgüter, denen wir uns erfreuen. Dem Gold aber verdanken wir auch wieder, dass von den geschaffenen Gütern der bei weitem größte Teil, und zwar das Beste, dem Schmarotzertum verfällt. Ist doch das Gold der Vater des Kapitalismus. Dank seinen körperlichen (Edelmetall) und seinen gesetzlichen Vorrechten (gesetzliches Zahlungsmittel) nimmt das Goldgeld eine Ausnahmestellung ein unter den Gütern, deren Austausch auf das Geld angewiesen ist. Das Goldgeld ist darum auch zum allgemeinen Sparmittel geworden, und der Sparer gibt es nicht wieder heraus, es sei denn, dass man ihm einen Zins verspricht. Früh oder spät verfällt aber alles Geld, das der Staat als Tauschmittel in Umlauf setzt, der Kasse irgendeines Sparers, sodass wiederum alles umlaufende Geld aus den Sparkassen kommt, also mit Zins belastet den Markt betritt, um seine Tätigkeit als Tauschmittel zu erfüllen. Diese Doppeltätigkeit des Geldes als Tauschmittel und als Sparmittel ist gegensätzlicher Natur und als Missbrauch des Tauschmittels zu betrachten. Dadurch, dass dem Güteraustausch nur verzinsliches Geld zur Verfügung steht, wird der Zins Vorbedingung der Warenerzeugung überhaupt.
…So kam mit dem Gold und der Arbeitsteilung zugleich der große Friedensstörer, der Zins, auf die Welt. Die Arbeitsteilung an sich verlangt keinen Zins. Wer sollte da auch Zins zahlen und weshalb? Die Arbeitsteilung hätte also den Menschen allgemeinen Wohlstand bringen sollen, da sie ja kein Vorrecht einzelner, sondern allen Menschen zugänglich ist. Aber aus den Händen des Goldes empfing die Menschheit diese Götterkraft nur unter der Bedingung des Zinses, und damit auch der Trennung der Menschen in arm und reich. Als ob neidische Götter der Menschheit den Machtzuwachs nicht gegönnt, die Unabhängigkeitserklärung der Menschen vom göttlichen Gängelband gefürchtet und dem dadurch vorgebeugt hätten, dass sie nach dem Grundsatz "teile und herrsche" den Zins als Spaltpilz in die Menschenfamilie eingepflanzt hätten!"

Silvio Gesell ("Ist der Bürger- und Völkerfrieden vereinbar mit der Goldwährung?", 1916)

Das heutige Papiergeld ist deshalb Zinsgeld (fehlerhaftes Geld mit parasitärer – der wesentlichen Tauschfunktion widersprechenden – Wertaufbewahrungsfunktion), weil es gänzlich unreflektiert dem Goldgeld der Antike nachgeäfft wurde! Und noch heute gibt es Äffchen, die – wie die Vertreter der "Österreichischen Schule" – den "Goldstandard" anbeten und sich von diesem Unsinn die Lösung aller Menschheitsprobleme versprechen. Gold kann in der Natur gefunden oder durch Neutronenbeschuss von Quecksilber künstlich erzeugt werden. Und nur weil das zweite Verfahren noch viel zu teuer ist, stellt sich der im Altertum verhaftete, unbewusste Mensch das Gold als ein "natürliches Geld" vor, dem er wegen seiner Seltenheit einen "besonderen Wert" beimisst. Die Abstraktion vom Gold über das Goldgeld bis zum Papiergeld kann der noch unbewusste Mensch nicht nachvollziehen.

Das bewusste Denken beginnt mit der Feststellung, dass in einer Volkswirtschaft die Waren das Angebot sind und das Geld die Nachfrage bildet. Der Gegenwert allen umlaufenden Geldes ist also immer der Wert aller gegenläufig umlaufenden Waren, die aktuell dagegen getauscht werden, und nicht "beliehene Sachwerte", eingelagerte Goldklötzchen oder sonst irgendetwas. Damit das Geld seine Aufgabe als Tauschmittel erfüllen kann, muss lediglich sichergestellt sein, dass es als "gesetzliches Zahlungsmittel" definiert, dass es fälschungssicher ist, und dass es umläuft. Allein die Art und Weise, wie die letzte Bedingung erfüllt werden kann, entscheidet über das Schicksal der ganzen Volkswirtschaft:

"Die Kaufkraft des Geldes nimmt ab, das Geld entwertet sich, die Waren werden teurer, die Preise steigen (Inflation), wenn die umlaufende Geldmenge im Verhältnis zur Warenmenge vergrößert wird, und wenn das Geld schneller umläuft. Umgekehrt: Die Kaufkraft des Geldes nimmt zu, das Geld wird "besser", die Waren werden billiger, die Preise fallen (Deflation), wenn die umlaufende Geldmenge im Verhältnis zur Warenmenge verkleinert wird, und wenn das Geld langsamer umläuft.
    Kann man aber durch Vermehrung oder Verminderung der umlaufenden Geldmenge die Kaufkraft des Geldes senken oder heben, so muss es auch möglich sein, durch planmäßige Verwaltung des Geldes seine Kaufkraft zu festigen, den Durchschnitt der Warenpreise (den Index) auf gleicher Höhe zu halten (Indexwährung), - vorausgesetzt, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes geregelt ist!
    Gerade an dieser zuletzt genannten Voraussetzung hapert es aber beim Dauergeld (Zinsgeld mit Wertaufbewahrungs(un)funktion). Nehmen wir an, das einzurichtende staatliche Währungsamt, dem die Aufrechterhaltung der Indexwährung obliegt, stellt fest, dass der Index Neigung hat zu steigen. Es wird daher Geld aus dem Verkehr ziehen und umgekehrt, wenn der Index Neigung zeigt zu sinken, wird es zusätzlich Geld in den Verkehr geben. Diese Maßnahmen werden solange wirksam sein, als das Lockmittel des Zinses hoch genug ist, um das Geld umlaufen zu lassen. Sinkt aber bei Vollbetrieb der Wirtschaft die Rentabilität, so wird das Geld immer zögernder investiert werden. Die Geldbesitzer können dieses Geld, das ja keinen Zins mehr bringt, ohne Schaden aus dem Verkehr ziehen, aufhäufen (auf Girokonten liquide halten), unregelmäßig auf den Markt werfen und dadurch die Festwährung stören, woran sie schon deshalb ein Interesse haben, weil sie der Konjunkturschwankungen zur Erlangung der Differenzgewinne (Spekulationsgewinne) bedürfen."

Otto Valentin (aus "Warum alle bisherige Politik versagen musste", 1949)

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Zusammenbruch einer Zinsgeld-Ökonomie (zivilisatorisches Mittelalter) erfolgt nach dem Schema: Liquiditätsfalle > Deflation > Hyperinflation. Weil die Zentralbank keinen Einfluss auf die Umlaufgeschwindigkeit (effektive Umlauffrequenz) des Zentralbankgeldes hat, kann sie immer nur Währungspfusch betreiben und durch Geldmengenausweitung die Liquiditätsfalle (kollektiver Rückzug der Ersparnisse aus der langfristigen Anlage) hinauszögern, auf Kosten einer Verkürzung der Zeitspanne von der einsetzenden Deflation bis zur anschließenden Hyperinflation, bei der alle auf Geld lautenden Forderungen vernichtet werden.

Damit das Geld unter allen Umständen sicher umläuft und die Zentralbank überhaupt die Möglichkeit hat, den Geldwert anhand eines repräsentativen Konsumgüter-Preisindex auf unbegrenzte Zeit absolut stabil zu halten, müssen die destruktiven Umlauf"sicherungen" Urzins und schleichende Inflation durch eine konstruktive Geldumlaufsicherung ersetzt werden. Dazu wird eine staatliche Liquiditätsgebühr von 8% pro Jahr (2% pro Quartal) auf alles Zentralbankgeld (Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) erhoben, damit der Warenaustausch nicht mehr blockiert werden kann, die Spekulation uninteressant wird, und die Investition (langfristige Geldanlage) für den Sparer auch dann noch interessant bleibt, wenn bei Sachkapitalsättigung der Kapitalzins um Null pendelt.  

"Der Zins ist ja sicher ein besonderer Reiz für den Sparer. Aber nötig ist dieser besondere Reiz nicht. Der Spartrieb ist auch ohne diesen Reiz stark genug. Übrigens, so kräftig der Zins als Sparreiz auch wirken mag, so ist er doch keinesfalls stärker als das Hindernis, das der Zins dem Sparer errichtet. Infolge der Zinslasten heißt sparen heute für die Volksmassen - entsagen, entbehren, hungern, frieren und nach Luft schnappen. Denn gerade durch den Zins, den der Arbeiter erst für andere aufbringen muß, wird der Arbeitsertrag so stark beschnitten, daß in der Regel der Arbeiter an Sparen überhaupt nicht denken kann. Ist also der Zins ein Sparreiz, so ist er in noch stärkerem Grade ein Sparhindernis. Der Zins beschränkt die Sparmöglichkeit auf ganz kleine Kreise, und die Sparfähigkeit auf die Wenigen aus diesen Kreisen, die den nötigen Entsagungsmut dazu haben. Sinkt der Zins auf Null, so steigt der Arbeitsertrag um den vollen Betrag der Zinslasten, und entsprechend erweitert sich die Sparmöglichkeit und Sparfähigkeit. Und es ist doch sicher leichter, von 200 Mark, als von 100 Mark 5 Mark zu sparen. Und wahrscheinlich wird derjenige, der durch die Zinsaussichten mitbestimmt wurde, bei 100 Mark sich und seinen Kindern 10 Mark am Munde abzusparen, bei 200 Mark ohne jenen Reiz, aus natürlichen Spartrieben, wenn auch nicht 110 Mark, so doch erheblich mehr als 10 Mark sparen."


Beim Studium des ganzen Kapitels – oder besser des ganzen Buches – klären sich auch alle anderen Denkfehler auf der Grundlage einer a priori fehlerhaften Geld- und Bodenordnung, die aus der Marktwirtschaft – von einem Krieg bis zum nächsten und dazwischen mit exponentiell steigender Tendenz – eine kapitalistische Marktwirtschaft macht.

In der vom Privatkapitalismus (Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz) befreiten Marktwirtschaft können verdiente Knappheitsgewinne aufgrund eigener, technologischer und kultureller Innovation (der eigentliche Antrieb unternehmerischen Handelns) nicht mehr durch unverdiente Knappheitsgewinne (Zinsen, Renditen, Spekulationsgewinne und private Bodenrenten) von Sparern, die sich für "große Investoren" halten, geschmälert werden, sodass die Natürliche Wirtschaftsordnung (Freiwirtschaft = echte Soziale Marktwirtschaft) nicht nur die gerechteste, sondern auch die innovativste Wirtschaftsform darstellt, in der sich der eigenverantwortliche und kreative Mensch frei entfalten kann.

Die Beseitigung des Urzinses beendet den quantitativen Wachstumszwang sowie den Verschuldungszwang und führt zu einem grundsätzlich geänderten Verhältnis von Kultur und Natur durch den Wegfall der Rentabilitätshürde: Innovative, mittelständische Unternehmen werden konkurrenzfähiger als Konzerne (diese zerfallen in kleinere, effektivere und selbständige Einheiten), regenerative Energien verdrängen auch ohne Subventionen die fossilen Energien, vollständiges Recycling wird wirtschaftlicher als Raubbau und Müllhalden, Individualität und Vielfalt ersetzen Vermassung und Eintönigkeit, und nicht zuletzt der Weltfrieden wird zur selbstverständlichen Realität.   

Klären wir abschließend die Frage: Was ist überflüssig und was ist der Sinn des Lebens? Wer über "diese Welt" (Zinsgeld-Ökonomie) nicht hinaus denken kann und sich nicht eingehend mit der Zukunft beschäftigt hat, könnte endlos darüber nachdenken, ohne eine Antwort zu finden. Glücklicherweise gab es jemanden, der weiter dachte als alle anderen:

"Ich glaube – und hoffe – auch, dass Politik und Wirtschaft in der Zukunft nicht mehr so wichtig sein werden wie in der Vergangenheit. Die Zeit wird kommen, wo die Mehrzahl unserer gegenwärtigen Kontroversen auf diesen Gebieten uns ebenso trivial oder bedeutungslos vorkommen werden wie die theologischen Debatten, an welche die besten Köpfe des Mittelalters ihre Kräfte verschwendeten. Politik und Wirtschaft befassen sich mit Macht und Wohlstand, und weder dem einen noch dem anderen sollte das Hauptinteresse oder gar das ausschließliche Interesse erwachsener, reifer Menschen gelten.
Die Schaffung von Reichtum ist durchaus nichts Verachtenswertes, aber auf lange Sicht gibt es für den Menschen nur zwei lohnende Beschäftigungen: die Suche nach Wissen und die Schaffung von Schönheit. Das steht außer Diskussion – streiten kann man sich höchstens darüber, was von beidem wichtiger ist."

Arthur C. Clarke (Profile der Zukunft)

Um den Kinderkram überflüssig und alles Sinnvolle nicht nur erstrebenswert, sondern auch für alle Menschen erreichbar zu machen, bedarf es "lediglich" der Überwindung der Religion, der Entwicklung des Menschen zum "Übermenschen" (nach Nietzsche):


Dass diese Entwicklung erst heute erfolgen kann, liegt nicht an mangelndem Wissen, das in den wesentlichen Grundzügen erstmals durch den Propheten Jesus von Nazareth erkannt und bereits vor der Geburt von Sir Arthur Charles Clarke von dem Sozialphilosophen Silvio Gesell explizit beschrieben wurde, sondern an der Unterdrückung des Wissens durch alle aktiven und passiven Erfüllungsgehilfen von Politik (Machtausübung) und Religion (Machterhalt). Aktive Erfüllungsgehilfen sind jene, die etwas "regeln" wollen, was nicht geregelt werden kann, solange es sich durch das vom Kapitalismus befreite Spiel der Marktkräfte nicht selbst regelt; und die passiven Erfüllungsgehilfen sind alle, die nicht selber denken wollen, sondern sich diesen tatsächlich sinnfreien Existenzen unterordnen.

Es lässt sich nicht entscheiden, wer dümmer ist – von einer religiös verdummten Masse gewählte "Spitzenpolitiker" und an Hochschulen indoktrinierte "Wirtschaftsexperten", die elementare Zusammenhänge nicht mehr verstehen und nicht mehr verstehen wollen,…


…oder der "moderne" Massenmensch (vom Vollproleten bis Günther Jauch), der sich von Vollidioten (altgr.: idiotes = Privatperson; jemand, der öffentliche und private Interessen nicht trennen kann und deshalb für ein öffentliches Amt ungeeignet ist) regieren lässt und andere Idioten für "Experten" hält, weil ihm irgendeine idiotische "Meinung" wichtiger erscheint als elementares Wissen.

Getreu dem Motto "wer nicht hören will, muss fühlen" wird somit der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation allein durch das Verhältnis zweier kollektiver Ängste bestimmt. Die reale Angst vor der bevorstehenden Auslöschung unserer gesamten "modernen Zivilisation" durch die globale Liquiditätsfalle (Armageddon) muss insgesamt größer werden, als die seit Urzeiten eingebildete Angst vor dem "Verlust" der Religion:


Allein die tiefe Überzeugung, dass die Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung, des vom Propheten Jesus von Nazareth vorhergesagten "Königreich des Vaters", wahrscheinlicher ist als der Rückfall in die Steinzeit, ist der wahre Glaube an die Zukunft. Wer nicht daran glauben kann, hat sich von der Zukunft ausgeschlossen.


Stefan Wehmeier, 24.10.2012