Donnerstag, 20. Oktober 2011

Vollinvestition

„Seit bald zehn Jahren können die Menschen in Berlin und Paris, in Rom und Lissabon mit einer gemeinsamen Währung bezahlen. Das ist der Euro. Die Geschichte sagt uns: Länder, die eine gemeinsame Währung haben, führen nie Krieg gegeneinander. Deshalb ist der Euro viel, viel mehr als nur eine Währung.“

Angela Merkel (Rede vor dem Deutschen Bundestag, 07.09.2011)

Das dem Edelmetallgeld der Antike gänzlich unreflektiert nachgeäffte Papiergeld mit parasitärer Wertaufbewahrungsfunktion (Zinsgeld) verhindert seit jeher den eigentlichen zivilisatorischen Normalzustand der Vollinvestition, der dadurch gekennzeichnet ist, dass alles gesparte Geld auch bei einem Kapitalmarktzins von Null im Eigeninteresse der Sparer mittel- bis langfristig verliehen wird, damit es in neue Sachkapitalien investiert werden kann. Das ist so einfach, dass Heerscharen von Priestern über Jahrtausende predigen mussten, um eine globale Irrenanstalt entstehen zu lassen, deren religiös verblendete Bewohner – ob „gläubig“ oder „ungläubig“ – die „banalsten Selbstverständlichkeiten“ (Zitat: Silvio Gesell) bis heute nicht verstehen:

(Genesis 2,15-17) Und Gott der HERR (künstlicher Archetyp Jahwe = Investor) nahm den Menschen (freier Unternehmer) und setzte ihn in den Garten Eden (freie Marktwirtschaft), dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen (Gewinn bringende Unternehmungen) im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen (Zinsgeld-Verleih) sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes (in religiöser Verblendung) sterben.

Der geistige Tod der Religion (Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe = Investor) besteht allgemein darin, das Paradies für einen „Obstgarten“ zu halten, die „Frucht vom Baum der Erkenntnis“ für einen Apfel und die „Mutter aller Zivilisationsprobleme“ für alles andere als den Privatkapitalismus, die systemische Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz – sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten. Je höher die „gesellschaftliche Position“ in einer a priori fehlerhaften (kapitalistischen) Marktwirtschaft, desto geringer ist in der Regel das Begriffsvermögen des jeweiligen Patienten gegenüber der einzigen Möglichkeit des zivilisierten Zusammenlebens (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus):


Eine kapitalistische Marktwirtschaft ist sinnlos kompliziert; die Natürliche Wirtschaftsordnung ist bestechend einfach – wenn man über die Intelligenz verfügt, die ganze sinnlose Kompliziertheit von einem höheren Standpunkt aus zu erfassen und kontrolliert abzubauen. Für viel Verwirrung sorgt immer wieder das so genannte „Giralgeld“, aus dessen allgemeinem Unverständnis manche Verwirrte eine „Geldschöpfung der Geschäftsbanken“ ableiten wollen, die gar nicht existiert, um vom eigentlichen Problem einer fehlenden konstruktiven Geldumlaufsicherung abzulenken oder diese für „unwirksam“ zu erklären:


Selbst ein John Maynard Keynes konnte oder wollte keine saubere Trennung zwischen Geld (Zentralbankgeld) und Ansprüchen auf Geld mit unterschiedlicher Fristigkeit machen, um die aus dem „Geld, wie es ist“ sich zwangsläufig ergebenden Wirtschaftsstörungen korrekt zu beschreiben und ein „Geld, wie es sein soll“ zu verstehen, das die Störungen selbstregulativ beseitigt. Darum trägt seine „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“, auch wenn sie die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse in einer kapitalistischen Marktwirtschaft besser beschreibt als die Werke anderer studierter Ökonomen, die gar nichts verstehen, bei unbewussten Menschen mehr zur Verwirrung bei, als dass sie eine Lösung aufzeigt. Das Werk wurde allein dafür geschrieben, die hohe Politik zu beschäftigen und eben nicht eine ganze Volkswirtschaft, die darum auf die Machtpolitik verzichten kann.        

Die „Finanzkrise“ ist nichts anderes als ein Geldstreik, d. h. die Gemeinschaft der Sparer (das Finanzkapital) ist aufgrund eines global sinkenden Kapitalmarktzinses, der sich der Liquiditätspräferenzgrenze nähert, immer weniger bereit, Geldersparnisse mittel- bis langfristig zu verleihen, bzw. sich vom Vorteil der Liquidität des Zinsgeldes zu trennen. Für Großsparer und (Investment-)Banken wird die Spekulation lukrativer als die Investition, was die Volkswirtschaft zusätzlich schädigt, indem durch Spekulation künstlich verknappte Waren (z. B. Rohstoffe oder Grundnahrungsmittel) sinnlos verteuert werden.

„Dümmer als die Polizei erlaubt“ sind alle von der hohen Politik oder anderen berufsmäßigen Wichtigtuern vorgeschlagenen Maßnahmen, die an der Versklavung der Intelligenz durch die Gemeinschaft der Dummen nichts ändern: „Finanztransaktionssteuer“, „Regulierung der Finanzmärkte“ (was auch immer damit gemeint sein soll), „Kapitalertragssteuer“ u. ä. planwirtschaftlicher Unsinn. Die jeweiligen Beweise, dass alle diese Maßnahmen die systemische Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz (Erbsünde) in keiner Weise angreifen, sondern nur die Freiheit aller zusätzlich einschränken, sind so überflüssig wie die Maßnahmen selbst. Es reicht aus, den Beweis zu führen, dass eine konstruktive Geldumlaufsicherung die absolut beste „Regulierung der Finanzmärkte“ darstellt, ohne dass sich dadurch irgendwelche Nachteile ergeben.  

Gesetzlich verbindliche Ankündigung der Natürlichen Wirtschaftsordnung

Damit nicht länger die Dummen („große Investoren“), sondern die Fähigen (kreative Unternehmer) die wesentlichen Entscheidungen treffen und sogar die ganz Dummen („Spitzenpolitiker“ und „Wirtschaftsexperten“) sich mit sinnvollen Tätigkeiten beschäftigen können, bedarf es einer freiwirtschaftlichen Geld- und Bodenreform: Das Geld wird zu einem reinen Tauschmittel und Zwischenwertspeicher ohne Kapitaleigenschaft; der Boden und die Bodenschätze werden verstaatlicht, bzw. vom Staat gekauft und für die private Nutzung verpachtet, wobei die gesamte Bodenrente als Kindergeld, vorrangig an die Mütter, ausgezahlt wird. Alle Regelkreise von Angebot und Nachfrage sind dann geschlossen, um eine absolute Marktgerechtigkeit, d. h. eine gerechte Güterverteilung nach Leistung für alle Wirtschaftsteilnehmer sowie eine natürliche Vollbeschäftigung dauerhaft zu garantieren.

Allein die gesetzlich verbindliche Ankündigung einer staatlichen Liquiditätsgebühr auf alles Zentralbankgeld (Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) in Verbindung mit einer direkten Geldmengensteuerung (konstruktiv umlaufgesicherte Indexwährung) macht die Spekulation uninteressant, ohne sie „besteuern“ oder gesetzlich einschränken zu müssen, und sie macht die Investition interessant, ohne dass sie rentabel sein muss! Das Finanzkapital ist von einem Tag auf den anderen vollständig entmachtet.

Die „großen Investoren“ sterben „den sanften Tod des Rentiers“ (Zitat: John Maynard Keynes), d. h. sie können ihre Vermögen durch Investition (langfristigen Verleih) sicher erhalten, aber nicht mehr leistungslos auf Kosten der Mehrarbeit anderer vermehren, während eine Verweigerung der Investition (Hortung) zu Vermögensverlust durch die Liquiditätsgebühr führt. Die Geldhortung auf Girokonten wäre für Spekulanten nur noch interessant, wenn der durchschnittlich zu erwartende, stets unsichere Spekulationsgewinn größer wäre, als der sichere Verlust durch die Liquiditätsgebühr. Was interessiert das eine „Zockerbude“ wie die Deutsche Bank, die in „dieser Welt“ einen Spekulationsgewinn von bis zu 25 Prozent pro Jahr „erwirtschaftet“? Sehr viel, denn durch die konstruktive Geldumlaufsicherung in der Neuen Welt wird nicht nur der Geldkreislauf, sondern das gesamte Wirtschaftsgeschehen verstetigt, sodass ein durchschnittlicher Spekulationsgewinn, der eine Liquiditätsgebühr von 8 Prozent pro Jahr (4 mal 2 Prozent pro Quartal) überschreitet, auch für die größten „Zockerbuden“ praktisch ausgeschlossen ist.

Die Zentralbankgeldmenge in der Bundesrepublik Deutschland von zurzeit etwa 280 Mrd. Euro wird durch die Umlaufsicherung drastisch reduziert (etwa um den Faktor 10), während die Umlauffrequenz – bei konstantem BIP – um den gleichen Faktor erhöht und verstetigt wird. Das hat schon viele zu dem Denkfehler verleitet, die Einführung einer Liquiditätsgebühr müsste eine Hyperinflation auslösen, doch das Gegenteil ist der Fall: Die Liquiditätsgebühr verhindert Inflation und die direkte Geldmengensteuerung verhindert Deflation, während bei der Verwendung von Zinsgeld weder das eine noch das andere zu verhindern ist. Die weitere Verwendung von Zinsgeld ist das mit Abstand schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Geld ist eine Sache und eine Währung (konstruktiv umlaufgesicherte Indexwährung) ist eine Tat – eine bewusste und gewollte Tat, die sich mit einem deutlich verringerten Personalbestand bei der Deutschen Bundesbank professionell durchführen lässt. Dazu wird die Deutsche Bundesbank zum Deutschen Währungsamt, das keine Wertpapiergeschäfte und keine „Geldpolitik“ mehr betreibt, sondern die Währung proportional zu einem repräsentativen Konsumgüterpreisindex absolut stabil hält.

Im Herbst 2008 geriet die deutsche Volkswirtschaft durch einen Rückgang der Umlauffrequenz der Zentralbankgeldmenge in eine Deflation. Weil in einer Zinsgeld-Ökonomie die Zentralbank keinen Einfluss auf die Umlauffrequenz des Geldes hat, hätte die Deutsche Bundesbank den allgemeinen Preisverfall nur durch eine Erhöhung der Geldmenge ausgleichen und den „Normalzustand“ einer schleichenden Inflation von 2 Prozent pro Jahr aufrecht erhalten können, hätte damit aber ein umso größeres Inflationspotential geschaffen, ohne den Konsum nennenswert zu beleben. Die anschließend zur Belebung der Nachfrage durchgeführten staatlichen „Konjunkturpakete“ hätten in diesem Fall eine Hyperinflation losgetreten! Jetzt wird deutlich, warum eine Liquiditätsgebühr, obwohl sie die Umlauffrequenz des Geldes drastisch erhöht, eine Inflation verhindert. Nehmen wir an, die hohe Politik hätte früher ihren Restverstand gebrauchen können und am 1. Oktober 2008 wäre eine staatliche Liquiditätsgebühr zum 1. April 2009 von einmalig 4 Prozent und in der Folge von 2 Prozent pro Quartal gesetzlich vorgeschrieben worden. Alles zu diesem Zeitpunkt unnötig liquide gehaltene Geld wäre innerhalb von 6 Monaten auf Sparkonten eingezahlt worden, um der Liquiditätsgebühr zu entgehen, und die Geschäftsbanken hätten mit dem überschüssigen Bargeld ihre „traditionelle Verschuldung“ bei der Zentralbank ausgeglichen. Am 1. April 2009 wären dann nicht mehr 200 Mrd. Euro, sondern nur noch etwa 20 Mrd. Euro bei einem zuvor festgelegten Kurs von 1:1 in 19,2 Mrd. neue, umlaufgesicherte DM getauscht worden, und das Währungsamt hätte 800 Mio. DM über öffentliche Investitionen in den Umlauf gebracht, um die neue Währung stabil zu halten. Zum Vergleich: Bei etwa 40 Mio. Haushalten bedeutet eine Bargeldmenge von 200 Mrd. Euro im Durchschnitt 5.000 Euro pro Haushalt. Bei der heutigen Dichte von Geldautomaten sind aber durchschnittlich 500 DM pro Haushalt, die entsprechend schneller umlaufen, vollkommen ausreichend, während regelmäßige oder größere Zahlungen in der Regel durch Banküberweisungen getätigt werden.

Verlassen wir den Konjunktiv und begeben uns in die Gegenwart, in der weitere staatliche „Konjunkturpakete“ nicht mehr zu finanzieren sind, sodass eine konstruktiv umlaufgesicherte Indexwährung nicht nur die beste, sondern auch die einzig verbleibende Möglichkeit darstellt, den kurz bevorstehenden, endgültigen Zusammenbruch der Weltwirtschaft aufzuhalten. Die „Europäische Währungsunion“ wird in jedem Fall zerbrechen, ob kontrolliert oder unkontrolliert. Das ist nur eine Frage der Zeit, vielleicht nur noch von wenigen Wochen oder Monaten. In jedem Fall hat die Bundesrepublik Deutschland jederzeit die Möglichkeit, die „Gemeinschaftswährung“ zu verlassen und die Natürliche Wirtschaftsordnung (echte Soziale Marktwirtschaft), selbst bei anfänglichem Unverständnis oder sogar Widerstand anderer Staaten, zunächst im eigenen Wirtschaftsraum zu verwirklichen. Schon ab dem Zeitpunkt der gesetzlich verbindlichen Ankündigung der freiwirtschaftlichen Geld- und Bodenreform ist die Bundesrepublik Deutschland vor einer wirtschaftlichen Schrumpfung dauerhaft abgesichert und kann darüber hinaus den ehemaligen europäischen Mitgliedsstaaten finanzielle Zugeständnisse in erheblichem Umfang machen. Es kann notfalls auf die gesamte Kreditsumme der Deutschen Bundesbank an die EZB (zurzeit 450 Mrd. Euro) verzichtet werden, ohne die selbstregulative Gesundung der deutschen Volkswirtschaft zu gefährden! Damit besteht genügend Verhandlungsspielraum, um alle anderen Staaten ohne nennenswerte Verzögerung zur Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung im eigenen Land zu bewegen.

Das zwischenzeitlich von der hohen Politik angerichtete Chaos muss schnellstmöglich geordnet werden, ohne dass sich dabei unzumutbare Härten für alle Wirtschaftsteilnehmer ergeben. Das ist keine leichte, aber eine lösbare Aufgabe, selbst wenn die hohe Politik bis zum Eingeständnis ihrer Unfähigkeit noch mehr Chaos anrichtet. Tatsächlich ist die „Währungsunion“ nichts anderes als ein groß angelegtes Beschäftigungsprogramm für ansonsten im Kapitalismus arbeitslose Bürokraten. Ihre Auflösung bringt für alle Staaten Europas nur Vorteile. Zwar wäre es prinzipiell möglich, den Euro mit einer konstruktiven Umlaufsicherung zu versehen und damit eine echte Währungsunion zu schaffen, doch das würde bedeuten, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Zum einen müsste in diesem Fall auch ein zentral verwaltetes, allgemeines Bodennutzungsrecht für ganz Europa in kürzester Zeit geschaffen werden; zum anderen müssten komplizierte finanzielle Ausgleichsmechanismen installiert und verwaltet werden, um die seit der Einführung des Euros durch die Zinsumverteilung gewachsenen, wirtschaftlichen Differenzen zwischen den Mitgliedsstaaten über mehrere Jahre abzumildern, bis die selbstregulativen Mechanismen der Natürlichen Wirtschaftsordnung die Ungerechtigkeiten ganz beseitigen. Das sind schon wieder zu viele Konjunktive. Es ist einfacher und gerechter, wenn jeder Staat seine Bodennutzung selbst verwaltet und eine eigene, konstruktiv umlaufgesichterte Indexwährung mit einem der jeweiligen Binnenwirtschaft repräsentativem Warenkorb erhält. Freie Wechselkurse und der zollfreie Handel (Freihandel) zwischen den Staaten werden dann automatisch alle wirtschaftlichen Ungleichgewichte ausregeln. Danach können sich die Staaten freiwillig entscheiden, ob es für sie vorteilhaft ist, mehrere Währungsräume und die entsprechenden Bodenverwaltungen zusammenzulegen.

„Das Geld schafft das Proletariat, nicht weil die Zinslasten das Volk um Hab und Gut bringen, sondern weil es das Volk gewaltsam daran hindert, sich Hab und Gut zu schaffen.“


Frau Dr. Merkel hat bisher alles in ihrer Macht stehende getan, um die Völker Europas gewaltsam daran zu hindern, sich Hab und Gut zu schaffen. Ob sie dazu gewillt und fähig ist, bei der Wiedergutmachung dieses Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu assistieren, wird sich nach dem zwangsläufigen Scheitern der „Europäischen Währungsunion“ und der Einsicht erweisen, dass der Euro nicht nur viel, viel weniger als eine Währung, sondern gar keine Währung war.

Stefan Wehmeier, 20. Oktober 2011


Freitag, 7. Oktober 2011

Vom Wege des Schaffenden


Willst du, mein Bruder, in die Vereinsamung gehen? Willst du den Weg zu dir selber suchen? Zaudere noch ein wenig und höre mich.
    »Wer sucht, der geht leicht selber verloren. Alle Vereinsamung ist Schuld«: also spricht die Herde. Und du gehörtest lange zur Herde.
    Die Stimme der Herde wird auch in dir noch tönen. Und wenn du sagen wirst: »ich habe nicht mehr ein Gewissen mit euch«, so wird es eine Klage und ein Schmerz sein.
    Siehe, diesen Schmerz selber gebar noch das eine Gewissen: und dieses Gewissens letzter Schimmer glüht noch auf deiner Trübsal.
    Aber du willst den Weg deiner Trübsal gehen, welches ist der Weg zu dir selber? So zeige mir dein Recht und deine Kraft dazu!
    Bist du eine neue Kraft und ein neues Recht? Eine erste Bewegung? Ein aus sich rollendes Rad? Kannst du auch Sterne zwingen, daß sie um dich sich drehen?
    Ach, es gibt so viel Lüsternheit nach Höhe! Es gibt so viel Krämpfe der Ehrgeizigen! Zeige mir, daß du keiner der Lüsternen und Ehrgeizigen bist!
    Ach, es gibt so viel große Gedanken, die tun nicht mehr als ein Blasebalg: sie blasen auf und machen leerer.
    Frei nennst du dich? Deinen herrschenden Gedanken will ich hören und nicht, daß du einem Joche entronnen bist.
    Bist du ein solcher, der einem Joche entrinnen durfte? Es gibt manchen, der seinen letzten Wert wegwarf, als er seine Dienstbarkeit wegwarf.
    Frei wovon? Was schiert das Zarathustra? Hell aber soll mir dein Auge künden: frei wozu?
    Kannst du dir selber dein Böses und dein Gutes geben und deinen Willen über dich aufhängen wie ein Gesetz? Kannst du dir selber Richter sein und Rächer deines Gesetzes?
    Furchtbar ist das Alleinsein mit dem Richter und Rächer des eignen Gesetzes. Also wird ein Stern hinausgeworfen in den öden Raum und in den eisigen Atem des Alleinseins.
    Heute noch leidest du an den Vielen, du Einer: heute noch hast du deinen Mut ganz und deine Hoffnungen.
    Aber einst wird dich die Einsamkeit müde machen, einst wird dein Stolz sich krümmen und dein Mut knirschen. Schreien wirst du einst »ich bin allein!«
    Einst wirst du dein Hohes nicht mehr sehn und dein Niedriges allzunahe; dein Erhabnes selbst wird dich fürchten machen wie ein Gespenst. Schreien wirst du einst: »Alles ist falsch!«
    Es gibt Gefühle, die den Einsamen töten wollen; gelingt es ihnen nicht, nun, so müssen sie selber sterben! Aber vermagst du das, Mörder zu sein?
    Kennst du, mein Bruder, schon das Wort »Verachtung«? Und die Qual deiner Gerechtigkeit, solchen gerecht zu sein, die dich verachten?
    Du zwingst viele, über dich umzulernen; das rechnen sie dir hart an. Du kamst ihnen nahe und gingst doch vorüber: das verzeihen sie dir niemals.
    Du gehst über sie hinaus: aber je höher du steigst, um so kleiner sieht dich das Auge des Neides. Am meisten aber wird der Fliegende gehaßt.
    »Wie wolltet ihr gegen mich gerecht sein!« – mußt du sprechen – »ich erwähle mir eure Ungerechtigkeit als den mir zugemessnen Teil.«
    Ungerechtigkeit und Schmutz werfen sie nach dem Einsamen: aber mein Bruder, wenn du ein Stern sein willst, so mußt du ihnen deshalb nicht weniger leuchten!
    Und hüte dich vor den Guten und Gerechten! Sie kreuzigen gerne die, welche sich ihre eigne Tugend erfinden – sie hassen den Einsamen.
    Hüte dich auch vor der heiligen Einfalt! Alles ist ihr unheilig, was nicht einfältig ist; sie spielt auch gerne mit dem Feuer – der Scheiterhaufen.
    Und hüte dich auch vor den Anfällen deiner Liebe! Zu schnell streckt der Einsame dem die Hand entge gen, der ihm begegnet.
    Manchem Menschen darfst du nicht die Hand geben, sondern nur die Tatze: und ich will, daß deine Tatze auch Krallen habe.
    Aber der schlimmste Feind, dem du begegnen kannst, wirst du immer dir selber sein; du selber lauerst dir auf in Höhlen und Wäldern.
    Einsamer, du gehst den Weg zu dir selber! Und an dir selber führt dein Weg vorbei, und an deinen sieben Teufeln!
    Ketzer wirst du dir selber sein und Hexe und Wahrsager und Narr und Zweifler und Unheiliger und Bösewicht.
    Verbrennen mußt du dich wollen in deiner eignen Flamme: wie wolltest du neu werden, wenn du nicht erst Asche geworden bist!
    Einsamer, du gehst den Weg des Schaffenden: einen Gott willst du dir schaffen aus deinen sieben Teufeln!
    Einsamer, du gehst den Weg des Liebenden: dich selber liebst du und deshalb verachtest du dich, wie nur Liebende verachten.
    Schaffen will der Liebende, weil er verachtet! Was weiß der von Liebe, der nicht gerade verachten mußte, was er liebte!
    Mit deiner Liebe gehe in deine Vereinsamung und mit deinem Schaffen, mein Bruder; und spät erst wird die Gerechtigkeit dir nachhinken.
    Mit meinen Tränen gehe in deine Vereinsamung, mein Bruder. Ich liebe den, der über sich selber hinaus schaffen will und so zugrunde geht. –

Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra.

Die Entwicklung des Menschen zum „Übermenschen“, die Friedrich Nietzsche in seinem Epos „Also sprach Zarathustra“ beschreibt, ist eine geniale Vorwegnahme der allgemeinen Auferstehung des Kulturmenschen durch die Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = echte Soziale Marktwirtschaft). Zu erkennen ist das erst, wenn man selbst den Erkenntnisprozess der Auferstehung aus der religiösen Verblendung hinter sich hat. Umso erstaunlicher ist die Leistung Nietzsches, der noch weit davon entfernt war, die Religion (Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe = Investor) zu verstehen, und der auch keine Vorstellung von Makroökonomie hatte.

Wer die Bedeutung des oben zitierten Kapitels erfassen will, ohne bereits auferstanden zu sein, muss zuerst wissen, dass alle Zivilisationsprobleme, die sich überhaupt thematisieren lassen, monokausal sind, und dass dies schon vor über drei Jahrtausenden erkannt wurde:


Die einzig denkbare Lösung für (Erlösung aus) diese(r) „Mutter aller Zivilisationsprobleme“ wurde erstmalig vor zwei Jahrtausenden erkannt, kann aber erst heute verwirklicht werden:


Jesus von Nazareth war mit Sicherheit der einsamste Mensch, der jemals auf diesem Planeten gelebt hat, denn er wusste, dass die Natürliche Wirtschaftsordnung („Königreich des Vaters“) zu seinen Lebzeiten nicht zu verwirklichen war, auch wenn die ideale Makroökonomie in rein technischer Hinsicht bereits damals möglich gewesen wäre. Wo wäre in diesem Fall die Menschheit heute? Niemand kann wagen, sich das vorzustellen!

Die halbwegs zivilisierte Menschheit zog es vor, in religiöser Verblendung zu verbleiben, und die „Herde“ fiel mit dem Cargo-Kult des Katholizismus (stellvertretend für alles, was sich heute „christlich“ nennt) in die wohl primitivste Form der menschlichen Existenz zurück, über die man sich als auferstandener Mensch überhaupt erheben kann (Bleiben Sie dennoch freundlich zu Ihrem Dorfpfarrer – er kann nichts dafür.).

Wer in „dieser Welt“ nach „Höhe“ strebt, darf auf gar keinen Fall wissen, dass er nur zwei Möglichkeiten hat: Er kann auf Kosten anderer leben (Zinsgewinner), oder andere werden auf seine Kosten leben (Zinsverlierer). Eine dritte Möglichkeit ist in einer Zinsgeld-Ökonomie nicht vorgesehen, und die beiden verbleibenden Möglichkeiten lassen kein wirklich sinnvolles Leben zu, wenn wir ein solches als eine Abfolge von bewusstem Wollen und zumindest möglicher Willensbefriedigung auffassen:



Stefan Wehmeier, 07.10.2011


Donnerstag, 6. Oktober 2011

Geldpolitik


„Für die häufig zu hörende Vermutung, dass sich die Banken das Geld für ihre Kredite bei der Zentralbank billig leihen können und dann mit hohen Zinsen weiter verleihen und auf diese Weise große Gewin­ne machen, gibt es also – sowohl von den Zahlen als auch den Vorgängen her – in der Realität keinen Platz. So lag z.B. im Raum der Deutschen Bundesbank die gesamte den Banken und der Wirtschaft zur Verfügung gestellte ZBG-Menge – also die Sum­me von Banknoten und Mindestreserven – Ende 2010 bei 276 Mrd, die Kreditvergaben der Banken an die Nichtbanken jedoch bei 3.724 Mrd, also beim 13- bis 14-fachen der ZBG-Menge! Außerdem ist zu beachten, dass sich das Gros dieser ZBG-Menge in Form von Banknoten, im Werte von 203 Mrd, in den Händen der Wirtschaftsteilnehmer befand, während die ZBG-Guthaben der Banken – in Höhe von 51 Mrd – in den Mindestreserven der Banken gebunden wa­ren.“


Es gibt wohl niemanden auf diesem Globus, der die so genannte Geldpolitik in unserem seit jeher fehlerhaften Geldsystem gründlicher analysiert hat, als Helmut Creutz, und kein studierter „Wirtschaftsexperte“ kann ihm auf diesem Gebiet auch nur im Entferntesten das Wasser reichen. Dennoch bezeichnet er seinen obigen Artikel, der alles andere, was jemals zu diesem Thema geschrieben wurde, ad absurdum führt, als „Ein Klärungsversuch“ und geht in seiner Bescheidenheit sogar soweit, dass er der hohen Politik und den studierten „Wirtschaftsexperten“ zutraut, sie könnten den elementaren Fehler in unserem Geldsystem selbst beheben, wenn sie erst einmal verstanden hätten, dass überhaupt ein Fehler vorliegt. Darum hat sich Helmut Creutz noch keine eigenen Gedanken gemacht, wie eine konstruktiv umlaufgesicherte Indexwährung in der Praxis zu verwirklichen ist, ohne dabei eine Katastrophe in der Katastrophe auszulösen.

Glücklicherweise gibt es andere, die bereits ganz genau wissen, wie die Geldordnung und die Bodenordnung umgestaltet werden müssen, um den endgültigen Zusammenbruch des Geldkreislaufs (globale Liquiditätsfalle) zu stoppen und die echte Soziale Marktwirtschaft (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus) zu verwirklichen:


Ohne dieses Wissen, das seit 2007 erarbeitet wurde, hätte die halbwegs zivilisierte Menschheit schon jetzt keine Überlebenschance mehr! Denn zu dem Zeitpunkt, an dem die hohe Politik erkennt, dass ein elementarer Fehler im Geldsystem vorliegt, ist es zu spät, mit dem Denken anzufangen.

Die seltenen Fähigkeiten, um ein Volksvertreter werden zu können, stehen diametral den noch viel selteneren Fähigkeiten entgegen, die „Mutter aller Zivilisationsprobleme“, die Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, nicht nur zu erkennen, sondern auch die einzig denkbare Möglichkeit zu ihrer Überwindung zu verstehen. Anders formuliert: Wer in „dieser Welt“ (Zinsgeld-Ökonomie) Volksvertreter sein will, versinkt in einem Ozean von Vorurteilen, aus dem ein Auftauchen aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist. Und um die Bereitschaft aufzubringen, sich beim Auftauchen helfen zu lassen, muss die bisher in der Gesellschaft erreichte „Machtposition“ nicht nur in Frage gestellt, sondern vollkommen aufgegeben werden. Bis es soweit ist, dass die hohe Politik der globalen Liquiditätsfalle vollkommen machtlos gegenübersteht und sich eingestehen muss, dass alle „politischen Maßnahmen“ nutzlos sind, ist die Situation bereits soweit eskaliert, dass vielleicht nur noch wenige Tage verbleiben, um den endgültigen Zusammenbruch des globalen Geldkreislaufs – und damit der gesamten Arbeitsteilung – aufzuhalten!

Seit Herbst 2008 hat die hohe Politik alles unternommen, um das Elend des Kapitalismus zu verlängern und die globale Liquiditätsfalle hinauszuzögern. Das bedeutet aber auch, dass der endgültige Zusammenbruch der Weltwirtschaft umso schneller und heftiger erfolgen wird. Der beste Frühindikator dafür ist der Deutsche Aktienindex (DAX), der schon im Januar 2008 von 8000 auf 6500 fiel, dieses Niveau bis August 2008 hielt, im September 2008 auf 4500 fiel (die hohe Politik erwachte aus dem Winterschlaf), mit weniger steilem Abfall (die hohe Politik verabschiedete ihren „Bankenrettungsplan“ und machte Hoffnung) im Februar 2009 den vorläufigen Tiefststand von 3500 erreichte, bis Juli 2011 wieder auf 7500 kletterte (die Nachwirkungen der staatlichen „Konjunkturpakete“), im August 2011 erneut auf 5500 fiel und seitdem zwischen 5000 und 5500 pendelt (in der Hoffnung auf den „Euro-Rettungsschirm“). Alle Bewegungen des DAX beruhen auf Aberglauben, das heißt aber nicht, dass sie zufällig erfolgen. Der Absolutwert des DAX ist ein Maß für den allgemeinen Glauben an die Investition, und der Absolutwert seiner ersten zeitlichen Ableitung, also abs(dDAX / dt), ist ein Maß für den allgemeinen Glauben an die Spekulation, da sich bekanntlich sowohl auf steigende als auch auf fallende Aktienkurse wetten lässt.

Der letzte Absturz des DAX erstreckte sich über insgesamt 14 Monate, während der aktuelle Absturz voraussichtlich in nur 3 Monaten bis Ende Oktober erfolgen wird, wobei sich das Absinken unter den vorläufigen Tiefststand auf die letzte Oktoberwoche konzentrieren kann. Bis dahin können zwei „negative Nachrichten“ das „Vertrauen der Anleger“ erschüttern: die so genannte „Troika“ stellt fest, dass Griechenland die „Kriterien“ für weitere „zinsgünstige Kredite“ nicht erfüllt, oder die Slowakei entscheidet sich gegen den „Euro-Rettungsschirm“.

Wer nicht schon weiß, dass „diese Welt“ absurd ist, weiß es spätestens dann, wenn eine dieser beiden möglichen „negativen Nachrichten“ von einem Tag auf den anderen die größte anzunehmende Katastrophe der Weltkulturgeschichte auslöst, die nur noch durch die schnellstmögliche Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung gestoppt werden kann:



Stefan Wehmeier, 06.10.2011