Mittwoch, 26. Mai 2021

Armageddon als letzte Chance

Steht der in Gütergemeinschaft lebende Kommunist am äußersten rechten Flügel, am Ausgangstor der gesellschaftlichen Entwicklung, bedeutet darum die kommunistische Forderung den letzten reaktionären Schritt, so muß die N.W.-O. als Programm der Aktion, des Fortschrittes des äußersten linken Flügelmannes angesprochen werden. Alles, was dazwischen liegt, sind nur Entwicklungsstationen.
    Die Entwicklung vom Herdenmenschen, vom Teilmenschen zum selbständigen Vollmenschen, zum Individuum und Akraten, also zum Menschen, der jede Beherrschung durch andere ablehnt, setzt mit den ersten Anfängen der Arbeitsteilung ein. Sie wäre längst vollendete Tatsache, wenn diese Entwicklung nicht durch Mängel in unserem Bodenrecht und Geldwesen unterbrochen worden wäre – Mängel, die den Kapitalismus schufen, der zu seiner eigenen Verteidigung wieder den Staat ausbaute, wie er heute ist und ein Zwitterding darstellt zwischen Kommunismus und Freiwirtschaft. In diesem Entwicklungsstadium können wir nicht stecken bleiben; die Widersprüche, die den Zwitter zeugten, würden mit der Zeit auch unseren Untergang herbeiführen, wie sie bereits den Untergang der Staaten des Altertums herbeigeführt hatten. Heute heißt es: "durch – oder Untergang", nicht Stillstand, nicht Rückschritt, sondern durch den Hohlweg des Kapitalismus, in dem wir stecken blieben, hinaus ins Freie.
    Die N.W.-O. ist keine neue Ordnung, sie ist nicht künstliche zusammengestellt. Der Entwicklung der Ordnung, die die Arbeitsteilung zum Ausgangspunkt nimmt, sind nur die aus den organischen Fehlern unseres Geldwesens und Bodenrechtes entstehenden Hemmungen aus dem Wege geräumt worden. Mehr ist nicht geschehen. Sie hat mit Utopien, mit unerfüllbaren Schwärmereien, nichts gemein. Die N.W.-O., die ohne irgendwelche gesetzlichen Maßnahmen von selber steht, die den Staat, die Behörden, jede Bevormundung überflüssig macht und die Gesetze der uns gestaltenden natürlichen Auslese achtet, gibt dem strebenden Menschen die Bahn frei zur vollen Entfaltung des "Ich", zu der von aller Beherrschtheit durch andere befreiten, sich selbst verantwortlichen Persönlichkeit, die das Ideal Schillers, Stirners, Nietzsches, Landauers darstellt.


Silvio Gesell (Vorwort zur 4. Auflage der Natürlichen Wirtschaftsordnung, 1920)

Wer diese Zeilen, die alles, was die halbwegs zivilisierte Menschheit in den letzten 100 Jahren für eine vermeintlich "bessere Zukunft" unternahm, als Zeitverschwendung entlarvt, nie gelesen hat, kann die Gegenwart nicht verstehen und noch viel weniger die einzig denkbare Zukunft, in der es Politik und Religion nicht mehr geben wird. Dass seit 100 Jahren nichts begriffen wurde, was das zivilisierte Zusammenleben im weitesten Sinne betrifft, ist der Zinsgeld-Religion geschuldet, die erst heute überwunden werden kann – und überwunden werden muss, denn es ist der Zeitpunkt gekommen, wo nur noch zwei Möglichkeiten verbleiben:

Zukunft oder Steinzeit?

Den Beginn des zweiten Weltkrieges hatte Silvio Gesell schon direkt nach dem Ende des ersten Weltkrieges (Herbst 1918) auf wenige Jahre genau vorhergesagt, sollte es bis dahin nicht gelingen, die Natürliche Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus) zu verwirklichen. Denn die kapitalistische Marktwirtschaft (Zinsgeld-Ökonomie) bedarf regelmäßiger Kriege zur umfassenden Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß anzuheben und damit das Zinsgeld wieder in Umlauf zu bringen. Die nach dem zweiten Weltkrieg etablierte atomare Abschreckung macht nun den dritten Weltkrieg als Vater aller weiteren Dinge unmöglich, sodass der Zinsgeld-Kreislauf zwangsläufig zum Erliegen kommt und die ganze "moderne Zivilisation" zerfällt, wobei die Kultur umso tiefer abstürzt, je höher die Arbeitsteilung zuvor entwickelt war!

Die Staaten des Altertums stürzten nicht allzu tief, weil ein Großteil der Bevölkerung auf dem Land lebte und sich mit einfachen Mitteln ernähren konnte. Heute haben die 0,7% der deutschen Bevölkerung, die in der Landwirtschaft arbeiten und die übrigen 99,3% mit ernähren, schon kein eigenes Saatgut mehr und könnten sich kaum selbst ernähren, wenn die Arbeitsteilung zusammenbricht. Das sollte schon genügen, um einzusehen, dass die Abhängigkeit von einem funktionierenden Geldkreislauf heute absolut ist. Auf der anderen Seite haben weder die "hohe Politik" noch studierte "Wirtschaftsexperten" auch nur die blasseste Ahnung vom elementaren Fehler im "Geld, wie es (noch) ist" (Zinsgeld), und das fehlerfreie "Geld, wie es sein soll" (konstruktiv umlaufgesichertes Geld) liegt weit außerhalb ihres Vorstellungsvermögens. Mit dem Denken, d. h. das Geld in erster Linie als Tauschmittel und nicht als Kapital zu betrachten, wird erst angefangen, sobald die Katastrophe passiert, und dann ist es für diese "Experten" bereits zu spät, um noch auf die Lösung zu kommen, bevor der Rückfall in die Steinzeit unvermeidlich wird.

Alle diese Gedanken werden bei unselbständig "denkenden" Menschen (das sind unabhängig von "Glaube" oder "Unglaube" die allermeisten) vom Programm Genesis im kollektiv Unbewussten blockiert, das vor 3250 Jahren in bester Absicht die Marktwirtschaft begründete, aber während der Babylonischen Gefangenschaft im sechsten vorchristlichen Jahrhundert umprogrammiert wurde, sodass die Religion vom Wahnsinn mit Methode zum Wahnsinn ohne Methode mutierte:

Die erste und die zweite Matrix

Der heute typische "Normalbürger" (Matrix-Bewohner) – und in diesem Sinne ist ein Politiker der "normalste Normalbürger" – ist unfähig, über die kapitalistische Marktwirtschaft hinaus zu denken, und kann weder die systemische Ungerechtigkeit noch die inhärente Instabilität der Zinsgeld-Ökonomie begreifen, sodass die halbwegs zivilisierte Menschheit blind und unwissend auf die größte Katastrophe der Weltkulturgeschichte zusteuert:

Ohne Phantasie, ohne Mut und ohne Verstand

Die religiöse Verblendung geht soweit, dass gänzlich unbegründete Ängste vor einem erdachten "Mensch-gemachten Klimawandel" und einer erfundenen "Corona-Pandemie" die "hohe Politik" zu immer verrückteren Aktionen antreibt, während die wirkliche Katastrophe, die in wenigen Monaten über 90% der Weltbevölkerung auslöschen kann und die heute unmittelbar bevorsteht, erst dann in die öffentliche Wahrnehmung gerät, sobald sie passiert:

Armageddon voraus

Für die Zukunft habe ich schon im Dezember 2008 den Untergang als letzte Chance gesehen.

 
Stefan Wehmeier, 26.05.2021 
 
 

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