Mittwoch, 8. April 2020

Zum dritten Siegel der Apokalypse

"Die größte Tragödie in der Geschichte der Menschheit ist wohl die, dass die Moral von der Religion mit Beschlag belegt wurde."

Sir Arthur Charles Clarke (1917-2008)

Ein religiöser Mensch ist jemand, der die Heilige Schrift NICHT versteht, und es ist die Aufgabe der Priester, dafür zu sorgen, dass der "Normalbürger" sie NICHT versteht, damit dieser nicht "über den Rand der Welt fällt" und dann soviel Angst um seine Seele hat, dass sich die ganze Kultur in Missfallen auflöst. Das ist die Seelsorge, die den "modernen" Priestern umso leichter fällt, da sie selbst die Heilige Schrift schon lange NICHT mehr verstehen. Denn es ist egal, welchen Unsinn die Priester von sich geben; Hauptsache, die wahre Bedeutung der Erbsünde bleibt dadurch im Verborgenen. Die letzten Priester, die noch wussten was sie taten, waren jene, die um 580 v. Chr. den heute "ersten" Schöpfungsmythos der Genesis (7-Tage-Schöpfung) vor den ursprünglichen "zweiten" (Paradiesgeschichte) setzten und damit den Krieg zum Vater aller Dinge machten:


Die Seele des Menschen ist seine in die Gesellschaft eingebrachte Leistung, deren Gegenleistung er noch nicht zurückgefordert hat. Beispielsweise hat Jesus von Nazareth eine enorme Leistung in die Gesellschaft eingebracht und hat nichts dafür bekommen außer gefoltert und ans Kreuz geschlagen zu werden. Und dann musste seine dadurch unsterblich gewordene Seele auch noch "den Einen großen Instinkt der Rache, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch, klein genug ist" (das Christentum nach Nietzsche) ertragen, damit es ihm mit absoluter Gewissheit vergönnt war, in "den Einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit" wieder hineingeboren zu werden und in diesem rechtzeitig wiederaufzuerstehen, um den Schandfleck zu beseitigen und das zu vollenden, wozu er auf die Welt gekommen war, nämlich die Verwirklichung der Zivilisation.

(Lutherbibel 1984 / Offenbarung_5,6) Und als es das dritte Siegel auftat, hörte ich die dritte Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand.

Die vier apokalyptischen Reiter sind "auf Liedern reitende, galoppierend aufklärende Gedanken", die beim Lesen der ersten vier Siegel durch Assoziationsketten im Kopf des Lesers ausgelöst werden. Das dritte der sieben Siegel der Apokalypse ist ein Vergleich (bzw. eine Abwägung) einer Auswahl überlieferter Aussagen von Jesus mit gleichbedeutenden Aussagen von Silvio Gesell zwischen den Strophen des Liedes "Childen Of The Sea" von Black Sabbath. Darum sitzt der dritte apokalyptische Reiter auf einem schwarzen Pferd und hat eine Waage in seiner Hand – um zu folgendem Schluss zu kommen:

Wie bereits der buddhistische Weise Nagarjuna bemerkte, leiten alle Dinge (zu denen in diesem weitesten Sinne auch die Menschen gehören) ihre Natur und ihr Sein von gegenseitiger Abhängigkeit her und sind nichts in sich selbst. Wie naiv ist es also zu glauben, dass die "Moral" irgendeine Relevanz in Bezug auf das Zusammenleben haben könnte, wenn die elementarste zwischenmenschliche Beziehung, das Geld, nur in der Form eines Ausbeutungsmittels (Zinsgeld) existiert und damit zu systemischer Ungerechtigkeit (Privatkapitalismus = Erbsünde) führt. Und wie naiv ist es dann zu glauben, die berühmteste Persönlichkeit der Welt, der Prophet Jesus von Nazareth, wäre nichts weiter gewesen als ein moralisierender Wanderprediger. Selbst wenn die 114 Logien des Thomas-Evangeliums nicht eindeutig beweisen würden, dass er der erste Denker in der bekannten Geschichte war, der die Grundprinzipien der Freiwirtschaft erkannte, wäre es noch immer hochgradig unwahrscheinlich, dass Jesus irgendetwas anderes entdeckt haben könnte. Macht ihn das zum größten Genie aller Zeiten, so lässt sich die religiöse Verdummung der Gegenwart nur noch mit den folgenden Worten von Silvio Gesell erfassen:

"Wenn wir einmal die Natürliche Wirtschaftsordnung erleben, dann braucht man sie nicht mehr in Büchern zu studieren, dann wird alles so klar, so selbstverständlich. Wie bald wird dann auch die Zeit kommen, wo man den Verfasser bemitleiden wird, nicht aber, wie es heute noch geschieht, weil er solch utopischen Wahngebilden nachstrebt, sondern weil er seine Zeit der Verbreitung einer Lehre widmete, die ja doch nur aus einer Reihe banalster Selbstverständlichkeiten besteht."

Alles Leid der Welt entstand daraus, dass die Moral von der Religion mit Beschlag belegt wurde! 


Stefan Wehmeier, 08.04.2020 



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