Sonntag, 11. Juni 2017

Soziale Gerechtigkeit


Die Gesetze, die zur Ordnung seines Gemeinwesens ihm in der Wüste von Gott durch Moses gegeben werden, tragen sofort den Charakter der volkswirtschaftlichen Epoche an sich, ohne irgendwelche feudale Übergangsstufen zu berücksichtigen. Diese Gesetze zeigen aber auch noch andere beneidenswerte Merkmale. Nirgends haben sie den Charakter des Zaghaften oder gar der Konzessionen nach allen Seiten. Sie haben auch nicht vorgesehen, dass sie immerwährend durch Novellen verbessert oder verschlechtert werden. Die mosaischen Gesetze zeichnen sich aus durch ihre absolute Entschiedenheit, durch ihre großen, Alles umfassenden prinzipiellen Gesichtspunkte, durch ihren bestimmten Willen, als unabänderliche Gesetze für alle Zeiten zu gelten, durch ihren klaren, unzweideutigen Blick in die Zukunft, für den Fall des Gehorsams wie für den Fall des Ungehorsams, und durch ein inniges Durchdringen der religiösen, sittlichen und wirtschaftlichen Anschauungen. Was also die moderne ethische Nationalökonomie mühsam und vielfach noch unklar zu erreichen strebt, das hat schon die mosaische Gesetzgebung in bewundernswerter Weise vorweggenommen. 
    Auch der andere Stolz unserer Nationalökonomie, dass Adam Smith als Erster sein wirtschaftliches Lehrgebäude auf die Arbeit gebaut habe, ist eigentlich wenig begründet. Denn die mosaische Gesetzgebung hat hier schon längst die Priorität erworben und zwar in einer Weise, die von Adam Smith nicht einmal erreicht wurde. Der mosaische Staat war nicht nur auf die Arbeit der unteren Volksmasse, sondern auf die Arbeit als allgemeine Menschenpflicht, als göttliches Gebot gebaut. Schon vom Anfang an war nach Moses die Bestimmung des Menschen die Arbeit... 
    Und indem so das Essen des Brotes an die Bedingung des Schweißes der Arbeit geknüpft ist, enthält die Pflicht zur Arbeit auch das Prinzip der Verantwortlichkeit jedes Einzelnen für sein Durchkommen und für die Befriedigung seiner Lebensbedürfnisse. Und was ist das Anderes als der berechtigte Kern des ökonomischen Liberalismus? 
    Die Arbeit war das Fundament, auf dem sich der mosaische Staat aufbaute. Aber diese Arbeit war nicht als Lohnarbeit im Dienste des Kapitals, sondern zuerst und zuletzt als landwirtschaftliche Arbeit gedacht, als landwirtschaftliche Arbeit auf eigenem Grund und Boden, als bäuerliche Arbeit in echtem Sinne des Wortes. Deshalb steht die Verteilung des Grundbesitzes im Brennpunkt der mosaischen Wirtschaftsgesetze. ... 
    Aber die mosaische Gesetzgebung kümmert sich nicht nur um die rechte Verteilung des Grundbesitzes, um alles Übrige zunächst dem laisser faire und laisser passer zu überlassen. Die mosaische Gesetzgebung sorgt vielmehr sofort in sehr umfassenden Bestimmungen auch für die Erhaltung der einmal gewählten Ackerverteilung. Hierher gehört vor allem das ausdrückliche Verbot des Freihandels mit Land. Der landwirtschaftliche Grundbesitz ist nach dem mosaischen Gesetz keine Ware.
 
Dr. Gustav Ruhland (aus "System der politischen Ökonomie", Band II, Berlin, 1906)
 
Zweifellos war die mosaische Gesetzgebung der alten Israeliten schon insgesamt fortschrittlicher und führte zu mehr sozialer Gerechtigkeit als der Unsinn, der heute von der politischen Seifenoper für die "soziale Marktwirtschaft" gehalten wird. Seit 3000 Jahren sind in der praktischen Nationalökonomie nicht nur keine Fortschritte, sondern nur Rückschritte zu verzeichnen!
 
Soziale Gerechtigkeit ist nur auf der Basis der freien Marktwirtschaft möglich und keinesfalls auf der Basis einer sozialistischen Planwirtschaft wie im vorantiken Ägypten. Als der Erfinder der Marktwirtschaft hatte Moses den Hohepriestern seines Volkes ein Geheimwissen anvertraut, das sie befähigen würde, verantwortungsvoll und gewissenhaft im Sinne der Gerechtigkeit zu handeln, und das sie bewahren sollten, bis der Messias erscheinen und ihnen erklären würde, wie die Marktwirtschaft vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus zu befreien ist:
 
Gott der HERR (Jahwe) = künstlicher Archetyp "Investor" 
Erde und Himmel = Angebot (Waren) und Nachfrage (Geld) 
Regen / Feuchtigkeit = Geldemission / Liquidität 
Lebendiger Mensch = selbständiger Unternehmer 
Garten Eden (Paradies) = freie (d. h. monopolfreie) Marktwirtschaft 
Früchte tragende Bäume = Gewinn bringende Unternehmungen 
Baum des Lebens (ez pri ose pri: "Baum, der Frucht ist und Frucht macht") = Geldkreislauf 
Baum der Erkenntnis (ez ose pri: "Baum, der Frucht macht") = Geldverleih 
Frucht vom Baum der Erkenntnis = Urzins (S. Gesell) / Liquiditätsprämie (J. M. Keynes) 
Mann / Adam = Sachkapital / der mit eigenem Sachkapital arbeitende Kulturmensch 
Frau / Eva = Finanzkapital / der in neues Sachkapital investierende Kulturmensch 
Tiere auf dem Feld = angestellte Arbeiter ohne eigenes Kapital (Zinsverlierer) 
Schlange = Sparsamkeit (die Schlange erspart sich Arme und Beine) 
Tod = geistiger Tod durch religiöse Verblendung 
gut oder böse = egoistisch und gebildet oder selbstsüchtig und eingebildet 
Erbsünde = Privatkapitalismus (Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz) 
"die Frau gab ihrem Mann von der Frucht" = Übertragung des Urzinses auf das Sachkapital 
"nackt" sein = mit eigener Arbeit Geld verdienen 
"bekleidet" sein = als Investor von der Arbeit anderer Zins erpressen (lat.: vestis = Kleidung) 
"als der Tag kühl geworden war" = Abkühlung der Konjunktur (beginnende Liquiditätsfalle) 
"unter den Bäumen im Garten verstecken" = so tun, als wäre der Zins Lohn für eigene Leistung 
"die Frau, die du mir zugesellt hast" = Abhängigkeit von zinsträchtiger Ersparnis 
Nachkommen der Schlange / der Frau = Geldersparnisse / neue Sachkapitalien 
Kopf der Schlange = Kapitalmarktzins (Sachkapitalrendite) 
"unsereiner" = die nichts anderes zu tun haben, als sich an der Mehrarbeit anderer zu bereichern 
Vertreibung aus dem Paradies = 
Verlust der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus 
Cherubim = Denkblockaden
 
Nach dem "Auszug der Israeliten aus Ägypten", der Weiterentwicklung der menschlichen Kultur vom Ursozialismus zur Marktwirtschaft, sollten mehr als 12 Jahrhunderte vergehen, bis der Prophet Jesus von Nazareth als erster Denker in der bekannten Geschichte die Lösung fand, wie die "Mutter aller Zivilisationsprobleme" zu überwinden ist:
 
(NHC II,2,016) Vielleicht denken die Menschen, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Welt zu werfen, und sie wissen nicht, dass ich gekommen bin, um Spaltungen auf die Erde zu werfen, Feuer, Schwert, Krieg. Es werden nämlich fünf in einem Hause sein. Drei werden gegen zwei und zwei gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater. Und sie werden als Einzelne dastehen. 
(NHC II,2,030) Wo drei Götter sind, sind sie Götter; wo zwei oder einer sind, - ich bin mit ihm. 
(NHC II,2,044) Wer den Vater lästern wird, dem wird man vergeben; wer den Sohn lästern wird, dem wird man vergeben; wer aber den heiligen Geist lästern wird, dem wird man nicht vergeben, weder auf der Erde noch im Himmel. 
(NHC II,2,055) Wer nicht seinen Vater hasst und seine Mutter, wird mir nicht Jünger sein können. Und wer seine Brüder nicht hasst und seine Schwestern und nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein. 
(NHC II,2,105) Wer den Vater und die Mutter kennen wird, er wird Sohn der Hure genannt werden. 
(NHC II,2,106) Wenn ihr die zwei zu einem macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden. Und wenn ihr sagt: "Berg, hebe dich hinweg!", wird er verschwinden.
 
Mutter (der Kultur) = Summe aller Ersparnisse 
Hure = Finanzkapital 
Brüder und Schwestern = Sach- und Finanzkapitalien mit eingeschränkter Konkurrenz 
Berg = Rentabilitätshürde des Urzinses 
Vater (der Kultur) = volkswirtschaftliches Kreditangebot 
Sohn = Kreditnachfrage für neue Sachkapitalien 
heiliger Geist = umlaufgesichertes Geld (heilig = gesichert; Geist = Geldumlauf) 

(NHC II,2,113) Seine Jünger sagten zu ihm: "Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?" Jesus sagte: "Es wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: "Siehe hier oder siehe dort", sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht." ***
 
Königreich des Vaters = Natürliche Wirtschaftsordnung
 
*** (Silvio Gesell, Vorwort zur 3. Auflage der NWO, 1918) "Die Wirtschaftsordnung, von der hier die Rede ist, kann nur insofern eine natürliche genannt werden, da sie der Natur des Menschen angepasst ist. Es handelt sich also nicht um eine Ordnung, die sich etwa von selbst, als Naturprodukt einstellt. Eine solche Ordnung gibt es überhaupt nicht, denn immer ist die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewusste und gewollte Tat."
 
Im Nachhinein betrachtet war Jesus seiner Zeit um fast 19 Jahrhunderte voraus. Aber er wäre von den Hohepriestern verstanden worden – und wo die Menschheit dann heute wäre, sprengt jedes Vorstellungsvermögen! –, wäre nicht ab dem 6. vorchristlichen Jahrhundert alles esoterische Wissen um den Gott Jahwe, das Paradies und die Erbsünde in Vergessenheit geraten. Mit der Vernichtung der Gnosis im 4. Jahrhundert sollte das ein zweites Mal passieren:
 
Als ich 2007 das Bewusstsein wiedererlangte, stand ich vor der interessanten Aufgabe, aus einem mit rund 16.000 Atomsprengköpfen bestückten Irrenhaus, das von hochgradig Geisteskranken (genannt "Hochwürden", nicht "Merkwürden") in den Wahnsinn getrieben und von berufsmäßigen Vollidioten regiert wird, eine Zivilisation zu machen. Alles andere wäre wohl zu einfach.
 

Stefan Wehmeier, 11.06.2017 


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