Dienstag, 23. Mai 2017

Geld, Religion und Politik


"Die Religion ist die einzige Metaphysik, die das Volk imstande ist, zu verstehen und anzunehmen."
 
Joseph Joubert (französischer Moralist, 1754-1824)
 
Für den Religiösen gibt es nichts zu verstehen, denn das ist der Zweck der Religion, den sie bis heute viel zu gut erfüllt. Je mehr religiösen Schwachsinn der Religiöse verinnerlicht, desto "gut", und wenn er sich auch noch einbildet, es gäbe an dem Schwachsinn irgendetwas zu verstehen, desto "güter". Seit dem "Auszug der Israeliten aus Ägypten" geht es der Religion allein darum, dass der Religiöse die Basis allen menschlichen Zusammenlebens (Makroökonomie) und die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung (Geld) NICHT versteht:
 
"Wir werden also, bei sonst gleichen Verhältnissen, jenes Land als auf der höheren Stufe volkswirtschaftlicher Entwicklung stehend zu bezeichnen haben, in welchem der Mittelstand am meisten vertreten ist. Wo aber der Mittelstand sich in fortschreitender Auflösung befindet, dort haben wir eine direkt dem Verderben entgegenreifende Entwicklung vor uns, und zwar umso sicherer, je größer der Reichtum ist, welcher diesen Auflösungsprozess des Mittelstandes begleitet." 

Prof. Dr. Gustav Ruhland (1860-1914) gehörte zu den ganz wenigen Nationalökonomen der jüngeren Geschichte, die ehrlich waren und für die das Folgende nicht zutraf:
 
"Ich sah, dass den meisten die Wissenschaft nur etwas ist, insofern sie davon leben, und dass sie sogar den Irrtum vergöttern, wenn sie davon ihre Existenz haben." (Johann Wolfgang von Goethe)
 
In seinem Werk System der politischen Ökonomie (1903 bis 1908) konnte Prof. Ruhland (der 1887 einen diesbezüglichen Forschungsauftrag von Reichskanzler Bismarck erhielt, der das Werk nicht mehr lesen konnte) über einen Zeitraum von drei Jahrtausenden und anhand von 22 über die Kulturgeschichte verteilten Volkswirtschaften im Detail nachweisen, dass alle Hochkulturen und Weltreiche in der Geschichte an der systemischen Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz zugrunde gegangen sind. Die einzige Möglichkeit für einen Neuanfang ist ein Krieg zur umfassenden Sachkapitalzerstörung, damit nach dem Krieg wieder neues Zinsgeld in neue Sachkapitalien investiert werden kann. Unsere heutige "moderne Zivilisation" macht dabei keine Ausnahme, es besteht allerdings zu früheren Zeiten ein gravierender Unterschied:
 
USA: 7260, Russland: 7500, Frankreich: 300, China: 260, Großbritannien: 215, Pakistan: 100-120, Indien: 90-110, Israel: 80, Nordkorea: 6-8.
 
Die Zahlen benennen die aktuelle Anzahl der Atomsprengköpfe. Ohne die atomare Abschreckung wäre es spätestens in den 1980er Jahren zum Dritten Weltkrieg gekommen. Auf der anderen Seite hat darum heute – durch das Ausbleiben dieser "überfälligen Sachkapitalzerstörung" – die Zinsumverteilung sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten ein solches Ausmaß erreicht, dass der Atomkrieg nicht mehr erforderlich ist, um unsere ganze "moderne Zivilisation" – von einem Tag auf den anderen – auszulöschen! Die Heilige Schrift bezeichnet dieses unmittelbar bevorstehende Ereignis als Armageddon. Angst? Die sollten alle haben! Warum hat keiner Angst? Weil die Religion die halbwegs zivilisierte Menschheit so schwachsinnig gemacht hat, dass sie es schon gar nicht mehr verdient, aufgeklärt zu werden:
 
Warum mache ich mir dennoch die Mühe? Würden unsere Bundesregierung und alle studierten "Wirtschaftsexperten" heute mit dem Denken anfangen (was sehr unwahrscheinlich ist), um mit vereintem Restverstand eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform vorzubereiten, würden sie es nicht schaffen, die globale Liquiditätsfalle abzuwenden, sondern könnten nur eine Katastrophe in der Katastrophe auslösen, denn etwas anderes haben Politiker noch nie gekonnt:
 
Dem deutschen Volk und dem Rest der Welt bleibt nur die Möglichkeit, mich freundlich darum zu bitten, diese Kleinigkeit zu erledigen, und das kann ich mir umso besser bezahlen lassen, je näher die größte anzunehmende Katastrophe der Weltkulturgeschichte heranrückt.
 
(NHC II,2,41) Jesus sagte: Wer (etwas) in seiner Hand hat, dem wird gegeben werden; wer nicht hat, dem wird auch das Wenige, das er hat, weggenommen werden.
 
Für "etwas" braucht man nur Zinsgeld (alternativ auch Sachkapital oder privaten Bodenbesitz) einzusetzen, und jeder denkende Mensch weiß, was gemeint ist – wenn es noch denkende Menschen gäbe! Der Spruch ist nicht nur im Thomas-Evangelium ("die geheimen Worte, die der lebendige Jesus sagte") zu finden, sondern fast unverfälscht auch in den biblischen Evangelien, und das an fünf verschiedenen Stellen. Sehen wir uns an, was ein Priester dazu zu sagen hat:
 
"Wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat." Dieser Bibelspruch erinnert mich an manches in der Politik. Wie ist er wirklich zu verstehen?   
    Zunächst formuliert der Spruch eine Erfahrung, die man immer wieder machen kann, nicht nur mit der Politik. Ähnlich sieht es schon das Buch der Sprichwörter im Alten Testament: "Mancher teilt aus und bekommt immer mehr, ein anderer kargt übers Maß und wird doch ärmer" (Spr 11,24). Dies will sagen: So ist die Wirklichkeit; so geht es im gesellschaftlichen Leben zu und her. Damit ist aber noch keine Wertung ausgedrückt. Es ist nicht gesagt, dass es so sein muss, und schon gar nicht, dass es gut ist. Das Neue Testament greift den Erfahrungssatz fünfmal auf. Dabei wird allerdings durch den Zusammenhang eine Wertung ausgedrückt. 
    Der Spruch fasst Jesu Gleichnis von den Talenten bzw. den Minen zusammen: "Wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat" (Mt 25,29; Lk 19,26). Es geht um das Verhalten der Christenmenschen zwischen dem Weggang Jesu und seiner Wiederkunft. Jesus fordert von denen, die ihm nachfolgen, entschiedenes Handeln: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel tut" (Mt 7,21). Darauf zielt auch das Gleichnis vom anvertrauten Geld ab. Ein Detail verdient besondere Beachtung: Der Herr verteilt sein Geld in ungleichen Summen, jedoch nicht, weil er parteiisch ist und den einen Diener bevorzugen, den andern benachteiligen möchte. Nein, er gibt "jedem nach seinen Fähigkeiten" (Mt 25,15). Zwar verlangt das Reich Gottes vollen Einsatz, niemand soll jedoch überfordert werden. Der Spruch, den wir hier diskutieren, will also nicht ungerechtes menschliches Verhalten rechtfertigen, sondern den Ernst von Jesu Mahnung unterstreichen. Dass Jesus ein soziales Handeln fordert, das sich nicht den hier untersuchten Erfahrungssatz zur Maxime macht, beweist jener Satz aus dem Propheten Hosea, den Jesus gleich zweimal zitiert: "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" (Mt 9,13; 12,7; vgl. Hos 6,6). 
    Die übrigen Belege unseres Spruchs zielen in eine ähnliche Richtung. Im Zusammenhang geht es jeweils um das Hören auf Gottes Wort. Das Gleichnis vom Sämann zeigt, welchen Gefahren der hörende Mensch ausgesetzt ist (Mk 4,10-25; Lk 8,4-18). Im Lukasevangelium mahnt Jesus: "Gebt also Acht, dass ihr richtig zuhört! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er zu haben meint" (Lk 8,18). Bei Matthäus betont Jesus, dass das richtige Hören ein Geschenk ist: "Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen ... Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat" (Mt 13,11-12). Wenn die Bibel im Passiv formuliert ("euch ist es gegeben"), dann ist das meistens ein versteckter Hinweis auf das Handeln Gottes. Den Zugang zur Wirklichkeit Gottes kann sich der Mensch nur schenken lassen, er kann ihn nicht selbst öffnen. Allerdings: Offen muss der Mensch schon sein. Nur dann gelingt es ihm, beim Hören und Sehen auch "zu erkennen". Unser Spruch wirbt dann für ein entschiedenes Sich-Einlassen auf Gottes Wort und verspricht unverhofften Erfolg: Wer sich auf das Handeln Gottes in Jesus einlässt, gewinnt alles.
 
Deshalb ist heute jeder Priester ein Schweinepriester. Er redet Schwachsinn; Hauptsache, die wirkliche Bedeutung der Heiligen Schrift bleibt dadurch im Verborgenen. Kein Priester macht das aus "böser Absicht", sondern weil er schwachsinnig ist. Alle, die den Schwachsinnigen für "Hochwürden" halten, werden ebenfalls schwachsinnig, und kein Politiker, der auf Wählerstimmen angewiesen ist, kann es sich erlauben, den Schwachsinnigen nicht für "Hochwürden" zu halten!
 
"Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft blind."
 
Albert Einstein (1879-1955)
 
Seit dem Beginn der Geldwirtschaft vor etwa 3250 Jahren ist es die traditionelle Aufgabe aller Priester, dem Volk einen "irgendwie glaubhaften Schwachsinn" zu erzählen, denn solange das Wissen noch nicht zur Verfügung stand, wie die systemische Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz zu überwinden ist, musste diese "Mutter aller Zivilisationsprobleme" aus dem Begriffsvermögen des arbeitenden Volkes ausgeblendet werden! Anderenfalls wäre der "Auszug der Israeliten aus Ägypten", d. h. die "Weiterentwicklung der menschlichen Kultur vom Ursozialismus (zentralistische Planwirtschaft noch ohne liquides Geld, z. B. vorantikes Ägypten) zur Marktwirtschaft mit Geldkreislauf", nicht möglich gewesen, und wir würden heute noch Pyramiden bauen und die altägyptischen Götter anbeten. Bis hierhin kann man noch sagen: "Wissenschaft ohne Religion ist lahm". Moses, der Wissenschaftler und Priester war, hatte eine grandiose Idee, die freie Marktwirtschaft, wusste aber nicht, wie diese vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus zu befreien ist. Und selbst wenn er es gewusst hätte, wäre er niemals fähig gewesen, die freie (d. h. monopolfreie) Marktwirtschaft ohne Privatkapitalismus (Natürliche Wirtschaftsordnung = echte Soziale Marktwirtschaft) an irgendjemanden zur damaligen Zeit und schon gar nicht an ein ganzes Volk zu verkaufen:
 
Die Tradition der Schweinepriester begann um 580 v. Chr. Die ersten, die allen nachfolgenden Generationen das Wissen nicht mehr gönnten, setzten den heute "ersten" Schöpfungsmythos der Genesis (7-Tage-Schöpfung) vor den ursprünglichen "zweiten" (Paradiesgeschichte), und seitdem gilt: "Religion ohne Wissenschaft ist blind". Wenn man als lebendiger Mensch schon vor 2000 Jahren wusste, dass die Marktwirtschaft kein "Obstgarten" ist, und dass leistungslose Kapitaleinkommen (Liquiditätsverzichtsprämie, Sachkapitalrendite und private Bodenrente) nicht auf "Apfelbäumchen" wachsen, sondern durch die Mehrarbeit anderer, ist man ganz sicher...
 
Neo: "Ich kann nicht mehr zurück, oder?" 
Morpheus: "Nein. Wenn Du es könntest, würdest du es wollen?"
 
"Diese Welt" (das zivilisatorische Mittelalter) ist nur für Schwachsinnige (geistig Tote) zu ertragen. Nach der "Auferstehung aus dem geistigen Tod der Religion" ist man der einsamste Mensch der Welt, und wer das nicht erträgt, bleibt lieber schwachsinnig. Nach dieser Methode wurde der Jüngste Tag bereits 1984 Jahre hinausgezögert.
 
Doch am Ende reicht ein einziger Tag, um den ganzen Schwachsinn zu beenden.
 

Holy Diver (nicht der Priester), 23.05.2017
 
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Geld-Religion-und-Politik.pdf

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