Dienstag, 11. Oktober 2016

Selbstvertrauen



"Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer."

Gustave Le Bon (Psychologie der Massen, 1895)


Man kann sich dieses bis heute bestehende Verhalten der Masse auf unterschiedliche Arten zunutze machen: Mit wenig Selbstvertrauen macht man alles so, wie die Masse es will, und begnügt sich mit einer halbwegs sorgenfreien Existenz; bei mittelmäßigem Selbstvertrauen kann man einen weiteren Täuschungsversuch unternehmen, um sich innerhalb der Masse eine "gesellschaftliche Position" zu erschleichen, etwa die eines Politikers; und wer über ein dafür ausreichendes Selbstvertrauen verfügt, kommt zu dem Ergebnis, dass heute der Zeitpunkt gekommen ist, um mit aller Konsequenz bei der Wahrheit zu bleiben!  

Die erste Möglichkeit muss nicht weiter kommentiert werden und für die zweite Möglichkeit haben wir hier ein lehrreiches Beispiel,…

"Die vorherrschende neoliberale Lehre der Ökonomie betrachtet den Wettbewerb der Wirtschaftssubjekte als Grundstein einer freien Marktwirtschaft. Der Neoliberalismus soll Gelegenheit und Chance für mehr Eigenverantwortung sein. In Wahrheit ist dieser Wettbewerb jedoch ein Euphemismus für Wirtschaftskrieg, in dem jeder gegen jeden kämpft. Die auf Konkurrenz basierende Ökonomisierung spielt die Menschen gegeneinander aus und produziert zwangsläufig immer Gewinner und Verlierer. Unseren Kindern lehren wir ein konstruktives Miteinander, doch wenn sie im Erwerbsleben ankommen, lernen sie, dass sie gegeneinander spielen sollen und der Stärkere gewinnt. Der ökonomische Erfolg zur Mehrung des Kapitals von Individuen steht über dem Gemeinwohl. Wertschätzung, Respekt und Fairness verlieren jegliche Bedeutung. Dies hat fatale Folgen für die gesamte Gesellschaft."

…um aufzuzeigen, dass allein die dritte Möglichkeit Erfolg verspricht. Ein für die Wahrheit ausreichendes Selbstvertrauen ist erlernbar, wenn zuerst die Denkfehler korrigiert werden, die immer bei dem Versuch entstehen, sich der verblendeten Masse anzubiedern.

Der erste Denkfehler betrifft "die vorherrschende neoliberale Lehre der Ökonomie". Diese besteht gerade nicht darin, den marktwirtschaftlichen Wettbewerb zu fördern, sondern ganz im Gegenteil die noch immer die Marktwirtschaft beherrschenden Monopole zu erhalten. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um das elementare Geldstreikmonopol, das ein Kapitalmonopol nach sich zieht, und das private Bodenmonopol. Diese drei grundlegenden Monopole bestehen seit Jahrtausenden, werden von der universitären VWL gar nicht als solche erkannt und bewirken eine Einschränkung des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs, sodass die Besitzenden (Geld-, Sachkapital- und Bodenbesitzer) sich an der Mehrarbeit von Besitzlosen (Arbeiter und Angestellte) bereichern können.

Der zweite, daraus folgende Denkfehler ist die gedankenlose Diffamierung des Wettbewerbs als "Wirtschaftskrieg". Einen Wirtschaftskrieg im wahrsten Sinn des Wortes haben wir tatsächlich – und zwar deshalb, weil jeder nur versuchen kann, die bestehenden Monopole auszunutzen, um sich auf Kosten der Mehrarbeit anderer zu bereichern! Richtig ist: Der durch die Monopole eingeschränkte Wettbewerb spielt die Menschen gegeneinander aus und produziert zwangsläufig Zinsgewinner (Dekadenz) und Zinsverlierer (Proletariat).

Der vordergründig als "wissenschaftlich" erscheinende Text hat mit Wissenschaft nichts zu tun, sondern ist nur ein weiterer Versuch, typische Vorurteile der Masse rein gefühlsmäßig zu bedienen, um sich damit "wichtig" zu machen. Mit nichts anderem beschäftigen sich seit jeher Politiker (Dummschwätzer) und Priester (berufsmäßige Lügner).

Selbstvertrauen bedeutet, Politik (Machtausübung über andere Menschen, nicht über Dinge) und Religion (Machterhalt) als das zu erkennen, was sie sind, und den richtigen Weg zu beschreiten, um diese längst überflüssigen und schädlichen Institutionen abzuschaffen. Das erscheint zunächst als eine Aufgabe, bei der Selbstvertrauen allein nicht reicht – oder doch?

"Die Wahrheit hat weder Waffen nötig, um sich zu verteidigen, noch Gewalttätigkeit, um die Menschen zu zwingen, an sie zu glauben. Sie hat nur zu erscheinen, und sobald ihr Licht die Wolken, die sie verbergen, verscheucht hat, ist ihr Sieg gesichert."

Friedrich der Große (König von Preußen, 1712 – 1786)

Es müssen nur ein paar Wolken verscheucht werden. Aber wozu die Mühe und was hat man davon? Hier wäre zuerst zu fragen: Was hat man davon, sich entweder der Masse anzupassen oder sie zu täuschen? Anpassen dürfen sich alle, die sich nichts Besseres vorstellen können, und gelogen wurde schon zu viel, um damit noch etwas zu erreichen. Nicht von ungefähr werden die etablierten Massenmedien mittlerweile als "Lügenpresse" bezeichnet. Je größer und "allgemeiner" das Publikum, desto mehr wird gelogen. Bestes Beispiel ist die "ARD-tagesschau", deren Lügen genau das beinhalten, was das Publikum hören will, um sich "diese Welt" (Zinsgeld-Ökonomie, zivilisatorisches Mittelalter) weiterhin als "die beste aller möglichen Welten" vorstellen zu können. Diese naive Vorstellung ist maximal weit von der Wahrheit entfernt, sodass die Lügen immer offensichtlicher werden und mittlerweile auch bei denen ein ungutes Gefühl erzeugen, die zwar die Wahrheit noch nicht kennen, sich aber eine kritische Grundeinstellung bewahrt haben. Von dieser Klientel wurde der Begriff "Lügenpresse" geprägt, nicht von den Wenigen, die schon mehr wissen:

Tristan Abromeit: "Das, was wir heute bei uns als Wirtschaftsform vorfinden, eine Mischung aus rudimentärer Marktwirtschaft, der Zentralverwaltungswirtschaft und privatwirtschaftlichem Kapitalismus, hat mehr Ähnlichkeit mit der Wirtschaftsform, die die Nazis betrieben haben, als mit den Ideen, die einst unter dem Begriff Soziale Marktwirtschaft den Menschen Hoffnung gab."

Die Nachrichten der Lügenpresse sollen genau das verschleiern. Nur darf man nicht wie die Verschwörungstheoretiker glauben, dass damit eine bewusste Absicht verbunden wäre. Absichtliche oder vorsätzliche Lügen sind viel zu leicht zu entlarven, als dass sich die Lügenpresse damit hätte entwickeln können. Die Meinungsmacher der Lügenpresse können zwischen Marktwirtschaft (ausgleichendes Prinzip) und Privatkapitalismus (systemische Ungerechtigkeit) nicht unterscheiden und haben wie ihr Publikum keine Ahnung von "den Ideen, die einst unter dem Begriff Soziale Marktwirtschaft den Menschen Hoffnung gab":


Obwohl die echte Soziale Marktwirtschaft (Natürliche Wirtschaftsordnung = Marktwirtschaft ohne Kapitalismus) "ja doch nur aus einer Reihe banalster Selbstverständlichkeiten besteht", sind alle an der Lügenpresse Beteiligten vollkommen unfähig, die vom Kapitalismus befreite Marktwirtschaft zu verstehen oder überhaupt verstehen zu wollen.
   
Silvio Gesell: "Ihr werdet mir tausend Fragen stellen, und nachdem ich sie alle zu eurer Zufriedenheit beantwortet habe, werdet ihr von vorne anfangen."

Seit der Erstveröffentlichung von "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld" ist ein ganzes Jahrhundert vergangen, und die Wenigen, die überhaupt noch Fragen stellen, fangen immer wieder von vorne an. Dabei stehen wir heute kurz vor dem Zeitpunkt, an dem "die Widersprüche, die den Zwitter (die kapitalistische Marktwirtschaft) zeugten, … auch unseren Untergang herbeiführen, wie sie bereits den Untergang der Staaten des Altertums herbeigeführt haben." Die Rede ist vom Weltuntergang, wobei es sich nicht um eine Naturkatastrophe handelt, sondern um eine von Menschen gemachte:

Silvio Gesell: "Der Sparer erzeugt mehr Ware, als er selbst kauft, und der Überschuss wird von den Unternehmern mit dem Geld der Sparkassen gekauft und zu neuen Realkapitalien verarbeitet. Aber die Sparer geben das Geld nicht her ohne Zins, und die Unternehmer können keinen Zins bezahlen, wenn das, was sie bauen, nicht wenigstens den gleichen Zins einbringt, den die Sparer fordern. Wird aber eine Zeitlang an der Vermehrung der Häuser, Werkstätten, Schiffe usw. gearbeitet, so fällt naturgemäß der Zins dieser Dinge. Dann können die Unternehmer den von den Sparern geforderten Zins nicht zahlen. Das Geld bleibt in den Sparkassen liegen, und da gerade mit diesem Geld die Warenüberschüsse der Sparer gekauft werden, so fehlt für diese jetzt der Absatz, und die Preise gehen zurück. Die Krise ist da."

Einziger Ausweg bei der weiteren Verwendung von Zinsgeld ist der Krieg. Dieser bewirkt eine umfassende Sachkapitalzerstörung und somit eine Anhebung des Zinsfußes, damit nach dem Krieg mit anschließender Währungsreform wieder neues Zinsgeld in neue Sachkapitalien investiert werden kann. Diese früher sehr beliebte "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" konnte jedoch nur solange der "Vater aller Dinge" sein, wie es noch keine Atomwaffen gab! Zur Klarstellung: Die gegenwärtigen Aushilfskriege in der Dritten Welt sind hoffnungslos unzureichend. Für eine nennenswerte Anhebung des globalen Zinsfußes muss ein Großteil allen Sachkapitals in Europa, den USA und Südostasien zerstört werden – und das wäre dann der finale Atomkrieg (wobei die Frage "Wer gegen wen?" irrelevant ist).

Weitere Lügen können die Katastrophe nicht verhindern,…

"Der Begriff Demokratie kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet "Herrschaft des (einfachen) Volkes". Die antiken "Demokratien" in Athen und Rom stellen Vorläufer der heutigen Demokratien dar und entstanden wie diese als Reaktion auf zu grosse Machfülle und Machtmissbrauch der Herrscher. Doch erst in der Aufklärung (17./18. Jahrhundert) formulierten Philosophen die wesentlichen Elemente einer modernen Demokratie: Gewaltentrennung, Grundrechte / Menschenrechte, Religionsfreiheit und Trennung von Kirche und Staat."

…also bleiben wir bei der Wahrheit:

Silvio Gesell: "In einer Autokratie genügt es, wenn ein Mann die Währungsfrage studiert. In der Demokratie muss das ganze Volk sich dieser Aufgabe unterziehen, wenn die Demokratie nicht den Demagogen verfallen soll."

Genau das ist passiert: Die Demokratie ist den Demagogen verfallen. In einer Zinsgeld-Ökonomie ist das unvermeidlich und umgekehrt können wir auch sagen, dass überhaupt erst die Natürliche Wirtschaftsordnung eine echte Demokratie ist. Jede andere Definition ist gegenstandslos! Das sollte nun nicht zu dem Irrtum der Verschwörungstheoretiker verleiten, dass "die da oben" das Zinsgeld verstehen und absichtlich dem arbeitenden Volk ein fehlerfreies Geld vorenthalten. Im Gegenteil, je höher die "gesellschaftliche Position", desto weniger wird der Fehler im "Geld, wie es (noch) ist" verstanden und desto geringer das Vorstellungsvermögen vom "Geld, wie es sein soll", das die Klassengesellschaft auflöst:


Echter Wohlstand für alle ist für Politiker und Priester unvorstellbar, denn sie leben von der Massenarmut, so wie die Schulmediziner von der Krankheit leben. Und wenn es in einer Zinsgeld-Ökonomie nicht genügend Krankheit gibt, muss nachgeholfen werden:


Verständlicherweise kann das so nicht weitergehen, sodass man sich den Rat desjenigen einholen sollte, der weiter in die Zukunft dachte als alle anderen.

Arthur C. Clarke: "Ich finde die Zivilisation ist eine gute Idee. Nur sollte endlich mal jemand anfangen, sie auszuprobieren."

Als ich den weisen alten Herrn einen Tag nach seinem 85. Geburtstag am 17. Dez. 2002 in Sri Lanka besuchte, haben wir uns solange über Politik und Religion lustig gemacht, bis Arthur das Gespräch beenden musste, weil ihm das unvermeidliche Lachen aufgrund seiner schweren Krankheit (Post Polio Syndrom) starke Schmerzen verursachte. Bis dahin hatte ich mich weder mit Makroökonomie noch mit Religion beschäftigt, weil solche "Trivialitäten" für einen Ingenieur uninteressant sind. Das änderte sich im April 2004, als ich im Internet auf die Schriften von Silvio Gesell stieß, und änderte sich noch einmal im April 2007, als ich die Bedeutung der Genesis erkannte – was mich an einen Satz von Arthur erinnerte, der mir bis dahin unverständlich geblieben war: "Zuerst musst du dieses nutzlose Programm löschen, mein Sohn – ich bin zu alt dafür."

Der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation,…


…der schon lange auf sich warten lässt,…


…wird im Nachhinein ebenso verständlich wie "2001"…


…und warum Arthur verfügte, es sollten bei seinem Begräbnis keine Priester anwesend sein.

Also spielt man zur Abwechslung einmal Gott…


…und erklärt die Auferstehung,…


…um Himmel und Hölle…


…sowie den ganzen anderen religiösen Hokuspokus…


…zusammen mit der "heiligen katholischen Kirche" abzuschaffen:


Dann ersetzt man die 10 alten Gebote durch 3 neue…


…und erklärt das letzte Buch der Heiligen Schrift,...


...damit es endlich wieder eine Zukunft gibt.


Stefan Wehmeier, 11.10.2016


1 Kommentar:

  1. Ist es wirklich ein Irrtum anzunehmen, dass einer, der seinen Lebtag von der Mehrarbeit anderer lebt, nicht die Muße hat die ewige Quelle seines Reichtums zu ergründen und sich zu erhalten? Es ist doch wirklich nicht schwer zu verstehen, oder? Würde Jesus heute wohl zu den verteufelten Verschwörungstheoretikern gehören und sagen: Vater vergib ihnen nicht, den sie wissen heute was sie tun!
    Ansonsten müsste man feststellen: Die Zivilisationen des Ostens und des Westens sind unheilbar geisteskrank.

    AntwortenLöschen