Sonntag, 7. März 2021

Meinungen: wozu eigentlich?

"Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom."

Albert Einstein

Meinungen sind immer vorgefasst, und zwar entweder von einer Gruppe oder einer Einzelperson, die nichts weiß und nicht zugeben will, dass sie nichts weiß. Wer "Meinung" und "meinen" ganz aus seinem Wortschatz streicht, verliert nichts und gewinnt viel. Noch dümmer als Meinungen sind Meinungsumfragen. Die richtige Antwort auf die Frage "Was meinen Sie denn dazu?" ist also: "Ich habe grundsätzlich keine Meinung. Wenn Sie eine Antwort wünschen, müssen Sie Ihre Frage umformulieren." Ist der Fragesteller dazu nicht in der Lage, ist die Unterhaltung sinnlos. Der Gipfel der Sinnlosigkeit sind politische Meinungen. Gab es hierzulande bis zum Auftauchen der AfD derer fünf, nämlich "sozialdemokratisch", "christdemokratisch", "liberal", "grün" und "links", gibt es heute noch zwei, nämlich "links-grün versifft" und "neu-konservativ". Der Meinungsstreit hat sich dadurch vereinfacht, ist aber keinesfalls intelligenter geworden:

Schaumkrone des Schwachsinns

"Die Entwicklung vom Herdenmenschen, vom Teilmenschen zum selbständigen Vollmenschen, zum Individuum und Akraten, also zum Menschen, der jede Beherrschung durch andere ablehnt, setzt mit den ersten Anfängen der Arbeitsteilung ein. Sie wäre längst vollendete Tatsache, wenn diese Entwicklung nicht durch Mängel in unserem Bodenrecht und Geldwesen unterbrochen worden wäre – Mängel, die den Kapitalismus schufen, der zu seiner eigenen Verteidigung wieder den Staat ausbaute, wie er heute ist und ein Zwitterding darstellt zwischen Kommunismus und Freiwirtschaft. In diesem Entwicklungsstadium können wir nicht stecken bleiben; die Widersprüche, die den Zwitter zeugten, würden mit der Zeit auch unseren Untergang herbeiführen, wie sie bereits den Untergang der Staaten des Altertums herbeigeführt haben."

Januar 2021: Wissenschaft statt Religion

Der Herdenmensch in einer sozialistischen Planwirtschaft (Staatskapitalismus) muss die Meinung des Vorsitzenden im Politbüro teilen, was den Teilmensch in einer kapitalistischen Marktwirtschaft so überaus stolz auf seine "eigene Meinung" macht, dass er nicht darauf verzichten will. Erst der selbständig denkende Mensch in der Freiwirtschaft (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus) erkennt, dass der vermeintliche Verzicht ein großer Gewinn ist:

Der politische Meinungsstreit erübrigt sich mit der Verwirklichung von Eigennutz=Gemeinnutz, über die Moral kann es keine verschiedenen Meinungen geben, und der Abbau des Staates erübrigt vieles andere. Die Religion hat sich erledigt, in der Wissenschaft haben Meinungen nichts verloren, und in Kunst und Kultur geht es nicht um "gute Meinungen", sondern um guten Geschmack.

Über die einzig denkbare Zukunft kann es ebenfalls keine zwei Meinungen geben.

 
Stefan Wehmeier, 07.03.2021 
 
 

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