Wandelten da
vorgestern zwei ehrwürdige Gestalten die Milchstraße entlang; der eine
gedrungen, mit mächtigem Löwenkopf, der andere etwas größer und nicht gar so
massig – kein Zweifel, Marx und Engels machen ihren Abend-Spaziergang zu jener
einsamen Wolkenbank, von der aus man so schön auf die alte Mutter Erde
herunterschauen und das Treiben der Völker beobachten kann.
Diesmal saßen aber just schon zwei andere
auf der bewussten Bank. – „Schau einer her,“ sagt Marx im Heranschreiten, „das
ist doch Proudhon?“ – er kennt ihn noch gut, hat manchen heißen Kampf mit ihm
ausgefochten – worüber er jetzt still in seinen Bart lächelt. Aber den anderen
kennt er nicht; auch Engels weiß nicht, wer er ist. Doch nun erhebt sich
Proudhon, begrüßt die herangekommenen alten Kämpen und macht die Herren
bekannt: „Karl Marx, - Friedrich Engels, - Silvio Gesell,“ – klopft dem guten
alten Marx freundschaftlich auf die Schulter und fügt mit einem Augenzwinkern
zu dem Neuen hinüber hinzu: „Ja, mein lieber Marx, da habe ich nun in der
„Siedlung Eden“ einen unschätzbaren Bundesgenossen gefunden.“ „Das freut mich
aber,“ sagt Marx mit einem Lächeln.
„Sie müssen wissen, verehrter Gesell,“
wendet sich Proudhon nun an diesen, unser alter Marx kommt von der Sorge um die
da unten noch immer nicht los. Jeden Abend sitzt er hier und schaut nach dem
schönen großen Erdenstern, auf dem die Menschen so viel Unfug anrichten, hört
mit seinem Weltraum-Super die letzten Meldungen und hat immer Angst, dass die
Erde noch in ihre Atome zerstieben wird, bevor diese Trottel von Menschen die
Lösung finden.“
„Das fürchte ich nicht,“ lacht Gesell ob
dieser Sorge, „wenn es auch vom Sirius aus gesehen ziemlich belanglos wäre.“
„Sie sind so zuversichtlich, Gesell,“ bemerkt Marx, „ich möchte Ihnen glauben.
Aber worauf gründen Sie Ihre Zuversicht?“
„Großes Wissen gibt große Ruh´!“ – die vier
Männer nehmen nun Platz und Gesell fährt fort: „ich weiß, dass da unten alle
Erkenntnisse vorhanden sind, um die soziale Frage zu lösen; und wir Vier haben
ja unser Teil dazu beigetragen. Ich darf nun sagen, weil ich der Letzte bin,
dem es vergönnt war, Ihre Vorarbeiten, meine Herren, zu vollenden: Die Welt
braucht nur von jedem von uns das Beste und Richtige zu entnehmen, um zur
ganzen Erkenntnis und zur Lösung zu kommen.“
„Ich sehe noch nicht, wo die Lösung anders
liegen soll als im Sozialismus,“ lässt sich nun auch Engels hören. „Aber im
Prinzip ist es natürlich richtig und notwendig, niemals mit Scheuklappen an den
Erklärungen Andersdenkender vorüberzutraben…“
„Das ist der größte Fehler,“ fällt hier
Marx mit altem Kämpfertemperament in die Diskussion ein, „ich könnte mich im
Grabe umdrehen, wenn ich sehe, wie meine Anhängerschaft da unten nur mein
dickes „Kapital“ gelten lässt, - und seit 100 Jahren nichts mehr dazu lernen
will.“
„Urteilen Sie nicht so hart über die Leute,
verehrter Marx,“ warf nun Gesell wieder ein, „wer die Sache selber nicht
versteht, der ist eben heilfroh, wenn er sich auf ein Buch berufen kann; Sie
dürfen versichert sein, auch unter meinen Anhängern gibt es solche.“ Da
schmunzelten sie alle zusammen, - dieser Gesell scheint ja seine Leute auch zu
kennen.
Inzwischen war in samtdunkler Nacht der vom
Mond umkreiste Erdplanet in den Gesichtskreis der Betrachter getreten. Sie
sahen eine Weile schweigend herunter, wie die Brandung der Meere die Kontinente
umspülte, sahen die wogenden Weizenfelder, die Vieh-Herden auf saftigen
Weidegründen, die grünenden Wälder und an den hauchfeinen Linien der Straßen
und Bahndämme die schimmernden Städte der Menschen. Andere Teile der Erde waren
freilich verödet und kahl; aschgraue Flecke bezeichneten die Stellen, an denen
einst blühende Städte standen.
„Es ist kaum vorstellbar,“ brach nun Karl
Marx das Schweigen, „dass das alles zugrundegehen sollte, nur weil das
Menschenvolk da unten nicht imstande ist, sich selber eine bessere soziale
Ordnung zu geben.“
„Ja, der soziale Unfriede ist ein
Sprengstoff,“ – Gesell wiederholt hier, was er so oft auf Erden gesagt hat, -
„der alles zerstört, Bürgerkriege und Völkerkriege entfacht!“
„Das Bedenklichste scheint mir zu sein,“
nimmt nun Proudhon den Faden des Gesprächs auf, „dass die kämpfenden Parteien
von „Ost“ und „West“ alle beide die Lösung verfehlen. Je weniger Verstand sie
haben, das Richtige zu tun, desto mehr Gewalttätigkeit legen sie an den Tag,
das Unheil durchzusetzen!“
„Sehr richtig! Genau diesen Eindruck habe
ich auch,“ bestätigt Friedrich Engels, „aber das kann doch nur daran liegen,
dass das Richtige nicht so leicht zu begreifen ist…“
„Oho, meine Herren! – ich sehe, ich muss
Ihnen die Sache erklären,“ schaltet sich Gesell wieder ein, „Sie werden mich
bedauern, dass ich 40 Jahre lang solche Selbstverständlichkeiten lehren musste,
die jeder unverbildete Mensch begreifen kann, - wenn er einmal auf die richtige
Spur gekommen ist.“
Gesell sieht, wie seine Zuhörer aufmerksam
zusammenrücken und holt nun aus: „Meine Herren! Ich muss vorausschicken, ich
habe einen ganz großen Glauben an die Menschheit; da steckt noch etwas drin,
von dem unsere Zeit noch keinen Schimmer ahnen konnte. Aber um das
herauszuholen, dazu gehört eben eine Gesellschaftsordnung der Freiheit und
sozialen Gerechtigkeit.“ – Hier nickt Karl Marx beifällig, denn das ist das
Ziel des Sozialismus. – „Sie haben sich,“ fährt nun Gesell fort, „alle drei um
diese Fragen redlich bemüht. Ich will Ihnen keine Komplimente machen – darüber
sind wir hier längst hinaus -; aber ich muss auf Ihre Leistungen zurückgreifen,
um den Werdegang der Klärung darzustellen. Sie, verehrter Marx, haben eine
Kritik des Kapitalismus geliefert, die die Welt erschüttert hat, Sie haben das
soziale Gewissen wachgerüttelt und gewaltige Kräfte geweckt, die auf eine
Änderung drängen. Was verschlägt es, dass Sie auch geirrt haben? Hier sitzt ja
unser Freund Proudhon, der diese Scharte ausgewetzt hat! Proudhon, Sie haben
erkannt, dass die Macht des Kapitalismus nicht einfach im Privateigentum an den
Produktionsmitteln, sondern in der Überlegenheit des Geldes über die Ware
wurzelt. Von dort her kommt nämlich der Anspruch auf den „Mehrwert“, den Zins,
den Kapital-Ertrag. Sie haben auch schon gesehen, wenn dieser Tribut-Forderung
nicht stattgegeben wird, dann streikt das Geld und zerstört damit den
volkswirtschaftlichen Kreislauf der Leistungen. Sie schrieben damals: „Verschafft der Volkswirtschaft einen
geschlossenen Kreislauf, d. h. einen vollkommenen und regelmäßigen
Güteraustausch … und die menschliche Gemeinschaft ist gesichert, die Arbeit
vernunftmäßig geordnet.“ Die Richtigkeit Ihrer Gedanken hat sich unzählige
Male bestätigt, der Streik des Geldkapitals hat zahllose Krisen verursacht.“
„Darf ich hier unterbrechen?“, wendet sich
jetzt Karl Marx an den Sprechenden. „Soweit kann ich Ihnen zustimmen, aber für
die soziale Gerechtigkeit kommt es darauf an, dass es keine Ausbeutung mehr
gibt! Wie soll das ermöglicht werden, wenn das Privateigentum an den
Produktionsmitteln bestehen bleibt?“
Gesell nickte verstehend und nahm den
Gedanken von Marx sofort auf: „Wir sind uns einig, dahin geht auch unser Weg;
aber ich kann Ihnen auch das mit den Worten des einstmals so verkannten
Proudhon aufzeigen. Merken Sie gut auf: „Wenn
dem Unternehmer das Geldkapital zur Hälfte des jetzigen Zinses angeboten würde,
so müsste auch bald der Zinsertrag aller übrigen Kapitalien um die Hälfte
heruntergehen. Wenn z. B. ein Haus mehr Miete abwirft, als den Unternehmer das
Baugeld an Zins kostet, …so wird der Wettbewerb unfehlbar eine Herabsetzung der
Mieten … auf die Höhe des herabgesetzten Geldzinses herbeiführen (also den
Mehrwert schmälern), denn das sicherste Mittel, um ein aktives Kapital zu
entwerten … besteht doch darin, neben ihm andere, neue Kapitalien zu schaffen
und in Betrieb zu setzen. – Nach allen wirtschaftlichen Gesetzen vermehrt eine
größere Erzeugung auch die Masse des den Arbeitern angebotenen Kapitals, hebt
die Löhne und muss schließlich den Zins (Mehrwert) auf Null bringen.“
Karl Marx hatte diese Worte mit steigender
Erregung angehört, jetzt aber sprang er auf: „Freunde! Genossen! Mir fällt es
wie Schuppen von den Augen! Proudhon hat Recht gehabt! Natürlich! Kinder,
Kinder,“ – er griff sich mit beiden Händen in die Haare – „hinter meiner
falschen Theorie steht das Proletariat der Welt und kämpft seit einem
Menschenalter mit Streiks gegen den Kapitalismus, anstatt umgekehrt die
ununterbrochene Fortsetzung der Arbeit und der Kapitalbildung zu erzwingen!
Aber jetzt sagen Sie mir noch eines, Meister Gesell, wie wollen Sie, wenn es
richtig ist, den Hebel am Geldwesen anzusetzen, die Kontrolle über die
Transaktionen der Kapitalisten bekommen?“
„Das ist sehr einfach, weitaus einfacher
als die Vergesellschaftung der Produktionsmittel und einfacher als die
Planwirtschaft,“ fuhr nun Gesell wieder fort. „Wir brauchen nur die natürliche
Vergänglichkeit der Ware und der Arbeitskraft auch dem Geld aufzubürden. Sie
sollen sehen, sobald Geldscheine und Münzen (genauer: alles Zentralbankgeld, d.
h. alles Bargeld plus die Zentralbankguthaben aller Geschäftsbanken) einem
bestimmten, periodisch auftretenden Nennwertverlust unterworfen werden, wie ich
es mit meiner Freigeld-Reform wollte, tun alle Kapitalisten genau das, was im
Interesse der Arbeit nötig ist. Wer mehr Geld einnimmt, als er für seine
Verbrauchsausgaben benötigt, der kann den Überschuss nur in der Form des
Verleihens sparen; damit fördert er die Kapitalbildung, das Geld bleibt im
Umlauf, die fortschreitende Kapitalbildung drückt den Kapitalertrag (Zins,
Mehrwert) – und das Ganze kommt den arbeitenden Menschen zugute…“
„Großartig! – Meister Gesell! – Ich sehe,
es bedarf ja gar nicht der Aufhebung des Privateigentums.“ Wieder hatte Marx in
ungestümer Begeisterung den Fluss der Rede Gesells unterbrochen.
„Soweit es sich um die Produktionsmittel
handelt, gewiss nicht,“ erwiderte Gesell, „aber beim Grund und Boden liegt die
Sache anders; doch darüber müssen wir ein andermal sprechen.“
Nach einer kleinen Weile nahm Gesell
nochmals das Wort und wandte sich diesmal an Engels: „Sind denn nicht Sie,
lieber Engels, der Sache selber schon ziemlich nahe gekommen?“
„Doch, doch, es hat mich stark beschäftigt,
wenn ich auch den Faden wieder verloren habe,“ antwortete der Angesprochene
bedächtig.
„Ja, ich weiß genau,“ hilft Gesell dem
Gedächtnis seines Gegenüber nach, „Sie haben im „Anti-Dühring“ geschrieben: „…wenn man nicht verhindert, dass die einen
sich einen kleinen Geldschatz zurücklegen…, sind alle Bedingungen gegeben
einerseits zur Schatzbildung, andererseits zur Verschuldung. Alle Gesetze und
Verwaltungsnormen der Welt sind ebenso ohnmächtig dagegen, wie gegen das
Einmaleins … Und da der Schatzbildner in der Lage ist, Zins zu erpressen, so
ist damit auch der Zinswucher wiederhergestellt. Die Wucherer verwandeln sich
in Händler mit dem Zirkulationsmittel, in Bankiers, in Beherrscher des
Weltgeldes, der Produktion, der Produktionsmittel, mögen diese auch noch
jahrelang dem Namen nach als Eigentum der Wirtschafts- und Handels-Kommune
figurieren.“
Friedrich Engels hatte mit wachsendem
Erstaunen zugehört, um nun Gesell spontan die Hand zu reichen: „Verehrter
Freund, gestatten Sie, dass auch ich Sie von ganzem Herzen so nenne; ich bin
überrascht, wie gründlich Sie sich mit den Arbeiten von Marx, von Proudhon und
von mir – und sicher auch von vielen anderen – befasst haben. Und jetzt fange ich
an, für die Welt etwas zuversichtlicher zu sehen. Wenn nämlich unser Anhang da
unten auch nur mit einem winzigen Bruchteil von der Sorgfalt, die Sie unseren
Werken gewidmet haben, an Ihr Werk herangeht, dann müssten diese Menschen doch
von allen guten Geistern verlassen sein, wenn sie nicht doch noch dahinter
kämen, was sie zu tun haben.“
„Das will ich meinen,“ bekräftigt nun auch
Karl Marx, „wenn irgendetwas da unten die Weltkatastrophe verhindern kann, dann
ist es die Lösung der sozialen Frage unter Wahrung der Freiheit. Ich habe das
als ein fernes Endziel des Sozialismus angesehen, Silvio Gesell hat mir
gezeigt, dass es von Anfang an so sein kann.“ Damit erhob er sich, sah noch
einmal mit einem langen Blick auf die Erde herunter und ging dann, Gesell zur
Seite nehmend und von Engels und Proudhon gefolgt, die Milchstraße zurück – in
die Gefilde der Seligen.
C. H. Wilhelm (aus
„Der Funke“, herausgegeben von Karl Walker, 1949)
Vielen Dank an
Tristan Abromeit, der diesen schönen Artikel ausgegraben hat, damit er nicht
wieder in Vergessenheit gerät. Bedauerlicherweise wurde von der Masse alles
vergessen oder gar nicht erst zur Kenntnis genommen, was die Lösung der
sozialen Frage betrifft. Denn um ein Problem lösen zu können, muss zuerst das
Problem erkannt werden; ist das Problem erkannt und handelt es sich um eines,
das den Weltfrieden unmöglich macht, aber die einzige Lösung (Erlösung) liegt zum
Zeitpunkt der Erkenntnis des Problems noch in weiter Ferne, muss das Problem
nicht nur verschwiegen, sondern aktiv verborgen werden:
(Lutherbibel 1984 /
Genesis_3,9-24) Und Gott der HERR rief
Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und
fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. Und er sprach:
Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum,
von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Da sprach Adam: Die Frau,
die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß. Da sprach Gott der
HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog
mich, sodass ich aß. Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan
hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem
Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.
Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem
Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst
ihn in die Ferse stechen. Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen,
wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein
Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein. Und zum Mann
sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem
Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –,
verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm
nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst
das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein
Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist
Erde und sollst zu Erde werden. Und Adam nannte seine Frau Eva; denn sie wurde
die Mutter aller, die da leben. Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau
Röcke von Fellen und zog sie ihnen an. Und Gott der HERR sprach: Siehe, der
Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber,
dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens
und esse und lebe ewiglich! Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass
er die Erde bebaute, von der er genommen war. Und er trieb den Menschen hinaus
und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden
Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.
Garten Eden /
Paradies = freie Marktwirtschaft
Früchte tragende
Bäume = Gewinn bringende Unternehmungen
Baum des Lebens =
Geldkreislauf
Baum der Erkenntnis
= Geldverleih
Frucht vom Baum der
Erkenntnis = Urzins
Gott (Jahwe) =
künstlicher Archetyp: „Investor“
Mann / Adam =
Sachkapital / der mit eigenem Sachkapital arbeitende Kulturmensch
Frau / Eva =
Finanzkapital / der in Sachkapital investierende Kulturmensch
Tiere auf dem Feld
= angestellte Arbeiter ohne eigenes Kapital (Zinsverlierer)
Schlange =
Sparsamkeit (die Schlange erspart sich Arme und Beine)
Nachkommen der
Schlange = Geldersparnisse
Nachkommen der Frau
= neue Sachkapitalien
Kopf der Schlange =
Kapitalmarktzins (Sachkapitalrendite)
Erbsünde =
Privatkapitalismus (Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz)
Vertreibung aus dem
Paradies = Verlust der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft und
Kapitalismus
Cherubim =
Denkblockaden
Indem die
archetypischen Bilder und Metaphern auf der linken Seite mit allem anderen in Verbindung
gebracht werden als dem, was sie hinter den Gleichheitszeichen auf der rechten
Seite bedeuten, wird seit über drei Jahrtausenden die Erbsünde, die bisher alle
Kulturen und Weltreiche in der Geschichte der halbwegs zivilisierten
Menschheit zerstörte, aus dem Begriffsvermögen des arbeitenden Volkes
ausgeblendet und den Verblendeten bleiben alle elementaren makroökonomischen
Zusammenhänge, die der Mythos korrekt umschreibt, vollkommen unverständlich.
Die Natürliche Wirtschaftsordnung wurde bis heute nicht verwirklicht, obwohl
das nicht erst seit Silvio Gesell, sondern schon seit Jesus von Nazareth
möglich gewesen wäre:
Zwei Jahrtausende
nach Jesus von Nazareth und ein Jahrhundert nach Silvio Gesell wissen die
Allermeisten nichts von der Basis allen menschlichen Zusammenlebens…
…und der
grundlegendsten zwischenmenschlichen Beziehung:
Von „Geistlichen“
(hochgradig Geisteskranken) abgesehen, sind vom kollektiv Unbewussten gewählte
„Spitzenpolitiker“ und an staatlichen Hochschulen (Verdummungsanstalten)
indoktrinierte „Wirtschaftsexperten“ in besonderem Maße von der religiösen
Verblendung betroffen: Sie wissen weniger als nichts. Denn wer sich nur mit
Unsinn beschäftigt, muss sich zuerst aus einem umso tieferen Ozean von
Vorurteilen befreien, um mit dem selbständigen Denken überhaupt anfangen zu
können. Die Religion, die Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe =
Investor, hat ganze Arbeit geleistet:
Was die halbwegs
zivilisierte Menschheit zum Umdenken zwingen wird, ist die gegenwärtige
„Finanzkrise“, die beginnende globale Liquiditätsfalle (Armageddon). Seit der
Krieg – zur umfassenden Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten –
aufgrund der atomaren Bedrohung nicht mehr der Vater aller Dinge sein kann,
verbleiben der politischen Seifenoper nur zwei Möglichkeiten, um das Elend zu
verlängern: Erhöhung der Staatsverschuldung und Geldmengenausweitung. Beides
wird seit 2009 exzessiv betrieben und stößt unaufhaltsam an die absolute Grenze
des für die „großen Investoren“ noch Vertretbaren. Ist die Grenze
überschritten, fallen die Börsenkurse ins Bodenlose und die Weltwirtschaft muss
wieder schrumpfen. Doch diesmal ist der Schrumpfungsprozess durch „politische
Maßnahmen“ nicht mehr aufzuhalten! Es verbleiben wiederum zwei Möglichkeiten –
der Rückfall in die Steinzeit, oder der eigentliche Beginn der menschlichen
Zivilisation:
Stefan Wehmeier, 21.08.2014