Donnerstag, 21. August 2014

Positive Vierer-Besprechung



Wandelten da vorgestern zwei ehrwürdige Gestalten die Milchstraße entlang; der eine gedrungen, mit mächtigem Löwenkopf, der andere etwas größer und nicht gar so massig – kein Zweifel, Marx und Engels machen ihren Abend-Spaziergang zu jener einsamen Wolkenbank, von der aus man so schön auf die alte Mutter Erde herunterschauen und das Treiben der Völker beobachten kann.
    Diesmal saßen aber just schon zwei andere auf der bewussten Bank. – „Schau einer her,“ sagt Marx im Heranschreiten, „das ist doch Proudhon?“ – er kennt ihn noch gut, hat manchen heißen Kampf mit ihm ausgefochten – worüber er jetzt still in seinen Bart lächelt. Aber den anderen kennt er nicht; auch Engels weiß nicht, wer er ist. Doch nun erhebt sich Proudhon, begrüßt die herangekommenen alten Kämpen und macht die Herren bekannt: „Karl Marx, - Friedrich Engels, - Silvio Gesell,“ – klopft dem guten alten Marx freundschaftlich auf die Schulter und fügt mit einem Augenzwinkern zu dem Neuen hinüber hinzu: „Ja, mein lieber Marx, da habe ich nun in der „Siedlung Eden“ einen unschätzbaren Bundesgenossen gefunden.“ „Das freut mich aber,“ sagt Marx mit einem Lächeln.
    „Sie müssen wissen, verehrter Gesell,“ wendet sich Proudhon nun an diesen, unser alter Marx kommt von der Sorge um die da unten noch immer nicht los. Jeden Abend sitzt er hier und schaut nach dem schönen großen Erdenstern, auf dem die Menschen so viel Unfug anrichten, hört mit seinem Weltraum-Super die letzten Meldungen und hat immer Angst, dass die Erde noch in ihre Atome zerstieben wird, bevor diese Trottel von Menschen die Lösung finden.“
    „Das fürchte ich nicht,“ lacht Gesell ob dieser Sorge, „wenn es auch vom Sirius aus gesehen ziemlich belanglos wäre.“ „Sie sind so zuversichtlich, Gesell,“ bemerkt Marx, „ich möchte Ihnen glauben. Aber worauf gründen Sie Ihre Zuversicht?“
    „Großes Wissen gibt große Ruh´!“ – die vier Männer nehmen nun Platz und Gesell fährt fort: „ich weiß, dass da unten alle Erkenntnisse vorhanden sind, um die soziale Frage zu lösen; und wir Vier haben ja unser Teil dazu beigetragen. Ich darf nun sagen, weil ich der Letzte bin, dem es vergönnt war, Ihre Vorarbeiten, meine Herren, zu vollenden: Die Welt braucht nur von jedem von uns das Beste und Richtige zu entnehmen, um zur ganzen Erkenntnis und zur Lösung zu kommen.“
    „Ich sehe noch nicht, wo die Lösung anders liegen soll als im Sozialismus,“ lässt sich nun auch Engels hören. „Aber im Prinzip ist es natürlich richtig und notwendig, niemals mit Scheuklappen an den Erklärungen Andersdenkender vorüberzutraben…“
    „Das ist der größte Fehler,“ fällt hier Marx mit altem Kämpfertemperament in die Diskussion ein, „ich könnte mich im Grabe umdrehen, wenn ich sehe, wie meine Anhängerschaft da unten nur mein dickes „Kapital“ gelten lässt, - und seit 100 Jahren nichts mehr dazu lernen will.“
    „Urteilen Sie nicht so hart über die Leute, verehrter Marx,“ warf nun Gesell wieder ein, „wer die Sache selber nicht versteht, der ist eben heilfroh, wenn er sich auf ein Buch berufen kann; Sie dürfen versichert sein, auch unter meinen Anhängern gibt es solche.“ Da schmunzelten sie alle zusammen, - dieser Gesell scheint ja seine Leute auch zu kennen.
    Inzwischen war in samtdunkler Nacht der vom Mond umkreiste Erdplanet in den Gesichtskreis der Betrachter getreten. Sie sahen eine Weile schweigend herunter, wie die Brandung der Meere die Kontinente umspülte, sahen die wogenden Weizenfelder, die Vieh-Herden auf saftigen Weidegründen, die grünenden Wälder und an den hauchfeinen Linien der Straßen und Bahndämme die schimmernden Städte der Menschen. Andere Teile der Erde waren freilich verödet und kahl; aschgraue Flecke bezeichneten die Stellen, an denen einst blühende Städte standen.
    „Es ist kaum vorstellbar,“ brach nun Karl Marx das Schweigen, „dass das alles zugrundegehen sollte, nur weil das Menschenvolk da unten nicht imstande ist, sich selber eine bessere soziale Ordnung zu geben.“
    „Ja, der soziale Unfriede ist ein Sprengstoff,“ – Gesell wiederholt hier, was er so oft auf Erden gesagt hat, - „der alles zerstört, Bürgerkriege und Völkerkriege entfacht!“
    „Das Bedenklichste scheint mir zu sein,“ nimmt nun Proudhon den Faden des Gesprächs auf, „dass die kämpfenden Parteien von „Ost“ und „West“ alle beide die Lösung verfehlen. Je weniger Verstand sie haben, das Richtige zu tun, desto mehr Gewalttätigkeit legen sie an den Tag, das Unheil durchzusetzen!“
    „Sehr richtig! Genau diesen Eindruck habe ich auch,“ bestätigt Friedrich Engels, „aber das kann doch nur daran liegen, dass das Richtige nicht so leicht zu begreifen ist…“
    „Oho, meine Herren! – ich sehe, ich muss Ihnen die Sache erklären,“ schaltet sich Gesell wieder ein, „Sie werden mich bedauern, dass ich 40 Jahre lang solche Selbstverständlichkeiten lehren musste, die jeder unverbildete Mensch begreifen kann, - wenn er einmal auf die richtige Spur gekommen ist.“
    Gesell sieht, wie seine Zuhörer aufmerksam zusammenrücken und holt nun aus: „Meine Herren! Ich muss vorausschicken, ich habe einen ganz großen Glauben an die Menschheit; da steckt noch etwas drin, von dem unsere Zeit noch keinen Schimmer ahnen konnte. Aber um das herauszuholen, dazu gehört eben eine Gesellschaftsordnung der Freiheit und sozialen Gerechtigkeit.“ – Hier nickt Karl Marx beifällig, denn das ist das Ziel des Sozialismus. – „Sie haben sich,“ fährt nun Gesell fort, „alle drei um diese Fragen redlich bemüht. Ich will Ihnen keine Komplimente machen – darüber sind wir hier längst hinaus -; aber ich muss auf Ihre Leistungen zurückgreifen, um den Werdegang der Klärung darzustellen. Sie, verehrter Marx, haben eine Kritik des Kapitalismus geliefert, die die Welt erschüttert hat, Sie haben das soziale Gewissen wachgerüttelt und gewaltige Kräfte geweckt, die auf eine Änderung drängen. Was verschlägt es, dass Sie auch geirrt haben? Hier sitzt ja unser Freund Proudhon, der diese Scharte ausgewetzt hat! Proudhon, Sie haben erkannt, dass die Macht des Kapitalismus nicht einfach im Privateigentum an den Produktionsmitteln, sondern in der Überlegenheit des Geldes über die Ware wurzelt. Von dort her kommt nämlich der Anspruch auf den „Mehrwert“, den Zins, den Kapital-Ertrag. Sie haben auch schon gesehen, wenn dieser Tribut-Forderung nicht stattgegeben wird, dann streikt das Geld und zerstört damit den volkswirtschaftlichen Kreislauf der Leistungen. Sie schrieben damals: „Verschafft der Volkswirtschaft einen geschlossenen Kreislauf, d. h. einen vollkommenen und regelmäßigen Güteraustausch … und die menschliche Gemeinschaft ist gesichert, die Arbeit vernunftmäßig geordnet.“ Die Richtigkeit Ihrer Gedanken hat sich unzählige Male bestätigt, der Streik des Geldkapitals hat zahllose Krisen verursacht.“
    „Darf ich hier unterbrechen?“, wendet sich jetzt Karl Marx an den Sprechenden. „Soweit kann ich Ihnen zustimmen, aber für die soziale Gerechtigkeit kommt es darauf an, dass es keine Ausbeutung mehr gibt! Wie soll das ermöglicht werden, wenn das Privateigentum an den Produktionsmitteln bestehen bleibt?“
    Gesell nickte verstehend und nahm den Gedanken von Marx sofort auf: „Wir sind uns einig, dahin geht auch unser Weg; aber ich kann Ihnen auch das mit den Worten des einstmals so verkannten Proudhon aufzeigen. Merken Sie gut auf: „Wenn dem Unternehmer das Geldkapital zur Hälfte des jetzigen Zinses angeboten würde, so müsste auch bald der Zinsertrag aller übrigen Kapitalien um die Hälfte heruntergehen. Wenn z. B. ein Haus mehr Miete abwirft, als den Unternehmer das Baugeld an Zins kostet, …so wird der Wettbewerb unfehlbar eine Herabsetzung der Mieten … auf die Höhe des herabgesetzten Geldzinses herbeiführen (also den Mehrwert schmälern), denn das sicherste Mittel, um ein aktives Kapital zu entwerten … besteht doch darin, neben ihm andere, neue Kapitalien zu schaffen und in Betrieb zu setzen. – Nach allen wirtschaftlichen Gesetzen vermehrt eine größere Erzeugung auch die Masse des den Arbeitern angebotenen Kapitals, hebt die Löhne und muss schließlich den Zins (Mehrwert) auf Null bringen.“
    Karl Marx hatte diese Worte mit steigender Erregung angehört, jetzt aber sprang er auf: „Freunde! Genossen! Mir fällt es wie Schuppen von den Augen! Proudhon hat Recht gehabt! Natürlich! Kinder, Kinder,“ – er griff sich mit beiden Händen in die Haare – „hinter meiner falschen Theorie steht das Proletariat der Welt und kämpft seit einem Menschenalter mit Streiks gegen den Kapitalismus, anstatt umgekehrt die ununterbrochene Fortsetzung der Arbeit und der Kapitalbildung zu erzwingen! Aber jetzt sagen Sie mir noch eines, Meister Gesell, wie wollen Sie, wenn es richtig ist, den Hebel am Geldwesen anzusetzen, die Kontrolle über die Transaktionen der Kapitalisten bekommen?“
    „Das ist sehr einfach, weitaus einfacher als die Vergesellschaftung der Produktionsmittel und einfacher als die Planwirtschaft,“ fuhr nun Gesell wieder fort. Wir brauchen nur die natürliche Vergänglichkeit der Ware und der Arbeitskraft auch dem Geld aufzubürden. Sie sollen sehen, sobald Geldscheine und Münzen (genauer: alles Zentralbankgeld, d. h. alles Bargeld plus die Zentralbankguthaben aller Geschäftsbanken) einem bestimmten, periodisch auftretenden Nennwertverlust unterworfen werden, wie ich es mit meiner Freigeld-Reform wollte, tun alle Kapitalisten genau das, was im Interesse der Arbeit nötig ist. Wer mehr Geld einnimmt, als er für seine Verbrauchsausgaben benötigt, der kann den Überschuss nur in der Form des Verleihens sparen; damit fördert er die Kapitalbildung, das Geld bleibt im Umlauf, die fortschreitende Kapitalbildung drückt den Kapitalertrag (Zins, Mehrwert) – und das Ganze kommt den arbeitenden Menschen zugute…“
    „Großartig! – Meister Gesell! – Ich sehe, es bedarf ja gar nicht der Aufhebung des Privateigentums.“ Wieder hatte Marx in ungestümer Begeisterung den Fluss der Rede Gesells unterbrochen.
    „Soweit es sich um die Produktionsmittel handelt, gewiss nicht,“ erwiderte Gesell, „aber beim Grund und Boden liegt die Sache anders; doch darüber müssen wir ein andermal sprechen.“
    Nach einer kleinen Weile nahm Gesell nochmals das Wort und wandte sich diesmal an Engels: „Sind denn nicht Sie, lieber Engels, der Sache selber schon ziemlich nahe gekommen?“
    „Doch, doch, es hat mich stark beschäftigt, wenn ich auch den Faden wieder verloren habe,“ antwortete der Angesprochene bedächtig.
    „Ja, ich weiß genau,“ hilft Gesell dem Gedächtnis seines Gegenüber nach, „Sie haben im „Anti-Dühring“ geschrieben: „…wenn man nicht verhindert, dass die einen sich einen kleinen Geldschatz zurücklegen…, sind alle Bedingungen gegeben einerseits zur Schatzbildung, andererseits zur Verschuldung. Alle Gesetze und Verwaltungsnormen der Welt sind ebenso ohnmächtig dagegen, wie gegen das Einmaleins … Und da der Schatzbildner in der Lage ist, Zins zu erpressen, so ist damit auch der Zinswucher wiederhergestellt. Die Wucherer verwandeln sich in Händler mit dem Zirkulationsmittel, in Bankiers, in Beherrscher des Weltgeldes, der Produktion, der Produktionsmittel, mögen diese auch noch jahrelang dem Namen nach als Eigentum der Wirtschafts- und Handels-Kommune figurieren.“
    Friedrich Engels hatte mit wachsendem Erstaunen zugehört, um nun Gesell spontan die Hand zu reichen: „Verehrter Freund, gestatten Sie, dass auch ich Sie von ganzem Herzen so nenne; ich bin überrascht, wie gründlich Sie sich mit den Arbeiten von Marx, von Proudhon und von mir – und sicher auch von vielen anderen – befasst haben. Und jetzt fange ich an, für die Welt etwas zuversichtlicher zu sehen. Wenn nämlich unser Anhang da unten auch nur mit einem winzigen Bruchteil von der Sorgfalt, die Sie unseren Werken gewidmet haben, an Ihr Werk herangeht, dann müssten diese Menschen doch von allen guten Geistern verlassen sein, wenn sie nicht doch noch dahinter kämen, was sie zu tun haben.“
    „Das will ich meinen,“ bekräftigt nun auch Karl Marx, „wenn irgendetwas da unten die Weltkatastrophe verhindern kann, dann ist es die Lösung der sozialen Frage unter Wahrung der Freiheit. Ich habe das als ein fernes Endziel des Sozialismus angesehen, Silvio Gesell hat mir gezeigt, dass es von Anfang an so sein kann.“ Damit erhob er sich, sah noch einmal mit einem langen Blick auf die Erde herunter und ging dann, Gesell zur Seite nehmend und von Engels und Proudhon gefolgt, die Milchstraße zurück – in die Gefilde der Seligen.

C. H. Wilhelm (aus „Der Funke“, herausgegeben von Karl Walker, 1949)

Vielen Dank an Tristan Abromeit, der diesen schönen Artikel ausgegraben hat, damit er nicht wieder in Vergessenheit gerät. Bedauerlicherweise wurde von der Masse alles vergessen oder gar nicht erst zur Kenntnis genommen, was die Lösung der sozialen Frage betrifft. Denn um ein Problem lösen zu können, muss zuerst das Problem erkannt werden; ist das Problem erkannt und handelt es sich um eines, das den Weltfrieden unmöglich macht, aber die einzige Lösung (Erlösung) liegt zum Zeitpunkt der Erkenntnis des Problems noch in weiter Ferne, muss das Problem nicht nur verschwiegen, sondern aktiv verborgen werden:

(Lutherbibel 1984 / Genesis_3,9-24) Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß. Da sprach Gott der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich, sodass ich aß. Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein. Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden. Und Adam nannte seine Frau Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben. Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke von Fellen und zog sie ihnen an. Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war. Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.

Garten Eden / Paradies = freie Marktwirtschaft
Früchte tragende Bäume = Gewinn bringende Unternehmungen
Baum des Lebens = Geldkreislauf
Baum der Erkenntnis = Geldverleih
Frucht vom Baum der Erkenntnis = Urzins
Gott (Jahwe) = künstlicher Archetyp: „Investor“
Mann / Adam = Sachkapital / der mit eigenem Sachkapital arbeitende Kulturmensch
Frau / Eva = Finanzkapital / der in Sachkapital investierende Kulturmensch
Tiere auf dem Feld = angestellte Arbeiter ohne eigenes Kapital (Zinsverlierer)
Schlange = Sparsamkeit (die Schlange erspart sich Arme und Beine)
Nachkommen der Schlange = Geldersparnisse
Nachkommen der Frau = neue Sachkapitalien
Kopf der Schlange = Kapitalmarktzins (Sachkapitalrendite)
Erbsünde = Privatkapitalismus (Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz)
Vertreibung aus dem Paradies = Verlust der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus
Cherubim = Denkblockaden

Indem die archetypischen Bilder und Metaphern auf der linken Seite mit allem anderen in Verbindung gebracht werden als dem, was sie hinter den Gleichheitszeichen auf der rechten Seite bedeuten, wird seit über drei Jahrtausenden die Erbsünde, die bisher alle Kulturen und Weltreiche in der Geschichte der halbwegs zivilisierten Menschheit zerstörte, aus dem Begriffsvermögen des arbeitenden Volkes ausgeblendet und den Verblendeten bleiben alle elementaren makroökonomischen Zusammenhänge, die der Mythos korrekt umschreibt, vollkommen unverständlich. Die Natürliche Wirtschaftsordnung wurde bis heute nicht verwirklicht, obwohl das nicht erst seit Silvio Gesell, sondern schon seit Jesus von Nazareth möglich gewesen wäre:


Zwei Jahrtausende nach Jesus von Nazareth und ein Jahrhundert nach Silvio Gesell wissen die Allermeisten nichts von der Basis allen menschlichen Zusammenlebens…


…und der grundlegendsten zwischenmenschlichen Beziehung:


Von „Geistlichen“ (hochgradig Geisteskranken) abgesehen, sind vom kollektiv Unbewussten gewählte „Spitzenpolitiker“ und an staatlichen Hochschulen (Verdummungsanstalten) indoktrinierte „Wirtschaftsexperten“ in besonderem Maße von der religiösen Verblendung betroffen: Sie wissen weniger als nichts. Denn wer sich nur mit Unsinn beschäftigt, muss sich zuerst aus einem umso tieferen Ozean von Vorurteilen befreien, um mit dem selbständigen Denken überhaupt anfangen zu können. Die Religion, die Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe = Investor, hat ganze Arbeit geleistet:


Was die halbwegs zivilisierte Menschheit zum Umdenken zwingen wird, ist die gegenwärtige „Finanzkrise“, die beginnende globale Liquiditätsfalle (Armageddon). Seit der Krieg – zur umfassenden Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten – aufgrund der atomaren Bedrohung nicht mehr der Vater aller Dinge sein kann, verbleiben der politischen Seifenoper nur zwei Möglichkeiten, um das Elend zu verlängern: Erhöhung der Staatsverschuldung und Geldmengenausweitung. Beides wird seit 2009 exzessiv betrieben und stößt unaufhaltsam an die absolute Grenze des für die „großen Investoren“ noch Vertretbaren. Ist die Grenze überschritten, fallen die Börsenkurse ins Bodenlose und die Weltwirtschaft muss wieder schrumpfen. Doch diesmal ist der Schrumpfungsprozess durch „politische Maßnahmen“ nicht mehr aufzuhalten! Es verbleiben wiederum zwei Möglichkeiten – der Rückfall in die Steinzeit, oder der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation:



Stefan Wehmeier, 21.08.2014