„"Wohlstand für alle" und "Wohlstand
durch Wettbewerb" gehören untrennbar zusammen; das erste Postulat
kennzeichnet das Ziel, das zweite den Weg, der zu diesem Ziel führt.“
„Der Markt ist besser als der Staat.“
Ludwig Erhard
Auch wenn der
angebliche „Vater der sozialen Marktwirtschaft“ (der echte war der
Freiwirtschaftler Otto Lautenbach, der leider zu früh verstarb) nicht wusste,
wie die echte Soziale Marktwirtschaft (nicht eine kapitalistische Marktwirtschaft
mit angehängtem „Sozialstaat“, sondern eine freie Marktwirtschaft ohne
Kapitalismus, die den Sozialstaat zur Finanzierung kapitalismusbedingter
Massenarbeitslosigkeit gar nicht nötig hat, weil sie prinzipbedingt und
unabhängig vom jeweiligen Stand der Technologie für natürliche Vollbeschäftigung
sorgt) zu verwirklichen ist, kannte er immerhin den Weg…
…und das Ziel:
Dass die seitdem
immer weiter auf dem Holzweg gewandelten „Spitzenpolitiker“ das längst
verlorene Ziel heute aus eigener Kraft finden, kann ausgeschlossen werden; denn
je höher die „gesellschaftliche Position“ in einer a priori fehlerhaften
(kapitalistischen) Marktwirtschaft, desto geringer ist in der Regel das
Begriffsvermögen des jeweiligen Patienten gegenüber dem eigentlichen Beginn der
menschlichen Zivilisation, der freien Marktwirtschaft (klassisch: Paradies)
ohne Privatkapitalismus (klassisch: Erbsünde) - in der generell das negative
Prinzip „Macht ausüben“ durch das positive Prinzip „Kompetenz beweisen“ ersetzt
wird.
Wir sehen also,
dass sich Machtausübung (über andere Menschen, nicht über Dinge) und Kompetenz
gegenseitig ausschließen; und die klassischen Bedeutungen in den Klammern entlarven
die Religion (Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe = Investor) als
eine Institution zum Machterhalt – und damit zum Erhalt längst unnötiger
Inkompetenz, die aus den Bewohnern dieses kleinen blauen Planeten das gemacht
hat, was wir heute sind:
We made the
mountains shake with laughter
As we played hiding
in our corner of the world
Then we did the
demon dance and rushed to nevermore
Threw away the key
and locked the door
Oh they say that it's over
And it just had to
be
Yes they say that
it's over
We're lost children of the sea
Ja, liebe Kinder,
echte prophetische Musik findet sich immer dort, wo die Moralverkäufer sie am
wenigsten erwarten, denn was ist schon die „Moral“ gegen Eigennutz = Gemeinnutz
(wahre Nächstenliebe):
„Heute, unter der Herrschaft der Monopole, widerstreitet
die Betätigung des Eigennutzes oft genug dem gemeinen Wohl. Daher die gut
gemeinten Ratschläge der Moralisten und Ethiker, den Eigennutz zu bekämpfen.
Sie haben nicht begriffen, dass der Eigennutz an und für sich durchaus am
Platze ist, und dass es nur einige rein technische Mängel unserer Wirtschaft
sind, derentwegen der Eigennutz so häufig zu Ungerechtigkeiten führt. In einer
monopolbefreiten Wirtschaft hingegen, in der es nur eine Art des Einkommens,
den Lohn, geben wird, laufen Eigennutz und Gemeinnutz dauernd parallel. Je mehr
die Einzelnen dann, ihrem Eigennutz gehorchend, arbeiten, umso besser werden
sie den Interessen der Allgemeinheit dienen.
Der heutige
endlose Widerstreit zwischen Eigennutz und Gemeinnutzen ist eine ganz
zwangsläufige Folge des herrschenden Geldstreik- und Bodenmonopols. Eine von
diesen beiden Monopolen befreite Wirtschaft entzieht diesem Widerstreit für
immer die Grundlage, weil in ihr der Mensch aus Eigennutz stets so handeln
wird, wie es das Gemeininteresse erfordert. Die seit Jahrtausenden von
Religionsgründern, Religionslehrern, Philosophen, Moralisten usw. aufrecht
erhaltene Lehre von der Sündhaftigkeit der menschlichen Natur wegen ihrer
Eigennützigkeit findet damit ein für allemal ihr Ende. Es ist keineswegs notwendig,
dass wir, diesen Lehren folgend, uns durch Äonen hindurch abmühen, um uns
selbst zu überwinden, um eines Tages vielleicht doch noch gemeinnützig zu
werden – sondern wir können schon jetzt, heute, in dieser Stunde, die
Verbrüderung der bisherigen Widersacher Eigennutz und Gemeinnutz vollziehen. Es
ist dazu nicht erforderlich, dass wir den Menschen reformieren, es genügt
vielmehr, wenn wir das fehlerhafte Menschenwerk, unser Geldwesen und
Bodenrecht, ändern.“
Otto Valentin (Die
Lösung der Sozialen Frage, 1952)
Wie können wir also
glauben, dass die berühmteste Persönlichkeit der Welt, auf der bis heute die
planetare Zeitrechnung basiert, nicht schon wusste, was wahre Nächstenliebe ist
– doch bekanntlich reitet ja der zweite der vier apokalyptischen Reiter (galoppierende
Gedanken) auf einem feuerroten
und der dritte auf einem schwarzen
Pferd (die Musik). Dass die Apokalypse
(altgr.: „Enthüllung“) oft mit „Katastrophe“ verwechselt wird, ist aus der
eingetrübten Sicht all jener verständlich, denen die Auflösung des Machterhalts
ihre jeweilige „gesellschaftliche Position“ bzw. ihre nicht durch Kompetenz
sondern in der Regel durch Lug und Betrug erschlichene Machtposition entzieht;
daher die Bezeichnung Jüngstes
Gericht.
Also werden wir mal
erwachsen, indem wir erkennen, dass „die da oben“ nicht aus „bösem Willen“
handeln, sondern gar nicht wissen, was sie tun - und dass es die Aufgabe derer
ist, die sich frühzeitig auf den Erkenntnisprozess der „Auferstehung aus dem
geistigen Tod der Religion“ einlassen, diesen Patienten zu erklären, was sie
tun sollen.
Um die freie Marktwirtschaft
ohne Kapitalismus allen verständlich zu machen, habe ich eine hervorragende
Schrift komplett überarbeitet und – ohne den Sinngehalt zu verändern – auf die
heutige Zeit angepasst, die ursprünglich im Jahr 1916 unter dem Titel „Die
Befreiung von der Geld- und Zins-Herrschaft“ erschien, verfasst von Georg
Blumenthal, der als einer der ganz wenigen Zeitgenossen und Anhänger des Genies
Silvio Gesell das Wesen des Geldes wirklich verstanden hatte und diese grundlegendste
zwischenmenschliche Beziehung mit einfachen und klaren Worten sehr gut
beschreiben konnte.
Alle
Textabschnitte, die sich auf den damals noch üblichen „Goldstandard“ beziehen,
habe ist weggelassen, weil wenigstens dieser Unsinn heute nicht mehr behandelt
werden muss, auch wenn die so genannte „Österreichische Schule der
Nationalökonomie“ - die gedanklich irgendwo im erzkapitalistischen „Wilden
Westen“ des 19. Jahrhunderts stecken geblieben ist und das für „Liberalismus“
hält - bis heute nicht begriffen hat, dass es einen „inneren Wert“ des Geldes
nicht gibt, sondern es allein darauf ankommt, seine Kaufkraft zu stabilisieren,
indem der regelmäßige Umlauf des Geldes unabhängig vom Zinsfuß gemacht wird
(konstruktiv umlaufgesicherte Indexwährung). Ansonsten werden in der folgenden
Schrift alle grundlegenden volkswirtschaftlichen Probleme, mit denen sich vom
kollektiv Unbewussten gewählte „Spitzenpolitiker“ und indoktrinierte „Wirtschaftsexperten“
seit jeher vergeblich abmühen, logisch aus unserer a priori fehlerhaften
Geldordnung heraus erklärt – und es werden die grundsätzlich geänderten
Verhältnisse klar und deutlich beschrieben, sobald das Geld nicht mehr
Ausbeutungs- und Spekulationsmittel, sondern reines Tauschmittel ist:
1a) Das Geld als Kulturfaktor
Geld und Zins! Gibt
es ein trockeneres und nüchterneres Thema als dieses? Das Gebiet, auf das uns
die nachfolgenden Untersuchungen führen, steht allgemein in dem Ruf, dass es keinerlei
Spielraum für die Phantasie und das Gemüt bietet; nur verstandesgemäßes,
folgerichtiges Denken hat hier Raum und kann zur Lösung der Fragen führen, die
das Geld- und Zinsproblem uns stellt. Dass wir uns hier eine sozialpolitische
Beleuchtung des bisher noch ziemlich dunklen Gebietes zur Aufgabe stellen,
dürfte dazu beitragen, den eisigen Vernunfthauch, der von ihm ausgeht, etwas zu
mildern. Die so nüchternen, nackten Tatsachen sollen hier in das wärmere Licht
der sozialen Gerechtigkeit gerückt werden. Aber das anfangs erwähnte Urteil
behält trotzdem eine gewisse Berechtigung, und dies ist wohl auch ein Grund,
weshalb man bisher das Studium des Geld- und Zinsproblems so arg vernachlässigt
hat.
Seit einiger Zeit
ist dies anders geworden. Bedenkliche Erscheinungen, die sich seit Jahren bemerkbar
machen, haben dahin gewirkt, dass sich nun auch diejenigen Kreise der
Bevölkerung, denen sonst das Studium dieser Materie gänzlich fern liegt, in
zunehmendem Maße mit den Fragen des Geldwesens beschäftigen. Man begreift
allmählich, dass das Geldwesen eine überaus wichtige - ja, vielleicht die
wichtigste - kulturelle Einrichtung ist, die wir haben. Man kann getrost und
ohne Übertreibung sagen, dass das Geld der Träger aller materiellen Interessen
des Kulturmenschen ist.
Wie so oft, ist
auch hier der Volksmund der wissenschaftlichen Erkenntnis vorausgeeilt: „Geld
regiert die Welt“ ist ein gebräuchliches Sprichwort unserer Zeit geworden, und
man will dadurch die große Macht und Bedeutung des Geldes zum Ausdruck bringen.
Und doch stößt man bei Unkundigen immer wieder auf Zweifel. Der naive Verstand
sträubt sich zunächst dagegen, die Herrscherstellung des Geldes nicht nur in
der Volkswirtschaft, sondern auch mit Bezugnahme auf unsere gesamte
Kulturgestaltung, anzuerkennen. Welche übermächtigen Kräfte, so fragt sich
zunächst jeder, können denn in diesen bedruckten Papierstückchen, die so
geräuschlos ihre Dienste verrichten, stecken? Sicher, wenn wir diese Zettel in
der Hand halten, so fühlen wir uns als Herren und können nach Belieben mit
ihnen schalten und walten - wohl verstanden, wenn wir sie im Besitz haben. Ganz
anders aber gestaltet sich die Sache, wenn sie uns fehlen; nicht nur, dass
unser Selbstbewusstsein sofort erheblich herabgemindert wird, auch unsere
lieben Mitmenschen sehen niemanden für voll an, von dem sie nur im geringsten
ahnen, dass er nicht über ein gewisses Quantum dieser Zettel verfügt, mag er
sonst auch der ehrenhafteste und wertvollste Mensch sein. Er ist in allem
seinem Tun und Lassen, in allen seinen Unternehmungen gehemmt und beschränkt,
sobald ihm das nötige Geld fehlt.
Wir sehen also hier
schon, dass der Mensch und seine Geschicke in hohem Maße vom Geld abhängig
sind. Wie es aber dem Einzelnen hinsichtlich des Geldes ergeht, so ergeht es
auch ganzen Völkern. Aufstieg und Verfall ganzer Kulturepochen stehen in engsten
Beziehungen zu ihrem jeweiligen Geldwesen. Es mangelt durchaus nicht an
geschichtlichen Beweisen, dass z. B. das römische Weltreich in erster Linie an den
Mängeln seines Geldwesens zugrunde ging.
Um die Macht und
den ungeheuren Einfluss des Geldwesens auf die jeweilige Kulturgestaltung zu
verstehen, müssen wir bedenken, dass das Geld die Voraussetzung der
Arbeitsteilung und somit auch unserer hochentwickelten Technik ist. Wir müssen
uns darüber klar sein, dass der größte Teil unserer heutigen Kulturvölker
wiederum nur der Arbeitsteilung und der durch sie ermöglichten hohen Technik
der Produktion und des Verkehrs überhaupt die Daseinsmöglichkeit verdankt. Ohne
die Arbeitsteilung könnte z. B. das heutige Europa kaum den zehnten Teil seiner
Bevölkerung ernähren, und auch dieser Rest würde nur ein kümmerliches und
elendes Dasein gleich Wilden führen können. Denken wir uns also das Geldwesen
und somit die Arbeitsteilung und die auf ihr beruhende hochentwickelte Technik hinweg,
so wäre eine Katastrophe vorauszusehen, wie sie die Welt kaum jemals gesehen
hat, und wenige Jahrzehnte würden bestimmt genügen, um die Überreste einst
stolzer Kulturvölker um Jahrtausende zurück in die Barbarei zu schleudern.
Die so
hochentwickelte Arbeitsteilung beruht eben nur auf der Austauschmöglichkeit der
Waren, Produkte und Leistungen. Und diesen millionenfach verschlungenen
Austausch vermittelt einzig und allein das Geld! In der Urproduktion, wo
jedermann alle Dinge, die er für sein primitives Leben gebrauchte, selbst
herstellte und auch selbst verbrauchte, bedurfte es keines Geldes. Aber bereits
bei den ersten Kulturanfängen stoßen wir auch sofort auf irgendein mehr oder weniger
entwickeltes Geldwesen, welches allerdings je nach Land und Leuten verschieden
war.
1b) Das Geld als Tauschmittel
Die gewaltige
Bedeutung des Geldes liegt im Wesen der Arbeitsteilung begründet. Die
Arbeitsteilung unterscheidet sich von der Urproduktion vor allem dadurch, dass
sie „Ware“ hervorbringt, d. h. Produkte und Güter, die eigens für den Austausch
und den Handel (also für den „Markt“) erzeugt werden, ihren Herstellern selbst
aber in der Regel nutzlos sind. Die Waren, welche durch die Arbeitsteilung hervorgebracht
werden, dienen also den Produzenten nur als Mittel, um sich durch Austausch in
den Besitz anderer Waren und Produkte zu bringen, die sie zum Leben gebrauchen,
aber selbst nicht herstellen können. Denn in der Regel fehlen das Rohmaterial oder
die nötigen Kenntnisse für den betreffenden Produktionszweig, und zudem sind
sie in ihrem jeweiligen Spezialfach voll beschäftigt. Ebenso verlangt die
Arbeitsteilung Teilarbeit und Leistungen, die denen, die sie tun, gleichfalls nichts
nutzen können, sondern ebenfalls nur zur Erlangung all der verschiedenen Dinge
dienen, die jeder einzelne für sich gebraucht. Wir sehen also, dass die
Arbeitsteilung vor allem auf der Austauschmöglichkeit all der unendlich
verschiedenen Produkte, Waren und Leistungen beruht, dass aber alle diese
Leistungen und Gegenleistungen nur mit Hilfe des Geldes ausgetauscht, nach Geld
bemessen, mit Geld „bezahlt“ werden können. Die Geldsumme, die jeder für seine
Teilarbeit, für seine Ware oder für seine Leistungen erhält, entscheidet zugleich
darüber, wie viel er seinerseits auf dem Markt des Landes an Leistungen oder
Produkten verlangen kann – also über „Mein und Dein". Das Geld ist demnach
nicht nur das unentbehrliche Tauschmittel, sondern, soweit es durch die Währung
zugleich die Grenzen von Mein und Dein schützt, auch ein zuverlässiger Maßstab
für die Güterverteilung auf der Grundlage des Privateigentums. Ohne das Geld
wäre es einfach unmöglich, die millionenfach verschiedenen Waren und Produkte,
die bis ins kleinste gehende Teilarbeit, die teils unwägbaren und unmessbaren Leistungen
untereinander abzuschätzen und miteinander auszutauschen. Wie wollen z. B. ohne
Zuhilfenahme des Geldes ein Eisendreher, ein Bäcker, ein Landwirt, ein Postbote
und ein Lehrer ihre Produkte und Leistungen untereinander wechselseitig
austauschen? Eine kurze Überlegung wird jedem ohne weiteres die absolute
Unentbehrlichkeit des Geldes zum Bewusstsein bringen.
Würde das Geld
diese seine Aufgabe des Güteraustausches und zugleich die der Güterverteilung
immer in befriedigender Weise erfüllen, so wäre es die vorzüglichste
Einrichtung und über alle Kritik erhaben. Aber ebenso müssen sofort unheilvolle
Folgen entstehen, wenn das Geld seine Funktionen nicht erfüllt, wenn, wie wir
dies in zunehmendem Maße beobachten, allerlei Störungen, unberechenbare
Stockungen und Verschiebungen des Geldumlaufs eintreten. Die unheilvollen
Wirtschaftskrisen, der ständige Wechsel der Konjunkturen, die unheimlichen
Preissteigerungen usw. – dies alles lenkt in zunehmendem Maße die öffentliche
Aufmerksamkeit auf das Geldwesen und lässt uns vermuten, dass hier etwas nicht
in Ordnung ist. Es empfiehlt sich also, dass wir bei allen
volkswirtschaftlichen Untersuchungen in erster Linie vom Geldwesen ausgehen,
dass wir unser Augenmerk vor allem auf die Frage richten: Erfüllt das Geld
seine Aufgabe in zuverlässiger Weise, d. h. vermittelt es ununterbrochen,
gleichmäßig und unter allen Umständen den Austausch der Güter und Leistungen und
entscheidet es wirklich einwandfrei über „Mein“ und „Dein“, über „Soll“ und
„Haben“, also über die Güterverteilung im privat- und volkswirtschaftlichen
Sinne? Wir werden jedoch sehen, dass unser aus dem grauen Altertum überkommenes
Geldwesen nicht diesen Anforderungen entspricht.
1c) Wert oder Preis?
Über die Ursache der
Störungen in der Volkswirtschaft ist von Berufenen und Unberufenen seit jeher
viel nachgeforscht und nachgedacht worden. Aber entweder drangen alle
bisherigen Forscher überhaupt nicht bis zum Geldwesen vor, oder aber ihre
Untersuchungen verliefen trotzdem ergebnislos. Der Sumpf, in den sie
hineingeraten, ist die so genannte „Lehre vom Wert“, der „Wertgedanke“. Das ist
die Vorstellung, dass allen Waren, und namentlich dem Geld selbst, ein so genannter
„Wert“ innewohnt resp. innewohnen müsse. Es ist viel über den „Wert“
geschrieben worden, die besten und widerstandsfähigsten Köpfe sind an diesem
unbegreiflichen Begriff - richtiger wäre, an diesem Phantom - gescheitert. Zur
Klarheit darüber ist bisher keiner gelangt. Und obwohl man in den Kreisen der
Fachgelehrten bereits so weit gekommen ist, den „Wert“ als etwas „Subjektives“
d. h. in unserer eigenen Anschauung - nicht aber in den Dingen selbst liegendes
- zu betrachten, haben sich die Wertgläubigen doch bisher nicht von diesem Spuk
losmachen können. Wohl sterben sie nach und nach aus, aber zu bekehren waren sie
nicht. Ich will hier nur das Eine sagen: so lange wir von der „Wertlehre“
befangen sind, stehen wir machtlos dem Geld gegenüber und dadurch auch allen
Wirkungen etwaiger Fehler desselben.
Es war namentlich Silvio
Gesell, der durch sein Werk „Die neue Lehre von Geld und Zins“ Licht in dies
bis dahin dunkle Gebiet brachte. Im Gegensatz zu anderen Theoretikern ging er
bei seinen Untersuchungen nicht vom Wertgedanken, d. h. nicht von dem „festen inneren
Wert“ aus, der irgendwelchen Gütern, Waren oder dem Geld innewohnt oder als
Eigenschaft anhaften soll, sondern er ging lediglich aus von dem Verhältnis,
welches durch Angebot und Nachfrage zwischen Geld und Ware bzw. Arbeitsmarkt besteht.
In bisher unwiderlegter Beweisführung zeigt er uns, dass die ganze Wertlehre
von einer Einbildung - von einer Illusion - ausgeht, von der bei näherem
Zusehen nichts übrig bleibt, als der Preis. Der Preis tritt bei Gesell’s
Untersuchungen an die Stelle des so genannten Wertes, der also niemals als
feste „innere“ Eigenschaft dem Geld oder der Ware innewohnt. Im Preis aber
drückt sich immer nur ein Verhältnis aus, und zwar das Verhältnis von Angebot
und Nachfrage zwischen Geld und Ware. Der Preis ist das einzige Reale, das Wirkliche,
worauf es ankommt, womit wir zu rechnen haben. Gesell ersetzt deshalb die bisherige
Theorie des Wertes durch die Theorie des Preises. Mit dem Gegenstand der
Wertlehre können wir im praktischen Leben nichts anfangen, alles dreht sich nur
um den Preis. Preise müssen wir bezahlen und Preise können wir erzielen. Was
man auch aus den Umschreibungen der Wert-Theoretiker heraus als „Wert“
aufzufassen versuchen mag - es wird durch die tatsächlichen Preise, wie sie
sich aus Angebot und Nachfrage ergeben, illusorisch und überflüssig gemacht;
selbst im Falle seiner Realität könnte der „Wert“ immer nur im Preis mit
einbegriffen sein! Unsere weitere Untersuchung wird die Haltlosigkeit der Wert-Lehre
auch denen klar machen, die noch immer von diesem Aberglauben befangen sind.
Und den Marxisten wird endlich die Erkenntnis aufklaffen: Karl Marx meint mit
dem so genannten „Wert“ lediglich den vom arbeitslosen Einkommen (Mehrwert)
befreiten Preis. Wenn alle Preise nur aus Löhnen bestehen, ist das Problem
gelöst, mit dem Marx sich vergeblich abmühte. Ich stütze mich also in meinen
weiteren Ausführungen lediglich auf die Theorie Gesell’s und wir treten damit
in eine völlig neue Betrachtung der volkswirtschaftlichen Probleme ein.
1d) Angebot und Nachfrage
Das natürliche
Gesetz der Volkswirtschaft ist der Austausch materieller und intellektueller
Güter und Leistungen. Dieser volkswirtschaftliche Güteraustausch hat aber zur
Voraussetzung das Angebot und die Nachfrage, d. h. die auszutauschenden Güter
müssen sich anbieten und das Geld muss die Nachfrage für sie vertreten und
ihren Austausch vermitteln. Verschiebt sich nun aus irgendeinem Grund das
Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, so verschieben sich natürlich auch
die Preise entsprechend. Wird z. B. die Nachfrage nach Waren (also das
Geldangebot) größer, so werden die Warenpreise steigen, und die
„Kaufkraft" des Geldes (also der mit Waren gemessene Preis des Geldes)
wird entsprechend sinken. Wird umgekehrt das Geldangebot, d. h. die Nachfrage
nach Waren kleiner, so sinken die Warenpreise und der Preis (also die
Kaufkraft) des Geldes steigt. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt
also immer den Preis.
Dieselbe Wirkung
hat natürlich auch eine Veränderung im Angebot von Waren, d. h. die aus dem
Warenangebot bestehende Nachfrage nach Geld. Schrumpfen aus irgendeinem Grund
(z. B. durch Krieg, Spekulationsmanöver und dergl.) die Warenbestände oder das
Angebot derselben zusammen, während das Geldangebot unverändert bleibt oder gar
vergrößert wird, so steigen demgemäß die Warenpreise, während der Geldpreis
sinkt, d. h., man erhält für eine bestimmte Warenmenge eine größere Geldsumme
als bisher.
Sind aber Angebot
und Nachfrage auf beiden Seiten dauernd gleich, so ergeben sich aus diesem
Verhältnis auch feste Preise, worauf ja die Währung hinzielt. Ein dauernd
festes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ist also die Voraussetzung
jeder zuverlässigen, wirklichen Währung, d. h. die Preise sollen „währen“. Und
die Vorbedingung für dieses dauernd feste Verhältnis besteht wiederum in dem
volkswirtschaftlichen Gleichgewicht zwischen Ware und Geld, also in einem
gleichgroßen und gleichstarken Angebotsdrang dieser beiden Faktoren. Wird dieses
Gleichgewicht gestört, d. h. ist einer der beiden Faktoren in der Lage, sein Angebot
oder die Nachfrage gegenüber dem anderen Faktor einzuschränken oder zu
verweigern (z. B. das Geld die Nachfrage nach Ware), so stockt der
Warenaustausch und weiterhin auch die Produktion. Je nach Dauer und Umfang
solcher Stockungen wird dadurch unter Umständen die ganze Volkswirtschaft in
Mitleidenschaft gezogen und stillgelegt (Krise).
Nicht in der
Stockung, in der Zurückhaltung und der Anhäufung auf einer oder der anderen
Seite, liegt aber das Heil der Arbeit und der Volkswirtschaft, sondern im allseitigen
Angebot und allseitiger Nachfrage - im glatten Austausch - in der Zirkulation!
Es verhält sich damit, wie mit dem Kreislauf des Blutes: Die Zirkulation ist
Gesundheit und Leben; - die Stockung aber Krankheit und Tod.
Da die Waren und
Leistungen sich nicht unmittelbar austauschen lassen, sondern dazu der
Vermittlung des Geldes bedürfen, stehen sich auf dem „Markt“, d. h. beim
Austausch (Kauf und Verkauf, Handel, Arbeitsmarkt usw.) zunächst immer Ware
(Arbeit) und Geld als Angebot und Nachfrage gegenüber. Es vertritt - wie wir
noch deutlich sehen werden - Ware und Arbeit notgedrungen stets in stärkerem
Maße das Angebot, als es etwa das Geld resp. die Besitzer ersparter
Geldüberschüsse (Banken, Börsen, Kaufleute und sonstige Kapitalisten) tun. Wir
haben uns bereits an die jahrtausende alte Regel gewöhnt, dass das Angebot von
Waren und Arbeitskräften stets dringender und größer ist, als das Angebot von
Geld. Auch das Geld bietet sich zwar an, indem es seinerseits Nachfrage nach
Waren und Arbeitskräften hält, soweit dies die persönlichen Bedürfnisse der
Geldbesitzer erfordern. Aber ein volkswirtschaftliches Geldangebot, d. h. ein
Geldangebot, welches nicht nur auf den unmittelbaren Bedürfnissen der Konsumenten
beruht, sondern aus dem Umlauf und der Anlage ersparter Überschüsse besteht,
findet überhaupt nur unter ganz bestimmten Bedingungen statt. Warum dies so ist
- und welcher Art die Bedingungen sind, von deren Erfüllung das Geld seinen
Umlauf und somit die volkswirtschaftliche Nachfrage nach Arbeitsprodukten und Arbeitskräften
abhängig macht - soll im Folgenden klar und deutlich gezeigt werden.
1e) Die Ausnahmestellung des Geldes in der Volkswirtschaft
Alle Waren,
Produkte und Arbeitsleistungen unterliegen naturgemäß einem Angebots-Zwang,
also dem natürlichen Gesetz des Austausches, dem sie sich wohl gelegentlich auf
kurze Zeit, nie aber dauernd entziehen können. Die Waren und alle sonstigen
Produkte der menschlichen Arbeit verderben, veralten, bedürfen fortwährend
allerlei weiterer Aufwendungen und müssen daher zur Vermeidung von Verlusten
und Kosten aller Art seitens ihrer Besitzer beständig dem Markt, dem Austausch gegen
Geld, zur Verfügung gestellt werden. Ebenso muss jeder Arbeiter - egal, ob er mit
der Hand oder mit dem Kopf arbeitet - seine Arbeitskraft und seine Leistungen
täglich und stündlich anbieten; wer das nicht tut, erleidet einen
entsprechenden Verlust. Nicht so das Geld!
Das Geld besitzt,
im Gegensatz zu allen anderen Gütern, mit denen es in Austausch zu treten,
resp. deren Austausch es zu vermitteln hat, gewisse Vorzüge, die seinem
volkswirtschaftlichen Umlauf und damit seinem Angebot geradezu entgegenwirken.
Die Absicht,
Geldscheinen durch einen Aufdruck (10, 100 oder 1000 Mark) gewissermaßen einen
unveränderlichen „Wert“ zu verleihen, gelingt den Zentral-Geldinstituten bis
auf den heutigen Tag nicht; ihnen allen fehlt die wissenschaftliche Grundlage
für eine wirklich zielbewusste Währungspolitik. Einen „festen inneren Wert“
gibt es eben nicht, sondern immer nur das relative Verhältnis, welches sich beim
Geld in seiner „Kaufkraft“ oder richtiger, in seinem Preis den Waren gegenüber,
ausdrückt. Will man aber die so genannte Kaufkraft des Geldes (also sein
Tauschverhältnis zu den Waren) kontrollieren, so muss man sie an der für eine
bestimmte Geldsumme käuflichen Warenmenge messen. Man kann dann den „Preis“ des
Geldes mit Bezug auf die Ware - oder den Preis der Ware mit Bezug auf das Geld
- als „hoch“, „niedrig“ oder „unverändert“ bezeichnen. Die „Währung“ hat also
in einem unveränderlichen Tauschverhältnis zwischen Geld und Ware zu bestehen; alles
andere ist Unsinn.
Da nun aber mangels
einer sicheren Währung die Preise allgemein schwanken, so ist auch der „Preis“
des Geldes schwankend: Sinken die Warenpreise, so ist das Geld „teuer“, d. h.
man muss viel Ware für wenig Geld hergeben; wird das Geld „billig“, so braucht
man nur wenig Waren für viel Geld zu geben, d. h. die Waren sind dann teuer und
der „Preis“ des Geldes ist gesunken. Die Inschriften unserer Münzen und
Banknoten sind also im Sinne einer wirklichen Währung rein nominell, von
Unveränderlichkeit, von Währung keine Spur.
Obwohl es nicht
gelungen ist, vom Geld alle Einflüsse des Marktes fern zu halten, so ist es
doch dem Zahn der Zeit entrückt und hat auch sonst noch soviel Vorzüge, dass
von einem volkswirtschaftlichen Angebotszwang beim Geld keine Rede sein kann. (Ich
erinnere hier daran, dass es sich beim „volkswirtschaftlichen Geldangebot“ nicht
um das für den täglichen Verbrauch bestimmte Geld der Konsumenten handelt,
sondern um die kaufmännisch und kapitalistisch angelegten Geldüberschüsse und
Ersparnisse (Großkapital), von deren volkswirtschaftlicher Zirkulation es aber
abhängt, ob die Taschen all der kleinen Konsumenten leer oder gefüllt sind.
Auch hier - wie überall in der Welt - beherrscht das Große das Kleinere, der
große Geldumlauf der Kapitalisten den kleineren der Arbeiter und Konsumenten.)
Das Geld lässt sich selbst in großen Mengen leicht transportieren und
aufbewahren, es verdirbt nicht, wird nicht unmodern, rostet nicht, braucht
keine großen Lagerräume usw. Außerdem behält das Geld auch eine immergleiche
gesetzliche Zahlkraft (nicht zu verwechseln mit Kaufkraft), d. h., man kann
jede eingegangene Verbindlichkeit (Schulden, Pacht, Miete, Gehalt, Wechsel,
Hypotheken usw.), die z. B. laut schriftlicher Vereinbarung 1000 Mark nominell
beträgt, auch mit der nominellen Geldsumme selbst nach langer Zeit „bezahlen“,
was man mit einem entsprechenden Quantum aufgespeicherter Waren nicht könnte.
Schwankt also zwar
die „Kaufkraft“ des Geldes den Waren gegenüber, so bleibt doch seine
„Zahlkraft“ eingegangenen Verbindlichkeiten gegenüber „fest“; ein Umstand, der
wohl zu der Selbsttäuschung einer tatsächlichen Währung geführt haben mag. In
Wirklichkeit kann sowohl für den Gläubiger als auch für den Schuldner, je nach
der Marktlage, ein Vorteil oder ein Nachteil dabei eintreten, trotz der
nominell festgelegten gesetzlichen Zahlkraft des Geldes, weil ja die
„Kaufkraft", d. h., das Preisverhältnis des Geldes zur Ware oder umgekehrt
- das der Waren zum Geld - durch diese gesetzliche „Zahlkraft“ gar nicht berührt
wird.
Wenn man aber den
Umstand, dass auch der Preis des Geldes im Hinblick auf die jeweils dafür
erhältliche Warenmenge schwankt, zu dem Einwand benutzen will, dass das Geld
demnach denselben Nachteilen ausgesetzt sei wie die Waren, so ist dies unzutreffend.
Die Waren unterliegen ja außerdem - wie bereits erwähnt - einem
Zersetzungsprozess, der durchaus nicht schwankt, sondern ständig - bis zur
völligen Auflösung der Ware - fortschreitet. Für diesen Zersetzungsprozess gibt
es keinen Ausgleich; keinerlei Konjunkturmöglichkeit gibt dem Warenbesitzer eine
Entschädigung für den Verlust, der ihm aus diesem Grund beständig erwachsen und
ihn zum Bettler machen würde, wenn er die Warenvorräte etwa ebenso dauernd vom
Angebot zurückhalten wollte, wie dies mit ersparten Geldvorräten möglich ist. Wer
das Geld in der Hand hat, weiß immer, dass er damit jederzeit seinen
Verbindlichkeiten in voller Höhe des nominellen Geldbetrages, der ihm zur Verfügung
stellt, nachkommen kann. Er ist gegenüber dem Warenbesitzer, der seine Waren
erst zu Geld machen muss und nicht weiß, wann und zu welchem Preis ihm dies
gelingen wird, ganz entschieden im Vorteil. Geld ausgeben kann bekanntlich
jeder Dummkopf, nicht aber Geld erwerben.
Obwohl also auch
das Geld den Einflüssen des Marktes unterliegt und sein Preis schwankt, was auf
einer Veränderung seiner Menge, seiner Umlaufgeschwindigkeit, wie auch auf
vermehrtem oder vermindertem Warenangebot beruhen kann, ist die Möglichkeit von
Nachteilen und Verlusten jedoch für den Geldinhaber nie so groß, wie für den
Warenbesitzer. Die aus einer etwaigen „Entwertung“, d. h. aus einem Preisfall des
Geldes hervorgehenden Verluste können nie bis zur gänzlichen Vernichtung des
Besitzes führen, was bei den Waren sehr wohl möglich ist, denn ihnen haftet
eben infolge ihrer stofflichen Beschaffenheit die Verderblichkeit, d. h. der
natürliche Zersetzungsprozess an, der beim herkömmlichen Geld nicht in Frage kommt.
Ein besonders
wichtiger Vorzug des Geldes liegt aber in seiner allgemeinen gesetzlichen und volkswirtschaftlichen
Anerkennung als Tausch- und Zahlungsmittel, wodurch es - obwohl selbst ein
Arbeitsprodukt, eine Ware - eben zu „Geld“ wird. Im Gegensatz zur gewöhnlichen
Ware, kann man mit der Überware „Geld“ unmittelbar, also direkt, alle anderen
Waren und Leistungen eintauschen (kaufen), also sowohl Bedürfnisse befriedigen,
als auch Verpflichtungen damit erfüllen, was mit keiner anderen Ware oder
Leistung möglich ist. Biete ich z. B. zwecks Befriedigung meiner Bedürfnisse
unter Umgehung des Geldes eine Arbeitsleistung oder Ware an, so wird es die
Regel sein, dass der Besitzer derjenigen Dinge, die ich gerade nötig gebrauche,
seinerseits durchaus keinen augenblicklichen oder keinen so großen Bedarf an
den von mir angebotenen Waren oder Leistungen hat. Biete ich jedoch Geld an, so
weiß mein Partner, dass er sich damit jederzeit alles beschaffen kann, dessen
er seinerseits bedarf, und er wird mir seine eigenen Waren gern und willig überlassen.
Das Geld ist also, wie wir gesehen haben, eine Universal-Ware, und noch dazu
eine solche von unbegrenzter Dauerhaftigkeit, für die es nie an Abnehmern fehlt;
was zur Folge hat, dass es nicht über den unmittelbaren persönlichen Warenverbrauch
seines Besitzers hinaus angeboten zu werden braucht.
(Anmerkung: Der im
letzten Abschnitt mit einfachen Worten erklärte Sachverhalt ist genau das, was
20 Jahre später der Ökonom John Maynard Keynes in seiner „Allgemeinen Theorie
der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ sehr viel komplizierter – um
nicht zu sagen: sinnlos kompliziert - als „Liquiditätspräferenz“ bzw.
Liquiditätsvorteil des Geldes gegenüber den Waren beschrieb und daraus seine
Liquiditätstheorie des Zinses ableitete.)
Der natürliche Angebotszwang,
dem die Waren unterliegen, weil man sie nicht beliebig lange aufspeichern kann,
fehlt dem Geld, und damit fehlt auch die volkswirtschaftliche Voraussetzung für
einen glatten Austausch von Geld und Waren, also für das volkswirtschaftliche
Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Auf diese Weise ist es
erklärlich, dass das Angebot von Waren und Arbeitsleistungen immer stärker und
dringender ist, als das Angebot von Geld. Mit unserem herkömmlichen Geld,
welches den Waren gegenüber infolge seiner Vorzüge mit einem erdrückenden
Übergewicht ausgestattet ist, lässt sich weder eine gesicherte Währung noch ein
dauerndes Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erzielen.
Der dem Geld
fehlende Angebotszwang und seine Eigenschaft als Universal-Ware (also seine
Vorzüge) verhindern es, dass das Geld sich über den persönlichen Bedarf hinaus
mit der gleichen Dringlichkeit anbietet, wie Ware und Arbeit es allezeit tun
müssen.
1f) Das Geld als Ur-Kapital
Die
Ausnahmestellung, die das Geld in der Volkswirtschaft einnimmt, stört das
Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, bewirkt die Preis- und
Konjunkturschwankungen, stößt die Währung um und bringt „Mein“ und „Dein“
zwischen Gläubigern und Schuldnern durcheinander. Aber es beruht auf derselben
Ursache auch noch eine viel gewaltigere Erscheinung, die für die
Volkswirtschaft von entscheidender und grundlegender Bedeutung ist: nämlich die
Kapitaleigenschaft des Geldes, die sich - wie wir weiter sehen werden - auch
auf alle anderen volkswirtschaftlichen Güter (Waren, Produktionsmittel, Häuser,
Transportmittel usw.) überträgt. Schon Ferdinand Lassalle nannte das Geld sehr
treffend das „Capital par excellence“, während wir es als das „Ur-Kapital“
bezeichnen.
Das Geld - soweit
es nicht der Befriedigung der unmittelbaren, persönlichen Bedürfnisse seiner
Besitzer dient - kann „warten“; kann warten ohne Schaden zu leiden, bis die
dadurch hervorgerufene Stockung des Güteraustausches und der Produktion die
Warenbesitzer (Kaufleute, Unternehmer, Fabrikanten) betreffs weiterer
Produktion zurückhaltend - und die produktiv Arbeitenden betreffs ihrer
Lohnforderungen nachgiebig und „bescheiden“ macht. Und je länger dies „Warten“
andauert, je günstiger gestaltet sich die Position des Wartenden; desto
ungünstiger aber die Position desjenigen, der es eilig hat und nicht „warten“
kann. Mit anderen Worten: Im praktischen Leben hat der Besitzer von ersparten,
überschüssigen, also nicht für seinen persönlichen Verbrauch bestimmten Geldmitteln,
gegenüber dem Besitzer von Waren (die ja auch nicht dem persönlichen Verbrauch
ihres Besitzers dienen), immer den längeren Atem. Da also der Geldbesitz dem
Warenbesitz überlegen ist, so hat er dadurch auch die Warenproduzenten
(Arbeiter, Angestellte usw.) in seiner Gewalt, die natürlich nur Arbeit finden,
wenn die Kaufleute, Unternehmer und Fabrikanten es nicht für geboten erachten,
mit ihren Aufträgen und Unternehmungen ebenfalls zu „warten“ und die Produktion
einzuschränken oder aufzugeben. Und weil dies so ist, verlangt das Geld,
welches sich aus den Ersparnissen des ganzen Volkes in den Händen der
Sparkassen und Banken oder durch den Handel in den Händen der Kaufleute und
Kapitalisten ansammelt, eine Extra-Entschädigung dafür, dass es nicht „wartet“,
sondern sich gnädig der Volkswirtschaft zur Verfügung stellt und sich nicht
etwa infolge privater „Schatzbildung“ einfach gänzlich aus dem Verkehr
zurückzieht.
Man stelle sich
demgegenüber einmal eine Schatzbildung in Arbeitskraft oder doch wenigstens in
Waren vor, etwa aus Kartoffeln, Mehl, Fleisch, Kleidern, Geräten oder sonstigen
Arbeitsprodukten bestehend. Die einen würden binnen Jahresfrist restlos oder
doch teilweise verdorben sein, die andern viel Spesen, Lagerkosten usw.
verursachen, unbrauchbar und unmodern, von Rost, Motten, Ratten, Dieben und
Fäulnis gefressen werden oder nutzlos zerfallen. Selbst größere Vorräte von
Rohstoffen können höchstens in Einzelfällen und vorübergehend (etwa zu Handels-
oder Spekulationszwecken), also nicht als „Schatz“, angelegt werden. Man
bedenke nur die Räumlichkeiten, Behandlung, Risiko im Preis, Absatzmöglichkeit
usw. Wie bequem, sicher und jederzeit verfügbar ist da doch bares Geld gegenüber
solchem Ballast. Nicht umsonst heißt es: „Bares Geld lacht.“
Es war ein Fehler,
das Tauschmittel (Geld) begehrenswerter zu gestalten als alle die Dinge sind,
deren Austausch es doch dienen soll. Die Folge kann doch nur sein, dass jeder
danach strebt, alles in Geld oder Geldforderungen umzuwandeln und möglichst
viel von diesem, für die Volkswirtschaft doch unentbehrlichen Tauschmittel in
seinen Besitz zu bringen. Das bedeutet aber im praktischen Leben, dass ein
Jeder seinerseits zwar möglichst viel verkaufen, aber möglichst wenig kaufen
(also Geld „ersparen“) will. Es wird immer das Bestreben bestehen, das gesamte
eigene Arbeitsprodukt oder den gesamten eigenen Warenbestand zu verkaufen,
dagegen nur einen Teil des Gelderlöses für die Arbeitsprodukte und Leistungen
der anderen auszugeben, oder kurz: für 100 zu verkaufen, aber nur für 50 zu kaufen.
Auf diese Weise würde das Angebot von Waren und Arbeitsleistungen, in Zahlen
ausgedrückt, stets 100, das Geldangebot (also die Nachfrage) jedoch nur 50 oder
noch weniger betragen, wenn die ersparten Gelder nicht auf irgendeine Weise wieder
in Umlauf gesetzt werden.
Dieses Missverhältnis
zwischen Geldangebot und Warenangebot bewirkt, dass die das Geldangebot
übersteigenden Waren entweder unverkäuflich sind, oder mit Schaden verkauft
werden müssen, oder aber in Zukunft gar nicht produziert werden dürfen. Das
Geld kann also dadurch, dass es sein volkswirtschaftliches Angebot zurückhält,
sowohl den Handel als auch die Produktion unterbinden und hat somit die Macht,
die ganze Volkswirtschaft zu erdrosseln, die Existenz von Millionen Menschen
unmöglich zu machen.
Angesichts dieser Macht
des Geldes gibt es für die Volkswirtschaft außer der Rückkehr zum Tauschhandel
nur den Ausweg, das ersparte Geld durch die vorhin erwähnte
„Extra-Entschädigung“ wieder in den Verkehr zu locken. Und diese
„Extra-Entschädigung“, dieser regelrechte Tribut, den das Geld als Bedingung
dafür stellt, dass es überhaupt, über den persönlichen Verbrauch seiner
jeweiligen Besitzer hinaus, umläuft, d. h. nach den für Sparzwecke und als
Schatzmittel qualitativ immer „minderwertigen“ Waren und sonstigen Gütern Nachfrage
hält, ihre Herstellung erlaubt und ihren Austausch auf dem Wege des Handels
vermittelt, ist der Zins.
Die Ware nehmen
alle nur vorübergehend in Besitz; seinen dauernden Besitz, soweit er die
direkten persönlichen Bedürfnisse übersteigt, sucht jeder in Geld oder - da
dies nicht gut möglich ist - doch wenigstens in Geldforderungen anzulegen. Wer
aber erspartes Geld aus der Hand gibt, indem er es verleiht, es in die
Industrie, den Handel, in Bauten oder sonstige Unternehmungen steckt, tut dies
nur unter der Bedingung einer sicheren und regelmäßigen Verzinsung. Der Zins
ist die Voraussetzung für den gesamten volkswirtschaftlichen, also heute
„kapitalistischen“ Geldumlauf. Und von diesem großen Geldumlauf hängt wiederum
- wie bereits erwähnt - auch der kleine Geldumlauf der einzelnen Produzenten
und Konsumenten ab, d. h., ob alle die Millionen von Arbeitern, Handwerkern,
Beamten, Unternehmern, Landwirten, Wissenschaftlern usw. Arbeit und Verdienst
finden oder nicht. „Keinen Zins - kein Geld“, heißt es bei den Geldbesitzern
und Geld-Beherrschern im ganzen weltumspannenden Bereich des modernen
Kapitalismus. „Kein Geld – keine Nachfrage – kein Absatz – kein Handel – keine
Aufträge – keine Produktion – keine Arbeitsgelegenheit“, - bedeutet dies für
die Volkswirtschaft. Also Arbeitslosigkeit, Hunger, Bankrott, Not, Entvölkerung
wären die Folgen einer Verweigerung des volkswirtschaftlichen Geldumlaufs. Und
dass die Beschaffenheit des Geldes seinen Besitzern und Beherrschern eine
derartige, willkürliche Verweigerung ermöglicht, dass seine Beschaffenheit es
zum Spar- und Schatzmittel geeigneter macht, als die Waren und alle sonstigen
Arbeitsprodukte es sind, darauf beruht die Übermacht des Geldes in der
Volkswirtschaft und somit seine „Kapital-Eigenschaft“. Und weil das Geld diese seine
Eigenschaft auf alle anderen volkswirtschaftlichen Güter überträgt, weil es die
Ursache ist, dass auch sie Zins abwerfen und somit „Kapital“ sind, bezeichnen
wir das Geld als das Ur-Kapital. („Kapital“ bedeutet „Hauptstück“, im Hinblick
auf den Zins, der das „Nebenstück“ darstellt.)
1g) Die Arbeitsprodukte als Real-Kapital
Ein „Kapital"
ist ein Zins tragendes Gut. Und wir haben bisher immer betont, dass das Geld
nur infolge gewisser Vorzüge, die es den Waren und allen anderen Arbeitsprodukten
gegenüber besitzt, ein solches Zins tragendes Gut, also Kapital ist. Demgegenüber
erscheint es zunächst sehr merkwürdig, dass aber nicht nur das Geld, sondern
auch alle anderen Arbeitsprodukte (also Häuser, Schiffe, Waren,
Produktionsmittel usw.), soweit sie nicht dem direkten persönlichen Verbrauch
des Eigentümers dienen, ebenfalls Zins abwerfen, also Kapital sind. Und da dies
Kapital - im Gegensatz zum Geldkapital - aus sog. „realen“ d. h. wirklichen
Wirtschaftsgütern besteht, wird es als „Real-Kapital“ bezeichnet.
Auf den ersten
Blick scheint hier ein Widerspruch vorzuliegen, denn wenn die Arbeitsprodukte
gleichfalls Zins abwerfen - sei es im Handel als Waren, sei es in Form von
Häusern, Produktionsmitteln usw. -, so hat es allerdings den Anschein, als träfe
unsere Behauptung von der Übermacht des Geldes nicht zu. Dieser scheinbare
Widerspruch löst sich aber auf folgende, bereits angedeutete Weise: Die Zins
tragende Eigenschaft des Real-Kapitals, also der Waren und sonstiger
Arbeitsprodukte (auch Häuser und Fabriken sind solche) beruht darauf, dass
dieselben nur mit Einwilligung des Geldkapitals, unter der Bedingung der
Verzinsung, entstehen können.
Kein Geldbesitzer
(Kapitalist) steckt sein Geld in die Warenproduktion, in den Häuserbau, in die
Einrichtung von Fabriken oder irgendwelcher Betriebe, wenn es sich nicht
verzinsen würde; er würde es sonst lieber „einschließen“, also zur
„Schatzbildung“ greifen. Die Beschaffenheit des bisherigen Geldes ermöglicht
dies ja. Man könnte hier einwenden, dass kleinere Kapitalisten ihr Geld deshalb
in eigenen Unternehmungen anlegen, um sich selbst eine Arbeitsgelegenheit, eine
selbstständige Existenz, zu schaffen. Dies beweist aber nur, dass infolge der
Zinsrate ihres Unternehmens ihr Einkommen größer ist, als es bei gleichen
Arbeitsleistungen in einer unselbstständigen Stellung als Lohnarbeiter sein
würde. Auch hier ist also der Zins die Ursache der Kapitalanlage. Infolgedessen
gestattet das Geldkapital immer nur die Entstehung von Waren,
Produktionsmitteln, Häusern usw. bis zu einem Grade, dass nicht etwa durch
allzu großes Angebot die übliche Verzinsung in Frage gestellt wird, sei es
durch Verbilligung der Preise, sei es durch die infolge starker Nachfrage nach
Arbeitskräften eintretende Lohnsteigerung der Produzenten. Sobald auch nur die
Möglichkeit einer solchen Gefährdung des Zinses (der so genannten Rentabilität)
vorliegt, streikt das Geld, verlangsamt oder verringert es seinen Umlauf und
damit die Nachfrage nach Waren, Arbeitsprodukten und Arbeitskräften (Krise).
Erst wenn durch
diese Unterbrechung der Produktion ein Mangel an Wohnungen, Waren oder
sonstigen Gütern fühlbar wird, wenn ihr Zins zu steigen beginnt, ist die Zeit
gekommen, wo der Kapitalist sein Geld wieder für den Bau von Häusern, Fabriken usw.
hergibt. Wir sehen also, dass die Zins tragende, d. h. die
„Kapital“-Eigenschaft, sich nur als Folge willkürlicher Geldsperre vom Geld auf
das Real-Kapital (Waren und Arbeitsprodukte) überträgt, dass letztere also
sozusagen nur die Büttel des Geldes sind, die den Zinstribut zwar erheben,
jedoch nicht aus eigener Machtvollkommenheit, sondern nur mit Ermächtigung des
Ur-Kapitals (des Geldes), in seinem Auftrag und für seine Rechnung.
Das Geld hat
dadurch nur seine Zirkulationsbahn und damit sowohl seinen Machtbereich als
auch sein Zinsgebiet erweitert, im Übrigen bleibt seine Macht auch dem sogen.
„Real-Kapital“ gegenüber unvermindert bestehen. Der Zins der Dinge, die man als
Real-Kapital bezeichnet, beruht nur auf der Macht des Geldes, die ihnen die
Vorbedingung für die Verzinsung schafft. Dieser Zins fällt deshalb immer an das
Geld, resp. an den Geldgeber zurück; er ist demnach überhaupt nur ein Geldzins,
der mit Hilfe der Güter erhoben wird. Diese Güter selbst sind an sich nur
Arbeitsprodukte wie alle anderen und könnten, da sie beliebig vermehrbar sind,
aus eigener Kraft keinen Zins erheben. Alle Arbeitsprodukte (Produktionsmittel,
Häuser, Maschinen, Waren usw., kurz das gesamte, so genannte Realkapital) unterliegen
nämlich, ähnlich wie die Arbeitskraft, dem ununterbrochenen Angebotszwang, sobald
sie einmal da sind. Sie würden sonst ungenutzt zerfallen, verderben; sie
könnten ihr Angebot nicht nachträglich von der Verzinsung abhängig machen, sind
also an sich nicht „Kapital“. Darum wacht das Ur-Kapital (Geld), das sie ins
Leben ruft, über sie, wie eine Mutter über ihre Kinder, damit sie sich nicht
„gemein“ machen und sich nicht etwa infolge ungehinderter Vermehrung dem
besitzlosen „Pöbel“, den Proletariern, den Nichtkapitalisten aller Art umsonst,
d. h. ohne Zinstribut (Mehrwert) zur Verfügung zu stellen brauchen. Die Sicherung
seiner Zinsansprüche veranlasst das Geldkapital also gleichsam zu einem
„Gebärstreik“ hinsichtlich des Realkapitals; es hat die unsinnige, unnatürliche
Tendenz, die Güterproduktion dauernd in gewissem Grade einzuschränken, also
gleichsam eine „chronische Krise“ aufrecht zu erhalten, die sich immer bis zur
„akuten“ Krise entwickelt, sobald es geboten erscheint, die Einschränkung zur
Sicherung des Zinses zu verschärfen. Auf diese Weise ist es dem Ur-Kapital (dem
Geld) möglich, alle Produktionsmittel, Häuser, Betriebe aller Art, Waren usw.
dauernd in dem Zustand von Zins tragendem Kapital zu erhalten.
(Anmerkung: An
dieser Stelle sei wieder an die Weisheit der originalen Heiligen Schrift erinnert.
In der ursprünglichen Umschreibung der Erbsünde lesen wir in Genesis_3,16: „Und zur Frau (Finanzkapital) sprach er: Ich
will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du
Kinder (neue Sachkapitalien) gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann (Sachkapital)
sein, aber er soll dein Herr sein.“ Die Bedeutung von Genesis_3,14-19 und
damit auch die Ursache, warum die eigentlich einfach zu verstehende „Übertragung
des Urzinses auf das Sachkapital“ von studierten - d. h. im Kapitalismus
indoktrinierten - „Experten“ bis heute nicht verstanden wird, habe ich ausführlich
in meinem Artikel Adam und
Eva beschrieben. Die „heilige katholische Kirche“ hat wirklich ganze Arbeit
geleistet, indem sie die Erbsünde als „dem Menschen angeboren“ erscheinen ließ.)
Während nach den
Erklärungen der bisherigen Theoretiker das Kapital aus greifbaren Dingen, aus
Sachgütern besteht, die vermöge ihrer eigenen Beschaffenheit Kapital sind,
erblicken wir im „Kapital“ lediglich eine Eigenschaft, die auf einem, durch das
herkömmliche Geld geschaffenen, volkswirtschaftlichen Zustand beruht. Karl Marx
erkannte allerdings bereits, dass der „Mehrwert“ keineswegs durch die Sachgüter
(„konstantes Kapital“) entsteht, sondern er verlegte die Quelle des Mehrwertes
in den „in Arbeitskraft umgesetzten“ („variablen“) Teil des Kapitals, aber
immerhin in den Produktionsprozess.
Wir haben jedoch
bereits gesehen. dass der Mehrwert (Kapitalzins) in der Zirkulation, also im
Güteraustausch entsteht, genau gesagt, infolge der Behinderung dieser
Zirkulation durch das Geld. Nur das Geld ist vermöge seiner eigenen
Beschaffenheit Kapital, d. h. ein Zins tragendes Gut; aber es schafft im Interesse
seiner Verzinsung einen Zustand, durch den sich seine eigene
Kapital-Eigenschaft auch auf alle anderen Wirtschaftsgüter übertragt und sie
dadurch zu Zins tragenden Gütern, d. h. zu Kapital macht. Und diesen Zustand,
den wir als „Kapitalismus“ bezeichnen, führt das Geld dadurch herbei, dass es
eben die Entstehung solcher Wirtschaftsgüter planmäßig einschränkt, damit das Angebot
immer soweit hinter der Nachfrage zurückbleibt, dass diese Güter nur unter der
Bedingung des Zinsertrages zur Verfügung gestellt zu werden brauchen.
Die
Produktionsmittel und alle sonstigen volkswirtschaftlichen Güter sind in
diesem, durch das Geld geschaffenen und aufrecht erhaltenen „kapitalistischen“
Zustand zwar Kapital, sie brauchen es aber nicht immer und ewig zu sein. Sobald
dem Ur-Kapital, also dem Geld, seine Übermacht, seine Vorzüge, genommen werden,
verliert es nicht nur selbst die Fähigkeit des Zinsertrages, also seine
Kapital-Eigenschaft, sondern mit ihm verliert dann auch das gesamte sogen. Realkapital
seinen Kapital-Charakter. Dieses kann dann beliebig vermehrt werden und
infolgedessen ebenfalls keinen Zins mehr erheben und hört ebenso wie das Geld
auf, Kapital zu sein; statt des „Kapitals“ haben wir dann einfach
Wirtschaftsgüter. Das ganze „Kapitalismus“ ist demnach nichts weiter, als ein
durch das überlieferte Geldwesen geschaffener volkswirtschaftlicher Zustand, in
welchem das Geld – und durch dieses auch alle anderen Wirtschaftsgüter – Zins
abwerfen.
1h) Der Kapitalzins als Vorbedingung des
volkswirtschaftlichen Kredites und als Ursache der Massenarmut
Eine allgemeine
Begleiterscheinung des modernen Kapitalismus bildet die Armut greller
Volksmassen, bei gleichzeitiger Aufhäufung riesiger Reichtümer in den Händen
einzelner. Während die einen trotz aller Arbeit immer arm bleiben, vermehrt sich
der Reichtum der anderen schließlich sogar ohne eigene Arbeit. Nachdem es durch
die Beschaffenheit des Geldes ermöglicht wurde, die Arbeit beim Austausch ihrer
Produkte mit einem beständigen Tribut (Zins) zu belasten und es sich zur
Sicherung dieses Tributes als zweckmäßig erwies, die Gütererzeugung außerdem willkürlich
zu hemmen und zu beschränken, musste sich die Massenarmut als notwendige Folge
einstellen. Aber diese Millionen Besitzloser können als Kulturmenschen nicht
mehr wie Wilde leben. Bei Urwirtschaft, d. h. ohne Arbeitsteilung und ohne die
hochentwickelte Technik, die riesiger „Kapitalanlagen“ bedarf, würde zudem
Europa kaum den zehnten Teil seiner heutigen Bevölkerung ernähren, und selbst
dieser Bruchteil müsste - wie bereits erwähnt - ein kümmerliches Dasein führen.
Infolge der
immerwährenden Unterbrechung und Einschränkung, die der volkswirtschaftliche
Produktions- und Tauschprozess durch das „Sparen“ seit jeher erleidet, kann
dieser Prozess heute nur noch auf der Grundlage des Kredites stattfinden, den
die „Sparer“ (Geldbesitzer) der Volkswirtschaft gewähren, indem sie gegen Zins
ihr erübrigtes Geld der Produktion und dem Güteraustausch zur Verfügung
stellen. Da aber einerseits kein Krösus so reich ist, dass er alle Dinge, die
der Kulturmensch gebraucht, selbst besitzt, da ferner der größte Teil der
Bevölkerung aller Kulturstaaten aus „Proletariern“, d. h. Besitzlosen besteht,
so beruht die ganze heutige Volkswirtschaft auf einem allgemeinen Kreditverhältnis.
Dem gemäß tritt auch der Zins in allen seinen Formen als ein „Darlehenszins“ in
Erscheinung, d. h. es liegt ihm immer ein persönliches oder ein
volkswirtschaftliches Kreditverhältnis zugrunde.
Hat der einzelne
Besitzende nicht alles, so haben die besitzlosen Proletarier überhaupt nichts
weiter, als ihre beiden Arme und notgedrungen den guten Willen zur Arbeit, um
sich und ihre Familien zu ernähren. Dazu gebrauchen sie aber - außer dem
Erdboden - sowohl Wohnhäuser als auch Produktionsmittel, d. h. Fabriken,
Verkehrsmittel, Maschinen, Rohstoffe, Bergwerke, landwirtschaftliche Anlagen
usw. Alle diese Dinge sind aber, wie bereits nachgewiesen wurde, unter der
Herrschaft des herkömmlichen Geldwesens „Kapital“. Und alle, die kein eigenes
Wohnhaus, keine eigenen Produktionsmittel besitzen, diese aber gebrauchen, weil
sie als Kulturmenschen nicht unter freiem Himmel wohnen, sich nicht mit ihren
bloßen zehn Fingern ernähren können, müssen sich dies „Kapital“ daher „leihen“,
indem sie die Wohnung in einem Haus, das ihnen nicht gehört, „mieten“ , indem
sie „Arbeit suchen“, um mit Maschinen, Rostoffen usw., die ihnen nicht gehören,
arbeiten und sich ernähren zu dürfen, indem sie Waren kaufen, die ihnen das
Kapital des Kaufmanns zur Verfügung stellt. Die Besitzlosen müssen also ständig
bei den Besitzenden „Kredit“ nachsuchen, Nachfrage nach „Kapital“ halten. Aber
auch die Besitzenden untereinander müssen ihre Kredite gegenseitig in Anspruch nehmen
und sie sich gegenseitig verzinsen, weil eben niemand im Besitze aller Dinge
ist (z. B. Schiffe, Bahnen usw.), die der Kulturmensch gebraucht, oder weil das
eigene Kapital nicht ausreicht.
„Kapital -
Kapital!“ - Das ist der große volkswirtschaftliche Hunger der Kulturmenschheit!
Und das „Kapital“ sorgt dafür, dass dieser Hunger nie gesättigt wird, denn
sobald er wirklich gesättigt wäre, d. h. sobald das Angebot von Kapital ebenso
groß oder größer wäre, als die Nachfrage, hört das „Kapital“ als solches auf,
zu existieren. Wenn - um es recht deutlich zu machen - neben jeder Fabrik eine
zweite, neben jeder Schiffswerft eine zweite und dritte, neben jedem Bergwerk,
jedem Hause usw. je ein zweites entstehen würde, ohne dass die Bevölkerung und
ihre Nachfrage sich in gleichem Umfang vermehrt hat, wo sollte da noch die
übliche „Verzinsung“ herausgewirtschaftet werden? Dies „Realkapital“ könnte - wie
sich noch zeigen wird - den bisherigen Zinstribut nicht mehr beanspruchen; es
müsste infolge seines vermehrten Angebotes schließlich seine „Kredite“, d. h.
sich selbst, unentgeltlich zur Verfügung stellen, also gegen bloße
Abnutzungsentschädigung oder bloße Rückgabe des geliehenen Gutes. Der Ausgleich
zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Kapitalmarkt würde also zu „zinsfreien
Darlehen“ führen, oder wie Proudhon es nannte und erstrebte, zur „Unentgeltlichkeit
des Kredites“.
Es ist ein Irrtum,
wenn Karl Marx und durch ihn die meisten Sozialisten der Ansicht sind, dass das
Privateigentum des Kapitalisten an den Produktionsmitteln diese zu
Ausbeutungs-Instrumenten gegenüber den Arbeitern mache. Was wohl auf den Grund
und Boden zutrifft, ist beim „Kapital“ durchaus unzutreffend. Das mit dem
Privateigentum an Grund und Boden verbundene arbeitslose Einkommen - also die
Grundrente - beruht sowohl auf natürlichen Vorzügen einer Bodenfläche, wie auch
auf der Bevölkerungsdichte und der allgemeinen kulturellen und wirtschaftlichen
Entwickelung. Es kann sich deshalb bei der Grundrente nie darum handeln, sie -
wie den Kapitalzins - zu beseitigen, sondern immer nur darum, sie so zu
verteilen, dass sie der ganzen Bevölkerung gleichmäßig zugute kommt. Die
„Ausbeutung“ liegt hier nicht im Vorhandensein der Grundrente, sondern darin,
dass sie immer nur den jeweiligen Eigentümern des Erdbodens zufällt und nicht
der Allgemeinheit, die sie doch erzeugt und auch das gleiche Anrecht auf die
natürlichen Vorzüge des Bodens hat. Mit Bezug auf den Grund und Boden ist also
das Privateigentum insofern die Ursache der Ausbeutung, als es einer gerechten
Verteilung der Grundrente im Wege steht.
Ganz anders verhält
es sich dagegen mit dem aus Arbeitsprodukten bestehenden Kapital. Nicht das
Privateigentum, sondern das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage macht
die Produktionsmittel zu Ausbeutungsinstrumenten, also zu „Kapital“. Sobald das
Geld es gestattet, lässt sich das gesamte Realkapital beliebig vermehren, bis
das bestehende Missverhältnis ausgeglichen ist. Und da ein Ausgleich von
Nachfrage und Angebot auf dem Kapitalmarkt zur „Unentgeltlichkeit des Kredites“
führt, so kann dann trotz des fortbestehenden Privateigentums kein Unternehmer
die Arbeiter „ausbeuten“; sein „Kapital“ wird sich nicht mehr „rentieren“, denn
er muss den Arbeitern seine Fabrik, seine Maschinen usw. unentgeltlich, d. h.
nur gegen Erstattung der Abnutzung, zum Gebrauch überlassen.
Aber gerade auf den
Zinstribut, auf dies mühe- und arbeitlose Einkommen hat es ja der Kapitalist
abgesehen: Der Zins ist nicht nur der Zweck jeder Kapitalanlage, sondern auch
die Voraussetzung des volkswirtschaftlichen Kredites. Demgemäß sorgt das
Ur-Kapital (Geld) dafür, dass sich auf dem Kapitalmarkt Angebot und Nachfrage
nie ausgleichen, sondern dass die Nachfrage nach Kapital stets größer ist, als
das Angebot. Daher kommt es z. B. auch, dass die Betriebe und
Arbeitsgelegenheiten nie ausreichen, um alle, die arbeiten wollen, vollauf zu
beschäftigen. Es muss also immer eine „Arbeitslosen-Reservearmee“ vorhanden
sein, damit nicht infolge von Knappheit an Arbeitern die Löhne so hoch steigen,
dass dadurch der Zins („Mehrwert“) gefährdet und das Real-Kapital in die
Zwangslage versetzt werden könnte, seine Kredite unentgeltlich gewähren zu
müssen. Die besitzlosen Arbeiter müssen also (im Hinblick auf die mit Zins
belastete Lebenshaltung) durch eine beständige Unterentlohnung den Zinstribut
für alle Produktionsmittel und sonstigen Kapitalanlagen aufbringen, die sie nur
„leihweise“ benutzen. Ihr Lohn als Produzenten ist immer so bemessen, dass der
Preis, den sie und auch alle anderen Konsumenten zu zahlen haben, die übliche Zinsrate
für alles Kapital verbürgt, welches von der Entstehung des Produktes an, bis zu
seinem endgültigen Konsum durch den Verbraucher, beteiligt war.
Die Arbeiter
erhalten also immer so viel Lohn zu wenig, wie die Verzinsung des gesamten
Kapitals ausmacht, dessen sie zur Arbeit und bei ihrer Lebenshaltung bedürfen. Aber
auch alle anderen Erwerbsklassen, die in irgendeiner Form „Kapital“ benutzen,
das ihnen nicht gehört, das sie sich also „leihen“ müssen, haben zur Verzinsung
des gesamten Anlage- und Betriebskapitals beizutragen. Ob wir uns durch
Arbeitsvertrag Produktionsmittel leihen (arbeiten), ob wir uns durch
Mietsvertrag eine Wohnung leihen (mieten), ob wir uns durch eine Fahrkarte die
Bahn oder ein Schiff leihen (reisen), oder ob wir als Konsumenten das Kapital
des Kaufmanns, seines Lieferanten und seines Hauswirtes in Anspruch nehmen - auf Schritt und Tritt sind wir alle
Zinssklaven des Kapitals.
Schadlos halten
können sich nur diejenigen, deren eigenes Zinseinkommen mindestens ebenso groß bis
unverhältnismäßig größer ist, wie die Zinsrate, die sie selbst durch ihre
Lebenshaltung oder ihren Betrieb an andere Kapitalisten zahlen müssen. Die
große Masse jedoch wird durch den ständigen Zinstribut, den sie bei gehemmter
Produktion zu leisten hat, einerseits überhaupt erst in so hohem Grade kreditbedürftig
gemacht, andererseits wird diese einmal erlangte Kreditbedürftigkeit dauernd
dadurch aufrechterhalten, dass der volkswirtschaftliche Kredit, ohne den wir
wie Wilde leben und wieder in die Barbarei zurücksinken müssten, überhaupt nur
unter der Bedingung des Zinses gewährt wird.
1i) Die indirekten Schädigungen der Volkswirtschaft durch
den Kapitalzins
a) Unterproduktion an Realkapital. Wie das Geld den
Zins nur dadurch erheben kann, dass es sich
durch willkürliche Verweigerung seines Umlaufs gewissermaßen in Widerspruch zu seiner eigentlichen
Bestimmung setzt, so muss sich auch
die ganze Volkswirtschaft nicht nur zeitweilig, sondern in gewissem Grade dauernd um des Zinses willen in Widerspruch zu ihrem Zweck und ihrer
Bestimmung setzen. Nur auf der
Grundlage einer planmäßigen Hemmung der Volkswirtschaft
mittels jeweiliger Geldsperre, kann ja das Geld seinen Raubzug mit Erfolg ausführen. Der hierdurch verursachte indirekte Schaden dürfte kaum geringer
sein als die direkten Zinslasten. Die Mittel, deren das Geld zur Erhebung seines Zinstributes bedarf,
sind vielleicht noch schädlicher als der Tribut selber. Es wurde bereits nachgewiesen, dass die Kapital-Eigenschaft der
Produktionsmittel und sonstiger volkswirtschaftlicher Güter (also des sogen. Realkapitals)
darauf beruht, dass das Geld ihre Entstehung und Vermehrung ganz nach Maßgabe
der Zins-Interessen einschränkt und verhindert, also eine beständige
Unterproduktion an Realkapital erzwingt. Sobald infolge andauernder Arbeit das
Angebot von Real-Kapital soweit steigt, dass die übliche Differenz zwischen
Angebot und Nachfrage auf dem Kapitalmarkt sich verringert und somit die
Rentierungsaussichten für das Geld-Kapital ebenfalls geringer werden, ist der
Zeitpunkt gekommen, wo dieses der Arbeit „Halt“ gebietet (Krise). Ist z. B.
infolge reger Bautätigkeit das Angebot von Wohnungen so groß, dass die
erzielbaren Mieten das Baukapital angesichts der erreichten Höhe der
Arbeitslöhne nicht mehr sicher mit 4 bis 5 Prozent verzinsen, so zieht es sich
vom Baumarkt zurück, d. h. es stellt die Nachfrage nach Baumaterial, nach
Baumeistern, Unternehmern und Arbeitern ein und diese müssen untätig bleiben
(Baukrise), bis die Nachfrage nach Wohnungen wieder soweit gestiegen ist, oder
die Lohnansprüche der Arbeiter und die Preise der Materialien soweit gesunken
sind, dass sich das Baukapital, d. h. das für den Häuserbau bestimmte Geld,
wieder sicher in gewohnter Höhe verzinst.
„Wenn der Proletarier besondere Anstrengungen macht und
in der Hochkonjunktur mit Überstunden arbeitet, wenn die Sparkassenbücher sich
zu füllen beginnen, dann fällt ihm auch schon der Geldbesitzer in den Arm:
Halte an, Unseliger! Wir haben genug von deinen Produkten! Sieh doch, wie als
Folge deines verfluchten, proletarischen Fleißes die Zahl der Mietshäuser sich
vermehrt hat, wie die Mieten zu sinken beginnen und dadurch der Zins des hier
angelegten heiligen Geldkapitals gefährdet ist! Deine ungezügelte, lasterhafte,
schreckliche „Bauwut“ verwandelt sich für unser Kapital in eine „Baupest.“
Schluss mit der Arbeit, Schluss mit dem Bauen! Und der schaffensfrohe,
sparsame, vorwärts strebende Arbeiter, der sich und die Seinen befreien will
von dem Fluch der Armut und des Proletariertums, muss auf Befehl des
Geldkapitals (das sich vom Markt zurückzieht) feiern, muss seine Ersparnisse
wieder aufzehren.
Vielleicht
reichen sie gerade bis zum Ende der „Krise.“ Dann kann er den Versuch
wiederholen, den seine Vorfahren seit jetzt schon 3000 Jahren immer wieder und
immer wieder mit demselben Misserfolg gemacht haben.“
Silvio Gesell
Und wie hier ein
einzelnes Gewerbe im Interesse des Zinses stillgelegt werden kann, so wird nach
Zeiten reger Konjunktur oft das ganze Wirtschaftsleben im gleichen Interesse
für längere oder kürzere Zeit stillgelegt (akute Wirtschaftskrise). Daher der
Wechsel der Konjunkturen, das Auf und Ab! Um ein Sinken des Kapitalzinses zu
verhüten, muss das Geld also zeitweilig seine Nachfrage auf dem Markt
einstellen und periodisch Wirtschaftskrisen hervorrufen. Ob die Arbeiter
inzwischen hungern - ob die Waren inzwischen infolge so genannter „Überproduktion“
(!) verderben und das Nationalvermögen empfindlich geschädigt wird - hat wenig
zu besagen; Hauptsache ist immer der Zins!
Aber selbst in
Zeiten geregelten Geschäftsganges übt das Geld-Kapital eine ständige Kontrolle
über die gesamte Volkswirtschaft aus, schränkt es die Produktion dauernd ein,
um überhaupt erst die Vorbedingungen für den Zins zu schaffen und den Markt
ständig in einem solchen Zustand zu erhalten, dass er nie das Zinsjoch
abschütteln kann, sondern stets so beschaffen ist, dass alle Güter, welche ihn überhaupt
passieren, Kapitalform annehmen und Zinsertrag liefern müssen. Daher erlaubt
das Geld nie die volle Entfesselung aller wirtschaftlichen Kräfte, nie die
restlose Heranziehung der Arbeitslosen-Armee zur Produktion, zur
Gütererzeugung. Es schaltet immer - selbst in Zeiten der Hochkonjunktur, wo dem
Zins noch keine Gefahr droht - einen Teil der produktiven Kräfte von der Betätigung
aus, um ein Steigen der Löhne und ein Sinken des Zinses möglichst lange zu
verhindern. Die völlige Entfesselung der Volkswirtschaft und die daraus
hervorgehende natürliche Zunahme des Volkswohlstandes, also auch des sogen.
Real-Kapitals, sind eben mit den kapitalistischen Interessen, denen das Geld
dient, unvereinbar! Mit Rücksicht auf den Zins hindert es die Arbeiter an der
Schaffung von Gütern und Reichtümern, überantwortet es sie durch
Arbeitslosigkeit dem Nichtstun und der Armenpflege. Und das alles, weil sonst
der Kapitalzins in einem Überfluss, in einem Meer von Kapital ersäuft würde!
Das Geld als
Kapital erweist sich somit als ein Hemmschuh, als ein Hindernis für die freie
Entwicklung und die Entfaltung aller Kräfte. Wie es selbst seinen eigentlichen
Zweck zugunsten seiner Kapital-Eigenschaft absichtlich hintenan stellt, so
überträgt es auch auf den gesamten Kapitalmarkt dasselbe Prinzip. Nicht dem
volkswirtschaftlichen Bedürfnis und der Befriedigung der Nachfrage dienen
deshalb die Produktionsmittel in erster Linie, sondern von dem Gesichtspunkt
des Zinses, den sie abwerfen, hängen allein ihre Entstehung und ihr Angebot ab.
Aber nicht um des Geldes und des Zinses willen arbeiten wir doch, sondern um
der Produkte und Güter willen, die wir zum Leben gebrauchen! Das Geld hat nur
den Zweck, den wechselseitigen Austausch dieser Produkte zu ermöglichen. Und
diesen Zweck erfüllt es eben bisher nur unter fortwährender Tyrannisierung der
Volkswirtschaft, unter unaufhörlicher Zinserpressung.
Außer den direkten
Zinslasten haben wir also auch folgende indirekte Schädigungen der
Volkswirtschaft festgestellt, die auf dem herkömmlichen Geldwesen beruhen: Um
den Zinsertrag der Produktionsmittel und sonstiger Wirtschaftsgüter auf üblicher
Höhe zu erhalten, verhängt das Geld-Kapital je nach Bedarf akute
(vorübergehende) Wirtschaftskrisen, indem es sich vom Angebot zurückzieht. Um
diesen Gütern aber überhaupt erst Kapital-Eigenschaft verleihen zu können und
die Vorbedingungen zu schaffen, auf Grund derer sie im Dienst des Geldes Zins
erheben können, muss die Volkswirtschaft außerdem auch dauernd eingeschnürt und
gehemmt, in einer chronischen (immerwährenden) Krise erhalten werden. Auf diese
Weise erzwingt das Geld eine ständige Unterproduktion an Realkapital und
verhindert dadurch, dass sich Angebot und Nachfrage jemals ausgleichen können.
Wer will den Schaden berechnen, den der Volkswohlstand auf diese Weise seit
Einführung des Geldwesens erlitten hat und noch erleidet? Viele Milliarden an
Gütern werden alljährlich auf diese Weise am Entstehen gehindert.
(Anmerkung: Diese
auch als „Rentabilitätshürde des Urzinses“ bezeichnete und in der originalen
Heiligen Schrift mit der Metapher „Berg“ umschriebene Ursache für die
künstliche Knappheit des Sachkapitals verhindert - bis zur Überwindung des
Kapitalismus durch eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform - z. B. die
heute in der Bundesrepublik Deutschland gewünschte Energiewende. Die
landschaftsverschandelnden Windräder ermöglichen eine etwas höhere Rendite für
das Finanzkapital, als wenn dieses für wirklich umweltfreundliche Solarzellen
oder gar – und eigentlich vernünftigerweise – für Solarzellen mit
Akkumulatorpufferung eingesetzt würde. Die von der „hohen Politik“ mit blindwütigem
und übereifrigem planwirtschaftlichem Aktionismus betriebene „Energiewende“
dient, solange unsere Volkswirtschaft noch kapitalistisch ist, nur dazu, höhere
Renditen an Sparer und Großsparer zu zahlen, die wiederum mit staatlichen
Subventionen gefördert und somit von der Gesamtheit aller arbeitenden Menschen
(Zinsverlierer) über zusätzliche Steuern (so genannte „Energieumlage“)
aufgebracht werden müssen. Noch sinnloser und uneffektiver kann eine
„Energiepolitik“ nicht sein. Im Unterschied dazu wird sich nach der
Verwirklichung der echten Sozialen Marktwirtschaft die nach heutigem Stand der
Technik vernünftigste Energieversorgung (dezentrale Solarenergie mit Akkumulatorpufferung)
durch Privatinitiative und ohne staatliche Zwangssubventionierung von allein
durchsetzen.)
b) So genannte „Überproduktion“ an Waren. Wie auf allen
anderen Gebieten, so übt das Geld auch auf
dem eigentlichen Warenmarkt - wie bereits erwähnt - seinen beherrschenden
Einfluss aus. Es kann weder eine Ware
erzeugt noch gehandelt werden, ohne dem Kapital, dem sie ihr Dasein und ihren Austausch verdankt, den üblichen Tribut
einzubringen. Schon bei der
Produktion bereitet das Geld den Waren den
Markt vor, damit auch sie „Kapital“ sind und den Zins einbringen können; es stellt sich der
Warenproduktion und dem Warenaustausch
(Handel) eben nur soweit zur Verfügung, dass nicht etwa eine „Überschwemmung“ des Marktes durch die Waren - eine
so genannte „Überproduktion“ - stattfinden
kann. Eine solche ist nun zwar, vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus,
nie zu befürchten, solange es Menschen gibt,
die ihre Bedürfnisse bei weitem nicht befriedigen können, weil sie unterentlohnt werden, weil der Zinstribut die Hälfte
ihres Arbeitsertrages auffrisst,
oder weil ihnen das Kapital nicht gestattet,
zu arbeiten - und sie daher auch nicht als Abnehmer für Waren in Betracht kommen. Vom Standpunkt des Zinses jedoch
herrscht eine „Überproduktion“, sobald die Warenproduktion und der Handel sich
im Hinblick auf die erzielbaren Preise und die Höhe der Arbeitslöhne nicht mehr
in gewohnter Weise „rentiert“, d. h. verzinst.
Um dies zu
verhüten, wird die Produktion - wie wir gesehen haben - von vornherein immer in
zweckmäßigem Umfang eingeschränkt. Und selbst in Zeiten der Hochkonjunktur, wo
fortgesetzte Preissteigerungen hohe spekulative Gewinne versprechen und die Geldzirkulation
deshalb aufs Höchste gesteigert wird, stellt sich das Geld-Kapital der
Warenproduktion und dem Handel nur so lange zur Verfügung, wie die allgemeine
Preissteigerung und die vermehrte Kapital-Anlage nicht auf den Kapitalzins
drückt. Sobald dieser Fall eintritt, schränkt das Geld auch seine Nachfrage und
seine Aufträge für Waren wieder entsprechend ein. Die Einwirkung des Zinses auf
die Konjunktur wird zwar vielfach durch Preisbewegungen gestört, die sich aus
dem spekulativen Geldumlauf (Börsenspiel) ergeben, aber ebenso wenig wie das
Auf und Ab der Meereswogen Ebbe und Flut aufheben kann, können jene Störungen
die tiefenständigen Einwirkungen des Zinses aufheben. Die so genannte
„Überproduktion“, die ja eigentlich während der ganzen Hochkonjunktur
stattfindet, wird immer erst als überhaupt vorhanden und gefährlich empfunden,
wenn die Hochkonjunktur (Hausse) in eine Krise (Baisse) umschlägt. Den während
der Hochkonjunktur (wo alle Preise beständig steigen) in fieberhafter Arbeit
erzeugten Waren fehlt dann plötzlich der Absatz, den soeben noch vergrößerten
Betrieben fehlen die Aufträge, die Arbeiter, die bis dahin sogar mit
Überstunden arbeiten mussten, werden entlassen usw. Die unmittelbare
Veranlassung zu diesem Umschwung bildet das Abflauen der Preisbewegung infolge
verringerten Geldumlaufs oder auch, weil der Geldumlauf das Höchstmaß erreicht
hat und keine weiteren Preissteigerungen mit entsprechendem Gewinn mehr zu
erwarten sind.
Aber über alle
diese nächstliegenden Einzelursachen hinweg entscheidet letzten Endes der
Kapitalzins über den gesamten Geldumlauf - und damit auch über die
Preisbewegung des Warenmarktes. Solange der Zins des angelegten Kapitals hoch ist,
wird der Geldumlauf groß sein oder doch nicht wesentlich geringer werden.
Dadurch bleibt die Volkswirtschaft in Vollbetrieb, die Nachfrage stark und die
Warenpreise im allgemeinen hoch, wenngleich sie auch aus einem der obigen
Gründe nicht weiter steigen, in einigen besonders hochgetriebenen
Geschäftszweigen sogar sinken können. Fällt aber der Zinsertrag der
Kapitalanlagen, so stockt auch der gesamte Geldumlauf und die Preise sinken
dann auf allen Gebieten der Volkswirtschaft.
Volkswirtschaftlich
betrachtet ist es überhaupt ein Unsinn, von „Überproduktion“ zu reden, solange
die Tatsache des Zinses uns klipp und klar beweist, dass auf keinem Gebiet der
Volkswirtschaft die Nachfrage nach Kapital gesättigt ist, solange daher nicht
jedermann die Möglichkeit hat, sich durch Arbeit die Dinge, die ihm so nötig fehlen,
zu erwerben, durch seinen Konsum also der „Überproduktion“ abzuhelfen. Dies
könnte jedoch - wie bereits aus den bisherigen Ausführungen ersichtlich ist und
auch weiterhin nachgewiesen wird - nur durch eine entsprechende „Überproduktion“
an Realkapital erreicht werden. Aber — infolge beständiger Unterproduktion an Realkapital
— empfängt heute keiner den vollen Ertrag seiner Arbeit als Lohn, und so ist
auch keiner in der Lage, ebensoviel zu konsumieren, als er durch seine Arbeit
erzeugt, selbst wenn er auf jegliches Sparen verzichten würde.
Nun konsumieren
zwar die Empfänger des arbeitlosen Einkommens (also die Grund- und
Zinsrentner), die doch als solche keinerlei Güter erzeugen, ihrerseits anstelle
der Arbeiter einen großen Teil der Arbeitsprodukte. Und wenn dieser Konsum auch
die beständige Ausbeutung der Arbeitenden zur Voraussetzung hat, also auf deren
Kosten vor sich geht, so dürfte es immerhin nicht zu eigentlichen
Absatzstockungen (so genannter Überproduktion) und darauf beruhender Arbeitslosigkeit
kommen. Selbst die, von den Rentnern und Kapitalisten aus erübrigtem Zins und
Zinses-Zins gemachten Rücklagen müssten, da sie zu neuer Kapitalbildung dienen,
das Kapitalangebot vermehren und deshalb eher zu einer Vermehrung der
Produktion und des Warenabsatzes führen - wenn das vorhandene Geld-Kapital
immer uneingeschränkt angeboten würde. Jedoch den Ast, auf dem er sitzt, sägt
niemand selbst ab: die Möglichkeit der Ausbeutung der Arbeitenden und somit das
unverdiente Zinseinkommen der Kapitalisten beruht ja gerade auf der Macht, mit
Hilfe der Geldsperre die Produktion je nach Gutdünken einzuschränken oder
zeitweilig ganz zu verhindern. Der Ausfall an Zins bedeutet ja ein kleines
Opfer, welches der Kapitalist bringt, um sich den weiteren üblichen Zinsbezug
zu sichern; aber dies Opfer ist nötig und wird reichlich aufgewogen durch die umso
größere Arbeitswilligkeit der Arbeiter und deren bescheidene Lohnforderungen bei
Beendigung der „Überproduktion". Die kleine Einschränkung, die sich der
Kapitalist vorübergehend auferlegt, bedeutet ja für den Arbeiter
Arbeitslosigkeit, Hunger und Elend und macht ihn auch für weniger kritische
Zeiten ängstlich und gefügig.
Volkswirtschaftlich
gibt es überhaupt keine Grenze für den Umfang der Produktion und den Absatz der
Produkte; diese Grenze wird allein durch die Bedürfnisse der Menschen, durch
ihre Leistungsfähigkeit und ihre Arbeitswilligkeit bestimmt. Wenn alle
Arbeitswilligen ununterbrochen ihre Kräfte anspannen dürften, um zu
produzieren, so wären sie auch sehr bald in der Lage, ihre Produkte
wechselseitig, je nach Maßgabe der persönlichen Arbeitsleistung, zu
konsumieren; die erarbeiteten und ersparten Überschüsse aber in Form zinsfreier
Kredite in Anspruch zu nehmen.
…
Nur vom
privat-wirtschaftlichen Gesichtspunkt des Zinses und der Spekulation herrscht
jemals „Überproduktion“. Und dass diese dem Zins nicht gefährlich werden kann,
dafür sorgt immer rechtzeitig die Macht des Geldes. Höchstens der
Warenbesitzer, der seine Vorräte nun nicht los wird, könnte von Überproduktion
sprechen; aber im Hinblick auf die gierigen und sehnsüchtigen Blicke der Arbeitslosen,
die ihm - wenn sie Arbeit und Lohn hätten - gern seine Ware abkaufen würden,
wird er nicht von „Überproduktion“ faseln, sondern einsehen, dass es sich um
eine willkürliche Verhinderung der Produktion zum Schutz der Zinsinteressen des
Kapitals und daraus hervorgehender Unterkonsumtion - also um eine Stockung des
Geldumlaufs - handelt.
c) Erschwerung und Verteuerung des Handels. Ebenso willkürlich,
wie das Geldkapital mit der Produktion umspringt, verfährt es auch mit dem
Austausch der Produkte — mit dem Handel. Auch dem Handel stellt sich das Geld
nicht aus volkswirtschaftlichen, menschenfreundlichen oder sonstigen Gründen
zur Verfügung, sondern auch hier besteht die Bedingung, dass sich das im Handel
angelegte eigene oder geborgte Geld (Handelskapital) verzinst. Das Angebot von
auszutauschenden Waren kann noch so groß und dringend sein — das kümmert das
Handelskapital nicht im geringsten. Soweit der Handel nicht außer den
kaufmännischen Gehältern und den gewöhnlichen Spesen und Kosten auch den regelrechten
Zins abwirft, unterbleibt er eben, das heißt, das sonst für den Handel
bestimmte Geld stellt seine Nachfrage nach Waren ein, erteilt keine Aufträge an
die Fabrikanten usw. Und da der gesamte Warenaustausch auf den Handel, also auf
die Vermittlung des Geldes, angewiesen ist, so hat auch das Geld in den Händen
der Kaufleute und Banken die Macht, die Preise sowohl bei den Produzenten als
auch für die Konsumenten durch entsprechende Zurückhaltung des Geldangebotes,
d. h. der Nachfrage und der Aufträge für die Warenerzeugung, immer so zu
gestalten, dass sich der Handel rentiert.
Die Waren müssen
somit stets durch den Handel in ihrem Preis die übliche Zinsrate aufbringen für
alles Kapital, dessen sie sowohl bei der Produktion als auch beim Austausch bedürfen,
bis sie in die Hand des Verbrauchers gelangen. Anderenfalls unterbleibt ihre
Erzeugung und die Arbeiter dürfen nicht arbeiten. Indem das Geld nicht nur die
Entstehung von Produktionsmitteln und sonstigem Realkapital beherrscht, sondern
auch die Produktion der Waren und ihre Preisbildung durch den Handel, und da
alle Zweige der Volkswirtschaft miteinander in Wechselwirkung stehen, so ist
damit der eherne kapitalistische Ring geschlossen, den das Geld um die ganze
Volkswirtschaft legt. Und dass sich nichts seiner Macht entziehen kann, drückt
sich in dem gleichen Zinsertrag aller Kapitalanlagen aus. Sobald nun aber der
Kaufmann von einem Geldbesitzer zu einem Warenbesitzer geworden ist, befindet
er sich (obwohl in beiden Fällen „Kapitalist“) doch in einer gänzlich
veränderten Lage. Während er bisher als Geldinhaber und Auftraggeber der Überlegene
war, befindet er sich nun als Warenbesitzer dem Geld gegenüber in ähnlicher
Situation, wie vorher die Produzenten und die Ware ihm gegenüber. Es gilt nun
für ihn, seinerseits den Widerstand des Geldes zu überwinden. Und obwohl auch
er als Geldbesitzer mit dafür gesorgt hat, dass keine „Überproduktion“ von Ware
eintreten kann, so ist es doch immerhin schwierig, das im Interesse des Zinses
gebotene Maß richtig zu beurteilen, da sich das Handelskapital ja privatwirtschaftlich
in vielen Händen befindet und die Kontrolle der Gesamtproduktion daher
erschwert ist. Beurteilt auch der einzelne Kaufmann die Marktlage richtig, so können
doch andere sich irren und der einzelne würde privatwirtschaftlich das Opfer
des Irrtums der anderen werden, indem vielleicht durch unvorsichtiges
Disponieren die gesamten Waren-Abschlüsse doch größer werden, als sie im
Hinblick auf die Rentabilität des Handelskapitals sein sollten. Es besteht dann
die Gefahr, dass die Preise infolge der nunmehrigen Zurückhaltung des Handelskapitals
sinken (Handelskrise). Bei sinkenden Preisen kann aber der Kaufmann nur mit Verlust
arbeiten, die Verkaufspreise können unter die Einstandspreise zu stehen kommen,
und dies will und muss natürlich jeder für sich vermeiden, denn sind die Preise
einmal in Bewegung nach abwärts, so weiß niemand, wie weit es geht. Der
Kaufmann ist dann in Gefahr, nicht nur den auf seinen Warenbestand entfallenden
Kapitalzins zu verlieren, indem er ihn nicht beim Verkauf seiner Waren erheben
kann, sondern auch sein in Waren angelegtes Geld - sein Vermögen - kann er
teilweise, unter gewissen Umständen sogar ganz einbüßen.
All diesen Gefahren
sucht der Handel dadurch zu entgehen, dass er seinerseits nun nicht wartet, bis
seine Abnehmer ihm ihr Geld ins Haus bringen und damit seine Warenbestände
kaufen, sondern der Handel, soweit er im Besitz von Waren ist, geht dem Geld
entgegen; er schickt Vertreter und Reisende mit Proben und Mustern zu den
Abnehmern, denn jeder will sich aus einem Warenbesitzer wieder in einen
Geldbesitzer verwandeln, abgesehen von der jedesmaligen Differenz. Also auch
hier wieder dasselbe Bild: das Warenangebot ist (trotz der z. B. durch Krieg
geschaffenen Ausnahme) dringender, eiliger als das volkswirtschaftliche
Geldangebot, es geht dem Geld entgegen, trotzdem der Markt durch die Kaufleute
schon so vorbereitet ist, dass die Waren in der Regel zu einem Preis verkauft werden,
der außer dem Einstandspreise und den sonstigen Spesen, vor allem auch den Zins
für das im Handel angelegte Geld einbringt.
Aber keiner will
der letzte sein; Zeit ist Zinsverlust, Zeit ist Risiko, Zeit ist verderblich
für die Waren: darum unterhält der Handel ein Heer von Agenten, Vertretern und
Reisenden an allen Orten der Welt. Darum wendet er Millionen auf für Reklame, um
die Käufer anzulocken, um seinen Warenbesitz immer wieder so schnell als
möglich in Geldbesitz umzuwandeln, um das Widerstreben des Geldes, sich gegen
Ware einzutauschen, zu überwinden. Auf all die Schwierigkeiten des
Warenaustausches ist es zurückzuführen, dass die zur Überwindung dieser
Schwierigkeiten nötigen Aufwendungen, die bloßen Handelsspesen, im Durchschnitt
etwa 40 Prozent des Preises ausmachen, bevor die Ware in die Hände der Verbraucher
gelangt, was soviel heißt, dass auf je 6 Mark Arbeitslohn 4 Mark Spesen
(Handelsspanne) aufgeschlagen werden.
Wenn wir uns nun
zum Schluss noch vorstellen, welcher Ausfall an Volksvermögen und Gütern aller
Art dadurch entsteht, dass die große Zahl der Rentner, Kapitalisten und
sonstigen Zinsempfänger, sowie das Riesenheer der im Handel und bei der Reklame
beschäftigten Personen, der produktiven Arbeit entzogen ist, so haben wir ein
Bild von den Schäden, die das herkömmliche Geldwesen verursacht. Das bisher
Gesagte dürfte jedenfalls genügen, um die ganze Verderblichkeit des auf dem übermächtigen
Geld, als dem Ur-Kapital, sich aufbauenden kapitalistischen Wirtschaftssystems
zu offenbaren. Die Massenarmut, die sich überall als Kehrseite der kapitalistischen
Kultur zeigt, hat ihre gesetzmäßige, automatisch wirkende volkswirtschaftliche
Ursache vor allem in den Vorzügen, die das herkömmliche Geld als Spar- und
Schatzbildungsmittel gegenüber allen anderen Arbeitsprodukten hat.
Dadurch ist nicht
nur eine systematische, immerwährende Ausbeutung der Arbeit durch den Besitz
ermöglicht, sondern auch die volle Entfaltung und Betätigung der produktiven
Kräfte wird dauernd verhindert, um des Zinses willen. Damit das mühe- und
arbeitslose Einkommen nicht Schaden leidet, wird die ganze Volkswirtschaft
dauernd geschädigt. Die Übermacht des Geldes, die sich im „Zins“ ausdrückt, ist
die Ursache dafür, dass die Reichen ohne eigenes Verdienst immer reicher werden
– und die Armen ohne Schuld immer arm bleiben, dass die Arbeiter dazu
verurteilt sind, ewig armselige Proletarier zu sein.
Die ganze so genannte „Soziale Frage“, soweit sie volkswirtschaftlicher
Natur ist und es sich auch nicht um die Wirkung des Privatgrundbesitzes
handelt, ist nur eine Geldfrage!
1j) Die Unterschätzung der Macht des Geldes
Bei oberflächlicher
Betrachtung des Geldwesens könnte es leicht so scheinen, als ob die Menge des
vorhandenen Bargeldes (Zentralbankgeld) im Verhältnis zu dem riesigen
Organismus der Volkswirtschaft doch wohl viel zu gering ist, um so gewaltige
Wirkungen hervorzubringen, wie es hier dargelegt wird. Jeder Harmlose - und das
sind in diesen Fragen die allermeisten - wird auf die realen Güter hinweisen
und demgegenüber den Einfluss des baren Geldes als bedeutungslos ansehen. Er
wird weiter in den Geldsurrogaten (Wechsel, Schecks, Kreditbriefe) sowie in der
beständigen Zunahme des Kredites und der bargeldlosen Verrechnungsweise
(Clearing und Girokonten) eine ebensogroße Abschwächung der Macht und Bedeutung
des baren Geldes erblicken. Aber - man denkt dabei falsch!
Die Einrichtung all
dieser „Erleichterungen“ des Zahlungsverkehrs ist erst die Folge der
Erschwerung, die das überlieferte Geldwesen der Volkswirtschaft bereitet; sie
ist außerdem nur ermöglicht und aufgebaut auf dem Vorhandensein und dem Umlauf
des baren Geldes. Zieht sich das bare Geld zurück, stockt sein Umlauf, so
verlieren auch alle jene Einrichtungen und Erleichterungen ihr Fundament, ihre
Sicherheit und versagen gerade dann, wenn sie am nötigsten wären. Alle Kredite,
Guthaben, Wechsel, Schecks, Verrechnungen und dergleichen sind ja - trotzdem
sie zeitweilig bares Geld ersetzen - letzten Endes nichts weiter, als
Geldforderungen, sie lauten sämtlich auf bares Geld, die Banknoten (und
Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken), dem „gesetzlichen Zahlmittel“. Das
bare Geld muss also immer erreichbar und greifbar vorhanden sein, damit die
Geldforderungen nicht „leer“ sind, sondern immer rechtzeitig realisiert werden
können. Der ganze Aufbau an Krediten, Stundungen, Wertpapieren, Staatsschulden,
Hypotheken, Wechseln, Geldsurrogaten und Verrechnungskonten, ja -
einschließlich der realen Güter -, der sich auf der Zentralbank-Geldmenge erhebt,
gleicht einer auf die Spitze gestellten Pyramide! Je größer der Bau ist, der
sich auf dem kleinen Fundament erhebt, umso größer ist die Wirkung der
geringsten Verschiebung dieser kleinen Grundfläche, um so gefährlicher sind
alle Vorgänge, die das bare Geld betreffen, für die Volkswirtschaft; um so
wichtiger das Fundament.
(Aus dem ungeheuren
Missverhältnis zwischen dem überhaupt vorhandenen baren Geld und den
bestehenden Geldforderungen lässt sich eigentlich schon erkennen, dass der
einzelne Staatsbürger nur ein Recht auf die Benutzung des Geldes als Tausch-
und Zahlmittel - nicht aber ein Eigentumsrecht auf das Geld selbst haben kann.
Wo bleibt da übrigens der „feste innere Wert“ des Geldes?)
Ebenso falsch wie
die hier widerlegte Meinung über die Macht und Bedeutung des Geldes ist seit jeher
die über die Natur des Zinses verbreitete. Hat man doch Jahrhunderte hindurch allen
Ernstes versucht, den Zins einfach zu verbieten! So sehr auch das feine
Empfinden für soziale Gerechtigkeit, welches sich z. B. in dem Zinsverbot der
katholischen Kirche ausdrückt, anzuerkennen ist, so wirkungslos, ja schädlich,
sind alle derartigen Angriffe auf den Zins bisher gewesen. Und wenn heute
wieder durch ein Gesetz der Zins verboten würde, so könnte sich morgen
jedermann davon überzeugen, dass unser aus dem grauen Altertum stammendes Geld
sich ganz und gar nicht zum modernen Tauschmittel eignet. Es würde sich sofort
auf seine Vorzüge als Spar- und Schatzmittel besinnen und sich vom Markt und
aus dem Verkehr zurückziehen, die Volkswirtschaft aber ihrem Schicksal
überlassen.
Wer hätte denn auch
nach Fortfall des Zinses noch ein Interesse daran, seine Ersparnisse oder seine
sonstigen Geldüberschüsse aus der Hand zu geben; im Gegenteil würde jeder
bemüht sein, alle Guthaben und Forderungen möglichst bald einzukassieren, das
in seinen Besitz gelangte Geld dann aber nicht wieder in Form von Darlehen oder
Kapitalanlagen aller Art in Umlauf zu setzen, sondern es festhalten,
einschließen - also einen „Schatz“ anlegen. Die Funktionen der öffentlichen
Sparkassen und der Banken als Kreditinstitute würden aufhören, denn die Sparer
hätten ebenso wenig Veranlassung, ihr Geld in Umlauf zu setzen, wie heute ein
Grundbesitzer den Boden, den er nicht persönlich benutzen kann, anderen ohne
Entgelt überlässt. Und die Kreditinstitute hätten ja auch keine Veranlassung,
Spargelder und Depositen anzunehmen, an denen sie nichts verdienen können, denn
ihre Existenz beruht ja nur auf der Differenz des Zinssatzes, den sie selbst
den Sparern zahlen und demjenigen, den sie ihrerseits für Darlehen, Wechselkredite
usw. verlangen. Karl Marx nennt es „abgeschmackt und inhaltlos, wollte man
vermittels eines Umweges denselben Geldwert gegen denselben Geldwert
austauschen.“ („Das Kapital", 6. Aufl., S. 110), und fährt fort: „Ungleich
einfacher und sicherer bliebe die Methode des Schatzbildners, der seine 100
Pfund Sterling festhält, statt sie der Zirkulationsgefahr preiszugeben.“ Hier
verwischt Marx die Natur des Zinses, indem er ihn von der Zirkulationsgefahr
ableitet. Diese Gefahr findet jedoch in der „Risikoprämie“ des jeweiligen
Zinsfußes ihren Aufdruck, die absolut nichts mit dem eigentlichen Zins (den
Gesell „Urzins“ nennt) zu tun hat.
(Anmerkung aus Der
Zins - Mythos und Wahrheit: Der Kreditzins, den Unternehmer für
Investitionskredite an die Geschäftsbanken zahlen, besteht aus der Bankmarge
und dem Guthabenzins, den die Geschäftsbanken an die Sparer zahlen. Die
Bankmarge minus Risikoprämie (Kreditausfall-Versicherung) minus Personal- und
Sachkosten ist der Gewinn der Geschäftsbanken vor Steuern, und der Guthabenzins
der Sparer ist die Liquiditätsverzichtsprämie (Urzins) plus Knappheitsaufschlag
plus Inflationsaufschlag. Der Realzins (Sparer-Gewinn) ist der Guthabenzins
minus Inflation.)
Aber es erübrigt
sich, die Folgen eines Zinsverbotes hier weiter auszumalen. Ein derartiges
Gesetz wird niemals kommen, denn jeder Staat, der bei dem heutigen Geldwesen
etwas Derartiges unternehmen wollte, würde sich selbst zugrunde richten. Wir
haben gesehen, dass sogar im Krieg die mächtigsten Staaten der Welt den Zins
respektieren. Die Zins erzeugende Macht des Geldes hat sich noch immer stärker
erwiesen als alle sonstigen Gewalten. Und wenn man auch ohne weiteres
voraussetzen dürfte, dass man von Seiten etwaiger zinsfeindlicher Gesetzgeber
mit aller Vorsicht zu Werke gehen und z. B. Umfang und Frist für die Kündigung
von Guthaben festlegen würde, um statt eines plötzlichen Zusammenbruchs einen
allmählichen Abbau zu erzielen, so würden die oben angedeuteten Wirkungen
trotzdem ebenso sicher eintreten.
Was vor vielen
Jahrhunderten selbst der damals allmächtigen katholischen Kirche nicht gelang,
obwohl damals das Kreditsystem noch wenig entwickelt war und die
Volkswirtschaft noch in den Kinderschuhen steckte, das wird im Zeitalter des modernen
Kapitalismus noch viel weniger gelingen. Das Zinsverbot der Päpste (z. B.
Clemens V. auf dem Konzil zu Vienne 1311) prallte wirkungslos an der Macht des
Geldes ab, d. h., es wurde zwar kein Zins gefordert -, es war aber auch kein nennenswerter,
volkswirtschaftlicher Geldumlauf vorhanden, weil eben niemand das in seinen
Besitz gelangte Geld zinsfrei anbot.
Das so genannte
Mittelalter stand infolgedessen im Zeichen einer Jahrhunderte andauernden
Wirtschaftskrise, wodurch die ganze Kulturentwicklung gehemmt wurde. (Die
kulturelle und wirtschaftliche Rückständigkeit der mohammedanischen Länder
scheint mir zum großen Teil ebenfalls auf dem für die Mohammedaner bestehenden
Zinsverbot zu beruhen, obwohl hier auch noch andere Ursachen mitwirken.) Erst
die Entdeckung Amerikas und das von dorther kommende Silber (als Geldstoff!) gab
einen neuen, gewaltigen Anstoß für die Geldwirtschaft und die Arbeitsteilung,
für Handel und Verkehr, der nur so mächtig werden konnte, weil die großen
Handelshäuser (z. B. die Fugger, Welser u. a.) sich einfach nicht mehr um das
päpstliche Zinsverbot kümmerten. Und dieser Macht des Geldes sind sich die
Geldinhaber und -Beherrscher aller Zeiten bewusst gewesen und sind es noch
heute. „Geld bringt Zinsen“, lautet ihre sehr einfache Weisheit; aber sie genügt,
um dem, der über eine gewisse Geldsumme verfügt, ein Leben ohne Arbeit auf
Kosten anderer zu verschaffen. Und solange das Geld sich als Spar- und
Schatzmittel besser eignet, als alle anderen Dinge, so lange wird es sich diese
Überlegenheit, diese Ausnahmestellung nutzbar machen und nur unter der
Bedingung des Zinses seinen Zweck des Warenaustausches erfüllen.
Aber weil man nach
dem Vorbild des aus dem grauen Altertum überlieferten Geldes, eine „Über-Ware“,
ein Spar- und Schatzmittel zum Tauschmittel gemacht hat, deshalb sind alle
anderen Waren, ebenso wie die Arbeitskraft, ihm gegenüber immer im Nachteil,
immer seiner Willkür, seinen Zins-Interessen, schutzlos preisgegeben. Da es -
wie wir gesehen haben - die Produktion und den Austausch aller Güter absolut
beherrscht, so hat dieses Geld auch die Macht, allen Anfeindungen zum Trotz auf
seinen Tribut zu bestehen und jeden Angriff auf seinen Sprössling - den Zins - an
der Volkswirtschaft zu rächen. Es wäre also ein ganz vergebliches Bemühen und
obendrein sogar ein gefährliches Unterfangen, den Zins mit irgendwelchen Gewaltmitteln,
Gesetzen und Verboten bekämpfen zu wollen.
(Anmerkung: Ein
Zinsverbot ist nichts anderes als Scheinheiligkeit; und angesichts der alles
überragenden Bedeutung im negativsten Sinne, die der Urzins in der bisherigen
Kulturgeschichte gespielt hat, ist ein Zinsverbot wohl die Scheinheiligkeit
schlechthin. Sicher, die „heilige katholische Kirche“ wusste und weiß nicht,
was sie tut - und sobald sie es weiß, hört sie auf zu existieren; das gilt
ebenso für den Islam und das Judentum. Weil sich die katholische Kirche aber
auf Jesus von Nazareth beruft, wäre es eigentlich ihre Aufgabe, die Natürliche
Wirtschaftsordnung zu verwirklichen und sich damit selbst aufzulösen. In jedem
Fall wäre das für alle aktiv daran Beteiligten unvergleichlich vorteilhafter,
als sich vom ohnehin Unvermeidlichen überrollen zu lassen und als Letzte zu
begreifen, dass der „Himmel auf Erden“ – nach der gesetzlich verbindlichen
Ankündigung einer freiwirtschaftlichen Geld- und Bodenreform in der
Bundesrepublik Deutschland – schon verwirklicht ist. Sich vorher noch
rechtzeitig aus dem Staub zu machen und zurückzutreten, kann im Nachhinein auch
nicht mehr als Ruhmestat gewertet werden: Offene Briefe)
2a) Die Voraussetzungen für die Reform des Geldwesens
Wer meinen
Ausführungen bis hierher gefolgt ist und die Bedeutung der Zinsfrage begriffen
hat, der wird - sofern er nicht selbst am Zins interessiert ist und er dieses
Interesse höher einschätzt als sein Gerechtigkeits-Bedürfnis - ebenso ein Feind
des Zinses sein, wie wir es sind. Allerdings glaubt vielleicht mancher, am Zins
interessiert zu sein, weil er 100 oder gar 500 Mark Zinsen im Jahr aus seinen
Ersparnissen bezieht. Dies ist ja aber gerade das Erschwerende, dass das
Kapital mit solch kleinen, elenden Bestechungsgeldern auch diejenigen ködert
und vor seinen Wagen spannt, die es bei alledem mehr schädigt, als es ihnen
nutzt. Das privatwirtschaftliche Interesse für oder gegen den Zins ist zwar
kaum zahlenmäßig zu berechnen; aber ein jeder, der heute den größten Teil
seines Einkommens durch körperliche oder geistige Arbeit verdient, kann nur
gewinnen, wenn der Zins aus der Volkswirtschaft verschwindet.
(Anmerkung: Der
Kapitalismus – die Erbsünde – wird eben nicht von den Zinsinteressen der wenigen
echten Zinsgewinner aufrechterhalten, sondern von der Religion. Im „Programm
Genesis“, dem bisher noch nicht allgemein gelöschten Betriebssystem des
gegenwärtigen Kulturmenschen, will jeder – auch wenn es noch so aussichtslos
ist - aus seinem Unterbewusstsein heraus auf Kosten anderer existieren
(Zinsgewinner), damit andere nicht auf seine Kosten existieren (Zinsverlierer),
denn eine dritte Möglichkeit – die eigentliche Definition von Leben – ist im
Programm nicht vorgesehen. Erst nach der geistigen bzw. gedanklichen „Rückkehr
ins Paradies“, d. h. der bisher von der Religion unterdrückten
Wiederherstellung der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft und
Kapitalismus, wird der eigentliche zivilisatorische Normalzustand, in dem
niemand einen unverdienten Knappheitsgewinn auf Kosten der Mehrarbeit anderer
erzielen bzw. sich an der „Frucht vom Baum der Erkenntnis“ bedienen kann, für
die Allermeisten überhaupt „denkbar“. Wäre es anders, müssten alle
Zinsverlierer – also 90 Prozent – sich sofort von der Natürlichen Wirtschaftsordnung
überzeugen lassen, und der Kapitalismus wäre längst überwunden.)
Der Zins kann aber
nicht bekämpft werden, wenn das herkömmliche Geldwesen, auf dem er beruht,
weiter bestehen bleibt. Dies eben war der verhängnisvolle Irrtum all
derjenigen, die es bisher versucht haben, dem Zins beizukommen. Niemand - außer
Silvio Gesell - hat bisher die Ursache des Zinses richtig erkannt und darum hat
auch keiner ein wirksames Mittel zu seiner Bekämpfung gefunden! Sie alle, von
den Päpsten bis zu den Sozialisten, richteten ihr Augenmerk immer nur auf die
Wirkung (den Zins), anstatt auf die Ursache (das Geld). Wollen wir aber die
Wirkung nicht haben, so müssen wir die Ursache beseitigen, dann fällt die
Wirkung von selbst fort.
Wir haben gesehen,
dass die Ursache des Zins-Unfugs darin besteht, dass das kapitalistische Geld
infolge seiner Ausnahmestellung und Beschaffenheit sich nicht für seinen Zweck,
den Güteraustausch, eignet. Indem es zugleich als Spar- oder Schatzmittel missbraucht
werden kann, dient es in erster Linie dem Zins - also der Erlangung eines
unverdienten, arbeitlosen Einkommens - seitens seiner Besitzer und Beherrscher.
Unter Beeinträchtigung und Schädigung seines volkswirtschaftlichen Zweckes, der
einzig und allein im glatten Güteraustausch zu bestehen hat, dient es somit
privatem Missbrauch. Soll aber der Austausch der Güter (Waren und
Arbeitsleistungen) glatt, d. h., ohne irgendwelches „Aufgeld“, ohne jede „Extra-Entschädigung“
schnell, sicher und ohne Unterbrechung vor sich gehen, so müssen wir dem Geld
eben seine Ausnahmestellung nehmen. Und da dieselbe wiederum auf den Vorzügen
beruht, die das herkömmliche Geld durch seine Beschaffenheit gegenüber den Waren
und der Arbeitskraft hat, so müssen wir diese seine Beschaffenheit dahin
abändern, dass es seine bisherigen Vorzüge einbüßt. Denn jeder Vorzug beim Geld
ist ein Nachteil für die Ware - und für die sie erzeugende Arbeit.
Um die
Volkswirtschaft von der Tyrannei des Geldes ein für allemal zu befreien, müssen
wir das Geld auf die Rangstufe von Ware und Arbeit herabsetzen, damit es sich
ebenso dringend und beständig anbieten, sich der Produktion und dem
Güteraustausch ebenso bereitwillig zur Verfügung stellen muss, wie Ware und
Arbeit es ihrerseits auch aus Gründen ihrer natürlichen Beschaffenheit tun
müssen. Einen Tyrannen können wir nicht als Vermittler des Austausches unserer Produkte
und Leistungen gebrauchen! Die ganze Volkswirtschaft beruht auf der
Gegenseitigkeit des Austausches, alle müssen sich gegenseitig dienen, um ihre Bedürfnisse
wechselseitig befriedigen zu können: Wo aber alle dienen, soll da das Geld
herrschen? Wenn das Geld seinen Zweck als Tauschmittel zuverlässig und
einwandfrei erfüllen soll, ohne die Interessen der Arbeit zu schädigen, so kann
und darf es nicht zugleich auch als Spar- und Schatzmittel zu gebrauchen sein,
denn dadurch wird es zum Ausbeutungs- und Erpressungsmittel.
Als Tauschmittel
müssen wir vom Geld den beständigen gleichmäßigen Umlauf unter allen Umständen
verlangen! Wir haben aber gesehen, dass es als Spar- und Schatzmittel ein entgegengesetztes
Bestreben hat, denn nur auf der Möglichkeit einer Sperrung seines Umlaufs
beruht ja die Kapitaleigenschaft des Geldes und somit auch der Zins. Als
Tauschmittel soll das Geld umlaufen, von Hand zu Hand gehen; als Sparmittel - oder
sagen wir lieber gleich „Sperrmittel“ - soll es dagegen bei uns bleiben, still
im Kasten liegen. Und wir lassen es nur wieder los, weil uns ein dauerndes
„Lösegeld“ (Zins) dafür geboten wird. Hier – in diesem Doppelcharakter – liegt
eben der große volkswirtschaftliche Fehler unseres Geldes! Wie es schon in der Bibel
heißt: „Niemand kann zwei Herren dienen“, so kann auch das Geld nicht zwei
vollständig entgegengesetzten Zwecken zugleich dienen. Darum müssen wir ihm
seinen Doppelcharakter nehmen, um es zur Erfüllung seiner Aufgabe als eines
öffentlichen Tauschmittels geeignet zu machen! Wer sparen oder Schätze sammeln
will, der mag es immerhin tun; die Güter und Herrlichkeiten der ganzen Welt
stehen ihm zur Verfügung, aber vom Lebensnerv der Volkswirtschaft - vom Geld -
soll er seine Hände lassen!
Da uns aber die
Erfahrung von Jahrtausenden gelehrt hat, dass alle Machtmittel, ebenso wenig
wie alle Moralpredigt, es bisher vermocht haben, dem obigen Gebot der
Volkswirtschaft Gehorsam zu verschaffen, so müssen wir das Geld der Zukunft so
gestalten, dass es infolge seiner veränderten Beschaffenheit seine Inhaber
zwingt, ihre volkswirtschaftliche Pflicht zu erfüllen und jeden Missbrauch
selbständig verhindert. Wer seine eigenen Produkte oder Leistungen an andere gegen
Geld eingetauscht hat, der soll auch den anderen wiederum die Möglichkeit
geben, ihre Produkte gegen Geld einzutauschen, dies ist nicht nur ein Gebot der
Gerechtigkeit, sondern auch die Voraussetzung des Güteraustausches und der
Volkswirtschaft überhaupt.
Wer aber zwar seine
eigenen Produkte absetzen will, andere aber durch Missbrauch des in seinen
Besitz gelangten Geldes daran hindert - der verdient Strafe. Und Silvio Gesell
hat ein Geld erfunden, welches jeden Geld-Inhaber nicht nur zwingt, seine
volkswirtschaftliche Pflicht zu erfüllen, sondern ihn auch im Falle der
Widersetzlichkeit und etwaigen Missbräuchen automatisch und gerecht bestraft. Dies
neue Geld, welches seinem jeweiligen – vorübergehenden – Nutzer einen
regelmäßigen Verlust (Umlaufsicherungsgebühr) erleiden lässt, wenn er es nicht
weitergibt – also entweder gegen Waren tauscht oder verleiht -, nennen wir im Unterschied
zu dem heutigen kapitalistischen Geld (Zinsgeld), das Freigeld. Weil es ebenso
„verdirbt“ wie alle Produkte menschlicher Arbeit verderben, wenn es seinen
Zweck des ununterbrochenen Güteraustausches nicht erfüllt, nicht beständig
zirkuliert und durch fortwahrendes Angebot im Umlauf gehalten wird, wird dieses
Geld alle die hier aufgedeckten Übel für immer beseitigen.
2b) Das Freigeld und seine öffentliche Verwaltung
Im Gegensatz zum bisherigen
kapitalistischen Geld, welches auf künstliche Weise den natürlichen Gesetzen
des Verfalles und der Zersetzung, denen alle anderen Produkte unterliegen, entrückt
ist, unterliegt das Freigeld denselben natürlichen Gesetzen wie Ware und
Arbeit. Das Freigeld unterliegt einem regelmäßigen Verlust, dessen theoretische
Mindesthöhe 5% jährlich und dessen praktische Höhe nach Zweckmäßigkeit
festgesetzt wird. Der Zweck der Gebühr ist ein doppelter: einmal wird dem Geld
dadurch seine bisherige Übermacht und damit die Möglichkeit genommen, die
Volkswirtschaft zu tyrannisieren; sodann bietet es aber auch für das zu
errichtende staatliche Währungsamt (das keine Bankgeschäfte mehr betreibt) die
einzige Handhabe zu einer zweckmäßigen währungstechnischen Verwaltung des
Geldes, an der es bisher noch in allen Staaten mangelt. Und am Ende der vielen
segensreichen Wirkungen dieser Geldreform winkt uns die Erlösung von der
unerhörten Zinsknechtschaft.
(Anmerkung: Nur
weil ein gewisser G. Feder von einer „Brechung der Zinsknechtschaft“
phantasierte, die mit Freiwirtschaft nichts zu tun hatte und zudem von einem
gewissen A. Hitler wieder verboten wurde, aber den letzten Überlebenden des Marxismus
heute nichts Besseres einfällt, als diese historische Banalität als ein
„Argument“ für die angebliche „Anschlussfähigkeit nach rechts“ der
Freiwirtschaft zu propagieren, besteht kein Grund, die ursprüngliche
Formulierung zu ändern, die lange vor dem Aufkommen des deutschen
Nationalsozialismus entstand – welcher sich als politische Gegenreaktion zum
russischen Kommunismus (Staatskapitalismus) herausbildete. Die Freiwirtschaft
ist aber ganz und gar unpolitisch. Die „Erlösung von der Zinsknechtschaft“ ist
eben genau die „Erlösung“, die auch in der Heiligen Schrift als solche
bezeichnet wird und zugleich die Erlösung von Politik (Machtausübung) und
Religion (Machterhalt) beinhaltet.)
Wer das Freigeld in
die Hand bekommt, wird gewiss nicht lange darüber im Zweifel sein, dass es sich
nicht zum Zurückhalten und Aufbewahren eignet, denn je länger er dieses Geld
behält, umso größer ist der Verlust, den er erleidet. Und je größer die
Geldsumme ist, die sich in den Geldschränken der Kapitalisten, Sparkassen und Banken
befindet, umso größer ist auch die Verlustsumme, die sie im Falle einer
Zurückhaltung des Geldes zu tragen hätten. Die Inhaber dieses Geldes haben also
allen Grund, dasselbe nunmehr möglichst schnell wieder in Umlauf zu setzen, sei
es durch sofortige Bezahlung von Schulden, Gewährung von Darlehen, oder durch
Anlage in landwirtschaftlichen und industriellen Unternehmungen oder im Handel.
Man sieht also sofort, dass das Freigeld sich nicht - wie das kapitalistische -
aufs „hohe Pferd“ setzen und seinen Umlauf von einem Tribut abhängig machen -,
dass es nicht „warten“ kann. Um dem regelmäßigen Verlust zu entgehen, muss es
sich ebenso unaufhörlich anbieten, wie Ware und Arbeitskraft; ebenso wie diese
unterliegt es nunmehr einem fortwährenden Angebotszwang.
(Anmerkung:
Aufgrund der Religion – die heute klar als kollektive Geisteskrankheit erkannt
werden muss – kann hier sofort das Vorurteil entstehen, die
Umlaufsicherungsgebühr würde nun anstelle des Urzinses die arbeitenden Menschen
ausbeuten. Dabei reichen schon die Grundrechenarten - die aber ebenfalls von
der Religion unterdrückt werden können -, um diesen Gedanken schnell als Unsinn
zu entlarven. Anhand der aktuellen Wirtschaftsdaten der Bundesrepublik
Deutschland werden die Größenordnung der Urzins-bedingten Ausbeutung auf Seite 4
und die unvergleichlich geringeren Kosten der Umlaufsicherung auf Seite 10 der
folgenden pdf-Datei berechnet: Soziale
Marktwirtschaft)
Das Ziel der öffentlichen
Geldverwaltung hat nun darin zu bestehen, die umlaufende Geldmenge derartig zu
regeln, dass das bisher unsichere, schwankende Verhältnis zwischen Angebot und
Nachfrage auf dem Warenmarkt beseitigt wird. Der Beweis, dass dies erreicht
ist, wird darin zu bestehen haben, dass die Durchschnitts-Warenpreise (der
Preisindex) fest bleiben. Zeigt sich bei der diesbezüglichen Ermittelung ein
Sinken der Preise, so hat die Geldverwaltung mehr Geld (über direkte
öffentliche Ausgaben in sehr begrenztem Umfang, aber nicht mehr über Kredite) in
Umlauf zu setzen; steigen die Preise jedoch, so ist Geld einzuziehen (was
ohnehin über die regelmäßige Erhebung der staatlichen Umlaufsicherungsgebühr
erfolgt). Nur so ist ein dauernd festes Verhältnis zwischen Angebot und
Nachfrage - sind feste Preise und eine feste, zuverlässige Währung zu erzielen.
Allgemeine Preisschwankungen
(Konjunkturen), Absatzstockungen, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen können
nicht mehr eintreten, solange das Währungsamt wacht (etwa 10% der heute bei den
Deutschen Bundesbank Beschäftigten sind dazu ausreichend) und das Geld rast-
und restlos umläuft. Wer heute ein Darlehen gibt, braucht nicht zu befürchten,
dass dasselbe durch eine Hochkonjunktur in einigen Jahren auf die Hälfte seines
materiellen Inhaltes zusammenschrumpft. Der Schuldner braucht nicht zu
befürchten, dass der materielle Inhalt seiner Schuld durch einen allgemeinen Preisfall
der Produkte (Baisse) verdoppelt wird. Nach einem - nach fünf - nach zehn
Jahren können Gläubiger und Schuldner auf dem Markt des Landes für eine
bestimmte Geldsumme immer ein gleichgroßes Quantum an Waren und Gütern kaufen
oder verkaufen, keiner wird betrogen - keiner hat Vorteile auf Kosten des
anderen. Und der Handel wird zwar keine Spekulationsgewinne mehr abwerfen,
keiner Börsenjobberei mehr eine Handhabe bieten - aber auch kein Kaufmann, kein
Unternehmer hat den unverschuldeten Bankrott durch eine Entwertung seines
Warenlagers oder seines Unternehmens infolge irgendwelcher Währungspfuschereien
zu fürchten. Erst die umlaufgesicherte Währung wird wirklich „währen“ und
ehrliche, feste und sichere Grundlagen schaffen.
2c) Das Sparen und die Unentgeltlichkeit des volkswirtschaftlichen
Kredites
Aber noch viel
Größeres, Gewaltigeres wird unsere Geldreform vollbringen: Da das Freigeld sich
nicht zum Aufsparen oder Schätze sammeln (horten) eignet, weil es, zwar nicht
von Motten und Rost, wohl aber von der Umlaufsicherungsgebühr gefressen wird,
so eilt es von Hand zu Hand und niemand kann sich einen Geldvorrat ohne Verlust
hinlegen. „Aber wovon soll man denn in Zeiten der Erholung, der Ausbildung, der
Krankheit und des Alters, oder auf Reisen leben, wenn keiner mehr sparen kann,
damit er vor Not und Mangel geschützt ist“, wird wohl jeder Leser bereits bei
sich gedacht haben.
(Anmerkung: Dass
ein solch naiver „Einwand“ überhaupt und sogar noch bis heute immer wieder
angesprochen werden muss, ist auch nur mit der Religion zu erklären.)
Nun, wir erwarten
keineswegs, dass sich jeder zehn Paar Schuhe, hundert Krawatten und dergleichen
kauft, um nur sein Geld loszuwerden. Das Sparen soll durch das Freigeld
keineswegs unterbunden, sondern für die Mehrzahl der Bevölkerung überhaupt erst
in größerem Maßstab ermöglicht werden. Alle, die heute nur „von der Hand in den
Mund“ leben und infolge der beständigen kapitalistischen Ausbeutung trotz aller
Arbeit nicht zum „Sparen“ kommen, werden dann weit mehr alt das Doppelte ihres
heutigen Arbeitsertrages als Lohn erhalten und dementsprechend - bei mindestens
gleicher Lebenshaltung - die Hälfte ihres Jahresverdienstes sparen können. Es
kommt den Arbeitenden aller Berufe und Stände ja nicht nur der Fortfall der
riesigen Zinslasten zugute, die heute etwa die Hälfte ihres Arbeitsertrages
verschlingen, sondern auch der Vorteil, dass sie nie mehr unverschuldeter Arbeitslosigkeit
ausgesetzt sind und dass der Austausch ihrer Produkte mit viel geringeren
Handelsspesen belastet sein wird, als heute. Und die anderen, denen es selbst
heute gelingt, von ihrem Arbeitsertrag etwas zu sparen, werden dann eben entsprechend
mehr sparen können, als bisher. Nur zweierlei wird unmöglich werden: Bares Geld
wird niemand aus dem Verkehr zurückhalten können - und infolge dessen wird auch
niemand für seine Ersparnisse Zinsen bekommen, wenn er sie - in Form von Bank-
oder Sparkassengeldern, Darlehen oder Unternehmungen in Umlauf setzt. Dass aber
jeder, dessen Einkommen nicht zur Hauptsache aus Zinsen, sondern aus seiner
Arbeit fließt, nur viel gewinnen kann, wurde bereits erwähnt und wird noch
weiterhin klar werden.
Auch hinsichtlich
des Sparens müssen wir auf die natürlichen Verhältnisse zurückgreifen, die
durch das bisherige Geldwesen derartig verdunkelt werden, dass sie - obwohl es sich
um Selbstverständlichkeiten handelt - gänzlich in Vergessenheit geraten sind.
Wie könnte sonst jemand aus einem ersparten Gut, welches er jahrelang nicht
oder überhaupt nie gebraucht, statt eines Verlustes einen Vorteil (Zins)
erwarten? Nur beim Geld erscheint dies als selbstverständlich, und wir haben im
ersten Teil dieser Schrift gesehen, warum. Ganz anders gestaltet sich aber das
Verhältnis zwischen den Darlehnsgebern (Sparer, Kapitalisten, Gläubiger) und
den Darlehnsnehmern (Konsumenten, Mieter, Arbeiter, Schuldner), sobald wir nicht
das herkömmliche Geld als Gegenstand des Sparens und des Darlehens annehmen,
sondern irgendeins unserer Arbeitsprodukte. Und wenn wir beim Sparen und Schätze
sammeln aus den vorher angegebenen Gründen die Hände vom Geld lassen sollen,
oder sich das Geld - wie wir es wünschen - nicht mehr aufbewahren lässt, so bleiben
eben nur Arbeitsprodukte als überschüssige Rücklagen übrig. (Vom Erdboden und
seinen Naturschätzen können wir hier unbeschadet der weiteren Beweisführung
absehen, um das Verständnis nicht zu erschweren. Um ein etwaiges „Aufsparen“
(Zurückhalten) von Erdboden und Naturschätzen zu verhindern, muss die
Geldreform durch die von uns gleichfalls erstrebte Grundbesitz-Reform ergänzt
werden.)
Man stelle sich nun
einmal vor, ob irgendein Produzent, der mehr Güter erzeugt hat, als er
gegenwärtig verbraucht und der dieselben einem anderen leiht, um sie später
einmal bei eigenem Bedarf zurückzuverlangen, dafür eine Entschädigung verlangen
kann. Wenn er es versucht, würde ihm der andere entgegnen: Du kannst zufrieden
sein, dass ich dir deine überschüssigen Produkte, für die du selbst keine
Verwendung hattest, und die dir sonst ungenutzt verdorben wären, abgenommen
habe, ganz gleich, ob ich davon Vorteil oder Nachteil hatte. Die Hauptsache für
dich ist doch die, dass du dich dadurch vor Verlusten schützen konntest und deine
Ersparnisse wohlbehalten in gleicher Menge und Beschaffenheit zurückbekommst,
wenn du sie später gebrauchst. Und da fast jeder Produzent bedeutend mehr
Produkte hervorbringt, als er gegenwärtig gebraucht, und da die Verderblichkeit
derselben ein längeres Aufbewahren nicht gestattet, so würde auch das Angebot
solchen „Real-Kredites“ bald so groß sein, dass die Nachfrage immer gedeckt
wäre. Es läge ja im eigenen Interesse der Besitzer überflüssiger Arbeitsprodukte,
sie einstweilen an andere zu verleihen, um sie später ohne Schaden und in neuem
Zustand (z. B. Saatgut, Nahrungsmittel, Waren usw.) zur Verfügung zu haben. Das
Angebot von derartigen Leihgütern würde ohne jede Einschränkung immer den
ganzen Vorrat, die gesamten Überschüsse umfassen. Da sich aber keiner der
Gefahr aussetzen würde, etwa keinen Abnehmer für sein Leihgut zu finden, so würden
die Darlehnsgeber (Sparer) den Darlehnsnehmern möglichst entgegenkommen und ihr
Leihgut auch ohne besondere Leihgebühr (Zins) abgeben, sobald überhaupt nur die
Möglichkeit eines Ausgleiches von Angebot und Nachfrage droht. Sie fahren
trotzdem gar nicht schlecht dabei und haben insofern noch einen Vorteil, als
sie durch das Verleihen ihre überschüssigen Produkte gleichsam „konservieren“
und so zu einer Zeit wo dieselben sonst längst verdorben wären, sich bei Bedarf
in den Besitz einer gleichen Menge brauchbarer, unverdorbener Dinge setzen
können. Natürlich könnten die Sparer (Kapitalisten) dann nicht durch ihre
Ersparnisse auf Kosten anderer leben, ohne die Ersparnisse selbst anzugreifen,
sondern sie müssten diese entweder allmählich aufzehren oder sich durch eigene
Arbeit ernähren.
Die natürliche Grundlage jedes Kreditverhältnisses ist
also die Verleihung erarbeiteter Überschüsse zwecks möglichst schadloser
Aufbewahrung zu späterem Verbrauch.
Darlehnsgeber und
-nehmer sind dadurch aufeinander angewiesen und ergänzen sich gegenseitig
insofern, als dem Darlehnsgeber (Sparer) ein späteres Gut lieber ist, als ein
gegenwärtiges, für das er selbst augenblicklich weder Bedarf noch Verwendung
hat, während dem Darlehnsnehmer (Schuldner) ein gegenwärtiges Gut lieber ist,
als ein künftiges, da er es nur vorübergehend gebraucht oder später selbst im
Besitz eines solchen sein wird, während es ihm gegenwärtig fehlt. Durch den Kredit
ist also beiden geholfen; Überfluss und Mangel gleichen sich zeitlich und
zweckmäßig aus, zum Nutzen der Privat- und Volkswirtschaft und der gesamten
Kultur. Die Interessen der Darlehnsgeber (Sparer, Kapitalisten) und die der Darlehnsnehmer
(als Arbeiter, Konsumenten, Mieter usw.) fallen stets zusammen, sobald alle Ersparnisse
nur aus Arbeitsprodukten bestehen würden.
In heutigem barem
Geld könnte jeder beliebig große Summen aufsparen und nach Belieben allmählich
selbst verbrauchen. Legt er dies Geld jedoch in einem anderen Objekt an, so ist
er auch sofort auf die Darlehnsnehmer angewiesen. Was will er selbst z. B. mit
einem Schiff, einem Bergwerk, einer Mietskaserne oder einem Warenlager anfangen:
er ist gezwungen, diese Dinge anderen zur Verfügung zu stellen, um seine
Ersparnisse wieder zu Geld zu machen und sie nach Bedarf und Belieben verzehren
zu können, auch wenn er keinen Zins mehr dabei erheben könnte. Und die anderen
(die Darlehnsnehmer), die übrigens gar nicht immer ärmer als der Darlehnsgeber
zu sein brauchen, sind auf ihn angewiesen, weil es für sie wirtschaftlich
zweckmäßiger und vorteilhafter ist, in solchen Dingen, die der einzelne nur
zeitweilig, teilweise oder in geringen Mengen gebraucht (z. B. Schilfe, Häuser,
Warenlager usw.) den volkswirtschaftlichen Kredit, den die Sparer in Gestalt
dieser Dinge gewähren, in Anspruch zu nehmen, statt sie sich selbst
anzuschaffen, auch wenn sie vermögend genug dazu wären. Der natürliche, vom
Geld unbeeinflusste Zweck des Kredites besteht also nicht in der Verzinsung,
sondern im zeitlichen Ausgleich von Mangel und Überfluss und zugleich auch in
einem ökonomisch vorteilhaften Austausch ersparter Überschüsse an
Arbeitsprodukten. Und dieses hier geschilderte, natürliche Gegenseitigkeits-Verhältnis
zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer wird durch das Freigeld herbeigeführt. Es
bewirkt - ebenso wie die aus Arbeitsprodukten bestehenden Leihgüter - den
unbehinderten Ausgleich von Angebot und Nachfrage auf dem Darlehensmarkt und
eröffnet uns somit die Möglichkeit der Unentgeltlichkeit des Kredits, egal, ob
es sich um Gelddarlehen, um ehemals „Realkapital“ genannten Besitz, oder um
Waren handelt. Sowohl bei geliehenem Geld, wie auch bei der Benutzung von
geliehenen (gemieteten) Wohnhäusern, Produktionsmitteln, Bahnen, Schiffen usw.,
ebenso wie bei der Produktion und beim Austausch der Waren, würde alsdann der
Zins allmählich in Wegfall kommen. Und was dies praktisch bedeutet, haben wir
ja bereits in den vorhergehenden Ausführungen kennen gelernt.
Das heutige Geld
steht aber einer solchen natürlichen Ordnung der Dinge vermöge seiner Übermacht
im Wege. Da sein Besitzer, nachdem er seine Produkte oder Leistungen zu Geld
gemacht hat, es nunmehr in der Hand hat, ob er die in Geldform erübrigten Ersparnisse
wieder in irgendeiner Form (also immer als volkswirtschaftlichen Kredit) in den
Verkehr bringen will oder nicht, so kann er eben die übliche Zinsrate dadurch
erpressen, dass er mit seinem Geld-Angebot immer hinter der Nachfrage
zurückbleibt. Bestehen seine ersparten Überschusse jedoch in Freigeld, so kann
er dies ebenso wenig, als wenn sie in seinen eigenen Arbeitsprodukten bestehen,
denn diesem Geld haftet ja infolge seines regelmäßigen Verlustes derselbe
Angebotszwang an, wie der Arbeitskraft, den Waren und den Produktionsmitteln,
deren Angebot - wenn sie einmal erzeugt sind - ja auch nicht vom Belieben
abhängt. Kein Sparer, kein Kapitalist, keine Bank kann das Angebot oder die
Zirkulation des Freigeldes einschränken, unterbrechen oder zurückhalten, ohne
sich selbst dadurch mehr zu schaden, als wenn sie es zinslos verleihen oder in
irgendwelchen Unternehmungen sicher anlegen. Und dieses beständige Geldangebot
und der damit zusammenfallende ungestörte Vollbetrieb der Volkswirtschaft führt
schließlich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Darlehns-
und Kapitalmarkt herbei, welches sich in einem beständig sinkenden Zinsfuß bis
auf Null Prozent, also in der Unentgeltlichkeit (Zinsfreiheit) aller Darlehen
und Kredite ausdrückt.
Wer als Unternehmer,
Kaufmann, Arbeiter, Fabrikant, Beamter usw. dann Ersparnisse macht, also
Geldüberschusse erzielt, kann gleichwohl niemand dadurch schädigen. Sobald er
überschauen kann, welcher Betrag über seinen unmittelbaren, persönlichen Bedarf
hinaus entbehrlich ist und als Ersparnis in Frage kommt, wird er diesen Betrag
schleunigst - um dem darauf entfallenden Verlust zu entgehen - einer Sparkasse
oder einer Bank zur Gutschrift und Verwaltung übergeben. Und die Bank wird dies
Geld nicht zu einem festen Zinssatz, sondern unter Vorbehalt einer Herabsetzung
des Zinssatzes - und schließlich überhaupt nur noch unverzinslich, also
zinsfrei, annehmen. Auch die Bank kann ja das Freigeld nicht mit Rücksicht auf
den Zins, die Dividende oder irgendeine Rentabilität vom Umlauf, vom Angebot - kurz
von der Ausgabe in irgendeiner Form - zurückhalten, weil sie ja sonst
ihrerseits die Umlaufsicherungsgebühr zu tragen hätte, die bei den hier in
Frage kommenden großen Summen ganz beträchtlich wäre. Die einzige Möglichkeit, die
ihr übergebenen Ersparnisse und Überschüsse vor fortwährendem Verlust zu
schützen, das Vermögen ihrer Gläubiger also gleichsam zu „konservieren“ und in
unverändertem Betrag zu erhalten, besteht auch für sie nur darin, es sofort der
Volkswirtschaft wieder zur Verfügung zu stellen. Sie muss es also ebenfalls ohne
auf einen bestimmten Zinssatz bestehen zu können - und schließlich zinsfrei - für
Unternehmungen und Betriebe aller Art, Bauten, Wechselkredite usw. gegen die
üblichen Sicherheitsgarantien hergeben, während sie als Rückzahlung bei
langfristigen Darlehen die vereinbarte jährliche Tilgungsrate oder nur die
Abnutzungsentschädigung erhält. Selbstverständlich bleibt der Einzahler immer
Eigentümer der von ihm eingezahlten Geldsumme und ist berechtigt, im Falle
eigenen Bedarfs - ganz wie heute - die Rückzahlung eines Teiles oder der ganzen
Summe, je nach Vereinbarung, von der Bank zu verlangen.
Die
Zahlungsfähigkeit der Banken und Sparkassen beruht auch dann - ganz wie heute -
darauf, dass die einen ihre Überschüsse zur Bank bringen, während andere die
ihrigen nach Bedarf zurückfordern, wobei stets als selbstverständlich
vorausgesetzt wird, dass niemals etwa alle Sparer ihr eingezahltes Geld
gleichzeitig gebrauchen. Für gewöhnlich verbraucht man erst im Alter, was man in
jüngeren Jahren gespart hat, sehr oft verbrauchen erst die Kinder, was die
Eltern erübrigt haben. Im Falle allgemeiner, gleichzeitiger Zurücknahme der
Ersparnisse würde auch heute jede Bank zahlungsunfähig werden, da die
Gesamtersparnisse und Geldforderungen ja das Resultat eines jahrzehntelangen
Geldumlaufs, Produktionsprozesses und Güteraustausches sind. Diese Ersparnisse können
natürlich niemals auf einmal ausgezahlt werden, weil es ebensoviel Bargeld überhaupt
nicht gibt. Der ganze Unterschied besteht darin, dass die Sparkassen und Banken
dann keinen Zins für Depositengelder und Spareinlagen mehr zahlen werden und es
auch nicht können, weil sie selbst ja ebenfalls keinen Zins mehr einnehmen werden.
Sie geben dann das Geld nicht mehr aus, um Zinsen oder „Dividenden“
einzuheimsen, sondern um sich und ihre Kundschaft vor dem Verlust, den sie
sonst an ihrem Geldbestand erleiden würden, zu schützen.
Die Sparer
(Kapitalisten und Rentner gibt es nicht mehr!) müssen also in Zukunft, wenn sie
zu arbeiten aufhören wollen, ihre Ersparnisse angreifen. Die Möglichkeit, wie
die heutigen Kapitalisten und Rentiers, durch den Zins ihres Geldes vom Arbeitsertrag
der anderen zu leben, ohne das eigene Vermögen überhaupt anzurühren, hätten sie
dann - wie bereits einmal erwähnt - allerdings nicht mehr. Alle vorhandenen Überschüsse
und Ersparnisse würden in Form des unentgeltlichen Kredits (also zinsfreier
Benutzung) denen zugute kommen, die bisher den Zinstribut aufzubringen hatten,
also den Arbeitenden aller Stände und Berufe! In welcher Form die Ersparnisse
angelegt und als zinsfreie Kredite dem Markt zugeführt werden, um allmählich
wieder von den Sparern konsumiert zu werden, - das alles ist ebenso Privatsache
wie die richtige Auswahl der Art der Anlage und wie der richtige Maßstab für
die Aufnahmefähigkeit des Marktes und den Umfang der Produktion gewisser
Artikel. Ein sparsamer Arbeiter oder Beamter könnte z. B. seine Ersparnisse in
Gestalt eines Wohnhauses anlegen. Er braucht dies Haus gar nicht selbst zu
bewohnen, sondern er „vermietet“ (verleiht) es und verzehrt so allmählich, in
Gestalt der jährlichen „Abschreibung“, also des Mietbestandteiles, den er für
die Abnutzung des Gebäudes von den Mietern erhält, seine in dem Hause
angelegten Ersparnisse. Wenn dann das Haus baufällig ist, und er in den
erhaltenen Mieten das seinerzeit angelegte Geld zurückerhalten hat, wäre sein
Erspartes aufgezehrt. Er hätte auf diese Weise, ohne dabei irgendjemand
ausgebeutet zu haben, sich selbst vor Schaden bewahrt und seinen Mietern obendrein
angesichts der billigen Mieten, die nur aus Abnutzungsgebühr, Grundrente und
Verwaltungskosten bestanden, die Wohnungen als „zinsfreies Darlehen“
überlassen. Ob es aber ratsam ist, sein Geld in einem Hause mit geringer
Abschreibungsrate (für Abnutzung) anzulegen, oder ob es lieber in einer
Schuhfabrik mit 5 bis 10% jährlicher Abschreibung angelegt werden soll, weil
auch sonst an Häusern bereits ein Überfluss, an Schuhfabriken dagegen Mangel
herrscht - dies ist, wie gesagt, seine Privatsache resp. Sache der
kaufmännischen Erfahrung und Umsicht der Bank, der er seine Ersparnisse
anvertraut.
2d) Die Überführung der Zinsrate des Kapitals in den
Arbeitsertrag aller Arbeitenden
Der beständige
Angebots- und Umlaufszwang des Freigeldes wird bewirken, dass die erarbeiteten
und ersparten Überschüsse sich immer sofort Anlage suchend der Produktion, dem
Handel, dem Baumarkt, kurz sämtlichen Gebieten der Volkswirtschaft zur
Verfügung stellen. Und da sich nun alle diese Unternehmungen nicht mehr in
bisheriger Weise zu rentieren brauchen, sondern schließlich nur noch ihre
eigenen Kosten (Löhne und Abnutzung) aufzubringen haben, so steht ihrer
fortgesetzten Vermehrung, bis zur Grenze der Arbeitswilligkeit und der überhaupt
verfügbaren Mittel und Arbeitskräfte, nichts mehr im Wege. Die Befürchtung,
dass der Fortfall des Zinses die Unternehmungslust schwächen könnte, ist
unbegründet. Wenn der Unternehmer mit eigenem Geld arbeitet, so bleibt ihm
ohnehin keine andere Wahl, wegen der regelmäßigen Gebühr, die dem Freigeld anhaftet;
selbst, um sein Vermögen ungeschmälert aufzehren zu können, muss er es in seinem
Unternehmen anlegen und sich dann mit den vereinbarten Rückzahlungen
(Abschreibungen)
begnügen.
Mit dem
allmählichen Verschwinden des Zinseinkommens wird sich außerdem so mancher
bisherige Zinsrentner nach einem Erwerb umsehen müssen. Sehr viele werden
bemüht sein, die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten noch nachträglich zu
erwerben und dann natürlich mit ihrem Geld lieber selbst etwas unternehmen, statt
es fremden Händen zinslos anzuvertrauen und sich selbst in eine abhängige
Stellung zu begeben. Die Zahl der Unternehmer dürfte sich aus diesem Grunde
sogar beträchtlich vermehren. Arbeitet der Unternehmer aber mit fremdem Geld,
so liegt der Fortfall des Zinses ebenso in seinem Interesse, als in dem der
Arbeiter. Auch sein Arbeitslohn als Unternehmer, d. h., als kaufmännischer und
technischer Leiter des Unternehmens, erhöht sich ja um den entsprechenden
Zinsbetrag, den bisher die Kapitalisten und Aktionäre beanspruchen konnten. Man
bedenke immer, dass der Unternehmer als solcher kein Parasit, kein Nichtstuer ist,
wie Karl Marx und die Sozialisten es vielfach darstellen, weil sie die
wirklichen Parasiten (die Zinsrentner) meistens überhaupt nicht auf den
Arbeitsstätten zu sehen kriegen und sie daher nicht kennen.
Der Unternehmer als
solcher gehört durchaus zu den Arbeitenden und leistet sogar den
allerwichtigsten Teil der Arbeit, indem er sie organisiert. Er zieht Kapital,
Arbeitskräfte und Material herbei; er ist immer der leitende Kopf, der aus dem
Nichts eben das „Unternehmen“ schafft. Wenn die Unternehmer (sofern sie nicht
selbst zugleich Kapitalisten sind) heute mehr auf Seiten des Kapitals als auf
Seiten der Arbeiter stehen, so ist das nur die Folge ihrer Abhängigkeit von den
Kapitalisten, die ihnen sonst eben nicht die nötigen Kredite einräumen würden,
wodurch dann sowohl dem Unternehmer als auch den Arbeitern die Möglichkeit zur
Arbeit genommen wäre. Da sich die Zahl der Unternehmer also einerseits aus den Kreisen
derjenigen verstärken würde, die jetzt vom Zins ihres Kapitals leben,
andererseits aber der Arbeitslohn der Unternehmer sich mit dem der Arbeiter
zusammen erhöhen wird, so kann der Fortfall des Zinses nicht die
Unternehmungslust schwächen. Im Gegenteil wird der Umlaufszwang des Geldes es
bewirken, dass man sogar tüchtige und zuverlässige Arbeiter als „kreditwürdig“ ansehen
wird und diese somit in zunehmendem Maße die Möglichkeit haben, zum Unternehmer
aufzusteigen.
Eine
„Überproduktion“ ist in Zukunft ausgeschlossen, weil ja der allgemeine
Volkswohlstand und somit die Konsumfähigkeit bereits immer vorher im gleichen
Verhältnis zugenommen hat. Und bei glattem Austausch ist - wie bereits erwähnt
- die Gesamtheit der Arbeitenden auch immer in der Lage, ihre Produkte wechselseitig
zu konsumieren resp. sie in Form zinsfreier Kredite auszutauschen und zu
benutzen. Dieser Konsum braucht nicht - ja er darf nicht einmal - im sofortigen
Verbrauch aller erzeugten Produkte bestehen, sondern er verteilt sich (wie wir
am Beispiel des Hauses gesehen haben), auf dem Wege der Verleihung der
gegenwärtigen Überschüsse, auf beliebig lange Zeit. Dadurch wird nicht nur die Kreditgewährung
überhaupt erst ermöglicht, sondern zugleich auch die Nutzbarmachung der
Ersparnisse für Neu-Anlagen aller Art. Die fortgesetzte Vermehrung und - was
dem gleichkommt - auch die Vergrößerung und Verbesserung bereits bestehender
Betriebe läuft aber nicht nur auf eine beständige Zunahme der Produktion und
des Handels, sondern auch auf eine solche des so genannten „Realkapitals“
hinaus, also der Fabriken, Häuser, Maschinen, Landwirtschaftsbetriebe,
Bergwerke, Bahnen, Fuhrwerke, Schiffe usw. Dies bedeutet aber eine sich in
gleichem Maße beständig steigernde Nachfrage nach Arbeitskräften jeder Art!
Infolge der täglich
erarbeiteten Überschüsse wird die Nachfrage nach Arbeitern, Technikern,
Ingenieuren, Baumeistern, Wissenschaftlern, Lehrern, usw. eben auch täglich
größer werden und schließlich auch hier, auf dem Arbeitsmarkt, das
Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herbeiführen, sodass alle
überhaupt verfügbaren Kräfte in den Strudel der wirtschaftlichen Betätigung
gerissen werden. Das einmal entstandene „Realkapital“, oder - da es dann kein „Kapital“
mehr ist - die einmal entstandenen Wirtschaftsgüter, Produktions- und
Verkehrsmittel, unterliegen aber als Arbeitsprodukte ihrer Natur nach sowohl
technisch wie kaufmännisch dem Angebotszwang: technisch insofern, als sie auch
weiterhin Arbeitskräfte gebrauchen, zu ihrer Benutzung und Instandhaltung;
kaufmännisch insofern, als sie sich den Konsumenten, den Mietern, dem Verkehr
zur Verfügung stellen müssen, um nicht ungenutzt zu zerfallen. Ihr verstärktes
Angebot wird aber die Bedingungen für die Arbeiter, Mieter, Konsumenten und
alle sonstigen Benutzer von geliehenen Wirtschaftsgütern auf Kosten des bisherigen
Kapitalzinses so günstig gestalten, dass keine „Ausbeutung" durch den
Besitz derselben gegenüber den Nicht-Besitzern mehr möglich ist. Die beständig
gesteigerte Nachfrage nach Arbeitskräften aller Art, die restlose
Inanspruchnahme aller bisherigen Arbeitslosen und „Überflüssigen“, wird die
Löhne auf die Höchststufe bringen. Und da die Preise nicht gleichfalls steigen
können, weil ja gerade ihre Festigkeit den Maßstab für den Geldumlauf abgibt,
und sie selbst also unverändert bleiben, so würde zuletzt kein Zins, keine „Dividende“,
kein „Profit“, kein „Mehrwert“ für die Sparer, Kapitalisten und Rentner mehr
übrig bleiben. Wenn der „Kapitalist“ freilich zugleich Unternehmer,
kaufmännischer oder technischer Betriebsleiter ist, so fällt ihm in dieser Eigenschaft
- wie bereits erwähnt - natürlich ein entsprechender Verdienst zu, der dann
aber kein Kapitalzins, kein arbeitloses Einkommen, kein Mehrwert, sondern
einfach der Lohn für seine Mitarbeit ist.
Der Arbeitslohn
eines Betriebsleiters wird, infolge des geringeren Wettbewerbs der für diesen
schwierigen Posten besonders geeigneten Personen, in der Regel höher, manchmal
sehr viel höher sein, als der eines Durchschnitts-Arbeiters. Da aber der Arbeitsertrag
(Reallohn) jedes Arbeiters bei glattem Austausch der Produkte (wo alle Preise
nur aus Löhnen bestehen) immer ebenso groß ist wie der volkswirtschaftliche
Nutzen, den er durch seine Tätigkeit in einem Betrieb überhaupt schafft, so
liegt dabei auch keine „Ausbeutung“ gegen ihn mehr vor. Er ist dann in der Lage,
in Gestalt seines Lohnes immer den vollen Ertrag seiner Arbeit zu fordern, ohne
dass er deshalb zu „streiken“ braucht. Die Betriebe werden vielmehr selbst
bemüht sein müssen, die Arbeiter durch möglichst hohe Löhne anzulocken und sich
in dieser Hinsicht eine gewisse Konkurrenz machen, um nicht durch
Arbeitermangel in Verlegenheit zu kommen. So können die Arbeiter ebenso wie
alle anderen Angestellten mit ihren Lohnforderungen immer bis an die Grenze des
volkswirtschaftlichen Nutzens gehen, den sie durch ihre Leistungen dem Betrieb
überhaupt bieten.
Das „Kapital“ geht
dann allerdings leer aus und hört damit auf, „Kapital“ zu sein. Und ebenso werden
die Sparer, Kapitalisten und Rentner ohne Zins dabei ausgehen. Sie, die weiter nichts
tun, als ihre Geldüberschüsse zur Vermeidung von eigenen Verlusten für die
Umwandlung in volkswirtschaftliche Güter herzuleihen, sie haben auch weiter
keine Ansprüche, als dass sie ihr hergegebenes Geld je nach Bedarf und
Vereinbarung zurückverlangen können; ohne Verlust, aber auch ohne Profit (Zins,
Dividende, Mehrwert). Hätten sie ihr Geld nicht für die Schaffung neuer Güter
hergegeben, es nicht der Produktion, dem Handel und Verkehr zur Verfügung gestellt,
so wäre es zusammengeschmolzen. Und hätten sie ihre Ersparnisse nicht in der Form
von Geld, sondern in der ihrer eigenen Produkte, Waren und dergleichen
aufbewahrt, so wäre es ihnen ebenso ergangen.
Die Rechnung ist ganz klar: Der zinsfreie Kredit liegt
dann ebenso sehr im Interesse derer, die ihn gewähren, wie in dem derjenigen,
die ihn in Anspruch nehmen. Der reine Eigennutz würde den Geldbesitzern
gebieten, den Arbeitern Fabriken, Häuser usw. zu errichten und sie ihnen gegen
bloße Abnutzungsgebühr zu überlassen!
Tausende von Unternehmungen,
die heute mangels sicherer Verzinsung unterbleiben, werden dann die
Existenzmöglichkeit und -Berechtigung haben, weil sie ja - wie bereits erwähnt
- keinen Zins abzuwerfen, sich nicht zu „rentieren“ brauchen. Es wird genügen,
wenn sie die ersparten Geldüberschüsse der Sparer aufnehmen und vor Verlust
bewahren. Dies können sie aber, sobald sie mit ihren Erträgen die Kosten (also
Löhne und Abnutzung) decken. (Ich sehe hier, der Einfachheit halber, von der
Grundrente ab, die bei Fortbestehen des Privatgrundbesitzes ja gleichfalls
herausgewirtschaftet werden müsste.) Diese Neuunternehmungen werden allerdings
- soweit sie auf der Voraussetzung der Unverzinslichkeit entstehen - keine Zinsrate
abwerfen und außerdem dahin wirken, dass auch die bereits länger bestehenden
Betriebe und sonstigen Unternehmungen sich nicht mehr verzinsen, indem die
beständigen Neu-Anlagen die Nachfrage nach Arbeitskräften und dadurch auch den
Lohn der Arbeiter in ständig zunehmendem Maße auf Kosten der bisherigen Zinsrate
steigern. Aber zur Durchsetzung von Lohnerhöhungen, die nicht, wie heute, nur
nominell (also scheinbar), sondern real (also wirklich) sind, ist es eben
erforderlich, dass zuvor alle Arbeitskräfte voll beschäftigt sind, dass es
überhaupt keine „überflüssigen“ - also billigeren - Arbeitskräfte gibt. Erst
dann werden die Besitzer der Betriebe, um Betriebsstörungen und größere
Verluste zu vermeiden, ein Interesse daran haben, die Lohnforderungen der
Arbeiter und Angestellten zu bewilligen, selbst wenn keine Aussicht für sie
besteht, sich durch entsprechende Preissteigerungen (wie heute) schadlos zu
halten. Sie werden also gezwungen sein, um nicht durch Arbeitermangel und
Stilllegung des Betriebes einen empfindlichen Schaden an ihren Anlagen zu
erleiden, die bisherige Zinsrate den Lohnerhöhungen der Arbeiter und
Angestellten zu opfern.
Also erst die
restlose Heranziehung aller bisherigen Arbeitslosen ermöglicht es den Arbeitern
(aller Stände!), überhaupt die Zinsrate zum Sinken zu bringen und für sich zu
reklamieren, indem sie allmählich ihre Lohnforderungen bis zur Höhe einer vollen
Gegenleistung für ihre Arbeit steigern. Solange nicht durch Neu-Unternehmungen
allen, die bisher ganz oder zeitweilig arbeitslos und überflüssig waren
(Arbeiter-Reservearmee) dauernd Arbeit und Lohn in gleicher Höhe (für gleiche Leistungen)
wie den bereits beschäftigten Arbeitern geboten wird, - solange können auch die
letzteren nicht die Zinsrate ihrem Lohn einverleiben. Aber mit jedem neuen
Unternehmen steigt die Flut, die den Zins und die Ausbeutung ersäufen wird;
jede Million erarbeiteter und ersparter Überschüsse stärkt die Situation der
Arbeiter und lässt ihren Arbeitsertrag steigen. Das Freigeld macht es wegen
seines Umlaufszwanges unmöglich, der Neu-Anlage Einhalt zu gebieten; ob die Zinsrate
in zunehmendem Maße in den Arbeitsertrag der Arbeitenden übergeht, ob der
Zinsfuß auf Null-Prozent sinkt: es schlägt jeden Widerstand der Banken, Sparer
oder sonstigen Geldbesitzer nieder! Die zunehmende Höhe der Arbeitslöhne bei
Fortfall der Arbeitslosigkeit einerseits – und unverändert feste
Durchschnittspreise für alle Bedarfsgüter der Lebenshaltung andererseits – dies
ist der Weg, auf dem die bisherige Zinsrate allmählich in den Arbeitsertrag der
Arbeitenden übergeht.
Die bisher im Interesse
des Kapitalzinses künstlich gehemmte und eingeschnürte Volkswirtschaft wird
sich also infolge der Freigeldreform erst voll und ganz entfalten, nun erst
ihren natürlichen ungehinderten Verlauf nehmen können und das ganze Volk zu ungeahntem
Wohlstand, zu allgemeiner Kultur und Bildung emporheben. Es gibt dann zwar
keine Kapitalisten und Rentiers, keine „Geldkönige“, aber auch kein
„Proletariat“ mehr, sondern nur noch Arbeiter, gleichviel, ob sie mit der Hand
oder mit dem Hirn arbeiten, denn wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht
essen. Aber diese Arbeiter werden keine besitzlosen Proletarier mehr sein, die es als
eine Gnade ansehen müssen, überhaupt arbeiten, Güter und Reichtümer erzeugen zu
dürfen, sondern sie werden, infolge ihres verdoppelten und verdreifachten
Arbeitsertrages und der dadurch ermöglichten großen Ersparnisse, selbst die
Geschäftsanteile der Betriebe erwerben können, in denen sie arbeiten. So werden
sie allmählich in den Besitz der Produktionsmittel gelangen und am eigenen
Leibe erfahren, dass das Eigentum an den Produktionsmitteln nicht die Ursache des „Mehrwertes“ und
der „Ausbeutung“ ist, wie die Sozialisten und ihr Lehrer, Karl Marx, behaupten.
(Anmerkung: Die
heutigen Sozialisten, die wenigstens schon eingesehen haben, dass eine Verstaatlichung
der Produktionsmittel die Lage der arbeitenden Menschen nur noch hoffnungslos
verschlimmern kann, glauben stattdessen an die Möglichkeit einer wie auch immer
gearteten „Umfairteilung“, um die Zinsumverteilung, die sie nicht begreifen,
irgendwie zu korrigieren oder zumindest abzumildern. Warum das unmöglich ist,
sollte jetzt klar sein: Der „Mehrwert“ kann nicht besteuert werden, weil vorher
das „liebe Geld“ streikt und die Warenproduktion unterbindet. Alle Steuern –
auch „Reichensteuern“ – und Sozialabgaben werden immer von den Arbeitern
bezahlt und niemals von den Kapitalisten, solange die Volkswirtschaft noch
kapitalistisch ist, d. h. solange Zinsgeld verwendet wird. Tatsächlich ist eine
„Umfairteilung“ das Gegenteil von „gerecht“, weil sie nur die echten
Leistungsträger der Gesellschaft, also diejenigen, die aufgrund eigener
Leistung ein hohes Arbeitseinkommen haben, überproportional bestraft, während
die echten Parasiten, die „funktionslosen Investoren“, in einer
Zinsgeld-Ökonomie nicht belangt werden können.)
2e) Die Wirkung der Geldreform auf das Geschäftsleben
und den Privat-Haushalt
Eine derartige
Umwälzung, wie sie die Geldreform in der Volkswirtschaft hervorruft, wird
natürlich auch ihre Wirkung nicht auf dem Gebiet verfehlen, wo die Volkswirtschaft
in die Privatwirtschaft übergeht: auf das Geschäftsleben, welches ja die
Aufgabe hat, die volkswirtschaftlich erzeugten Güter in den Privatverbrauch und
in die Haushalte hinüberzuleiten. Wie im Geldwesen und auf dem Kapitalmarkt, so
wird die natürliche Ordnung der Dinge auch im Handel und im Geschäftsleben Platz
greifen. Das ehemalige „Handelskapital“, dann also einfach das für den Handel
bestimmte Geld, muss jeden Widerstand aufgeben; es kann weder dem Austausch
noch der Produktion der Waren Schwierigkeiten machen, kann weder seine Aufträge
noch seine Nachfrage nach Waten zurückhalten oder einschränken, um sie von der
Verzinsung abhängig zu machen. Nur noch die wirkliche Überproduktion bestimmter
Waren, für die also niemand mehr Verwendung hat, kann das für ihre Produktion
bestimmte Geld auf andere Gebiete der Volkswirtschaft (z. B. auf den Baumarkt,
in die Landwirtschaft, auf den Darlehensmarkt usw.) lenken, sofern diese noch
aufnahmefähig sind, d. h., solange hier der Zins noch nicht auf Null Prozent
gesunken ist. Dieser Fall, dass der Zins auf Null sinkt, kann aber erst eintreten,
wenn Angebot und Nachfrage auf allen Gebieten des Wirtschaftslebens im
Gleichgewicht sind, wenn das ganze Land mit Gütern und Reichtum aller Art
gesättigt ist.
Die Banken,
Sparkassen und Kaufleute werden also solange Geld im Handel anlegen, als dies
nicht nachteiliger für ihr Geld ist, wie die Anlage auf anderen Gebieten des
Wirtschaftslebens. Und da alle Gebiete gleichmäßig dem zinssenkenden Ansturm
der durch das neue Geld entfesselten Arbeit ausgesetzt sind, so wird vorläufig
jede Geldanlage ihr bisheriges Gebiet behalten, nur mit dem Unterschied, dass
es auf keinem Gebiet ein Stillstehen mehr gibt. Alles wird mit „Hochdruck“
arbeiten und immer neue Unternehmungen, immer neue Anlagemöglichkeiten werden
herausgefunden werden und entstehen. Es lässt sich nicht mehr verhindern, dass
sich die Warenproduktion bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit steigert und
der Markt mit zinsfreien Waren „überschwemmt“ wird. Aber diese „Überschwemmung“
bedeute nicht mehr wie heute Unheil, sondern unser braves Geld ist dann hurtig
dabei und räumt die Warenmassen ununterbrochen vom Markt fort und führt sie auf
dem kürzesten und schnellsten Weg in die Hände der Verbraucher, die sie nun infolge
besseren Verdienstes und dauernder Arbeit kaufen und bezahlen können.
Wie die Erfindung
der Dampfmaschine nicht nur die Produktionskraft sicherte und vervielfältigte,
sondern in Gestalt der Eisenbahnen und Dampfschiffe auch den Transport der Güter
sicherer, billiger und schneller besorgte als die Postkutsche und das
Segelschiff es konnten, so wird auch unser neues Geld die gleichen Wirkungen
für den Handel haben. Die Waren werden nicht mehr wochen- und monatelang in den
kostspieligsten und besten Räumen (Läden) hinter Kristallscheiben liegen, von
elektrischem Licht bestrahlt, von „gebiegelten und geschniegelten“ Verkäufern
und Verkäuferinnen behütet, ehe es gelingt, sie gegen Geld umzutauschen (zu
verkaufen). Die Pfennigkrämerei wird aufhören; jeder kann mit dauernder Arbeit
und festem Verdienst rechnen und weiß, was er im Monat gebraucht. So bestellt
er einfach nach Mustern und Proben seine Bedarfsartikel voraus und zahlt auch -
wenn er den Kaufmann als zuverlässig kennt und dieser nichts dagegen hat - im
Voraus, um das für den persönlichen Verbrauch bestimmte Geld sobald wie möglich
loszuwerden.
Der regelmäßige Verlust,
den das Freigeld erleidet, und der schließliche Fortfall des Zinses (auch bei
Ersparnissen und Geldguthaben) würde überhaupt dahin wirken, dass man - im
Gegensatz zu heute, wo jeder möglichst wenig Vorräte und dafür lieber möglichst
viel Geld zurücklegt (spart) - umgekehrt zunächst möglichst viel Vorräte an Bedarfsgütern
des täglichen Lebens sich zulegen wird; nicht mehr pfennigweise, sondern je
nach Art, Bedarf und Dauerhaftigkeit in Originalpackungen, Kisten, Säcken,
Fässern usw., wie sie dann für Haushaltungszwecke in entsprechender Größe in
den Handel kommen werden. Das „von der Hand in den Mund leben“ von heute, wo
die allermeisten Haushalte nicht für 24 Stunden Vorräte und Lebensmittel haben,
wäre vorbei. Der weitaus größte Teil der offenen Läden, die heute freilich
nötig sind, würde dann als überflüssig verschwinden und an ihre Stelle würden für
jeden Haushalt Vorratskammern treten, die gleich beim Wohnungsbau mit vorgesehen
werden können. Und wie im Kleinen, so im Großen! Die Fabrikanten und sonstigen
Unternehmer, Handwerksbetriebe usw. werden auch für ihre Betriebe mehr Vorräte,
mehr Lager an Rohstoffen und dergl. halten. Der geregelte und ununterbrochene
Geldumlauf verursacht auch - wie bereits erwähnt - einen regelmäßigen,
bestimmten Verbrauch und ermöglicht eine ebenso regelmäßige, ununterbrochene Produktion,
die sich dem Verbrauch leicht und sicher auf den einzelnen Gebieten anpassen
kann. Und da auch kein Unternehmer als Besitzer von Vorräten einen
Preisrückgang und daraus hervorgehende Verluste zu befürchten hat, so werden
dann Vorräte an Material und Rohstoffen ebenso geschätzt sein, wie bares Geld.
Auch hier würde das „von der Hand in den Mund“ aufhören und nebenbei jeder
etwaigen Spekulation ein wirksamer Riegel vorgeschoben.
Welcher Spekulant
will es noch wagen, angesichts großer, weit reichender Vorräte (in den Händen
der Verbraucher) für eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Zeitpunkt denjenigen
Preis auf dem Markt, an der Börse, zu erzwingen, den er für den Erfolg seiner
Spekulation braucht? Die Bestände an Materialien, Rohstoffen und Waren werden
sich überhaupt nicht mehr - wie heute - im Handel und wer weiß wo und wie lange
als bequem zugängliche Spekulationsobjekte umher treiben, sondern immer auf dem
kürzesten und schnellsten Weg, meist auf feste Bestellung hin, in feste Hände -
nämlich in die der Verbraucher - gelangen. Der Absatz wird nicht mehr launisch,
unregelmäßig und sprunghaft wie heute, sondern, dem sicheren Gleichmaß der
Volkswirtschaft entsprechend, regelmäßig und bestimmt. Der Bedarf ist mit
ziemlicher Sicherheit im Voraus zu berechnen und die Produktion kann sich ihm
eng anpassen, ohne jedes Risiko, aber auch ohne jeden Spielraum für
Spekulationen oder sonstige „Profite“, auch ohne Aussicht auf „Rentabilität“. Der
Lohn der bei der Produktion Beteiligten Arbeiter, Betriebsleiter usw. wird all
dieses aufsaugen und nur die Arbeitslöhne der Kaufleute und die Erstattung der
Transportkosten übrig lassen. Damit sind die Fabrikanten und Kaufleute nicht
nur in der Lage, genau zu rechnen, sondern sie sind dazu gezwungen, wenn sie
nicht in Gefahr laufen wollen, ihren eigenen Arbeitslohn einzubüßen. Sie werden
also einen so kostspieligen Austausch der Produkte, wie wir ihn heute haben,
unter allen Umständen vermeiden müssen und werden ihn auch leicht vermeiden
können. Da die Unternehmer, Fabrikanten, Landwirte, Kaufleute usw. keine
Möglichkeit mehr haben, sich an den Arbeitern durch Lohndruck oder an den
Konsumenten durch Preissteigerungen schadlos zu halten, so werden sie alles
aufbieten (und auch die Arbeiter selbst als etwaige Betriebsinhaber werden dies
tun), ihre Produkte auf dem schnellsten und billigsten Weg in die Hand der
Verbraucher zu leiten.
Statt die Produkte,
wie bisher, durch die verschiedenen Stadien des Handels laufen zu lassen und
durch das Feilhalten in teuren Läden eine Reihe von Geschäftsinhabern und Angestellten
nebst allen sonstigen Kosten (Mieten, Beleuchtung, Heizung, Dekorationen, Reklame
usw.) zu unterhalten, kann ein Vermittler den Vertrieb übernehmen. Dieser
Vermittler wird nur ein Büro mit Proben und Mustern unterhalten und dadurch
sowohl den Interessen der Produzenten als auch den der Konsumenten dienen. Die
Waren werden nun nicht mehr einseitig dem Geld entgegengehen, auch das Geld wird
ihnen seinerseits entgegenkommen. Und beide, Geld und Ware, Angebot und
Nachfrage, treffen sich bei dem Vermittler (Makler oder Kommissionär), also in
billigeren Räumen als es die Ladengeschäfte, die „Kauf- und Warenhäuser“ sind, auf
kürzerem Weg, als ihn der Handel heute einschlägt. Welche Riesensummen
verschlingt allein die Miete der Ladengeschäfte, wie viel Millionen die
„Spesen“ der Reisenden, welches Heer von Angestellten, welchen Prunk, welchen
Flitter, wie viel Millionen an Reklame erfordert der heutige Geschäftsbetrieb! Welcher
Trubel, wie viel Blendwerk, um dem Käufer den Verstand und die Kritik zu
umnebeln! Wie still, schlicht und geschäftsmäßig wird es da nach der Geldreform
bei dem kaufmännischen Vermittler zugehen. Der ganze Handel wird vereinfacht
und verbilligt werden, die heutigen Handelsspesen von 30 bis 50 Prozent des
Preises werden auf eine geringe Kommissionsgebühr für den Vermittler zusammenschrumpfen.
Es wird sich bald zwischen dem Publikum und dem Kaufmann (Vermittler) überhaupt
fast nur noch um Kommissionsgeschäfte auf Grund fester Bestellungen mit sofortiger
Barzahlung oder Vorausbezahlung handeln. Es leuchtet wohl ein, dass ein solcher
Handel nicht 30 bis 50 Prozent Spesen verursacht, sondern eher mit 3 bis 5 Prozent
erledigt sein wird.
Dieser Vorteil, der
im Jahr viele Milliarden - um die 40 Prozent der gesamten Warenproduktion! –
ausmacht, kommt dem Verbraucher oder den Ersparnissen der Konsumenten trotz
festbleibender Preise zugute, in Gestalt von Lohnerhöhungen, die sie als
Produzenten erzielen. Denn alle Konsumenten sind ja dann zugleich auch
Produzenten, auch die Kaufleute, Transportarbeiter und öffentlichen
Angestellten, Wissenschaftler, Künstler usw. gehören als notwendige Glieder der
Arbeitsteilung dazu. Das Verständnis und damit die Nachfrage nach Werken der
Kunst wird in einem so wohlhabenden Volk gewaltig steigen, sodass auch die
Kunst dann nicht mehr um Brot und Gunst zu betteln braucht.
(Anmerkung aus
„Profile der Zukunft – Über die Grenzen des Möglichen“ (1984) von Sir Arthur Charles
Clarke (1917 – 2008): „Die Schaffung von
Reichtum ist durchaus nichts Verachtenswertes, aber auf lange Sicht gibt es für
den Menschen nur zwei lohnende Beschäftigungen: die Suche nach Wissen und die
Schaffung von Schönheit. Das steht außer Diskussion – streiten kann man sich
höchstens darüber, was von beidem wichtiger ist.“)
Eine weitere
erfreuliche Nebenwirkung der Geldreform wird - wie bereits angedeutet - darin
bestehen, dass die Barzahlung an die Stelle der leidigen Pumpwirtschaft und des
Borge-Unwesens tritt, wodurch eine beträchtliche Menge von Buchungsarbeiten und
Verlusten vermieden wird, was wiederum den Produzenten (also allen) zugute
kommt. Das zahlreiche Handelspersonal wird in der Mehrzahl - als nunmehr
überflüssig - allmählich zur Produktion übergehen und so selbst Güter erzeugen,
statt wie heute notgedrungen den Arbeitsertrag der wirklichen Produzenten
schmälern zu müssen. Und wenn allmählich die Läden und die Lagerplätze der Händler
leer, alle Vorratskammern der Privathaushalte aber voll, wenn alle Speicher und
Lager der Fabriken und sonstigen Produzenten gefüllt sind, um auf absehbare
Zeit (je nach Art der Produktion) den voraussichtlichen Bedarf zu decken, wird
man - mit Ausnahme des für den täglichen Gebrauch bestimmten Bargeldes - alle
übrigen Geldüberschüsse an kreditwürdige Unternehmer, auf die Bank oder in die
Sparkassen geben; in die Industrie, den Handel, den Bergbau, die
Landwirtschaft, auf den Baumarkt - kurz, auf alle Gebiete des Wirtschaftslebens
wird sich aus den Ersparnissen des ganzen Volkes ein ununterbrochener Geldstrom
ergießen, den „Markt" mit Anlage suchendem Kredit „überschwemmen“. Aber
ebenso wenig wie auf dem Warenmarkt, kann auch hier dieser Überfluss noch
Unheil anrichten! Auch hier kann er nur noch befruchtend wirken, Segen stiften:
die Löhne herauf-, den Zinsfuß herabsetzen, wie ja natürlicher Weise immer aus
der Arbeit Segen, aus der Zirkulation Leben quillt und nur die Stockung, der
Stillstand, gefährlich ist. Je mehr gearbeitet wird, umso mehr kann verbraucht werden;
und je mehr verbraucht wird, umso mehr kann gearbeitet werden! So geht es ohne
Ende. Dies gilt sowohl für den Warenmarkt, als auch für den bisher so genannten
„Kapitalmarkt“. Und ist der Bedarf auf einem Gebiet voll und ganz gesättigt, so
wird man sich anderen, neuen Gebieten mit den erarbeiteten und ersparten Überschüssen
zuwenden, wird wirtschaftliches „Neuland" suchen. Wenn dann der Null-Punkt
des Zinses das erreichte volkswirtschaftliche Gleichgewicht zwischen Nachfrage
und Angebot auf allen Gebieten ausdrückt, so ist darin auch zugleich das Zeichen
allgemeiner Sättigung des Marktes zu erblicken. Ein Zinsfuß von Null-Prozent
ist die Grenze, wo eine echte Überproduktion, sowohl an Produktionsmitteln als
an anderen Arbeitsprodukten und Ersparnissen, beginnt.
2f) Wie die echte Überproduktion aussieht
Im Gegensatz zur
kapitalistischen - fälschlich sogen. „Überproduktion“ – wird die freiwirtschaftliche,
also die natürliche, echte Überproduktion, sobald sie sich zeigen wird,
bedeuten, dass das Angebot von zinsfreien Leihgütern jeder Art (Geld, Häusern,
Fabriken, Bergwerken, Verkehrsmitteln, Landwirtschaftsbetrieben usw.) größer
ist als die Nachfrage, dass alle übergenug haben: übergenug an
Produktionsmitteln, übergenug an allen Dingen, die sie zum Leben gebrauchen und
auf Grund ihres erhöhten Arbeitsverdienstes konsumieren können oder wollen.
Nicht in bankrotten Unternehmern, arbeitslosen und hungernden Arbeitern - wie
bisher - wird sich diese natürliche Überproduktion ausdrücken, sondern in
gefüllten Vorratskammern und Sparkassenbüchern, allgemeinem Wohlstand und
wirklichem Überfluss wird sie in Erscheinung treten, als ein Zeichen bisher
unerhörten Reichtums an Gütern aller Art.
Der öffentliche,
finanzielle Ausdruck einer solchen „Überproduktion an Ersparnissen“ wird darin
bestehen, dass der Zinsfuß international unter 0% sinkt. Die Sparer und
Darlehnsgeber erhalten dann also nicht nur keinen Zins, sondern müssen sogar ihrerseits
Zins bezahlen, resp. sich einen entsprechenden Abzug an ihren Spar-Einlagen und
Guthaben gefallen lassen. Dadurch werden natürlich sofort die psychologischen
und wirtschaftlichen Gegenwirkungen hervorgerufen, die ein Aufkommen des
negativen Zinses verhindern und ihn dauernd auf dem Nullpunkt festhalten werden.
Gerade diejenigen, die dann die größten Ersparnisse erzielt, also am meisten
gearbeitet und am wenigsten für sich verbraucht haben, werden nämlich durch
einen etwaigen negativen Zins am empfindlichsten getroffen. Je größer ihre
Spareinlagen, Guthaben, Geldforderungen oder sonstigen volkswirtschaftlichen
Vermögensanlagen sind, umso größerer Schaden wird ihnen durch den negativen
Zins drohen. Demgemäß werden sich diese wohlhabenden Arbeiter auch in erster
Linie und in stärkstem Maße bewogen fühlen, ihre ersparten Überschüsse nicht
mehr als volkswirtschaftliche Kredite in Umlauf zu setzen, sondern dieselben in
Zukunft möglichst privatwirtschaftlich, d. h. zu eigenem Verbrauch zu
verwenden. Die dadurch hervorgerufene Einschränkung des Kredites ist dann ganz
unbedenklich, denn sie wird ja nur die Tatsache ausdrücken, dass die Gesamtheit
der Arbeitenden so große Ersparnisse gemacht und in Unternehmungen aller Art
angelegt hat, das weitere Kredite nicht mehr unterzubringen - mithin
überflüssig sind. Wenn also das Erscheinen des negativen Zinses eines Tages der
Welt verkündet, dass die Volkswirtschaft bis auf weiteres überhaupt keiner neuen
Kredite mehr bedarf, so werden eben auch viele der bisherigen Geldgeber,
Sparer, Gläubiger usw. - um nicht an die Darlehnsnehmer und Schuldner noch obendrein
Zins zahlen zu müssen - ihre Kredite teilweise zurückziehen, ihre neuen
Ersparnisse aber gar nicht erst dem Darlehensmarkt zuführen, sondern sie für
sich selbst verbrauchen - oder überhaupt in Zukunft weniger arbeiten oder
weniger sparen.
Die bereits
Begüterten würden also in ihrem eigenen Interesse stets dafür sorgen müssen, dass
der negative Zins nicht in Erscheinung tritt. Die weniger Bemittelten, die noch
auf das Sparen angewiesen sind, werden dadurch immer in der Lage sein, ihre Ersparnisse
ohne Schaden anlegen zu können, bis auch sie nicht mehr zu sparen brauchen. So
wird schließlich ganz automatisch das ungesunde Anhäufen von Riesen-Vermögen an
bloßem Geldbesitz (Geldforderungen) in den Händen einzelner verhindert. Die
Menschen werden nicht nur leben, um zu arbeiten, sondern sie werden arbeiten,
um die Freuden und Annehmlichkeiten des Lebens zu verdienen. Man wird sich
früher zur Ruhe setzen, sich mehr seinen Kindern widmen, die Arbeitszeit
verkürzen und sich nebenbei nach Wunsch und Neigung betätigen. Wer sich bisher
mit einer Mietswohnung begnügte, wird seine überflüssigen Ersparnisse lieber in
einem schmucken Häuschen mit Garten anlegen, statt sie negativem Zins
auszusetzen. Das ganze Land wird überhaupt allmählich den Charakter einer
großen Gartenstadt von ungeheuren Dimensionen annehmen! Und wer bisher
vielleicht tüchtig gearbeitet und etwas übermäßig gespart hat – es sich nun
also leisten kann - der wird sich, um den negativen Zins zu vermeiden, dann
lieber für einen Teil seiner Ersparnisse ein Automobil, ein Kleinflugzeug oder
eine Segelyacht zulegen; vielleicht auch mit seiner Familie eine Weltreise unternehmen.
Während also heute
die so genannte „Überproduktion“ (die kein Überfluss ist) von Arbeitslosigkeit
und niedrigen Löhnen, von Not und Entbehrung begleitet ist, beruht die echte,
die natürliche Überproduktion auf einem wirklichen Überfluss an Ersparnissen
und verursacht daher Erholung, Luxus und Lebensgenuss für alle, die es durch Fleiß
und Sparsamkeit verdient haben.
Man sagt, dass ganze Erdteile, die heute von Millionen Menschen
bewohnt sind, in prähistorischen Zeiten unter Wasser gestanden hätten. Auch der
Kapitalzins setzt große Gebiete der Volkswirtschaft gleichsam unter Wasser.
Ihre Nutzbarmachung und Bearbeitung wird durch 4 bis 5 Prozent Zins ebenso
unmöglich gemacht, als wenn ein Landgebiet von einem 4 bis 5 Meter hohen
Wasserstand bedeckt ist.
Was muss z. B. heute
alles unterbleiben, weil es sich nicht „rentiert“ und was könnte morgen alles
in Angriff genommen werden, wenn es sich nicht zu rentieren, sondern nur die
Kosten, nur die Löhne zu decken brauchte! Durch die Freigeld-Reform wird, wie
am Schöpfungstage, „Land“ und „Wasser“ voneinander geschieden, und
wirtschaftliches Neuland hebt sich aus den sinkenden Fluten des Kapitalzinses,
groß genug, um alle „Überflüssigen“ und „Vielzuvielen“ aufzunehmen und
zukünftigen Generationen Arbeit, Existenz und Wohlstand zu gewähren.
Die Verwirklichung der
hier erläuterten Geldreform (konstruktive Geldumlaufsicherung) wird auch die
Durchführung der allgemeinen großen Grundbesitz-Reform (allgemeines
Bodennutzungsrecht) unabweisbar machen. Erst beide Reformen zusammen sind imstande,
das ganze arbeitlose Einkommen, die ganze Ausbeutung zu beseitigen und jedem
den vollen Arbeitsertrag zu verschaffen. Während die Geldreform durch
Beseitigung des Kapital-Zinses auf dieses Ziel hinführt, bewirkt die Grund- und
Bodenbesitz-Reform, dass das mit dem heutigen Privat-Grundbesitz
zusammenhängende arbeitlose Einkommen (also die Grundrente) an die
Allgemeinheit, die sie ja durch ihre Arbeit schafft, zu gerechter Verteilung
gelangt (durch Auszahlung als Kinderrente zu gleichen Teilen – so kommt sie
allen zugute, denn jeder ist einmal Kind). Damit wäre dann der große Wurf
gelungen, die Arbeit von allen Fesseln zu befreien und ihr den vollen Ertrag zu
sichern.
Möge diese Schrift
dazu beitragen, dass auch diejenigen, die aus purer Dummheit den Kapitalismus
erhalten…
…oder ihn gar zum
Staatskapitalismus ausbauen wollten,…
…einen wertvollen
zukünftigen Beitrag zum Aufbau der Zivilisation leisten werden:
Wer noch immer der Meinung
ist, der Himmel auf
Erden müsse irgendetwas anderes sein, muss auf den Jüngsten Tag vertröstet
werden, um sich des Besseren am eigenen Leibe belehren zu lassen.