Dienstag, 1. Januar 2019

Paradies ohne Erbsuende

"Nach katholischer Lehre besteht die Erbsünde im Zustand allgemeiner Heillosigkeit des Menschen und der Menschheit."
 
In völliger Naivität und Hilflosigkeit steht die halbwegs zivilisierte Menschheit noch immer einem Phänomen gegenüber, das schon vor einem Jahrzehnt vollständig erklärt war und genauso lange hätte überwunden sein können – wenn die eingebildete Angst vor dem "Verlust" der Religion nicht bis heute größer wäre als die zu erwartende reale Angst vor dem Untergang der Zivilisation. Kleine und größere Zusammenbrüche der Zivilisation hat es in der Menschheitsgeschichte viele gegeben, und in der Regel wurden sie von den Betroffenen nicht erwartet. Im Nachhinein erklären die heute in den Schulen verwendeten Geschichtsbücher auch nicht die Ursache, die tatsächlich immer die gleiche war: die in Genesis_3,1-24 mit genialen Metaphern exakt umschriebene Erbsünde. Die wesentliche Aufgabe der Religion war es, diese "Mutter aller Zivilisationsprobleme" aus dem Begriffsvermögen des arbeitenden Volkes auszublenden. Das ist ihr bis jetzt bravourös gelungen, sowohl bei den Kirchgängern als auch bei denen, die zumindest das schon als Zeitverschwendung erkannt haben. Der kurz bevorstehende Zusammenbruch der Zivilisation (Armageddon) wird der größte aller Zeiten sein und gleichzeitig der von den "Verantwortlichen" am wenigsten erwartete, denn echte Verantwortliche gibt es schon lange nicht mehr:
 
Armageddon ist das evident werden der globalen Liquiditätsfalle. Ursache und Wirkung wurden 1935 von John Maynard Keynes beschrieben. Allerdings war die ungeheure Dynamik dieses Prozesses damals noch nicht vorstellbar, denn heute wird der Zusammenbruch des globalen Geldkreislaufs wesentlich durch das Vorhandensein von 16.000 Atomsprengköpfen beschleunigt. In früheren Zeiten war der Krieg – zur umfassenden Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß anzuheben und damit das Geld wieder in Bewegung zu versetzen – die letzte Möglichkeit, um aus der Liquiditätsfalle heraus zu kommen. Heute ist diese "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" aufgrund der seit dem 2. Weltkrieg bestehenden atomaren Abschreckung verwehrt. Also wird in nächster Zukunft (vielleicht schon morgen) die Weltwirtschaft von einem Tag auf den anderen stillstehen - und allein die schnellstmögliche Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = Paradies ohne Erbsünde / Himmel auf Erden = Nachfrage äquivalent Angebot) kann den ansonsten unvermeidlichen Rückfall in die Steinzeit verhindern.
 
Glücklicherweise habe ich mir schon vor dem Jüngsten Tag (gesetzlich verbindliche Ankündigung der freiwirtschaftlichen Geld- und Bodenreform) genau überlegt, wie der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation zu verwirklichen ist, ohne dabei eine Katastrophe in der Katastrophe auszulösen. Anderenfalls hätte die halbwegs zivilisierte Menschheit keine Überlebenschance mehr, denn wer erst dann mit dem Denken anfängt, sobald die Katastrophe passiert, hat schon verloren. In diesem Sinne wünsche ich allen, dass das letzte Weihnachten das allerletzte war.
 

Stefan Wehmeier, 01.01.2019 


1 Kommentar:

  1. Dem Weihnachtswunsch kann ich mich anschließen. Über die Verwirklichung eines Beginns der Schöpfung, wie sie sein sollte mit einer Ordnung, die von jedem und für jeden das Beste will und dazu die geeigneten Mittel benutzt würde ich gern mehr wissen. Wenn die, die jetzt am Ruder sitzen, zumindest Ansatzweise den Eindruck vermitteln würden, sie suchten nach der Wurzel des Übels, dann wäre das ein Grund zur Hoffnung. Das ich mehr Unverständnis und Kritik für den Gedanken der Freiwirtschaft/Freigeld/Freiland finde muss mich da auch nicht wundern, doch eine friedliche Lösung ist in einer Demokratie nur zu realisieren, wenn sich Mehrheiten finden lassen. Es lassen sich aber aus denkenden Menschen derzeit keine Mehrheiten bilden, die Dummen sind klar in der Überzahl. Das Gefühl der Ohnmacht wiegt schwerer als das der Einsamkeit, einen Funken Hoffnung werde ich immer bewahren.

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