Montag, 1. Januar 2018

Die Rolle des Geldes


Der folgende Vortrag aus dem Jahr 1913 hat heute nichts an Aktualität verloren, denn es wird noch immer ein fehlerhaftes Geld (Zinsgeld) benutzt, das gänzlich unreflektiert dem Edelmetallgeld der Antike nachgeäfft wurde, und die allgemeine Unwissenheit über das Geld ist grenzenlos. Wenn wir unfähig bleiben, diesen in rein technischer Hinsicht einfachen Fehler zu beheben, wird die halbwegs zivilisierte Menschheit sehr bald aufhören zu existieren, weil der Krieg – zwecks umfassender Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten – nur solange der Vater aller Dinge sein konnte, wie es noch keine Atomwaffen gab!


Die Rolle des Geldes in den Geschicken der Völker

Das Arbeitsprodukt kennzeichnet den Menschen, das Volk, das Zeitalter. Eine Steinaxt sagt uns mehr von unseren Vorfahren als der besterhaltene Schädel. Wie wenig wüssten wir von der Biene, wenn wir sie nicht bei der Arbeit, wenn wir nur ihren anatomischen Bau sähen.
     Der Mensch und sein Arbeitsprodukt fördern sich gegenseitig, stehen in Wechselbeziehung zueinander. Der Mensch schuf die Steinaxt und mit der Axt in der Hand war der Mensch ein neues, höheres Wesen.
     Die Technik der Arbeit setzt bestimmte Materialien voraus, die man nicht überall findet, dazu eine gewisse Übung und Erfahrung und sehr oft eine spezielle Kunstfertigkeit, die bei den einzelnen Menschen für die einzelnen Arbeiten sehr ungleich verteilt ist. Diese Umstände führen zur Arbeitsteilung. Je höher entwickelt die Arbeitsteilung, umso mehr Förderung erhält das Arbeitsprodukt und rückwirkend der Arbeiter selber, der Mensch.

Die Arbeitsteilung erzeugt Waren, die sich von den sonstigen Gebrauchsgütern dadurch unterscheiden, dass sie ihren Verfertigern unmittelbar nutzlos sind und nur als Tauschgut gebraucht werden können.
     Der Austausch der Produkte der Arbeitsteilung ging ursprünglich auf dem Wege des Tauschhandels vonstatten, der aber bei einer gewissen Entwicklung der Arbeitsteilung versagt und der Geldwirtschaft Platz machen muss, falls der Handel und die von ihm abhängende Arbeitsteilung sich weiterentwickeln sollen.
     Als Vorbedingung des Tausches und als Voraussetzung entwickelter Arbeitsteilung bildet das Geldwesen die wahre Grundlage unserer Volkswirtschaft, unserer Kultur. Beseitigt man das Geld, so werden der Austausch der Produkte und die Arbeitsteilung unmöglich und alles, was darauf gebaut ist, stürzt zusammen.

Es genügt freilich nicht, dass irgendwo in Kellern der Banken, in den Geldschränken Privater Geld vorhanden sei, damit wir uns des Geldwesens erfreuen. Das Geld muss rollen, umlaufen, von Hand zu Hand gehen. Geld, das nicht umläuft, sagte darum schon der weise Hume, ist für die Volkswirtschaft gleichbedeutend wie verlorenes, vernichtetes Geld. Alle Räder stehen still, sobald das Geld still steht! Die Räder und das Geld rollen entweder zusammen oder beide stehen still. Das „Rollen“, das ist die Aufgabe, die sowohl die Räder wie auch das Geld zu erfüllen haben. Aber wir werden sehen, dass das Geld nicht ein einfaches Rad in dem volkswirtschaftlichen Getriebe ist, sondern das Treib-, das Motorrad, das die ganze Geschichte in Bewegung setzt und erhält.

Wie wichtig die Rolle ist, die das Geld in der Volkswirtschaft spielt, erkennt man wohl am besten daran, dass alle, die es verfluchen, gleichzeitig anerkennen, dass es unentbehrlich ist. Lykurg z. B. war dem Geldwesen sicherlich nicht gewogen. Er reformierte es auf seine Weise, aber er vermochte es nicht zu beseitigen. Die Erfinder aber von neuen, geldlosen Wirtschaftsordnungen strandeten bisher regelmäßig an den Klippen Utopias. Immer haben sie zugeben müssen, dass für die geldlose Wirtschaftsordnung (die kommunistische, anarchistische, sozialistische, marxistische) ein Menschenschlag vorausgesetzt wird, der ganz erheblich von den heutigen Menschen in sozialen Eigenschaften abweicht. Eine geldlose Wirtschaft bedingt, dass entweder jeder durch die Anziehungskraft der Arbeit oder durch behördlichen, gesellschaftlichen Zwang zur Arbeit verleitet wird und dass jedem die Bedarfsgüter behördlich zugewiesen werden.

In der Geldwirtschaft dagegen regelt sich Konsum und Produktion automatisch. Waren, die im Übermaß erzeugt werden, gehen im Preis zurück und das ist für die Produzenten das Zeichen, dass sie die Produktion einzuschränken haben. Umgekehrt, wenn es an Waren einer bestimmten Gattung fehlt, so ziehen die Preise dieser Waren an und die Preissteigerung gibt den Antrieb zur Vergrößerung der Produktion. So braucht sich der Staat nicht um die Produktion der Waren zu kümmern. Die Kommunisten und anderen Gegner der Geldwirtschaft sind auch Gegner staatlicher Eingriffe, sie wollen den Staat möglichst vereinfachen. Die Beseitigung der Geldwirtschaft würde aber dem Staat eine neue, ungeheure Aufgabe aufbürden, eine Aufgabe, die an Umfang und einschneidender Bedeutung alles in den Schatten stellt, was wir bisher dem Staat aufgebürdet haben.
     Die Geldwirtschaft schafft alle Produkte dort hin, wo sie am meisten begehrt werden. Kommen Störungen vor, sogenannte Krisen, in denen man gleichzeitig von Hunger und Überfluss (Überproduktion) spricht, so sind diese nicht auf das Prinzip des Geldes zurückzuführen, sondern auf Fehler unseres, des herkömmlichen Geldes. Ähnlich wie ja auch die Entgleisungen der Eisenbahnzüge nicht dem System, sondern der mangelhaften Ausführung des Bahnbaues zugeschrieben werden. Diese Fehler müssen wir beseitigen. Das Geldwesen aber der Krisen wegen beseitigen wollen, hieße das Eisenbahnwesen eines betrunkenen Weichenstellers wegen abschaffen. Natürlich, die Fehler unseres Geldwesens fallen umso mehr auf und machen umso mehr böses Blut, je wichtiger die Rolle ist, die das Geld in der Volkswirtschaft spielt. Der Sprung eines Radreifens im Eisenbahnzug hat auch eine ganz andere Bedeutung als bei einem Lastwagen. Eine fehlerhafte, liederliche Eisenbahnverwaltung könnte unsere Volkswirtschaft zugrunde richten, und das gleiche ist der Fall mit dem Geld.

In sozialistischen Kreisen bespricht man oft den Vorschlag, das Geld durch Arbeitszettel zu ersetzen. Man denkt sich die Sache so, dass der Staat (der sonst doch verfluchte Staat) zum einzigen Käufer und Verkäufer der Waren gemacht wird. Die Produzenten liefern ihre Waren in den Staatsspeichern ab und erhalten dafür nach einem Tarif Arbeitszettel, die in den Staatsspeichern zum Bezug von Waren nach einem ebenfalls vom Staat aufgestellten Tarif berechtigen. Jeder Handel fällt weg. Wer mit dem Tausch unzufrieden ist, muss sich mit einer Klage an die Einschätzungsbehörden wenden! Da nun aber die Unzufriedenheit sich ganz natürlich dort einstellt, wo „geschätzt“ wird, insofern, als jeder sein Produkt höher als die der anderen zu schätzen geneigt ist, wird sich jeder ganz regelmäßig übervorteilt glauben und so wird man diesen Zustand bald unerträglich finden.

Bei unserem auf dem Geldwesen errichteten Verteilungssystem laufen beim Staat überhaupt keine Klagen über diese Dinge ein. Das kommt daher, dass unser Geld ganz und gar von jenen Arbeitszetteln verschieden ist, ja überhaupt in keinem Punkt damit verglichen werden kann. Zug um Zug werden die Preise zwischen Käufern und Verkäufern selbständig und selbstverantwortlich verhandelt. Alle Differenzen in der Qualität der Waren, in der Lieferfrist, in den Ortsverhältnissen werden unmittelbar beim Tausch gegen Geld geschlichtet. So, dass tatsächlich der endgültig verabredete Preis den selbst gefällten Schiedsspruch in sich birgt über all das, was Käufer und Verkäufer an ihren Tauschprodukten auszusetzen haben.

Das Geldwesen wirkt für den Staat also sozusagen als Prellbock gegen eine schier endlose Flut von Beschwerden aller Art, womit die unzufriedenen Menschen sonst den Staat Tag für Tag überschwemmen würden, falls wir den Staat mit der Verteilung der Arbeitsprodukte beauftragen wollten. Wir können den jetzigen Staatsbetrieb in vieler Hinsicht vereinfachen, aber die Abschaffung des Geldes nach sozialistischem Vorschlag wäre keine Vereinfachung des Staates, sondern die größte staatliche Machtentfaltung, die sich überhaupt vorstellen lässt. Die Geldwirtschaft hat eben das Gute, dass sie alle Meinungsverschiedenheiten über die Waren, die ja niemals gleichmäßig ausfallen und für deren Beschaffenheit es gesetzlich brauchbare Maßstäbe nicht gibt, unmittelbar von den Interessenten schlichten lässt und dass es keine Berufung dagegen gibt. Können sich die Parteien nicht einigen, so geht jeder seinen Weg. Wie würde man behördlich den Preis eines Bildes, eines Buches, einer politischen Zeitung einschätzen?
     Das Geld ist eine großartige Erfindung. Man sagt, dass man die Arbeiten der Hausfrau dann am besten einzuschätzen lernt, wenn sie nicht gemacht werden. Dasselbe würde man auch beim Geld beobachten. Man sieht in der Regel auf der Arbeitsstätte des Geldes keine Funken stieben, keinen Staub und Hobelspäne. Aber entferne man das Geld nur kurze Zeit, dann werden wir Funken stieben sehen, dann werden wir sehen, wie die ungeheure Not die Völker gegeneinander führen wird.

Man sagt, dass das Geld die Kriege führt, dass zum Krieg drei Dinge nötig sind, Geld, Geld und wieder Geld. Aber ich glaube, dass, wenn die Völker immer das zur Aufrechterhaltung der Arbeit, des Handels und des Verkehrs nötige Geld gehabt hätten, manche Kriege, vielleicht die meisten nicht geführt worden wären. Die Arbeit nährt die Menschen zweifellos mit weniger Mühe als der glücklichste Eroberungskrieg. Eine blühende Volkswirtschaft erzeugt überall eine friedliche Stimmung. Nachbarvölker, die alle Hände voll zu tun haben, um die mit dem Wohlstand zusammen wachsenden Bedürfnisse zu befriedigen, werden auch gut Kirschen miteinander essen. Alle Zankäpfel erscheinen ihnen süß und wohlschmeckend. Aber wenn die Volkswirtschaft unbefriedigend ist, wenn der Absatz fehlt, wenn Arbeiter in Massen feiern, wenn die Unternehmer und Kaufleute die Bilanzen mit Defizit abschließen und die staatlichen Einnahmequellen versiegen! Dann erscheint jedem Volk das eigene Feld zu klein und schlecht, das der Nachbarn übermäßig groß und fruchtbar. Dann glaubt man, es wären zu viele Menschen da und das beste wäre, in einem großen Kladderadatsch die Zahl auf das Niveau der Subsistenzmittel herabzudrücken, dann findet auch der König immer unter den Massen, die das Hundeleben satt haben, die nötigen „Hunde, die nicht ewig zu leben wünschen“ und freudig sich in den Tod führen lassen. Im Einzelfall lässt sich freilich ohne umfassende Untersuchungen nicht leicht der dokumentarische Nachweis führen, dass Krieg und Frieden derart stark mit den Zuständen im Geldwesen verknüpft sind. Vergleiche man aber z. B. unsere neuere deutsche Politik mit unseren wirtschaftlichen Zuständen und man wird manche Andeutung für die Richtigkeit dieser Behauptung finden. Bis 1887 etwa war die Volkswirtschaft in Deutschland im höchsten Grade unbefriedigend. Wegen ungenügender Geldzirkulation gingen die Preise ständig abwärts, was für alle Unternehmer und Kaufleute ja gleichbedeutend mit Defizit ist. Von da ab Hebung der Preise infolge der afrikanischen Goldfunde und eine auffällige Besserung der Verhältnisse auf der ganzen Linie.

Dieser verschiedenen Entwicklung entsprach auch die deutsche Politik. Bis 1887 der Wunsch nach territorialer Ausdehnung, der sich in den kolonialen Erwerbungen betätigte. Daneben der Wunsch, den heimischen Unternehmungen wenigstens den heimischen Markt als Absatzgebiet zu sichern, was man durch die sogenannte „Schutzzollpolitik“ zu erreichen suchte.
     Seitdem flaut das Interesse an Gebietserweiterungen ab, man findet in Deutschland und im Ausland Absatz genug für unsere Produkte und mit Ausnahme der Grundrentner (Agrarier) verlangt niemand mehr nach Schutz und Zöllen. Wir finden im eigenen Land ein schier unbegrenztes Absatzgebiet für unsere Industrie und mit dem Ausland entwickelt sich der Handel so gesund – den Zöllen zum Trotze –, dass keiner noch an Erweiterung unserer Staatsgrenzen denkt. Und das stimmt uns friedlich, wie wir das wieder kürzlich in der Marokko-Affäre gezeigt haben. Wenn jene Händel in die Zeit vor 1890, also vor den afrikanischen Goldfunden, in die Zeit des wirtschaftlichen Niederganges gefallen wären, so hätten wir Marokko vielleicht nicht so leichten Herzens fahren lassen. Wir hätten es als Ansiedlungsland für die Arbeitslosen vollkommen für uns beansprucht. Jetzt erscheint uns Marokko, erscheinen uns die Kolonien überhaupt von untergeordneter Bedeutung, weil wir Arbeit im eigenen Land und keinen Mann für Kolonisation übrig haben. Dank den durch das afrikanische Gold in der ganzen Welt geschaffenen günstigen Konjunkturen ist der Absatz sogar größer als die eigene Produktionsfähigkeit, denn wir nehmen noch fremde Arbeiter in großen Massen auf (in Preußen allein fast 1 Million).
     In seiner Geschichte des deutsch-französischen Krieges sagt Moltke: „Überhaupt ist es nicht mehr der Ehrgeiz der Fürsten, es sind Stimmungen der Völker, das Unbehagen über einen Zustand, das Treiben der Parteien, besonders ihrer Wortführer, welche den Frieden gefährden.“ Versiegen aber eines Tages die Geldquellen Afrikas und haben wir uns für diese Möglichkeit nicht vorbereitet, gehen die Preise wegen ungenügenden Geldangebots wieder abwärts, wie in der Zeit von 1873–1887, dann wird man wieder von Übervölkerung sprechen, die Auswanderung wird wieder den früheren Umfang annehmen, und dann wird man der Regierung Vorwürfe wegen Marokko machen.

Es ist eine Tatsache, die noch wenig bekannt und noch weniger gewürdigt ist, die aber besonders grelles Licht auf die alles überragende Bedeutung des Geldwesens wirft, nämlich dass die Goldproduktion und der Stand der Preise im umgekehrten Verhältnis zur Auswanderung stehen.
     Je weiter in Deutschland die Warenpreise wegen Geldmangel zurückgingen, desto größer war die Auswanderung. Jetzt wo die Welt in Gold schwimmt, und alle miteinander über die „Teuerung“ schimpfen, ist die Auswanderung sogar geringer als die Ein- und Rückwanderung. Von 1900 ab ist die Goldproduktion weiter ständig gestiegen. Sie beträgt heute über 700.000 Kilo. Die Auswanderung dagegen ist von 2,31 ‰ der Bevölkerung im Jahre 1892 auf 0,35 ‰ im Jahre 1911 gesunken und ist wahrscheinlich heute geringer als die Ein- und Rückwanderung.
     Wer nichts vom Geldwesen versteht, wird sich sagen, hier liege ein Widerspruch vor, es müsse sich umgekehrt verhalten, dass niedrige Preise, die der Laie mit wohlfeilen Preisen zu verwechseln pflegt, die Bürger anziehen, hohe Preise, die man noch allgemein mit Teuerung bezeichnet, sie aber zur Auswanderung verleiten müssten.

In diesem Verhältnis der Preise zur Auswanderung spielt nicht etwa der Zufall mit. Der ursächliche Zusammenhang ist leicht zu finden, wenn man bedenkt, dass niedergehende Preise den Verkaufspreis der Waren unter den Einstandspreis drücken, wodurch der Handel, der kaufmännische Austausch der Arbeitsprodukte, rechnerisch unmöglich gemacht wird, was zur Einstellung der Arbeit führt.

II.

Wie hoch man auch die Bedeutung, die das Geld für die Geschichte der Völker hat, einschätzen mag, – man wird sie kaum überschätzen können. Und wenn Männer, die sich das Ding genauer angesehen haben, die Behauptung aufwerfen, daß die antiken Staaten an den Mängeln ihres Geldwesens zugrunde gingen, so braucht uns das durchaus nicht zu überraschen. So schrieb der schottische Geschichtsschreiber Archibald Alison vor etwa 100 Jahren schon:

„Es war ein Rückgang in der Produktion der Geldmetalle, der gerade zu der Zeit einsetzte, als die Siege der Legionen und die Weisheit der beiden Antonius (86–166 n. Chr.) dem Reich Sicherheit und Frieden gegeben und damit Reichtum und Macht verliehen hatten, der den Untergang dieses durch militärische Kraft, gesetzgeberische Weisheit und kluge Verwaltung aufgerichteten Reiches vorbereitete und durchführte. Dieser Rückgang in der Produktion der Geldmetalle, zusammen mit dem Verschleiß und Verlust des Geldes in den Kriegen war so bedeutend, dass das zu Augustus Zeiten vorrätige Geld wahrscheinlich auf ein Zehntel zusammengeschrumpft war. Der Wert des Geldes (also Rückgang der Preise) stieg infolge der Erschöpfung der spanischen Silberminen ununterbrochen, wodurch die Arbeiterklassen in immer ärgere Abhängigkeit von den Geldkapitalisten gerieten, während die Klasse der Schuldner (heute Agrarier genannt) durch die steigende Last der in Geld durch Gewohnheit, Gesetz und Vertrag festgelegten Schulden erdrückt wurde.“

Auch der deutsche Geschichtsschreiber Jacobs (gest. 1847) war zu gleicher Ansicht über die Ursache des Unterganges Roms gekommen. In neuerer Zeit vertraten u. a. Delbrück in Deutschland, Francis Walker in Amerika, Salvioli in Italien diese Anschauung. Sombart z. B. sagt: Mir ist kein großer wirtschaftlicher Aufschwung bekannt, der nicht auf eine vermehrte Goldproduktion zurückzuführen ist.
     In der Behauptung, dass das stolze Römerreich an der Geldschwindsucht zu Grunde ging, liegt für den, der sich die Mühe gegeben hat, ein klares Bild von der Bedeutung zu gewinnen, die das Geldwesen für die Volkswirtschaft hat, durchaus nichts absonderliches.
     Die Größe und Macht Roms beruhte nicht etwa, wie man noch vielfach annimmt, nur oder hauptsächlich auf seiner militärischen Kraft. Die militärische Gewalt ist die Grundmauer des Römerreiches gewesen, aber was auf diesem Fundament errichtet wurde, war das Produkt fleißiger, zäher, intelligenter, bürgerlicher Arbeit – technische Arbeit, kaufmännische Arbeit, wissenschaftliche Arbeit. Die militärische Gewalt ist ja an sich völlig unfruchtbar. Die Römer brachten in die eroberten Länder ihre Kultur, geordnete Verwaltung, Recht und Sicherheit und vor allen Dingen die Voraussetzung der Arbeitsteilung – das Geld, gemünztes, zweckmäßiges Geld, wodurch eine exakte Verrechnung, Handel und Industrie überhaupt erst ermöglicht wurden. Dort, wohin das Geldwesen der Römer gelangte, entwickelte sich mit dem dadurch ermöglichten Austausch der Produkte die Arbeitsteilung, die Mutter aller Kultur, die Schöpferin des Wohlstandes. Und dieser durch das römische gemünzte Geldwesen gezeugte Wohlstand, der Handel war es, der die eroberten Gebiete mit Rom verband, der die Völker mit dieser Fremdherrschaft versöhnte, ähnlich wie der „Code Napoleon“ die französische Herrschaft am Rhein mehr befestigte, als die Bajonette. Ganz unzweifelhaft hat der Stempel der römischen Münze zur Macht des Römerreiches, zur Kohäsion seiner Bestandteile ungleich mehr beigetragen, als das Messer der Soldaten.

Aber wie der Bäcker nur so lange Brot backen kann, als wie das Mehl nicht fehlt, so konnten auch die Römer nur so lange Münzen prägen, also Geld fabrizieren, wie der Rohstoff dazu nicht fehlte. Und das war es eben, was sich damals im Römerreich zutrug; der Rohstoff zur Herstellung des Geldes begann zu fehlen. Die Münzstätten wurden stillgelegt, weil die Silberbergwerke, namentlich die früher sehr ergiebigen spanischen Silbergruben, erschöpft waren und weil auch die kriegerischen Raubzüge keinen Geldstoff (Gold und Silber) mehr einbrachten.
     Was würden wir in Deutschland anfangen, wenn die Goldminen in Afrika versiegten und unsere Münzstätten stillgelegt werden müssten, wegen Mangel an Rohmaterial? Vielleicht würden wir Papiergeld machen, aber sicher ist das noch durchaus nicht. Im deutschen Reichstag sitzt nicht einer, der Papiergeld zu machen versteht, nicht einer der überzeugt ist, dass man aus Papier überhaupt Geld machen kann. Die Reichsbankdirektoren verstehen es auch nicht, und unsere sogenannten „Sachverständigen“ in Währungsfragen, die Bankiers, sind dem Papiergeld direkt feindlich gesinnt. Die deutsche Wissenschaft erklärt sogar, die Idee des Papiergeldes sei eine „ökonomische Irrenidee“ (E. Dühring)!
     Wenn wir uns also, wie die Römer es taten, ohne Geld behelfen wollten, so wäre das ebenso unser Untergang, wie es der Untergang Roms gewesen ist. Mit dem Zusammenschrumpfen ihrer Geldbestände schränkten die Römer die Industrie, den Handel, den Verkehr ein. Statt für den Markt, in der Arbeitsteilung, Waren zu produzieren, suchten alle das, was jeder persönlich brauchte, persönlich herzustellen, so gut es ging, so gut man die Rohstoffe in der Umgebung vorfand. Die Römer kehrten zum Tauschhandel zurück, zur Wirtschaftsverfassung der Barbaren, und es dauerte gar nicht lange, da entsprach auch ihre Macht und Kultur der der Barbaren. Mit einem so verarmten Volk, ohne Arbeitsteilung, ohne Industrie, ohne Handel, ohne Geld, kann man kein Weltreich zusammenhalten. Roms Macht war auf dem Geldwesen, auf der Arbeitsteilung aufgebaut. Sie brach zusammen, als diese Grundlage fehlte.
     Ohne unser Geldwesen, ohne die darauf gegründete Industrie – wie bald wären wir zum Bettlervolk herabgesunken! Geradeso erging es Rom.

Man hat ja viele Erklärungsversuche für den Untergang so vieler antiker Reiche. Aber keine dieser Erklärungen erscheint so zwingend wie diese, sobald man gelernt hat, die Bedeutung des Geldes richtig einzuschätzen.
     So sagt man u. a. die Germanen hätten das Römerreich zugrundegerichtet, weil nach ihrem Einfall man nichts mehr von Kultur bemerkte und bald unwissende Barbarenkinder die Geisen auf den Trümmern römischer Städte hüteten. Waren etwa die Germanen nicht kulturfähig? Das wird wohl niemand behaupten. Aber was konnten die Germanen gegen das große Weltunglück, gegen die Erschöpfung der spanischen Silberbergwerke ausrichten! Ohne Geld kein Handel, keine Arbeitsteilung, also mussten auch die Germanen die Volkswirtschaft der Barbaren fortführen – und das war der Untergang Roms.
     Den unmittelbaren Beweis dafür, dass Rom an seinem Geldwesen zugrunde ging, liefert uns die Tatsache, dass, sobald wieder Geldstoff gefunden wurde und Geld verfertigt werden konnte, auch sofort die unter der Asche glimmenden Funken der antiken Kultur zu hellen Flammen aufloderten. Die Renaissance, die Wiedergeburt der antiken Kultur nach anderthalbtausendjähriger kultureller Eiszeit fällt zusammen mit der Wiederinbetriebsetzung der Geldfabriken, mit den aus dem neuen Kontinent ankommenden Gold- und Silbermassen. Ansätze zur Renaissance hat es ja immer gegeben, aber es fehlte die Vorbedingung jeder Kulturentfaltung, es fehlte das Tauschmittel, das Geld, welches allein die Arbeitsteilung, den Handel, den Verkehr ermöglicht. Aber von dem Augenblick an, wo Geld wieder unter die Leute kam – da wurde es lebendig, überall, in allen Ländern, in allen Köpfen. Da wurde gedichtet, gemalt, gemeißelt, gebaut. Da befuhr man wieder die Meere, da wurde auch der Boden vorbereitet für die Reformation.

Ist es nicht merkwürdig und symptomatisch für die Ursache der Renaissance, dass Luthers Wiege ausgerechnet am Rande eines der wenigen Silber-Bergwerke stehen musste, die im Mittelalter den Rohstoff für die spärliche Geldfabrikation lieferten? Viele Zeitungen und Kalender bringen die Jahreszahlen merkwürdiger Begebenheiten. Wie außerordentlich selten sind dort Begebenheiten verzeichnet, aus der Zeit vor der Entdeckung Amerikas! Als ob bis dahin Europa geschlafen hätte. Es ist dies so auffällig, dass man die Entdeckung Amerikas direkt als Abschluss des Mittelalters bezeichnet und den Anbruch der neuen Zeit mit der Entdeckung Amerikas zu erklären versucht hat. Aber es ist wirklich nicht einzusehen, welchen Einfluss Amerika als Land, von armseligen Jägervölkern bewohnt, auf Europa in kultureller Beziehung hätte ausüben können. An Land, an Fläche, fehlte es uns damals doch nicht. Afrika war ja da und Asien. Aber aus Amerika kam der Geldstoff, Silber und Gold, und das brachte uns die Renaissance.
     Man sagt auch, die Renaissance wäre auf die Erfindung der Buchdruckerei zurückzuführen. Aber die Griechen und Römer waren ohne Druckerei ausgekommen. Die Druckerei gehört außerdem zum System der Arbeitsteilung und bedarf des Geldwesens zu ihrer Entfaltung. Ohne das amerikanische Silber wäre darum Gutenbergs Erfindung höchstwahrscheinlich wieder verloren gegangen, wie unzählige Erfindungen wohl aus dem gleichen Grund verloren gegangen sein mögen. Die Chinesen kannten ja die Druckerei 1000 Jahre vor uns, ebenso auch das Pulver, das Papier und viele andere wichtige Dinge. Aber alle diese Dinge genügten nicht. Es fehlte den Chinesen die Voraussetzung der Kultur, des unaufhaltsamen Fortschritts auf breiter Grundlage, es fehlte der Motor der Volkswirtschaft, es fehlte das Geld. Und weil es den Chinesen bis in die jüngste Zeit an gemünztem Gelde fehlte, harren die Chinesen auch heute noch auf ihre Renaissance.
     Und sie werden noch lange darauf warten müssen, wenn sie fortfahren die Hausgötter aus demselben Stoff herzustellen, der ihnen in der Barrenform als Tauschmittel dient, dem Silber. Gehen die Geschäfte gut, verkaufen die Chinesen ihre Produkte, so benutzen sie das erhaltene Silber zur Vergrößerung ihres Hausgottes, d. h. sie vernichten das Tauschmittel, dem sie den Verkauf ihrer Produkte verdankten. Gehen aber die Geschäfte schlecht, so suchen sie erst recht alles Silber, dessen sie habhaft werden können zu demselben Zweck, um die Macht ihres Hausgottes zu vergrößern, von dem sie ja eine Besserung des Geschäftsganges erwarten. Je schwerer der Götze, desto stärker ist er. Unter solchen Umständen ist es ja klar, dass die Chinesen niemals einen ausreichenden Geldumlauf haben können. Hier könnte tatsächlich nur die Papierwährung helfen. Sie können dann ihren Göttern so viel Silber opfern wie sie wollen, dem Handel könnte diese Sitte unter der Papierwährung ebenso wenig schaden, wie wenn sie ihre Götter mit Seide bekleiden oder sie in Teewasser badeten. Ähnliche Verhältnisse werden in Europa ja auch durch den Kirchenkult geschaffen. Die goldenen Monstranzen, Opferbecher usw. haben ihr Gold in der Regel dem umlaufenden Geld entzogen. In Spanien sah ich ein Madonnenbild mit unzähligen silbernen und goldenen Gliedmaßen behangen, die für die Heilung erkrankter gleicher Glieder da geopfert wurden. Man berechnete das Gewicht dieses dem Geldumlauf entzogenen Silbers auf 10 Zentner. Den gleichen Einfluss auf den Geldumlauf hat die Juwelier-Industrie. Auch der Juwelier wirft das Geld, das er für die verkaufte goldene Kette erhält, in den Schmelztiegel, um Ersatz für das Verkaufte zu schaffen. Je wohlhabender das Volk ist, umso mehr Geld schmilzt es zu Schmuckgegenständen ein. Der Wohlstand des Volkes ist aber eine Folge der Arbeit, die Arbeitsteilung des Geldes. So dass man also tatsächlich von dieser Doppelverwendung des Goldes, als Geld und als Material der Juwelierindustrie, immer zu gewärtigen hat, dass der Wohlstand den Ast absägen wird, auf dem er gewachsen ist. Aber warum so weit zurück in die Geschichte und in ferne Länder schweifen um an Beispielen zu zeigen, welche entscheidende Macht das Geld auf die Geschicke der Menschheit ausübt? Wir haben ja in unserem eigenen Land alles was nötig ist, um uns in dieser Beziehung die Augen zu öffnen. Betrachten wir z. B. einmal den Einfluss genauer, den jene berühmten 5 Milliarden Franken ausübten, die Bismarck dem zu Boden gestreckten Feind abzunehmen für gut befand und womit er sein Volk sicherlich zu beglücken hoffte. Und es herrschte ja damals in Deutschland wirkliche Freude über diesen Kriegsplunder, namentlich auch an der Börse.

III.

Was mochte wohl damals unseren Generälen durch den Sinn gegangen sein, als sie so viel Gold (ca. 11/2 Millionen Kilo) von den Franzosen forderten und dies durch die von Frankreich überwiesenen Auslandswechsel nach Deutschland importierte Gold zum großen Teil in deutsche Währung umprägten? Nach welcher Geldtheorie richteten sich dabei diese Soldaten? Wie kamen sie und ihre Ratgeber, die „Sachverständigen“ in Währungsangelegenheiten, auf den drolligen Gedanken, dass der Geldumlauf in Deutschland plötzlich zu verdoppeln sei? Fehlte es denn vorher speziell in Deutschland an Geld, an Tauschmitteln? Das widerspricht aber der Theorie der Metallwährung, denn diese sagt, dass sich das Gold automatisch über alle Länder verbreitet, dass das Gold, das man künstlich dem einen Land entnimmt, um es in ein anderes überzuführen, die Handelsbilanz im Sinne einer automatischen Wiederherstellung des Gleichgewichts beeinflusst, d. h. also, dass die 5 Milliarden gesetzmäßig und automatisch die wirtschaftlichen Zustände schaffen mussten, die sie über kurz oder lang wieder ins Ausland abstoßen würden! Wusste das Bismarck? Und wenn er es wusste, hat er bedacht, was ein solcher brutaler Eingriff in die Geldwirtschaft eines Landes bedeutet? Eine Vermehrung des Geldes kann ja unter Umständen wünschenswert sein, sie kann auch absolut notwendig sein, wie wir das am Untergang Roms gesehen haben, aber bei der internationalen Natur des Metallgeldes muss diese Vermehrung auch eine internationale sein, sonst schadet sie mehr als sie nützt. Eine Vermehrung des Geldbestandes hat immer dieselbe Wirkung, sie treibt die Preise in die Höhe. Ist die Geldvermehrung eine nationale, d. h. also nur einseitige, so wird das Gleichgewicht der internationalen Warenpreise gestört und damit werden alle Handelsverbindungen zerrissen. Der Export wird unmöglich, der Import erleichtert auf Kosten der heimischen Industrie. War es nun das, was Bismarck mit den französischen Milliarden bezweckte. Wollte Bismarck mit der Einfuhr jenes Kriegsplunders die deutsche Auswanderung fördern? Er sagte doch selbst, dass wir entweder Waren oder Menschen ausführen müssten und die Ausfuhr deutscher Erzeugnisse erschwerte er doch mit den Milliarden ganz außerordentlich!
     Höchstwahrscheinlich hat Bismarck nie so weit gedacht. Er liebte es nicht, sich mit den Währungsfragen zu befassen, und zog es vor, diese seinen Bankiers zu überlassen. Soll er sich doch zuerst bei Bleichröder erkundigt haben, wie viel Geld man wohl den Franzosen abnehmen könnte.
     Ob nun diese Bankiers, die Bismarcks Privatgelder verwalteten, auch solche ahnungslosen Engel waren? Ob diese wenigstens wussten, was man zu erwarten hat, wenn der Geldumlauf plötzlich in solch wahnsinniger Weise vermehrt wird? Ob die Ratgeber Bismarcks in Währungsfragen, von denen doch mancher die Wirkung einer Geldvermehrung durch seine Handelsbeziehungen mit Russland und Österreich kannte, diese Kenntnisse nicht an den deutschen Börsen ausnutzten? Große Profite, Differenzen sind damals an den deutschen Börsen eingestrichen worden. Die bluttriefenden Milliarden haben sich in Differenzen aufgelöst, sind in den Händen der Börsenleute hängengeblieben.
     War es nun das, was man mit dem Milliardenplunder bezweckte? Da es keinen vernünftigen Grund für eine solche lustige Währungspolitik, solch wahnsinnige Geldvermehrung gibt, so ergeht man sich in vielleicht unvernünftigen Vermutungen. Oder waren damals Bismarck und sein König wirklich so naiv, dass sie glaubten, eine Vermehrung des Geldbestandes bedeute an und für sich eine Bereicherung des Landes? Steckten unsere führenden Staatsmänner damals noch etwa im Sumpf der Merkantil-Theorie, die in der Mehrung des Geldbestandes die wahre Staatskunst erblickten? Wollen uns diese Soldaten mit dem Gold der Franzosen reich und glücklich machen?
     Sehen wir zu, wie viel Glück diese bluttriefenden Milliarden gebracht haben. Bis 1870 war die Handelsbilanz Deutschlands aktiv, d. h. wir bezahlten die eingeführten Waren mit anderen Waren, die wir ausführten und es blieb ein Überschuss an barem Geld zu unseren Gunsten, der im Ausland angelegt wurde. Das alles hatte sich organisch so ausgebildet. Jetzt überschwemmten unsere Soldaten die deutschen Märkte mit Geld und verschoben dadurch das Ein- und Ausfuhrverhältnis so, dass die aktive Handelsbilanz nicht nur in eine passive umschlug, sondern dass schon 1874 der Saldo dieser Bilanz fast genau die erbeuteten 5 Milliarden verschlungen hatte. Diese 5 Milliarden waren wir also nach drei Jahren schon wieder los. Und was hatten sie zurückgelassen? Den Katzenjammer einer Gründerorgie, eine ins Herz getroffene Volkswirtschaft. Die moderne Volkswirtschaft ist eben derart auf die Arbeit eingestellt, dass sie Beute, Kriegsplunder, nicht vertragen kann. Das Geldwesen ist ein Nebenprodukt der Arbeitsteilung, ein Instrument der Arbeit, des Friedens, des Handels, der Kultur. Es darf kein Blut daran kleben. Diese ekelhaften Milliarden, dieser scheußliche, bluttriefende Kriegsplunder! Was soll der Kaufmann damit? Soldaten sollten sich eigentlich nicht in Geldangelegenheiten mischen. Schuster bleib bei deinem Leisten! Haben sich die deutschen Kaufleute etwa in Moltkes Strategie gemischt? Darum sollen sich aber auch die Landsknechte nicht in die kaufmännische Strategie mischen, die ebenso viel Fachkenntnis erfordert, wie das Kriegshandwerk.

Nach dem Krach von 1874 und nachdem die Milliarden wieder ins Ausland abgestoßen waren, gingen die Warenpreise nach und nach wieder auf das der internationalen Goldwährung entsprechende internationale Niveau zurück und solche rückwärtige Bewegung der Preise ist wiederum eine außerordentlich schädliche Sache. Es lässt sich für die Volkswirtschaft nichts Schlimmeres denken als rückgängige Preise.
     Aufwärts strebende Preise setzen den Verkaufspreis über den Einstandpreis, sie erleichtern dem Kaufmann den Absatz, der größere Gewinn spornt zu immer neuen Unternehmungen an, wodurch reichlich Arbeit für alle geschaffen wird. Zugleich werden durch die steigenden Preise der Produkte die verschuldeten Produzenten (namentlich die mit Hypotheken belasteten Bauern) entlastet, insofern, als sie den Zins ihrer Schulden durch Verkauf ihrer Produkte zu decken pflegen.
    Abwärts strebende Preise haben dagegen die umgekehrte Wirkung. Sie setzen den Verkaufspreis unter den Einstandspreis, verwandeln allen erwarteten Gewinn in Verluste, hemmen dadurch die Unternehmungslust, nehmen den Arbeitern die Arbeitsgelegenheiten und vergrößern die Last der Schulden. Abwärts strebende Preise sind darum auch immer begleitet von Krisen, Zahlungseinstellungen, Defizit im Staatshaushalt, Arbeitslosigkeit usw.
     Das alles traf in Deutschland ein, sobald die Milliarden sich wieder verflüchtigt hatten. Alle, die mit den durch die Milliarden erhöhten Preise gerechnet hatten, als sie, in der Regel mit geborgtem Geld, das Haus bauten, den Acker kauften, die Fabrik gründeten etc., sahen nun, dass sie falsch gerechnet hatten. Wie groß der Schaden war, der hieraus der Volkswirtschaft erwuchs, hat niemand berechnet, man kann aber getrost annehmen, dass allein der in Geld zu berechnende Schaden das zehnfache der französischen Milliarden beträgt. Und die armen Teufel, die sich damals nach dem Krach erschossen, ertränkten, erhängten!

Es kam dazu, dass um jene Zeit auch die internationale Einführung der Goldwährung sich bemerkbar machte und zwar in Form eines internationalen Rückganges der Warenpreise. Auf Anraten unserer „Sachverständigen“ hatte man zuerst in Deutschland, dann nach und nach in allen anderen Ländern das Silber von der Geldfabrikation ausgeschlossen und obendrein Massen von Silbergeld eingezogen und eingeschmolzen. Es gibt Leute, die behaupten, die Sachverständigen, auf deren Betreiben jene Währungsmaßnahmen getroffen wurden, hätten ganz genau gewusst, was davon zu erwarten war und hätten ihre Börsenmanipulationen darauf zugespitzt. Doch ich glaube das nicht, auf alle Fälle schützten die Sachverständigen öffentliche Interessen für eine Maßnahme vor, von der heute niemand etwas anderes erwarten würde als das, was tatsächlich eingetreten ist, nämlich Hunger, Elend, Bankrotte und Revolutionen.
     Übrigens waren die sachverständigen Ratgeber des Deutschen Volkes in Währungssachen vollkommen durch die Wissenschaft gedeckt, denn nach der Theorie der Goldwährung konnte die Sperrung der Silberprägungen auf die Volkswirtschaft keinen Einfluss haben, da „der feste, unverrückbare innere Wert des Goldes“ (!), d. h. also des deutschen Geldes, durch nichts berührt werden konnte, was auch mit dem Silber vorgenommen wurde. Das war ja der praktische Sinn, dieses wunderlichen, heute noch nicht ganz ausgestorbenen Aberglaubens.
     Der Zufall wollte nun, dass sich die schädlichen Wirkungen dieser tollen Währungspolitik noch sehr verstärkten, insofern als zu jener Zeit immer weniger Gold gefunden wurde. Von 200.000 Kilo jährlich im Durchschnitt der Jahre 1850–1870 ging von 1871 ab die Goldproduktion bis auf 154.000 Kilo herab im Jahre 1885 (heute beträgt sie 700.000 Kilo). Kein Silbergeld mehr und gleichzeitig weniger Gold! Das Resultat war ein anhaltendes starkes Fallen aller Preise in der ganzen Welt.
     Als die Landwirte sich nun über den Rückgang der Weizenpreise beklagten, der sie als Schuldner ganz außerordentlich schädigte (mussten doch die Landwirte für die gleiche Summe an Hypothekenzinsen, die sie früher mit 2 Sack Weizen aufbrachten, jetzt 3 Sack opfern), wurde ihnen geantwortet, das habe mit dem Geldwesen nichts zu tun. Das Gold habe seinen festen inneren Wert, und der Weizenpreis sei gefallen, weil sein „Wert“ gefallen sei (siehe die Schriften des Vereins zum Schutz der Deutschen Goldwährung)! Und mit dieser dummen, ja blödsinnigen Phrase köderte man die öffentliche Meinung und die Forderung der Agrarier nach Wiederherstellung der freien Silberprägung wurde abgewiesen.

Fehlt’s dem Bauer an Geld, spürt‘s die ganze Welt. Damals gingen nicht nur die Preise der bäuerlichen Produkte herunter, sondern alle Preise. Von überall her scholl der Ruf nach Schutz vor dem Rückgang der Warenpreise, dessen Grund man nun im Wettbewerb des Auslandes suchte! Man versuchte durch Sperrzölle die ausländischen Wettbewerber von den heimischen Märkten fernzuhalten, um dadurch die Wirkung der Goldwährung aufzuheben! Wohl der drolligste Schildbürgerstreich der deutschen Wirtschaftspolitik, noch drolliger womöglich, als die Ausfuhrprämien für Roggen, Zucker. Man hatte doch die Goldwährung eingeführt, um den Außenhandel zu fördern, um Deutschlands Handel auf dem Weltmarkt zu erleichtern. Und jetzt suchte man den Handel vor der Goldwährung zu schützen! Das soll nun einer verstehen.

Mit den agrarischen Schutzzöllen (nicht zu verwechseln mit landwirtschaftlichen Schutzzöllen; agrarische Zölle sind Zölle zum Schutz der Grundrenten) trat in Deutschland zum ersten Mal die Währungsfrage in die breite Öffentlichkeit, und man erkannte, freilich spät, dass das Geld doch kein so einfaches Ding ist, wie uns der „Verein zum Schutz der Goldwährung“ glauben machen wollte, und wie zu glauben simple Geister, harmlose Professoren, durch den Gegenstand (Münze) nur allzu leicht verleitet werden. Was konnten denn für wirtschaftliche Kräfte in dieser toten Metallscheibe verborgen sein? Bis dahin hatte man auf die Frage: „Was ist ein Taler?“ immer die Inschrift des Talers: „XXX ein Pfund Fein“ zur Antwort erhalten. Jetzt erkannte man, dass diese Inschrift von einem in Währungsfragen vollkommen unwissenden Mann verfasst war und nur das Unwesentliche der Frage beantwortete.

Aber ich will mich hier mit diesen Dingen nicht länger aufhalten. Das Gesagte soll nur zeigen, wie das Geldwesen zum Zankapfel der großen Politik werden kann, und wie viele Kräfte in diesem anscheinend leblosen, runden Gegenstand schlummern. In dieser Beziehung lässt sich das Geld wohl mit dem Pulver vergleichen, dem man ja auch nicht die ihm eigene Kraft durch äußerliche Betrachtung ansehen kann. Nur eins will ich hier noch erwähnen: Der Streit um die Gold- und Silberwährung dreht sich nicht um die Frage, die die Theorie der Metallwährung wohl zunächst aufwirft, nämlich, für welches der beiden Metalle das Volk die meiste Vorliebe habe. Die Vorliebe für das Metall als solches spielte in jener Währungsfrage eine ganz untergeordnete Rolle.
     In Wirklichkeit handelte es sich um die Frage: Bei welchem der beiden Metalle sind die Aussichten für die Gläubiger oder Schuldner am vorteilhaftesten. Fahre ich als Besitzer hypothekierten Bodens, als Bürger eines verschuldeten Staates, als Aktionär einer mit Obligationen arbeitenden Gesellschaft, bzw. als Inhaber der Hypotheken, der Staatspapiere, der Obligationen usw. besser, wenn die Goldwährung oder wenn die Doppelwährung eingeführt würde? Hier, in dem gegensätzlichen Verhältnis zwischen Gläubigern (Rentnern) und Schuldnern (arbeitenden Stände) liegen die wahren Entscheidungsgründe für diese Währungsfrage. Eine Vorliebe für Eigenschaften eines der Geldmetalle besteht überhaupt nicht. Schlagen wir den Besitzern der Pfandbriefe, Obligationen und sonstigen Geldforderungen ein Geldsystem vor, durch welches alle Warenpreise um 50% heruntergedrückt werden können, durch welches wir also alle Geldforderungen inhaltlich verdoppeln, so werden sie mit tausend Freuden dafür stimmen, ob auch das vorgeschlagene Geld aus Blei, Papier oder asa foetida hergestellt werden soll, ob auch die auf solche Weise Begünstigten wissen, dass sie sich auf Kosten der Arbeiter bereichern (s. Kornzölle). Wie natürlich auch die Klasse der Schuldner für dasselbe Geld zu haben sein würde, wenn wir ihr eine Erhöhung der Preise ihrer Produkte in Aussicht stellen.
     Jetzt ist jene alte Währungsfrage begraben. Man findet so viel Gold und die Preise aller Waren sind so hoch gestiegen, dass die Klasse der Schuldner sich mit der Goldwährung versöhnt erklärt hat. Der Hauptvertreter der Doppelwährung, Dr. Otto Arendt, hat dies ausdrücklich getan. Freilich müsste sich dafür die Klasse der Gläubiger über die Goldwährung beklagen, da sie ja nun in demselben Verhältnis geschädigt wird, wie die Schuldner begünstigt werden. Aber sie dürfen sich nicht beklagen, denn erstens waren sie es doch, die die Goldwährung einführten und verteidigten, zweitens würde die Rückkehr zur Doppelwährung ihre Not nur noch verschärfen und drittens ist ihnen der Weg zur Papierwährung, die allein Gläubigern und Schuldnern gerecht werden kann, durch Vorurteile aller Art verlegt.

Das ist eine tragische Komödie. Die Furcht, dass der Staat die Macht missbrauchen könnte, die ihm nach Ansicht der Gläubiger die Papierwährung verleiht, nimmt ihnen die einzige gesetzliche Handhabe gegen die Verwässerung ihres Eigentums durch die immer noch wachsende kolossale Goldproduktion. Die Hilfe des in einer so eminent staatlichen Einrichtung – wie es das Geld ist – so wie so immer allmächtigen Staates lehnen sie aus Furcht vor einem möglichen Missbrauch dieser Macht ab. Als ob der Staat, der zu Machtmissbräuchen bereit ist, die Erlaubnis zur Ausgabe von Papiergeld bei irgendjemand erst einholen würde! Nach meinen Berechnungen haben allein die Besitzer deutscher Pfandbriefe, Hypotheken und Staatspapiere durch die übermäßige Goldproduktion, durch die damit in Zusammenhang stehende Erhöhung der Warenpreise und den mit jeder Preissteigerung regel- und gesetzmäßig sich einstellendem Kursrückgang aller festverzinslichen Papiere einen Verlust von 27 Milliarden Mark seit dem Jahre 1890 bis heute in Deutschland erlitten. Man ersieht hieraus wie groß die Interessen sind, die mit dem Geld, als Gegenstand aller Geldverbindlichkeiten, verknüpft sind.

Wir haben in Umlauf nur etwa 8 Milliarden Mark, ein Pfifferling fast, verglichen mit dem sonstigen Reichtum des Deutschen Reiches. Aber man unterschätze die Bedeutung dieser acht Milliarden nicht. Sie bilden die Grundmauer auf dem das ganze Kreditgebäude errichtet ist. Die 35 Milliarden, die allein in Wechseln im Deutschen Reich umlaufen, lauten sämtlich auf Teile jener 8 Milliarden und müssen damit bezahlt werden. Jene 8 Milliarden sind vor dem Richter ebenso unvertretbar, wie der Mörder auf dem Schaffot. Wenn die Bestandteile jener 8 Milliarden nicht für die Wechsel-Schuldner in genügender Menge greifbar sind – so können sie die 35 Milliarden nicht zahlen. Und dann würden sie gepfändet. Denn die Wechselgläubiger bestehen „auf ihren Schein“ und zwar gerade dann, wenn sie im Zweifel sind, ob der Schuldner bezahlen kann. Alles, was mit den 8 Milliarden geschieht, pflanzt sich unmittelbar auf alle Geldforderungen fort und diese Geldforderungen kann man getrost auf das 30–40 fache jener 8 Milliarden einschätzen. Wird das Gold jener acht Milliarden billig, so werden die darauf errichteten 300 Milliarden Geldforderungen auch billig, werden sie teuer, so werden die 300 Milliarden auch teuer. Eine allgemeine Preissteigerung der Waren von nur 10% bedeutet für die Schuldner jener 300 Milliarden einen Gewinn von 30 Milliarden – und umgekehrt. Seit zwanzig Jahren sollen die Preise aber um 40–50% gestiegen sein! Nimmt man nur einen Teil der 8 Milliarden weg, so genügt das, um das Kreditgebäude ins Wanken und unter Umständen zum Einsturz zu bringen.

IV.

Man spricht viel von den gewaltigen Summen, die in den Banken von einem Konto auf das andere übertragen werden, ohne dass dabei bares Geld benutzt wird und manche bilden sich ein, dass durch dieses System der Verrechnung die Bedeutung des baren Geldes abgenommen hat. Jedoch auch alle diese Tausende von Millionen, die da verrechnet werden, lauten auf bares, vor Gericht nicht vertretbares Geld. Alle diese Verrechnungen werden unmöglich, sowie der leiseste Zweifel darüber aufkommt, ob auch auf Verlangen das bare Geld wirklich an die Stelle der einfachen Verrechnung treten kann. Es geht jenen verrechneten Milliarden nicht anders, als den in Metall einlösbaren Banknoten, sobald das Publikum die Einlösbarkeit in Frage gestellt glaubt. Dann erinnern sie sich plötzlich, dass vor Gericht der Gegenstand der Geldforderung unvertretbar ist, dann will niemand noch etwas von Prolongation, von Stundung, von Verrechnung wissen.

Das was bisher gesagt ist, würde vielleicht schon genügen, zum Beweis, dass das Geldwesen im Leben der Völker eine wichtige Rolle spielt. Und doch sind bis jetzt nur die äußeren Umrisse dieser Rolle gezeichnet worden. Es soll jetzt gezeigt werden, dass das große Problem unserer Zeit, die sogenannte Soziale Frage, in der Hauptsache nichts als ein Geldproblem ist, d. h. dass die Soziale Frage, so weit sie sich uns nicht unmittelbar als ein Produkt unseres Bodenrechtes vorstellt, die notwendige Folgeerscheinung bestimmter, organischer Fehler unseres herkömmlichen Geldes ist. Jetzt, da wir von der Bedeutung des Geldwesens schon einen besseren Begriff haben, liegt auch in dieser Behauptung nichts auffallendes mehr. Ist das römische Reich an den Fehlern seiner Geldwirtschaft zugrunde gegangen, dann kann man auch annehmen, dass etwaige Konstruktionsfehler unseres Geldwesens auch in großen Erscheinungen sich bemerkbar machen werden. Die gröbsten Erscheinungen unserer Sozialen Frage sind: die Teilung des Volkes in reich und arm, die immer sich wiederholenden Krisen, die ungeheuren Kosten, die die Waren unter dem Namen „Handelsspesen“ belasten und namentlich die Verwandlung aller Produktionsmittel in Kapital. Die Marxisten werfen alle diese Erscheinungen zusammen und nennen das Ganze „Kapitalismus“, den sie auf das Privateigentum an den Produktionsmitteln zurückführen. Das Heilmittel ist dann auch entsprechend dieser Diagnose: die Verstaatlichung sämtlicher Produktionsmittel, die Abschaffung des Handels und des Geldwesens.

Hier soll nun gezeigt werden, dass die Marxisten nur in Bezug auf den Boden die Wahrheit erkannt haben, im Übrigen aber im Irrtum sind.
     Den Marxisten, den Proletariern, die in der Regel in den Fabriken mit den Maschinen zu tun haben, ist auch die Maschinerie der hauptsächliche Vertreter des Kapitals. Ich glaube aber, daß das in Maschinen angelegte Kapital kaum mehr als 5–10% des sonstigen Kapitals beträgt (Boden, Häuser, Bergwerksrechte, Waren, Eisenbahn etc.). Der Boden ist kein Produkt menschlicher Arbeit. Die Erdkugel ist durch den Menschen noch nicht um ein Atom vergrößert worden. Wir können ihn nur bearbeiten. Wir können auch aus einem Sumpf, einer Wüste, einen Garten machen, aber die ursprüngliche Sumpf- und Wüstenfläche können wir nicht selbst schaffen. Darum ist der Boden auch anderen Gesetzen zu unterwerfen als die übrigen, durch unseren Fleiß entstehenden Dinge. Diese übrigen Dinge können wir nach Bedarf schaffen, so lange uns die Grundbesitzer nicht daran hindern und das Geld dabei seine unentbehrlichen Dienste nicht versagt. Schaffen wir aber nach Lust und Bedarf, dann wächst der Vorrat an Häusern, Schiffen, Maschinen, Rohstoffen usw. derart, dass der Bedarf bald gedeckt wird und diese Dinge die Eigenschaft verlieren, Zins erheben zu können. Der Boden aber wird immer Rente abwerfen. Um uns hiervon gleich zu überzeugen, brauchen wir uns nur die jetzige Baukrise in Groß-Berlin anzusehen. Es ist dort in der letzten Zeit wirklich mit lobenswertem Fleiß, unter Anspornung aller Kräfte gearbeitet worden, mit dem vom sozialen Standpunkt aus sehr erfreulichem Erfolg, dass infolge des größeren Angebots von Wohnungen deren Miete herunterging. Und das genügte, um die Bautätigkeit plötzlich zu verlangsamen oder ganz zu unterbrechen.
     Wer ist es aber, der hier Halt befiehlt? Die Arbeiter sind da, in derselben Anzahl. Alle sind auch willens, in derselben Weise weiterzuarbeiten. Alle sind übrigens auch durch ihre täglichen, gewohnten Bedürfnisse gezwungen, sich zur Arbeit anzubieten. Auch ist der Bedarf an Wohnungen vorhanden. Alle würden gerne sich etwas mehr ausdehnen. Nur die hohe, unerschwingliche Miete zwingt den Arbeiter, seine Familie in die 1-Zimmerwohnung einzupferchen. Auch die Fabrikanten von Baumaterialien, die Ziegel-, Zement- und Trägerwerke sind alle da, vollzählig und bereit, das Gewünschte zu liefern. Warum wird nun nicht weitergebaut? Wer hindert die Arbeiter daran, dass sie für die Bekämpfung der Wohnungsnot die Baumaterialien zu neuen Häusern verarbeiten? Wer nimmt dem Maurer die Arbeit, den Ziegeleien den Absatz, den Einwohnern die Möglichkeit, billigere Wohnungen zu beziehen, den Kaufleuten die Konsumfähigkeit ihrer Kundschaft (arbeitslose Maurer)? Wo ist der Störenfried? Es ist das Geld. Der Geldbesitzer stellt der Bauindustrie sein Geld nur dann zur Verfügung, wenn der Bauunternehmer beweisen kann, dass das zu bauende Haus auch den herkömmlichen Minimalzins von 4 oder 5% netto abwerfen wird. Und diesen Beweis kann der Bauunternehmer nicht erbringen, denn der Zins der Häuser ist ja bereits als Folge der bisherigen Bautätigkeit heruntergegangen, und würde noch weiter heruntergehen, wenn man die Arbeiter gewähren ließe. Darum sagt der Geldgeber dem Bauunternehmer: es ist schon zu viel gebaut worden. Wir müssen die tolle Überproduktion an Wohnungen einschränken (diese Ausdrücke und Redewendungen werden ganz harmlos in den deutschen Zeitungen gebraucht). Wir müssen durch Entlassung der Bauarbeiter, durch Stilllegen der Ziegeleien dafür sorgen, dass die Konkurrenz der Häuser ihren herkömmlichen Zinsertrag nicht gefährlich wird. Wir können uns diese Beschränkung ja leisten. Wir warten etwas. Wir warten mit dem Bau neuer Häuser, bis dass infolge des natürlichen Bevölkerungszuwachses die Mieten wieder steigen.
     Die Frage, was der Geldbesitzer in der Zwischenzeit mit seinem Geld macht, wird wie folgt beantwortet: Die Krise (um eine solche handelt es sich hier doch) hemmt den Geldumlauf, verlangsamt ihn, nimmt auch den Geldsurrogaten (Wechseln etc.) einen Teil der Umlaufsfähigkeit (wegen verminderter allgemeiner Sicherheit) und bewirkt dadurch eine allgemeine Geldklemme, die für die Abwicklung der unternommenen Geschäfte sehr hinderlich ist und ein Emporschwellen des Zinsfußes für Darlehen verursacht. In diesen Geschäften legt dann der Bargeldgeber sein Geld an – bis dass die Verhältnisse auf dem Baumarkt wieder „gesunden“ (nach seiner Auffassung). Mögen die Arbeiter sehen, wie sie sich bis dahin durchschlagen, mögen die Baumaterialfabriken anderswohin ihre Produkte senden, und die billigen Wohnungen mögen die Bürger in Utopien suchen. Soll sich denn der Kapitalist für die andern opfern?

Man sieht, wie die Besitzer des Geldes das Entstehen neuer Häuser, neuen Kapitals im Interesse des Zinsertrages dieses Kapitals verhindern können. Weil nach ihrer Meinung genug gebaut worden ist, wird der Bauindustrie einfach Schluss befohlen.
     Aber wie es hier im Baufach zugeht, so verläuft die Sache durchweg auf der ganzen Linie der Kapitalanlagen. Ehe eine Fabrik, ein Kanal, ein Theater gebaut, ein Acker entwässert, ein Obstgarten angelegt, ein Schiff bestellt wird, muss die Frage beantwortet werden, ob sich die Sache rentiert, ob für die Erhebung des herkömmlichen Zinses nicht vielleicht schon zu viel gebaut worden ist. Der Zins, und zwar der herkömmliche netto Zins von 4–5% muss sichergestellt sein. Keine Fabrik ist jemals gebaut worden, von der die Gründer nicht ganz bestimmt annahmen, dass sie als Minimum jene 5% abwerfen würde. Nicht eine seit dem Bestehen des herkömmlichen Geldes. Die Arbeiter müssen ganz regelmäßig sich mit einem Lohn begnügen, der das Kapital mit 5% netto verzinst, sonst baut ihnen kein Mensch eine Fabrik, in der sie Beschäftigung finden können. So lange dieser Minimalzins von 5% nicht sichergestellt erscheint, spricht der Fabrikant, genau wie die Bauunternehmer in Berlin, von der „Baupest“. Wir haben, sagt er dann, schon zu viele Fabriken, sie rentieren sich ja nicht mehr, sie werfen ja nur mehr 4 oder 3% ab, und das „Normale“ ist doch 5%. Die Bauarbeiter, die Lieferanten der Maschinen würden gerne den Bau der Fabrik übernehmen, und in der Fabrik würden Massen von Arbeitern gesuchte Arbeit finden, auch Absatz für die Fabrikerzeugnisse wäre da, aber die Fabrik würde voraussichtlich nicht 5%, sondern weniger Zins abwerfen und das ist ein ausreichender Grund, um die Inangriffnahme des geplanten Baues auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Um 1000 Mark an Zins mehr herauszuschlagen, wird dem Volksvermögen ein Schaden von Millionen zugefügt. Ähnlich wie der Dieb, der, um seinen Diebstahl zu verbergen, das Haus anzündet. Diese bösen Geldbesitzer! Wer und wo sind sie?

Wir haben im Deutschen Reich 21 Millionen Inhaber von Sparkassenbüchern mit 16 Milliarden Mark Guthaben. Jeder dritte Bewohner des Deutschen Reiches, die Säuglinge mitgerechnet, ist Besitzer eines Sparkassenbuches. Sie alle gehören zu den kapitalistischen Banditen, die ohne Rücksicht auf das ungeheure Elend, das sie verursachen, den Bau neuer Häuser davon abhängig machen, dass sie 5% Zins abwerfen. Unter diesen Scheusalen in Menschengestalt befinden sich viele unschuldige Kinder, die bei ihren Paten in einer tönernen Büchse Kupfer- und Nickelstücke sammeln. Und alle, alle, Groß und Klein, handeln nach demselben Grundsatz. Keiner von ihnen gestattet der Sparkasse das Geld den Unternehmern zu einem niedrigeren, als dem herkömmlichen Zinsfuß zur Verfügung zu stellen. Könnte der Unternehmer das Geld zu 4, 3, 2% erhalten, so könnte er es mit den Mieterträgen des zu bauenden Hauses verzinsen, die Arbeitslosen würden beschäftigt und das Volk hätte billigere Wohnungen. Aber die Sparkasse kann das Geld nicht zu ermäßigtem Zinsfuß hergeben (aus vielen Gründen). Legt sie das Geld in langfristigen Darlehen zu einem niedrigeren Zinsfuß fest, so muss sie gewärtigt sein, dass ihr von Seiten der Sparer das Geld gekündigt wird, sobald der Zinsfuß wieder steigt. So muss der Unternehmer darauf verzichten, die Arbeiter anzustellen.

Und sehen wir nun genauer zu, so werden wir die eigentümliche Beobachtung machen, daß die beschäftigungslosen Bauarbeiter nun ihrerseits zur Sparkasse gehen und Geld abheben zur Bestreitung der täglichen Ausgaben. Sie haben keinen Verdienst, folglich müssen sie von den Ersparnissen zehren. Und wer hat ihnen Arbeit und Verdienst genommen? Sie selbst haben es der Sparkasse unmöglich gemacht, dem Bauunternehmer das Geld zu einem dem Zinsertrag der Realkapitalien entsprechenden Zins zur Verfügung zu stellen. Darum müssen sie jetzt als Arbeitslose von ihren Ersparnissen zehren. Würden sie der Sparkasse im gleichen Umfang das Geld auch bei fallendem Zinsfuß zur Verfügung stellen, eventuell auch ganz auf Zins verzichten, dann könnte auch ihrerseits die Sparkasse den Unternehmern liberalere Bedingungen stellen und dann könnte dieser wiederum alle den Arbeitslosen Verdienst schaffen. Kein Arbeiter brauchte dann noch Geld von der Sparkasse abzuheben. Sie würden alle ihre Spareinlagen fortlaufend vermehren können und zwar auch darum, weil das Haus, das der Bauunternehmer jetzt mit dem Geld der Sparkasse baut, auf die Mietpreise drückt, sie also verbilligen würde. Die paar Mark, die die Sparer an Zins einbüßen würden, könnten sie infolge des ununterbrochenen Verdienstes und der Verbilligung aller Dinge 100fach wiedergewinnen.

Aus dieser Darstellung geht hervor, dass der Zins nicht von Natur aus den Häusern, Fabriken usw. anhaftet, dass es sich nicht um eine Zins zeugende Kraft handelt, sondern dass der Zins aller Realkapitalien dadurch erhalten wird, dass der Geldbesitzer die Schaffung neuer, den Kapitalzins herabdrückender Kapitalien verhindert und zwar durch Sperrung des Geldumlaufs. Nennt man alles, was Zins abwirft und nur solange es dieses tut, Kapital, so können wir sagen, dass wir im Kapital keine Sachgüter schlechthin zu erblicken haben, sondern Sachgüter innerhalb eines bestimmten Verhältnisses zwischen Vorrat an solchen (Angebot) und Nachfrage. Dieses für den Zins nötige Verhältnis wird heute durch Sperrung des Geldumlaufs dauernd und gewaltsam auf einem bestimmten Stand erhalten. Ohne diese künstliche Hilfe würde bald so viel gebaut werden, würde bald so viel neues „Kapital“ erstehen, dass der Zins auf 4, 3, 2, 0% herabgehen würde. Aus dieser Darstellung geht aber auch ferner hervor, dass die Krisen, die Arbeitslosigkeit nicht, wie die Marxisten behaupten, notwendige, gesetzmäßig sich einstellende Begleiterscheinungen unserer auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhenden Gesellschaftsordnung sind, sondern, dass die Krisen von den Geldbesitzern im Interesse des Zinses willkürlich durch Sperrung des Geldumlaufs hervorgerufen werden, wobei noch zu bemerken ist, dass diese Geldbesitzer zu einem nicht unwesentlichen Teil (16 Milliarden Sparkasseneinlagen) aus Arbeitern sich rekrutieren, die den Zins (Kapitalismus) sonst bekämpfen. Würde man also Vorkehrungen treffen, die eine künstliche, willkürliche Sperrung des Geldumlaufs verhindern können, so würde das allein genügen, um die Krisen und die Arbeitslosigkeit zu verhindern und um den Zins in verhältnismäßig kurzer Zeit in einer Überproduktion an Kapital (nicht an Waren!) zu ersticken.

Unsere Volkswirtschaft ist auf dem Geldwesen aufgebaut. Das Geld erhält das Ganze in Betrieb. Darum steht aber auch der Betrieb still, sowie das Geld still steht.
     Es fragt sich nun: sollen wir da einfach mit verschränkten Armen zusehen, wenn das Geld still steht, wenn es von denen festgehalten wird, die es in der Gewalt haben? Sollen wir nicht im öffentlichen Interesse dafür sorgen, dass das Geld um und um läuft, ununterbrochen, und ohne Rücksicht auf den Zins? Um hierauf die richtige Antwort geben zu können, müssen wir vorher einige Vorfragen erledigen. Es sind diese: Was ist das Geld, was erwarten wir vom Geld, und warum übertragen wir dem Staat die kostspielige Aufgabe, die Münzen zu prägen, die verschlissenen auf Staatskosten gegen neue umzutauschen und die Falschmünzer zu verfolgen...
     Über den Zweck, den wir mit dem Geld verfolgen, können die Meinungen nicht auseinandergehen. Das Geld soll den Austausch unserer Produkte vermitteln. Wir erkennen im Geld eine öffentliche, staatliche Einrichtung und übertragen die Herstellung und Verwaltung des Geldes auf den Staat, weil der Staat allein dafür in Betracht kommen kann. Dem staatlichen Charakter des Geldes entsprechend, dürfen wir verlangen, dass alle, die sich des Geldes bedienen, auch einen dem Zwecke des Geldes entsprechenden Gebrauch davon machen. Jede zweckfremde oder zweckwidrige Verwendung des Geldes müssen wir als Missbrauch einer öffentlichen, staatlichen Einrichtung erklären und sofern aus diesem Missbrauch anderen ein Schaden erwächst, diesen Missbrauch ahnden.

Nun ist der Gebrauch des Geldes als Sparmittel unzweifelhaft ein dem Zweck des Geldes vollkommen fremder, also missbräuchlicher. Denn das Geld wurde doch gemacht, um den Austausch der Waren zu erleichtern und der Austausch der Waren ist beendet, wenn man das Geld, das man für die eigenen Produkte eingelöst hat, wieder in Waren (Produkte anderer Bürger) umsetzt. Wer Geld spart, unterbricht den Tausch. Er hat seine Produkte verkauft und lässt nun einen anderen Bürger auf den Käufer warten. Das ist offenbar ein Unrecht. Wir brauchen solchen Missbrauch nicht zu dulden. Das Geld wurde doch nicht gemacht, damit man es sparen kann. Tauschmittel und Sparmittel sind nicht in einem und denselben Gegenstand zu vereinen. Das muss jedermann auf den ersten Blick einsehen. Darum muss die Handlung der Sparer, der Kapitalisten, Wucherer, Spekulanten, die das Geld aus irgendeinem Grund festhalten, als Missbrauch einer staatlichen Verkehrseinrichtung erklärt werden, den wir mit allen Mitteln verhindern, mit aller Strenge bestrafen müssen.

Wir müssen dafür sorgen, wenn wir den Zweck des Geldes erreichen wollen, dass es ohne irgendwelche Rücksicht auf private Wünsche fort und fort, um und um läuft, im Frieden wie im Krieg, in guten wie in schlechten Zeiten, bei 5% Zins wie bei 4, 3, 2 und 0%. Geht es nicht anders, so müssen wir die Doppelverwendung, die das Geld heute als Tausch- und Sparmittel findet, zerhauen, und dann sagen: wer sparen will, mag nach passenden Sparmitteln auf der Welt sich umsehen, vom Geld aber soll er seine Hände fernhalten. Haben wir einmal den Entschluss gefasst, das zu tun, so werden wir auch Mittel finden, diesen Entschluss praktisch durchzuführen. Und den Entschluss zu solchem Tun, allen Vorurteilen und privaten Interessen zum Trotz, werden wir fassen, sobald wir uns von der alles überragenden Bedeutung, die das Geld für das Leben der Völker hat, überzeugt haben.

V.

Die Sozialisten erheben gegen die bestehende Wirtschaftsordnung nicht nur den Vorwurf, dass in dieser Ordnung die Produktionsmittel Kapital sind, wodurch ihren Besitzern die Macht verliehen wird, sich auf Kosten der Arbeiter zu bereichern, dass ferner diese „Ordnung“ nur allzu oft Zeichen der größten Unordnung zeigt (Krisen, Arbeitslosigkeit), sondern dass durch den Handel, den diese Ordnung bedingt, der Austausch der Produkte ganz ungeheure Kosten verursacht. Nach Professor Lujo Brentanos Berechnungen sollen diese Kosten im Durchschnitt fast 40% des Produktes verschlingen, was so viel heißt, dass von 10 Arbeitern 4 vollauf damit beschäftigt sind, die Produkte der anderen 6 an den Mann zu bringen! Wohlverstanden, es handelt sich hier nur um den Handel, nicht um den Transport der Waren, dessen Kosten in jenen 40% nicht enthalten sind.
     Niemand wird leugnen, dass dieser Vorwurf der Sozialisten berechtigt ist. Freilich zu dieser Berechtigung gehört der Nachweis, dass die Sozialisten den Austausch der Produkte unter 40% würden machen können. Aber auch absolut betrachtet, ohne nähere Untersuchung fällt auf, dass man heute von je 10 Tischen, Hüten, Büchern, Würsten 4 Stück dem Gott Merkur opfern muss.
     Die Gründe dieser so außerordentlich hohen Handelsspesen sind jedoch nicht in unserer Wirtschaftsordnung zu finden, sondern auch wieder im Geld. Unser herkömmliches, in unveränderter Form aus dem grauen Altertum auf uns überkommene Geld hat einen Konstruktionsfehler, der seinen Gebrauch derart erschwert, dass der Austausch der Produkte nicht unter 40% im Durchschnitt bewerkstelligt werden kann. Mit der Geldwirtschaft an sich, mit dem Grundgedanken unserer Wirtschaftsordnung hat dieser Konstruktionsfehler nichts zu tun. Beseitigen wir den Fehler, so tasten wir diese Ordnung nicht an, sondern befestigen sie.

Zur Herstellung unseres bisherigen Geldes haben wir ausgerechnet das schönste Material benutzt, das wir auftreiben konnten: Edelmetalle. Das war ein Fehler. Als Ware betrachtet sind die Edelmetalle allen anderen Waren nach jeder Richtung überlegen. Vergleiche man 100 Mark in Edelmetall mit 100 Mark in irgendeiner anderen Ware, Leder, Speck, Stroh, Holz, Kohle z. B. Von all den unangenehmen Eigenschaften, mit denen die anderen Waren behaftet sind, ist unser Geld vollkommen frei. Die Waren nehmen Raum ein, brauchen ein Dach, Schutz vor Regen, Frost, Staub, Sonne, Feuchtigkeit, Hitze, Dieben, Mäusen, Fliegen, usw., und wenn man die Waren auch bewacht, pflegt und putzt, so sind sie am Ende des Jahres weniger gut, schön oder schwer, als am Anfang. Ausnahmen hierin gibt es keine, selbst der Wein, von dem man sagt, dass er immer besser würde, muss gehütet und gepflegt werden. Was Wunder also, dass niemand Waren, alle nur Geld besitzen wollen. Außerdem verfügt der Besitzer des Geldes über alle andern Waren, über tausend und hunderttausend verschiedene Dinge, während die Ware nur immer ein einziges Bedürfnis befriedigen kann. Das Geld vereinigt in sich die Eigenschaften aller anderen Waren. Es ist ein ideales „Tischchendeckdich“. Jeder will also nur Geld besitzen, die Waren aber mögen die anderen behalten. Und tatsächlich finden wir Waren nur im Besitz der Kaufleute und Spekulanten. Der Privatmann hat in den Städten kaum mehr als für 24 Stunden Vorräte. Die Unternehmer scheuen sich sogar Waren auf Vorrat anzufertigen. Kann das Produkt nicht sofort abgesetzt werden, so schränkt der Unternehmer die Fabrikation lieber ein oder er schließt die Fabrik. Auch er will Geld, keine Ware haben. Dieser Widerwille vor dem Besitz von Waren geht so weit, dass viele Fabrikanten auch nichts von einem Vorrat an Rohmaterialien für ihre engere Industrie wissen wollen. In dieser Beziehung leben sie alle mehr oder weniger von der Hand in den Mund. Obschon sie alle doch früher oder später die Waren kaufen müssen, wollen alle Geld, nur Geld besitzen. Den Kauf von Waren schiebt jeder hinaus so lange er kann.

Unser Geld vermittelt also wohl den Tausch der Produkte, aber immer nur im letzten Moment. Bis dahin stößt es die Waren direkt ab, und versagt seinen Dienst als Tauschmittel. Darum sagte auch schon Proudhon: „Ihr behauptet im Geld einen Schlüssel des Marktes zu haben! Es ist nicht wahr. Das Geld ist ein Riegel des Marktes. Das Geld hat für die Schildwachen des Marktes die Parole ausgegeben, niemand passieren zu lassen.“
     Diesen allgemeinen Widerwillen gegen den Besitz von Waren (unsere Produkte) müssen nun die Kaufleute überwinden. Je größer dieser Widerwille ist, desto größere Anstrengungen muss der Kaufmann machen, um die Ware an den Mann zu bringen. Je störrischer die Käufer, umso mehr Geduld, Diplomatie, Klugheit muss der Verkäufer anwenden. Diese kaufmännischen Tugenden sind immer selten vereinigt in einer Person zu finden und nach den Gesetzen des Wettbewerbs muss darum auch der Kaufmann, der sie besitzt, einen hohen Preis dafür, also für seine Leistungen beanspruchen können.
     Würden wir das Geld aus einem Stoff herstellen, der in sich alle unangenehmen Eigenschaften der Waren vereinigt, der um soviel jährlich einbüßt, wie der Durchschnitt der Waren durch Lagerkosten und Verluste an Qualität und Quantität jährlich verliert, so würde es jedermann gleichgültig sein, ob er Waren oder Geld besitzt. Solches schlechte Geld würde niemand mehr den Waren (unsern Produkten) vorziehen und darum würde man auch seine Reserven an Geld in Reserven an Waren umwandeln, dann würde man statt einer Sparbüchse sich eine Vorratskammer zulegen. Dann würde das „schlechte“ Geld unseren Widerwillen gegen den Besitz an Waren brechen, wir würden uns unsere Produkte gegenseitig gerne abkaufen und das würde den Handel sehr erleichtern. Denken wir uns das Geld etwa wie das Muster unseres Reformgeldes. Wie schnell und sicher muss sich da der Handel abwickeln. Wie selbstbewusst wird da der Arbeiter dem Käufer seiner Produkte gegenüber, wenn er weiß, dass dieser eben solche Eile hat wie er, dass der Tausch zustande komme.
     Erleichtern wir aber auf diese Weise den Tausch der Produkte, so drücken wir damit natürlich die Kosten des Tausches, die Handelsspesen herab, ähnlich wie man den Preis einer Ware dadurch herabdrückt, dass man die Kunstfertigkeit des Arbeiters durch technische Verbesserungen ersetzt. Erleichtern wir den Tausch, den Handel, in der Weise, dass jeder Dummkopf, jeder der befähigt ist, Weizen anzubauen, auch befähigt ist, Weizenhandel zu treiben, so geht selbstverständlich, nach den Gesetzen des Wettbewerbs der Arbeitsertrag des Weizenhändlers auf den Arbeitsertrag des Weizenbauers herab.

Die eigentümlichen, fast unnatürlichen Eigenschaften, womit wir unser Geld ausgestattet haben (das Wort Edelmetall oder Edelstoff deutet schon auf eine Ausnahmestelle in der Natur hin), bringen es mit sich, dass mancher sich nicht gut vom Geld trennen kann. Man sucht das Geld so lange wie möglich zu behalten. Mancher kauft auf Kredit, nur weil er sich nicht vom Geld trennen kann. Jeder Kreditverkauf zwingt aber den Kaufmann, entweder sein Kapital zu vergrößern oder aber seinerseits auf Kredit zu kaufen. Das aber erschwert den Handel ungemein. Die Mehrzahl der kaufmännischen Zusammenbrüche ist darauf zurückzuführen, dass kreditierte Waren nicht bezahlt wurden. Die Gefahren des Kreditwesens heben darum auch den Handel weit hinaus aus dem Bereich des Wettbewerbs der Massen. Würden wir dem Geld die beschriebenen Vorzüge nehmen und ihm alle die üblen Eigenschaften geben, die den Waren durchweg anhaften, dann würde die Vorliebe für das Geld verschwinden, jeder hätte Eile, sein Geld an den Mann zu bringen, wie jeder Eile hat, seine Produkte zu veräußern. Jeder würde seine Einkäufe bar und wenn es erlaubt ist, sogar im Voraus bezahlen. Dann könnte auch jeder Kaufmann wieder selber bar bezahlen. Und das wäre doch eine ganz erhebliche Vereinfachung des Handels.

Wenn niemand noch den Besitz von Geld dem Besitz von Waren vorzieht, weil Waren und Geld gleich gut und gleich schlecht sind, wenn infolgedessen Warenvorräte die Stelle von Geldreserven in den Privathäusern einnehmen, dann verschwinden im gleichen Verhältnis die Warenansammlungen in den Händen der Kaufleute. Eine große Anzahl von Läden und Kaufleuten wird überflüssig, einfach darum, weil die Waren sich nicht mehr im Handel herumtreiben, sondern in gerader Linie von der Produktionsstätte zur Konsumstätte abwandern. Wie aber wollen unter solchen Umständen die Warenspekulanten ihr gemeingefährliches Handwerk betreiben? Heute, infolge der allgemeinen Abneigung gegen den Besitz von Waren liegen die gesamten Warenbestände des Landes immer sichtbar zur Verfügung der Spekulation. Die „sichtbaren Bestände an Kupfer, Weizen, Petrol, Eisen, Baumwolle etc., betragen so und so viel Tonnen“, heißt es heute in den Handelsberichten der Zeitungen und diese „sichtbaren Bestände“ sind das, was überhaupt vorrätig ist. Und diese „sichtbaren Bestände“ stehen zu jedermanns Verfügung, sind käuflich. Wer also in Kaffee, Heringen, Leinöl, Hopfen usw. spekulieren will, kann mit einigen Helfershelfern die gesamten Bestände jeder einzelnen Ware jederzeit in seinen Besitz bringen und da die Verbraucher immer nur für ganz kurze Zeit mit diesen Rohstoffen ihrer Industrie versehen sind, so gelingt den Spekulanten der Raubzug nur allzu oft. Das bekannte Sprichwort: „Die Dummen werden nie alle!“ stammt von diesen Spekulanten. Hundert, tausendmal wiederholt man das gleiche „Geschäft“, immer mit demselben Erfolg, immer findet sich, dass die Konsumenten überrascht werden. Würde man das Geld in dem Sinne umgestalten, dass niemand das Geld den Waren vorzöge, dann würden die „sichtbaren Bestände“ bald unsichtbar werden, das heißt, die Verbraucher würden sie auf Vorrat kaufen, sie aus dem Handel ziehen. Dann aber wäre auch jede Spekulation in Waren unmöglich. Denn es ist ganz ausgeschlossen, dass sich die Waren aus Millionen kleinen und großen Vorratskammern wieder in den Händen einzelner Spekulanten konzentrieren lassen.
     Auch das würde den Handel ganz außerordentlich vereinfachen; ihn auch einfachen Geistern als Beruf erreichbar machen.

Aber die Hauptschwierigkeiten, die der Kaufmann zu überwinden hat, bietet ihm der stetige Wechsel der sogenannten Konjunkturen, also das Herauf- und Heruntergehen der Warenpreise, der damit zusammenhängende gute und schlechte Geschäftsgang. Wäre es möglich, in diese Verhältnisse Ordnung zu bringen, d h. die Konjunkturschwankungen zu verhüten, so würde dadurch der Handel auch wieder um ein ganzes Teil erleichtert, und in den Wettbewerb der Massen herabgezogen werden. Denn das ist ja einleuchtend; um Waren zu kaufen, die selten und nur geringen Preisschwankungen unterworfen sind, braucht man keine besonders begabten Männer. Wer wäre heute nicht imstande, Briefmarken zu verkaufen? Hätten aber die Waren ebenso feste Preise, wie die Briefmarken an der Post, so könnte jeder sein Glück als Weizenhändler versuchen.
     Wir werden es zwar niemals erreichen, dass die einzelnen Warenpreise unverändert bleiben, immerhin lässt sich vieles in dieser Beziehung tun, namentlich, wenn wir uns dazu bequemen wollen, die öffentliche Verwaltung unseres Geldwesens einer schärferen Kontrolle zu unterwerfen, und alle Möglichkeiten, die uns die Papierwährung gerade in Bezug auf die Bekämpfung der Konjunkturschwankungen bietet, mit Ruhe und Vorurteilslosigkeit zu prüfen.
     Nun trifft es sich aber, dass die gleiche Maßregel, die ich bereits forderte, um uns von der Zinsknechtschaft zu befreien, die die Spekulanten unmöglich machen und das Geld auf die Rangstufe der Waren herabsetzen und die den Austausch der Waren so sehr störende Vorliebe für das Geld aufheben soll, eigentümlicherweise auch gerade die Maßregel ist, die allein uns eine geordnete, wissenschaftliche Währungspolitik bringen und den Handel vor Konjunkturschwankungen schützen kann.

Wenn wir uns dazu verstehen können, im Interesse einer wirklich vernünftigen Währungspolitik und aus Rücksicht auf die gewaltige Bedeutung des Geldwesens, die erwähnte Maßregel zu ergreifen, so käme von allen Vorschlägen, die in dieser Beziehung gemacht werden können, ein Papiergeld in Betracht, wie ich es in dem sogenannten „Physiokratischen Geld“ entworfen habe.
     Mit diesem von allen anderen Geldarten sich scharf abhebenden Reformgeld würde die Reichsbank überhaupt erst in die Lage versetzt werden, das Ziel einer vernünftigen, wahrhaft kaufmännischen Währungspolitik zu erreichen, nämlich den Handel vor allen Konjunkturschwankungen zu schützen. Das Eigenartige an diesem Geld ist, dass es sich die Waren, deren Austausch zu vermitteln es ja bestimmt ist, unmittelbar als Vorbild genommen hat. Niemand, der etwas vom Handel, vom Tausch der Produkte versteht, wird leugnen, dass als Ideal eines Tauschmittels derjenige Gegenstand zu betrachten ist, der der Natur der übrigen Waren so getreu wie möglich angepasst ist. Dieses Ideal ist im Reformgeld verkörpert. Es ist mit dem Extrakt aller üblen Eigenschaften der Waren behaftet. Dieses Reformgeld ist von dem hohen Postament, auf das man das herkömmliche Geld gestellt hat, heruntergestiegen und hat sich zu denen gesellt, denen es helfen, denen es Tauschmittel sein soll. Es ist ja wahr, vom Standpunkt der Kapitalisten, der Wucherer und Spekulanten betrachtet, ist dieses neue Geld wirklich ein scheußliches Geld. Es untergräbt den Boden, auf dem das Kapital, der Wucher, die Spekulation, der Profit, heute so üppig gedeihen. Aber um so feiner lässt sich dieses Geld den Bedürfnissen der Volkswirtschaft anpassen. Dieses Geld hat die Eigenschaft, unter allen Umständen seinen Heißhunger nach Waren zu behalten. Es ist unersättlich wie ein Wolf. Einerlei, was sich im Leben der Völker ereignen mag, dieses Geld ist immer da und versagt seine Vermittlung im Austausch der Produkte niemals. Unter allen nur denkbaren Umständen erscheint es mit der gleichen Regelmäßigkeit auf dem Markt, um seinen Dienst, seine Pflicht, seinen Zweck zu erfüllen, um den Waren den nötigen Absatz zu verschaffen. Niemand kann dieses Geld dem Verkehr entziehen; weder die Sparer, noch die Bankiers und Spekulanten. Wer es tut, der wird bestraft. Das Geld selbst fällt das Urteil und vollstreckt es eigenhändig. Den Geldbetrag dieser Strafe liefert das Geld auch wieder eigenhändig an die Staatskasse ab.
     Dementsprechend ist darum auch die Nachfrage nach Waren eine vollkommen gleichmäßige. Treten aus natürlichen Ursachen Schwankungen im Angebot ein (etwa weil die Produktionsmittel verbessert werden), so kann die Nachfrage unmittelbar diesen Schwankungen dadurch angepasst werden, dass der Staat durch die Reichsbank mehr Geld in Umlauf setzen, oder aber solches einziehen und verbrennen lässt. Unter solchen Umständen sind die für den Handel so überaus gefährlichen Konjunkturschwankungen überhaupt nicht mehr denkbar. Zwar in einzelnen Zweigen der Volkswirtschaft können nach wie vor Umwälzungen stattfinden (durch neue Erfindungen), aber Umwälzungen allgemeinen Charakters, Wirtschaftsseuchen, sogenannte Krisen, fallen fortan weg. Würden sie sich dennoch wiederholen, so läge das an irgendeiner Fahrlässigkeit der öffentlichen Verwaltung des Geldes, die man zur Verantwortung ziehen würde.

Nun sehen wir uns den Handel noch einmal von diesem neugewonnenen Standpunkt an. Mit der Reform des Geldes würden die Waren schnell und sicher ihren Bestimmungsort, den Konsumenten erreichen. Die Waren hätten überhaupt keine Zeit mehr, sich in Läden und kaufmännischen Speichern aufzuhalten. Die Mehrzahl der Kaufleute wäre einfach überflüssig. Die heute auf die Vorrechte ihres Geldes pochenden Warenkäufer würden ebenso bescheiden werden wie die Warenverkäufer und sich nicht mehr so störrisch benehmen. Die Waren würden bar bezahlt werden. Auch würden die Käufer die Waren nicht mehr in kleinen und kleinsten Mengen kaufen, sondern in den Originalpackungen für ihre Vorratskammer. Die Spekulation in Waren wäre unmöglich, die Schwankungen der Warenpreise als Folge dieser Spekulation fielen aus. Ja, wer könnte unter solch einfachen Verhältnissen nicht auch Handel treiben? Und wie weit müsste unter solchen Umständen der allgemeine Profitsatz heruntergehen? Nach meiner Schätzung würde mit der Reform des Geldes der von Brentano mit 40% angegebene Abzug, den sich die Produzenten im Durchschnitt für Handelsspesen gefallen lassen, auf etwa 10% zurückgehen. Schätzen wir die deutsche Warenproduktion mit 40 Milliarden ein, so betragen die Handelsspesen dieser Produktion 16 Milliarden. Durch Reduktion dieser Spesen von 40 auf 10%, ließe sich also eine jährliche volkswirtschaftliche Ersparnis von 12 Milliarden Mark erzielen!
     Und wem könnten noch diese Milliarden zufließen, wenn, wie wir gezeigt haben, durch die gleiche Reform dem Kapitalzins zu Leibe gegangen wird? Wem anders, als dem werktätigen Volk – den Arbeitern, Angestellten, Lehrern, Dichtern, Musikern, Gelehrten? Es ist ja sonst niemand mehr da zur Empfangnahme dieses Geschenkes (es wird hier vorausgesetzt, dass ein Volk, das sich zu einer solchen Reform befähigt zeigt, auch mit den Grundrentnern aufgeräumt haben wird).

Man sieht, welches Gesicht das große drohende, schwarze, unheilschwangere Problem der Neuzeit, die Soziale Frage, die Frage der Güterverteilung annimmt, wenn wir es vom Standpunkt des Geldwesens aus betrachten. Alles, was die Marxisten unserer heutigen auf dem Privateigentumsrecht an den Produktionsmitteln aufgebauten Wirtschaftsordnung vorwerfen, ist, soweit es nicht unmittelbar mit dem Privatgrundbesitz in Beziehung steht, von einem Konstruktionsfehler unseres herkömmlichen, von den Alten erfundenen und in unveränderter Form auf uns überkommenen Geldes abzuleiten. Der Kapitalcharakter der Produktionsmittel, d. i. der Zins, die Krisen mit der chronischen und akuten Arbeitslosigkeit, die lächerlich hohen Handelsspesen, die Spekulation, alles ist in letzter Linie darauf zurückzuführen, dass wir zum Tauschmittel unserer Produkte einen Gegenstand gewählt haben, der eine Ausnahmestelle in der Natur einnimmt, sozusagen als Fremdkörper dieser Erde zu betrachten ist. Während wir selbst und unsere Produkte vergänglicher Natur sind und damit auch wieder in diese Natur hineinpassen – ist unser Tauschmittel unvergänglich, unzerstörbar. Das ist ein Widerspruch, der der Bedeutung des Geldes entsprechende Folgen nach sich ziehen muss. Wir kennen nun einige dieser Folgen. Statt zweckentsprechend dem Warenaustausch zu dienen, wird es zu vielen dem Warenaustausch widersprechenden, ihn direkt hemmenden und störenden Sonderzwecken missbraucht und zwar haben diese Missbräuche so tiefe Wurzel gefasst, dass es schwerer Arbeit bedürfen wird, um sie auszurotten.

Eigentlich müsste man annehmen, dass diejenigen, die sich mit der Klärung der Sozialen Frage befassen, sich vor allen Dingen einmal das Geldwesen, das Rückgrat der Volkswirtschaft, den Nervus rerum, näher ansehen würden. Aber einige unglückliche wissenschaftliche Lehrsätze, namentlich die tolle Lehre vom sogenannten Wert, hatten die Aufmerksamkeit ganz vom Geldwesen abgelenkt.
     Vielleicht wird nun der eine oder der andere durch diese Studie auf die überragende Wichtigkeit des Geldwesens aufmerksam gemacht und wird sich das Ding einmal genauer ansehen wollen. In meinem Werk Die neue Lehre vom Geld und Zins findet er es genau beschrieben, sowohl wie es ist, als auch wie es sein soll und sein kann.
     Es besteht die Gefahr und das Schicksal der antiken Völker liefert den Beweis dazu, dass dasselbe Geld, das die Arbeitsteilung entwickelte und uns dadurch aus der Barbarei heraushob, uns durch die ihm anhaftenden Fehler mit blutigen Köpfen wieder in die Barbarei zurückstoßen wird. Das herkömmliche Geld (dessen Dasein und Herstellung ja heute von den Goldfunden, also vom Zufall abhängig ist) kann mit einer schadhaften Leiter verglichen werden: je höher wir steigen, umso tiefer stürzen wir, wenn sie bricht. Und wir sind schon hoch gestiegen. Entsetzlich wäre es, wenn sie brechen würde. Lasst uns also diese Leiter auf ihre Tragfähigkeit durch ein gründliches Studium des Geldwesens untersuchen, und zwar jetzt, nicht erst dann, wenn das Unglück geschehen ist.

Silvio Gesell (Vortrag auf dem „Volkswirtschaftlichen Kongress“ in Berlin, am 28. März 1913)


Für selbständig denkende Menschen (eine äußerst seltene Gabe) stellt sich die Frage, warum eine Menschheit, die bereits Raumfahrt betreibt, etwas im Grunde so Einfaches wie das Geld bis heute nicht verstanden hat. Die Antwort auf die Frage wurde im Jahr 2007 gefunden: 


 
Stefan Wehmeier, 01.01.2018 



1 Kommentar:

  1. Der in seinem einzigartigen humorvollem Schreibstil ersichtlich werdende Charakter Gesells, war sicher entscheidend dafür verantwortlich, dass er an seiner Mitwelt nicht verzweifelte.

    "Im deutschen Reichstag sitzt nicht einer, der Papiergeld zu machen versteht,..." daran hat sich in mehr als Einhundert Jahren nichts geändert. Immernoch gibt es Gläubige des intrinsischen Wertes(!). Immernoch glaubt das Volk den Versicherungsbetrügern der White Star Line von 1913 und allen anderen scheinbaren Geldfabrikanten (zuletzt Satoshi und Vitali im Vordergrund und dem IWF im Hintergrund) mehr als seine ihm eigene Kraft zu erkennen, zu erkennen, dass Geld immer das Produkt der gewollten Tat eines Volkes insgesamt darstellt.

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