Sonntag, 24. Juli 2011

Der bevorstehende Crash

Aus allen bisher gewonnenen Informationen über das noch vorhandene Restvertrauen der Anleger, den verbliebenen Spielraum der hohen Politik (Restvertrauen in Staatsanleihen) und die so genannte öffentliche Meinung lassen sich die bevorstehenden Ereignisse, die bis jetzt nur theoretisch beschrieben werden konnten, etwas konkreter vorhersagen. Das gilt sowohl für das Was als auch für das Wann, auch wenn eine zeitliche Vorhersage immer sehr gewagt ist und mehr intuitiv als rational erfasst werden muss.

Sicher ist, dass die Weltwirtschaft insgesamt wieder anfangen wird zu schrumpfen, dass der Schrumpfungsprozess schneller ablaufen wird als 2009, und dass die hohe Politik keine Möglichkeit mehr hat, den Prozess zu verlangsamen oder gar aufzuhalten. Das erscheint zunächst als ein negativer Ausblick, der jedoch positiv zu werten ist, denn der endgültige Zusammenbruch des noch bestehenden, kapitalistischen Systems ist die Voraussetzung dafür, dass der Glaube an dieses System verloren geht und die Religion (selektive geistige Blindheit gegenüber makroökonomischen Konstruktionsfehlern) überwunden werden kann.

Wahrscheinlich ist, dass der Crash noch in diesem Jahr stattfinden wird, und dass der Schrumpfungsprozess schon im August einsetzt. Ab diesem Zeitpunkt ist die gesetzlich verbindliche Ankündigung der Natürlichen Wirtschaftsordnung (freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = echte Soziale Marktwirtschaft) mindestens in der Bundesrepublik Deutschland die einzig verbleibende Möglichkeit, den Schrumpfungsprozess aufzuhalten!

Die Unvermeidbarkeit einer erneuten Schrumpfung der Weltwirtschaft ergibt sich zwingend aus der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, die sich seit dem Beginn der „Finanzkrise“ keinesfalls verringert hat, sondern sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten unvermindert anhält. Der dadurch bedingte Kaufkraftverlust der breiten Masse führt insbesondere in den Zinsverlierer-Staaten zu immer mehr Massenarmut und Hungersnöten. Das wird allerdings nicht der Auslöser für den bevorstehenden Crash sein, sondern genau wie im Herbst 2008 ein Vertrauensverlust der Anleger in den Kapitalmarkt. Welches konkrete Ereignis der Auslöser sein wird, ist nicht vorhersehbar, jedoch gibt es mittlerweile viele „Finanzbaustellen“, von denen jede einzelne ausreicht, eine Kettenreaktion auszulösen, weil so gut wie jeder makroökonomische Vorgang in einer a priori instabilen Zinsgeld-Ökonomie einer positiven Rückkopplung (Mitkopplung) unterliegt.
    Als das Vertrauen in das international verflochtene Bankensystem vor zweieinhalb Jahren erschüttert wurde, bestand immer noch Vertrauen in die Haushalte der Industrienationen, sodass viele Anleger in den „sicheren Hafen“ der Staatsanleihen flüchteten, was die hohe Politik wiederum in die Lage versetzte, die Geschäftsbanken mit staatlichen Bürgschaften abzusichern und „Konjunkturpakete“ zu finanzieren, um das kapitalistische System bis heute aufrecht zu erhalten. Der Bundesrepublik Deutschland geht es deshalb noch verhältnismäßig gut, weil sie als größte und exportstärkste Volkswirtschaft der größte Zinsgewinner innerhalb der Euro-Zone ist und sich seit Einführung des Euros auf Kosten einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse in den schwächeren Mitgliedsstaaten (Portugal, Irland, Griechenland, Spanien) einigermaßen gesund erhalten konnte. Als kaum zu vermeidende Gegenreaktion wurden die deutschen Steuerzahler von der hohen Politik dazu gezwungen, für Hilfskredite an die überschuldeten Mitgliedsstaaten zu bürgen.
    Jetzt kann man sich vorstellen, was passiert, wenn das allgemeine Vertrauen der Anleger durch einen wiederholten Reparaturbedarf an einer der „Finanzbaustellen“ erneut erschüttert wird. Es gibt keinen „sicheren Hafen“ mehr für die Anleger, denn auch die Staatsanleihen gelten nicht mehr als sicher! Weitere staatliche „Konjunkturpakete“ sind nicht mehr zu finanzieren, es kommt zu Bank-Runs, Massenentlassungen, allgemeiner Hoffnungslosigkeit, einem fortschreitenden Zusammenbruch der globalen Arbeitsteilung in rasendem Tempo, während die hohe Politik bis zur totalen Handlungsunfähigkeit gelähmt wird.

Bezüglich der zeitlichen Prognose für den Crash, die bisher noch niemand auszusprechen wagte, sei angemerkt, dass das Ereignis mit dem berühmten Maya-Kalender korreliert, der nicht, wie viele noch immer glauben, im Dezember 2012, sondern am 28. Oktober 2011 endet. Weiter möchte ich an dieser Stelle nicht darauf eingehen, weil sich zu viele religiöse und esoterische Spinnereien um das Thema ranken, die kaum zu durchdringen und nur schwer von halbwegs ernsthaften Forschungen in dem Bereich zu trennen sind. Sinnvoller ist es, die Prognose anhand zweier Graphiken zu erhärten, die jeder nachvollziehen kann, der zumindest die beiden Artikel „Die Finanzkrise und die Krise der hohen Politik“ sowie „Was passiert, wenn nichts passiert?“ in diesem Blog gelesen hat. Die erste Graphik ist auf der Internetseite der Deutschen Bundesbank unter dem folgenden Link zu finden…
            

…und zeigt die zeitliche Entwicklung des durchschnittlichen Kapitalmarktzinses im Euro-Raum für 10-jährige Staatsanleihen von März 1998 bis einschließlich Juni 2011:

Durchschnittl. Kapitalmarktzins im Euro-Raum (BIP-gewichtete     Rendite zehnjähriger Staatsanleihen); EURO12  Ab Januar 2001


Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass das Zinsniveau starken Schwankungen unterliegt, aber über den gesamten Zeitraum hinweg abfällt, wobei die Untergrenze der y-Achse von 3% als Liquiditätspräferenzgrenze anzusehen ist, bei der Anleger nicht mehr bereit sind, ihre Zinsgeld-Ersparnisse langfristig zu verleihen. Von Sommer 2008 bis Herbst 2010 sank das Zinsniveau von 4,75% bis hinunter auf 3,35%, während immer mehr Zinsgeldersparnisse für volkswirtschaftlich schädliche Spekulationen (Warentermingeschäfte) auf Girokonten liquide gehalten wurden. Danach kam es aufgrund der Nachwirkungen der „Konjunkturpakete“ zu einem letzten Anstieg des Zinsniveaus bis Januar 2011 auf 4,15%, um bis Mai 2011 weniger steil ein letztes Maximum von 4,5% zu erreichen (der von der hohen Politik propagierte „Aufschwung“), um dann im Juni 2011 wieder zu fallen auf 4,4%, Tendenz: weiterhin fallend. Die Auswirkungen der „Konjunkturpakete“ sind also verpufft und ein weiteres Absinken des Kapitalmarktzinses auf die Liquiditätspräferenzgrenze kann nicht mehr verhindert werden. 

Die zweite Graphik findet sich unter dem folgenden Link beim Statistischen Bundesamt…  


…und zeigt den Verbraucherpreisindex für die Bundesrepublik Deutschland von 2003 bis einschließlich Juni 2011:

Verbraucherpreisindex, Originalwerte, 2005 = 100

Bis Sommer 2008 gelang es der Deutschen Bundesbank mit schöner Regelmäßigkeit, eine schleichende Inflation von etwa 2% pro Jahr aufrecht zu erhalten. Inflation ist in einer Zinsgeld-Ökonomie erforderlich, um „mit einiger Sicherheit“ ein Umkippen der Volkswirtschaft in die Deflation (Wirtschaftskrise) zu vermeiden – bis diese im Herbst 2008 nicht mehr zu vermeiden war. Die staatlichen „Konjunkturpakete“ verhinderten vorläufig eine deflationäre Abwärtsspirale und konnten bis Herbst 2010 eine schleichende Inflation von immerhin 1% pro Jahr bewirken, die dann mit dem letzten Anstieg des Kapitalmarktzinses (siehe: vorherige Graphik) kurzzeitig wieder den „Normalwert“ von 2% pro Jahr erreichte – und seit Mai 2011 auf Null gefallen ist. Für eine Zinsgeld-Ökonomie ist aber „keine Inflation“ bereits gleichzusetzen mit „Deflation“, was darauf hindeutet, dass wir ganz kurz vor der endgültigen deflationären Abwärtsspirale stehen.

Jetzt sollte deutlich geworden sein, in welchem geistigen „Wolkenkuckucksheim“ sich ein Politiker befindet, der schlimmstenfalls ganz oder zumindest teilweise selbst an den Unsinn glaubt, den er einem religiösen Wahlvolk einreden muss, um gewählt zu werden. Die „repräsentative Demokratie“ einer Zinsgeld-Ökonomie spült immer diejenigen „an die Macht“, die von Makroökonomie gar nichts verstehen und auch nichts verstehen dürfen, um ihre „Machtposition“ ertragen zu können! Für den eigentlichen Beginn der menschlichen Zivilisation, die Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung, gilt daher: 

Die Ersten (Politiker und Zinsgewinner) werden die Letzten sein, die die „banalsten Selbstverständlichkeiten“ (Zitat: Silvio Gesell) wenigstens ansatzweise verstehen. 

Wie katastrophal die allgemeine wirtschaftliche Situation noch werden muss, bis sogar die hohe Politik anfängt zu denken, wird der bevorstehende Crash zeigen.

Stefan Wehmeier, 24. Juli 2011


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