(Aus der
Zeitschrift des Sparkassenverbandes, 1891)
"Trotz der heiligen Versprechen der Völker, den
Krieg für alle Zeiten zu ächten, trotz der Rufe der Millionen: 'Nie wieder
Krieg', entgegen all den Hoffnungen auf eine schönere Zukunft muß ich sagen:
Wenn das heutige Geldsystem, die Zinswirtschaft, beibehalten wird, so wage ich
es, heute schon zu behaupten, daß es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor
einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen.
Ich sehe die kommende
Entwicklung klar vor mir. Der heutige Stand der Technik läßt die Wirtschaft
rasch zu einer Höchstleistung steigern. Die Kapitalbildung wird trotz der großen
Kriegsverluste rasch erfolgen und durch Überangebot den Zins drücken. Das Geld
wird dann gehamstert werden. Der Wirtschaftsraum wird einschrumpfen, und große
Heere von Arbeitslosen werden auf der Straße stehen. An vielen Grenzpfählen
wird man dann eine Tafel mit der Aufschrift finden können: 'Arbeitssuchende
haben keinen Zutritt ins Land, nur die Faulenzer mit vollgestopftem Geldbeutel
sind willkommen.'
Wie zu alten Zeiten wird man
dann nach dem Länderraub trachten und wird dazu wieder Kanonen fabrizieren
müssen, man hat dann wenigstens für die Arbeitslosen wieder Arbeit. In den
unzufriedenen Massen werden wilde, revolutionäre Strömungen wach werden, und
auch die Giftpflanze Übernationalismus wird wieder wuchern. Kein Land wird das
andere mehr verstehen, und das Ende kann nur wieder Krieg sein."
Silvio Gesell, Herbst 1918 (direkt nach dem Ende des 1. Weltkrieges)
Es dauerte tatsächlich "keine 25 Jahre" vom Ende des ersten bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges. Der dritte Weltkrieg wäre ab 1968 (in einer Alternativwelt ohne atomare Abschreckung) fällig gewesen und wurde nur durch die atomare Abschreckung bis in die Gegenwart verhindert. Durch das Ausbleiben dieser "überfälligen Sachkapitalzerstörung" hat die Zinsumverteilung – sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten – heute ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht, sodass die Weltwirtschaft auf ein Phänomen zusteuert, das der "Jahrhundertökonom" John Maynard Keynes als "Liquiditätsfalle" bezeichnete: der mitgekoppelte (sich selbst beschleunigende) Zusammenbruch des Geldkreislaufs und damit der irreversible Zusammenbruch der gesamten Arbeitsteilung – das Ende jeglicher Kultur.
Liquiditätsfallen
hat es in der Geschichte der halbwegs zivilisierten Menschheit viele gegeben
(schon solange der Mensch Zinsgeld, anfangs Edelmetallgeld, benutzt) und alle Hochkulturen
und Weltreiche sind an der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz zugrunde
gegangen. Heute stehen wir vor der absoluten Steigerung dieses Phänomens: die
globale Liquiditätsfalle, die auch ohne Atomkrieg in der Lage ist, unsere
gesamte "moderne Zivilisation" auszulöschen – und zwar umso
schneller, je länger sie von der "hohen Politik" durch Erhöhung der Staatsverschuldung
und Geldmengenausweitung hinausgezögert wird! Die Heilige Schrift bezeichnet
dieses Ereignis als "Armageddon".
Um diese größte anzunehmende Katastrophe der Weltkulturgeschichte noch rechtzeitig abzuwenden, bedarf es der "Auferstehung der Toten". Als geistig Tote sind alle Existenzen zu bezeichnen, die vor lauter Vorurteilen nicht mehr denken können. Die Basis aller Vorurteile, sofern sie das menschliche Zusammenleben im weitesten Sinne betreffen, war (und ist noch) die Religion: Opium des Volkes
Stefan Wehmeier, 11.06.2011 (aktualisiert am 16.02.2024)
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