Sonntag, 12. Februar 2017

Der Anfang vom Ende

Das Ende des sogenannten globalisierten Kapitalismus kommt nun in immer kürzeren Schritten unaufhaltsam auf uns zu:

"Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis der Waren, und das Angebot richtet sich nach dem Vorrat. Mehrt sich der Vorrat, so wächst auch das Angebot; nimmt der Vorrat ab, so geht auch das Angebot zurück. Vorrat und Angebot fallen somit in eins zusammen, und statt: "Angebot und Nachfrage" könnte es ebenso richtig heißen: "Vorrat und Nachfrage" bestimmen den Preis. Die Voraussetzungen der Quantitätstheorie werden durch diese Fassung sogar besser hervorgehoben.
     Die Quantitätstheorie, die für alle Waren ohne wesentliche Einschränkung als richtig anerkannt wird, hat man auch auf das Geld übertragen und gesagt, dass der Preis des Geldes vom Geldvorrat bestimmt wird; doch hat die Erfahrung gezeigt, dass das Geldangebot vom Geldvorrat nicht so beherrscht wird, wie für solche Quantitätstheorie vorausgesetzt wird. Während der Geldvorrat oft unverändert bleibt, ist das Geldangebot den größten Schwankungen unterworfen.
… Für das Geldangebot sind die Marktverhältnisse jedenfalls von größter Bedeutung, und wenn wir eben von den Waren sagten, dass Vorrat und Nachfrage den Preis bestimmen, so könnte man vom Geld ebenso richtig sagen, dass "Stimmung und Nachfrage" seinen Preis bestimmen."

 
Silvio Gesell 
("Warum die sogenannte rohe Quantitätstheorie dem Geld gegenüber versagt", 1916)
 
Was machen studierte "Wirtschaftsexperten" und gewählte "Spitzenpolitiker", wenn das Geld nicht angeboten wird? Sie vergrößern die Geldmenge und versuchen "gute Stimmung" zu verbreiten. Zu mehr reicht es nicht, und so sieht dann der Anfang vom Ende aus:


Wie die Target2-Salden zustande kommen, ist studierten "Wirtschaftsexperten" und gewählten "Spitzenpolitikern" kaum beizubringen. Denn dazu müssten sie das Geld als Tauschmittel und nicht als Kapital betrachten. Weil aber der Kapitalismus deren Existenzgrundlage bildet, bleibt ihnen der elementare Fehler im "Geld, wie es (noch) ist" (Zinsgeld) bis zum Schluss verborgen und das fehlerfreie "Geld, wie es sein soll" (konstruktiv umlaufgesichertes Geld) wird vorher gar nicht erst angedacht.


Wie aus beiden Graphiken ersichtlich, dürfte der Zusammenbruch des Zinsgeld-Kreislaufs nicht mehr lange auf sich warten lassen, da alle "politischen Maßnahmen" (Erhöhung der Staatsverschuldungen und Geldmengenausweitungen), die das Elend verlängern, ausgereizt sind. Seit der Euro-Einführung bis heute hat sich das EWU-BIP um den Faktor 1,4 vergrößert und die Gesamtinflation in diesem Zeitraum war 23%, während die Zentralbank-Geldmenge (Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) im gesamten Euro-Raum von 400 Mrd. € auf 2,2 Bio. € ausgeweitet wurde (Faktor 5,5). Die Umlauffrequenz des Euros hat sich somit im Durchschnitt um 5,5 / 1,4 / 1,23 = ca. 3,2 verringert. Ursache für den immer langsameren Geldumlauf ist der durch die Sachkapitalvermehrung in den letzten zwei Jahrzehnten allgemein gesunkene Kapitalmarktzins, der in Verbindung mit einer schleichenden Inflation (angestrebt werden bis 2% / Jahr) als destruktive Geldumlauf"sicherung" in der (noch) bestehenden Zinsgeld-Ökonomie (zivilisatorisches Mittelalter) unverzichtbar ist. Wir nähern uns also unaufhaltsam dem evident werden der globalen Liquiditätsfalle (Geldstillstand), da eine weitere umfassende Sachkapitalzerstörung (Dritter Weltkrieg) zur Anhebung des Zinsfußes aufgrund der atomaren Abschreckung (vorerst) nicht zur Debatte steht.
 
Wirklich alternativlos, um einen Rückfall in die Steinzeit ("Mad-Max-Szenario") noch rechtzeitig zu verhindern, ist eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform, als Grundvoraussetzung für die Natürliche Wirtschaftsordnung (echte Soziale Marktwirtschaft):
 
Der einzige Hinderungsgrund für diesen eigentlichen Beginn der menschlichen Zivilisation ist nicht technischer, sondern rein psychologischer Natur. Denn nach 3200 Jahren irrationalem Geschwätz zuerst von jüdischen und dann auch von katholischen und islamischen Priestern ist dem "modernen Normalbürger" die freie Marktwirtschaft (Paradies) ohne Privatkapitalismus (Erbsünde) in so weite Ferne gerückt, dass es "vollkommen unmöglich" erscheint, "den Einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit" (das "Christentum" nach Nietzsche) nicht zum sprichwörtlichen, sondern zum wahren "Himmel auf Erden" (Nachfrage äquivalent Angebot) umzugestalten:
 
Arthur C. Clarke: "Ich finde die Zivilisation ist eine gute Idee. Nur sollte endlich mal jemand anfangen, sie auszuprobieren."
 
Nur "jemand" ist zuwenig; es muss schon ein ganzes Volk sein – und damit kommen wir zurück auf die Target2-Salden. Im gesamten Euroraum wird der Euro von der EZB über die jeweiligen Zentralbanken der einzelnen EWU-Mitgliedstaaten in den Umlauf gegeben, wobei sich das Geld in einem Kreislauf befindet, während die übrigen Waren, gegen die es getauscht wird, immer wieder neu produziert und verbraucht werden. Mathematisch lässt sich das so formulieren:
 
Bruttoinlandsprodukt (EWU) = Euromenge (M0) x effektive Umlauffrequenz
 
Wie aus der Gleichung ersichtlich, kann das gleiche BIP von zurzeit etwa 10,7 Bio. € entweder mit einer relativ großen Geldmenge (2,2 Bio. €), die langsam umläuft (4,86 / Jahr), oder mit einer kleineren Geldmenge, die entsprechend schneller umläuft, erreicht werden. Die Target2-Salden ergeben sich daraus, dass die effektive Umlauffrequenz des Zentralbankgeldes in Deutschland höher ist (bzw. weniger stark abnimmt) als in Italien, Spanien, Portugal oder Griechenland. Der deutschen Volkswirtschaft genügt eine kleinere Geldmenge für den gleichen Warenumsatz, sodass die Deutsche Bundesbank gegenwärtig immer mehr Zentralbankgeld an die EZB und diese an die Zentralbanken derjenigen EWU-Mitgliedstaaten verleiht, in denen das Geld langsamer umläuft, um bei uns einer Inflation und dort einer Deflation vorzubeugen. Ohne das Target2-System müsste in Deutschland überschüssiges Geld verbrannt und in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland fehlendes Geld neu geschöpft werden. Da in einer Zinsgeld-Ökonomie weder das Vernichten noch das übermäßige Neuschöpfen von Zentralbankgeld unproblematisch ist, belässt man es vorerst beim Verleih – und hat damit eine Zeitbombe installiert, weil die EZB keinerlei Einfluss auf die effektive Umlauffrequenz des Euros in den jeweiligen EWU-Mitgliedstaaten hat.
 
Damit ist sicherer als das Amen in der Kirche: Mit der kurz bevorstehenden "offiziellen" Pleite Griechenlands wird das Vertrauen in die "Gemeinschaftswährung" so weit verloren gehen, dass auch Deutschland pleite ist, wenn dadurch die Forderung der Deutschen Bundesbank gegenüber der EZB von rund 800 Milliarden € ausfällt – es sei denn, es erfolgt gerade noch rechtzeitig die gesetzlich verbindliche Ankündigung einer neuen, konstruktiv umlaufgesicherten DM! 

Konstruktiv umlaufgesichertes Geld (Freigeld) gehorcht der Quantitätsgleichung, d. h. der gesamte Geldvorrat wird immer angeboten, unabhängig von der Höhe des Kapitalmarktzinses. Dieser wird durch weitere Sachkapitalbildung langfristig um Null pendeln, während der Geldfluss beschleunigt und verstetigt werden kann. Eine schleichende Inflation ist nicht länger erforderlich, sodass die Ökonomie auf unbegrenzte Zeit stabil bleibt und allgemeiner Wohlstand selbstverständlich wird:
 
(Vorwort zur 4. Auflage der NWO, 1920) "Die Natürliche Wirtschaftsordnung ist keine neue Ordnung, sie ist nicht künstlich zusammengestellt. Der Entwicklung der Ordnung, die die Arbeitsteilung zum Ausgangspunkt nimmt, sind nur die aus den organischen Fehlern unseres Geldwesens und Bodenrechtes entstehenden Hemmungen aus dem Weg geräumt worden. Mehr ist nicht geschehen. Sie hat mit Utopien, mit unerfüllbaren Schwärmereien nichts gemein."
 
In diesem Sinne darf man dem Ende des zivilisatorischen Mittelalters einigermaßen gelassen entgegen sehen. Bedauerlich ist nur, dass es erst zur größten anzunehmenden Katastrophe der Weltkulturgeschichte kommen muss, damit auch die Allerdümmsten (Politiker und Priester) die Lage begreifen und endlich verwirklicht werden kann, was nicht erst seit einem Jahrhundert, sondern schon seit zwei Jahrtausenden Realität sein könnte:
 
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2016/09/das-ende-der-sklaverei.html


Stefan Wehmeier, 12.02.2017