Samstag, 12. Januar 2013

Der Unsinn antwortet



Sehr geehrter Herr Prof. Sinn,

seit der Euro-Einführung bis heute hat sich das EU-BIP etwa um den Faktor 1,3 erhöht, während die gesamte Zentralbank-Geldmenge (Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) von 400 Mrd. € auf fast 1,8 Bio. € ausgeweitet und damit etwa um den Faktor 4,5 erhöht wurde. Die effektive Umlauffrequenz des Zentralbankgeldes in der EU hat sich also im Durchschnitt um den Faktor 4,5/1,3 = 3,5 verringert. 

Die aufgelaufenen Target-Salden bedeuten nichts anderes, als dass sich die effektive Umlauffrequenz z. B. in Deutschland um weniger als den Faktor 3,5 verringert und z. B. in Griechenland, Spanien und Italien um mehr als den Faktor 3,5 verringert hat.

Nach der gesetzlich verbindlichen Ankündigung der freiwirtschaftlichen Geld- und Bodenreform wird die effektive Umlauffrequenz um einen Faktor > 10 erhöht und somit die gesamte Zentralbank-Geldmenge um den gleichen Faktor verringert. In einem Zeitraum von sechs Monaten bis zur physischen Einführung der neuen nationalen, konstruktiv umlaufgesichterten Indexwährungen haben sich alle Target-Salden eigendynamisch ausgeglichen oder zumindest auf ein unbedeutendes Maß reduziert. Die überflüssige EZB kann dann ohne "großen Krach" einfach aufgelöst werden.

Ich hoffe, dass dieses kurze Statement die aufkommende Panik zur "Target-Falle" verringert. Über irgendetwas anderes als die schnellstmögliche Verwirklichung der Freiwirtschaft (echte Soziale Marktwirtschaft) braucht ohnehin niemand mehr nachzudenken.

MfG
Stefan Wehmeier


Sehr geehrter Herr Wehmeier,

vielen Dank für die Nachricht. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes hat sich überall gleichmäßig abgesenkt, denn das in den Krisenländern zusätzlich geschaffene Geld floss, wie durch die Target-Salden gemessen, in die anderen Euroländer. Das macht die Sache aber nicht besser.

Mit freundlichem Gruß zum neuen Jahr
Hans-Werner Sinn


Um ihn ganz erfassen zu können, formulieren wir den Unsinn – soweit dies möglich ist – sinngemäß um, indem wir „Umlaufgeschwindigkeit“ durch „effektive Umlauffrequenz“, „Geld“ durch „Zentralbankgeld“, „überall“ durch „in allen Ländern der EU“, „in den Krisenländern“ durch „z. B. in Griechenland, Spanien und Italien“ und „in die anderen Euroländer“ durch „z. B. nach Deutschland“ ersetzen und erhalten die Aussage: "Die effektive Umlauffrequenz des Zentralbankgeldes hat sich in allen Ländern der EU gleichmäßig abgesenkt, denn das z. B. in Griechenland, Spanien und Italien zusätzlich geschaffene Zentralbankgeld floss, wie durch die Target-Salden gemessen, z. B. nach Deutschland."

Der Unsinn behauptet also, dass z. B. in Griechenland, Spanien und Italien Geld (Zentralbankgeld) „zusätzlich geschaffen“ wurde, was gar nicht möglich ist, weil ausschließlich die EZB dazu befugt und in der Lage ist, die Zentralbank-Geldmenge in der EU zu erhöhen. Dieses hypothetische, „zusätzlich geschaffene“ Zentralbankgeld soll dann z. B. nach Deutschland geflossen sein, „wie durch die Target-Salden gemessen“, die tatsächlich das genaue Gegenteil anzeigen: Es sind (Stand: August 2012) 751 Mrd. € von der Deutschen Bundesbank an die EZB (die gegenüber der Deutschen Bundesbank mit diesem Betrag verschuldet ist) geflossen, und von der EZB sind 105 Mrd. € an die griechische, 434 Mrd. € an die spanische und 289 Mrd. € an die italienische Zentralbank geflossen, die wiederum gegenüber der EZB mit diesen Beträgen verschuldet sind. Und hätte sich die effektive Umlauffrequenz des Zentralbankgeldes „in allen Ländern der EU gleichmäßig abgesenkt“, dürfte es die aufgelaufenen Target-Salden gar nicht geben!

Warum gibt der „renommierte Wirtschaftsprofessor“ Hans-Werner Sinn einen solchen Unsinn von sich? Weil er an einer staatlichen Hochschule „Volkswirtschaftslehre“ und damit die ganz hohe Kunst studiert hat, die Volkswirtschaft – und insbesondere das „liebe Geld“ – NICHT zu verstehen, und weil er die Verkaufszahlen seiner pseudowissenschaftlichen Panikbroschüre „Die Target-Falle“ nicht gefährden will. Mit anderen „renommierten Wirtschaftsprofessoren“ hat Herr Prof. Sinn gemeinsam, dass er zwischen Geld (Zentralbankgeld) und Ansprüchen auf Geld mit unterschiedlicher Fristigkeit („Geldmengen“ M1, M2, M3…) nicht unterscheiden kann und ihm daher jegliches Verständnis für die wirklichen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge abhanden gekommen ist:    


Die völlig verqueren Gedankengänge von „renommierten Wirtschaftsprofessoren“, die zu völlig unsinnigen Aussagen wie der hier zitierten führen, sind logisch nicht mehr erklärbar. Übertroffen wird der Unsinn nur noch vom dummen Geschwätz der „Spitzenpolitiker“, die sich von solchen „Experten“ beraten lassen.

Der „Normalbürger“ darf die „staatlich geprüften Experten“ ignorieren und kann mit dem selbständigen Denken anfangen. Wer die sagenhafte Welt von Himmel und Hölle verstehen will, in der wir (noch) existieren, muss zuerst einen höheren Standpunkt einnehmen. Dazu bedarf es der „Auferstehung aus dem geistigen Tod der Religion“, der Entwicklung des Menschen zum „Übermenschen“ (nach Nietzsche):



Stefan Wehmeier


3 Kommentare:

  1. Währen sich die "Spitzenpolitiker" nur mal bewusst darüber, das ihnen "Spiegelbildlich" das Kabarett gegenübersteht und diese "Clowns" bereits selbst nicht mehr Lachen und sich der wirklich wahren Probleme bewusst geworden sind und sogar, wenn auch mit "Witz", die "Erlösung" verkünden. Ja, selbst die verstehen nicht mal warum das Publikum noch lacht. Man merkt ihnen regelrecht an das ihnen selbst bei jedem Lacher die Tränen kommen und das sie fassungslos sind. "Wie können die jetzt noch lachen?"
    Wenn den "Clowns" schon das Lachen vergeht und ihr ganzer Witz schon ehr darin besteht "Radikal", fast wie in einer Dokumentation, zu erklären was eigentlich los ist, ...was muss erst noch alles kommen?

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  2. “Geldvermögen und Schulden sowie “Giralgeld” sind kein Geld (Zentralbankgeld = Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken), sondern Ansprüche bzw. Forderungen auf Geld mit zudem unterschiedlicher Fristigkeit.”

    Hallo Herr Wehmeier,

    Das ist im Prinzip so korrekt, aber Ihre Häme … gegen Sinn ist etwas unangebracht, wenn Sie nicht mal wissen, dass die Banken bei ihrer nationalen Zentralbank (NZB) des Eurosystems ihren Zentralbankgeldbedarf decken und eben nicht bei der EZB, die nur Organ ist. Wenn es nicht ausdrücklich der EZB-Rat mit zwei Drittel-Mehrheit verbietet, kann eine NZB sogar ohne die Hinterlegung der vorgeschriebenen Sicherheiten Zentralbankgeld via ELAs (Emergency Liquidity Assistance) in ihre heimischen Banken pumpen.

    “Der Unsinn behauptet also, dass z. B. in Griechenland, Spanien und Italien Geld (Zentralbankgeld) „zusätzlich geschaffen“ wurde, was gar nicht möglich ist, weil ausschließlich die EZB dazu befugt und in der Lage ist, die Zentralbank-Geldmenge in der EU zu erhöhen.” …Sorry, Sie schreiben selbst Unsinn!

    “Es sind (Stand: August 2012) 751 Mrd. € von der Deutschen Bundesbank an die EZB (die gegenüber der Deutschen Bundesbank mit diesem Betrag verschuldet ist) geflossen…”

    Zwischen der Buba und der EZB fließt gar nichts, die Buba hält eine Forderung gegenüber der EZB als Bestandsgröße aus dem Target2 Zahlungssystem, und zwar in der Höhe des Saldos, wie über dem Target2 Zahlungssystem von Banken der Eurozone Zentralbankgeld zu Banken nach Deutschland im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr mehr zufloss, als vom deutschen Bankensystem in andere abfloss.

    Zentralbankgeld ist Grundlage von grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr, muss also eine Geschäftsbank die grenzüberschreitenden Zahlung eines ihrer Kunden ausführen, braucht sie ein Zentralbankgeldguthaben bei der heimischen Zentralbank, aus dem heraus via dem Target2 Zahlungssystem die Zahlung an die Empfängerbank und deren heimische Zentralbank ausgeführt wird. Allerdings steht hier ausgeführt für einen anderen Vorgang, als sie ihn im Sinn haben.

    Hat die ausführende Bank nicht genügend Zentralbankgeldguthaben muss sie sich bei ihrer heimischen NZB Zentralbankgeld leihen, führt sie den Zahlungsvorgang aus, zieht die heimische Zentralbank die Summe von den Zentralbankgeldguthaben der Bank ab und die Zentralbank der Empfängerbank schreibt der Empfängerbank die Summe auf deren Zentralbankkonto gut. Zwischen den beiden beteiligten Zentralbanken z.B. Bank of Greece und Buba fließt nichts, sondern die Bank of Greece bekommt eine Verbindlichkeit in Höhe der Zahlung formal gegenüber der EZB und die Buba ein Forderung aus der Gutschrift die sie bei der Empfängerbank leistet, ebenfalls formal gegenüber der EZB. Die EZB fungiert nur wie eine Art Clearingstelle.

    Also hin und wieder mal weniger austeilen, auch Stefan Wehmeier weiß nicht alles, kann man auch nicht.

    Gruß Steffen

    aus: http://www.querschuesse.de/die-ruhe-vor-dem-sturm/ (Querschuss 02.10.2013)

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    1. “Zwischen den beiden beteiligten Zentralbanken z.B. Bank of Greece und Buba fließt nichts,…”

      Das habe ich auch nicht behauptet.

      “…sondern die Bank of Greece bekommt eine Verbindlichkeit in Höhe der Zahlung formal gegenüber der EZB und die Buba ein Forderung aus der Gutschrift die sie bei der Empfängerbank leistet, ebenfalls formal gegenüber der EZB. Die EZB fungiert nur wie eine Art Clearingstelle.”

      Eben. Und genau daraus entstehen die einzelnen Target-2-Salden, wenn die effektive Umlauffrequenz des Euros in den einzelnen Staaten der “Währungsunion” unterschiedlich ist.

      Ansonsten:

      “Wenn es nicht ausdrücklich der EZB-Rat mit zwei Drittel-Mehrheit verbietet, kann eine NZB sogar ohne die Hinterlegung der vorgeschriebenen Sicherheiten Zentralbankgeld via ELAs Emergency Liquidity Assistance in ihre heimischen Banken pumpen.”

      Das spielt keine Rolle, denn die NZB emittieren Euro und keine DM, Drachme, etc.; und der EZB-Rat kann eine Erhöhung der Euro-Menge ausdrücklich verbieten – sonst wäre es ja keine “Währungsunion”. Und solange das so ist, emittieren die NZB das Zentralbankgeld “im Auftrag der EZB”, auch wenn es nicht bei jeder Emission der ausdrücklichen Zustimmung bedarf. Jetzt kann man sich natürlich endlos darüber streiten, welche Blitzbirnen im so genannten EZB-Rat sitzen dürfen und mit welcher Stimmenmehrheit sie welche Maßnahmen zum Währungspfusch zu genehmigen haben oder nicht.

      Das spielt aber auch alles keine Rolle, denn es geht einzig und allein darum, den Währungspfusch ein für allemal abzustellen und das Geld mit einer konstruktiven Umlaufsicherung zu versehen, damit es überhaupt eine Währung sein kann, deren Kaufkraft auf unbegrenzte Zeit stabil bleibt:

      http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/01/geldtheorie.html

      Dazu ist es zweckmäßig, die “Währungsunion” zunächst wieder aufzulösen:

      http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/04/krieg-oder-frieden.html

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