Mittwoch, 23. Januar 2013

Geldtheorie



„Man sollte alles so einfach wie möglich sehen – aber auch nicht einfacher.“

Albert Einstein

Der folgende Text des Freiwirtschaftlers Hermann Bartels ist wie kein zweiter geeignet, die Funktion des Geldes als in einer arbeitsteiligen Wirtschaft unverzichtbares, gesetzliches Zwischentauschmittel allgemeinverständlich und wissenschaftlich korrekt zu erklären. Ich habe den Text vollständig überarbeitet, auf das Wesentliche gekürzt und dabei einige Formulierungen geändert und kleinere Fehler korrigiert, um Missverständnisse auszuschließen. Lediglich an staatlichen Hochschulen indoktrinierte „Wirtschaftsexperten“ sowie vom kollektiv Unbewussten gewählte „Spitzenpolitiker“ (Vorurteilsträger) können auf gewisse Verständnisschwierigkeiten stoßen:
  
Die Geldtheorie Silvio Gesells

Geld ist eine Erscheinung der entwickelten Warenerzeugung, die nicht nur über die Urstufe der Eigenbedarfswirtschaft hinausgelangt, sondern schon soweit fortgeschritten ist, dass der direkte Naturaltausch der produzierten Waren zu schwerfällig wird. Unter „Ware“ ist hier dasjenige Produkt zu verstehen, das dem Hersteller nicht unmittelbar nützlich ist, sondern nur als Tauschobjekt zur Erlangung der Produkte eines anderen. Diese Warenproduktion ist das Wesensmerkmal der arbeitsteiligen Wirtschaft, die allein leistungsfähig genug ist, um die Bedürfnisse der heutigen Menschheit zu erfüllen. Wie wenig der Naturaltausch der Arbeitsteilung unserer Zeit entspricht, haben die Jahre von 1945 bis 1948 gezeigt, als das Geld seine Funktion als Tauschmittel kaum noch erfüllen konnte.

Die moderne Wirtschaft bedarf also des Geldes als einer Universalware, die sich gegen alle anderen Waren tauschen lässt. Die Urformen des Geldes in der Wirtschaftsgeschichte waren verschiedene, in erster Linie kamen jedoch schon frühzeitig Edelmetalle in Betracht. Sie weisen als Stoff diejenigen Eigenschaften auf, die das Tauschmittel als solches geeignet machen: Sie sind nicht beliebig vermehrbar, verhältnismäßig selten (sodass ihnen, verglichen mit den anderen Waren, ein relativ hoher Wert beigelegt wird) und in der Wirtschaft ansonsten ziemlich nutzlos, da sie sich zu nichts außer der Herstellung von Schmuck eignen (sodass sie nicht durch Verbrauch vom Markt verschwinden). Diese Herkunft des Geldes vom Gold hat jahrhundertelang zu dem Irrtum geführt, die Funktion des Geldes in der Wirtschaft sei vom Geldstoff abhängig, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass auch Geld aus anderen Stoffen, etwa Papier, die angeführten Eigenschaften besitzen könne. Man glaubte (wie es etwa die Vertreter der so genannten „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ noch heute glauben), das Geld müsse einen „inneren Wert“ haben, den das Edelmetall darstellte. Diese Vorstellung ist durch die Praxis schneller als durch die Wissenschaft widerlegt worden. Heute ist es eine allgemeine Erkenntnis, dass der „Wert“ des Geldes auf dem Markt keine Rolle spielt, sondern nur die Kaufkraft. Diese ist ausgedrückt in der Menge der Waren, die man für die Geldeinheit bekommt, oder, von den Waren aus gesehen, im Preis. Wie der Preis – unabhängig vom Geldstoff – zustande kommt, soll später dargestellt werden.

Die Lösung des Geldes vom Edelmetall hat sich schrittweise vollzogen. Der Keim hierzu wurde bereits in dem Augenblick gelegt, als der Staat sich des Geldes annahm und die Metallstückchen mit seinem Stempel versah. Dieser Stempel war zunächst nur eine Gewichtsgarantie. Später ging man aus fiskalischen Gründen dazu über, untergewichtige oder aus weniger edelmetallhaltigen Legierungen bestehende Münzen als vollwertig abzustempeln, und die Erfahrung zeigte, dass die Kaufkraft, wenn überhaupt, so doch nicht in dem Maße der Stoffminderung sank. Entscheidend war der Übergang zum Papiergeld. Dem lag zunächst nur der Gedanke zugrunde, dass an die Stelle des Metalls auch ein Papier treten könne, das der Staat gegen Metall einzulösen verspricht, das also gewissermaßen das Metall vertritt, aber leichter zu handhaben ist. Demgemäß musste eine entsprechende Menge Geldmetall eingelagert werden, um dem Papiergeld „volle Deckung“ zu verleihen. Ein wertloses, trotzdem aber kaufkräftiges Geld schien zunächst undenkbar. Sehr bald gab man das Prinzip der vollen Deckung auf, hielt aber an dem Einlösungsversprechen noch jahrzehntelang fest. Dieses Versprechen glaubte man allerdings auch geben zu können, ohne Goldreserven in Höhe des ausgegebenen Papiergeldes zu besitzen, da nicht zu erwarten war, dass alle Papiergeldbesitzer von dem Recht der Einlösung gleichzeitig Gebrauch machen würden. So setzte man die Deckung auf die Hälfte, ein Drittel oder weniger herab. Reine Papierwährung ohne Deckung und ohne Einlöseversprechen gibt es, von unbedeutenden Vorläufern abgesehen, seit etwa 50 Jahren. Unsere Deutsche Mark ist ein deutliches Beispiel dafür, dass solches Geld gleichwohl seine Funktion besser erfüllen kann als dasjenige anderer Länder.

Wie kommt die Kaufkraft dieses reinen Papiergeldes zustande?

Der Staat ist in der Lage, dem Papier diejenigen Eigenschaften zu verleihen, die es von Natur aus dem Edelmetall ermöglichen, als Geld zu dienen. Er braucht nur die von ihm bedruckten Scheine zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu erklären und dafür sorgen, dass sie relativ selten bleiben. Dass sie durch Verarbeitung vom Markt abwandern, ist noch weniger als beim Gold zu befürchten. Erfüllt das Papiergeld diese Voraussetzungen, dann ist es genauso unentbehrlich wie die Arbeitsteilung in der Wirtschaft. Wer an dem Güteraustausch teilnehmen will, muss danach trachten, seiner habhaft zu werden. Die Intensität dieses Strebens ist es, was dem Geld Kaufkraft verleiht. Wer Waren erzeugt, muss sie gegen Geld, auch wenn es Papiergeld ist, anbieten, weil er dieses Geld haben muss, um seinerseits Waren kaufen zu können, die er braucht. Diese Erkenntnis, heute schon fast eine Binsenwahrheit, erscheint in der volkswirtschaftlichen Literatur erstmalig im Werke Gesells.

Man könnte zur Verteidigung der Goldwährung anführen, dass sie immerhin eine übermäßige Geldausgabe durch den Staat verhindere. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben jedoch gezeigt, dass eine auch nur einigermaßen ausreichende Garantie für die Erhaltung der Kaufkraft in der Goldwährung nicht gegeben ist. Der Staat kann die Deckungsquote herabsetzen. Der Goldvorrat ist äußerst variabel; er hängt von der Außenhandelspolitik und von Goldfunden ab. Viel exakter kann die Geldausgabe durch Bindung der Währung an den Preisindex gesteuert werden. Dem System der Indexwährung wollen wir uns nunmehr zuwenden.

Es gilt zunächst zu ermitteln, von welchen Faktoren die Kaufkraft des Geldes, auf die wir ja Einfluss gewinnen wollen, abhängig ist. Die Kaufkraft des Geldes steht im Verhältnis zu den Waren und findet ihren Ausdruck im Warendurchschnittspreis. Dieser ist, freie Marktverhältnisse vorausgesetzt, der exakte Quotient aus Nachfrage und Angebot. Beim Einzelpreis ist uns das geläufig. Wird z. B. das Schweineangebot knapp, so steigen die Preise für Schweinefleisch; stellt sich die Bevölkerung dann auf Rindfleisch um und geht dadurch die Nachfrage nach Schweinen zurück, so fallen die Preise wieder. Dieses Gesetz gilt auch für die Gesamtmarktlage, nur sind hier die preisbildenden Faktoren „Angebot“ und „Nachfrage“ Sammelbegriffe für eine Fülle von Einzelerscheinungen. Das Angebot ist identisch mit der zum Verkauf anstehenden Warenmenge, die ihrerseits abhängig ist von der Warenzufuhr zum Markt und der Abfuhr vom Markt. Zugeführt wird zwar nicht jedes produzierte Gut, aber wohl jede produzierte „Ware“. Insofern wirken die Produktionselemente (Rohstoffe, Arbeitskräfte, Kapazität der Produktionsmittel) auf das Angebot ein. Die Abfuhr entspricht dem Umsatz, ist also von den Marktverhältnissen abhängig. Zu erstreben ist, dass die Abfuhr ohne Stockungen verläuft, denn davon hängt die Vollbetriebswirtschaft ab. Nachfrage wird mit Geld gehalten. Käme es hier wie beim Angebot nur auf die Geldmenge an, dann hätten wir die einfache Formel:

Preisstand (P) = Geldmenge (G) / Warenmenge (W)

Dieser Formel hat sich die so genannte „rohe Quantitätstheorie“ bedient. Sie ist jedoch fehlerhaft. Zunächst einmal hält nicht alles Geld Nachfrage. Das liegt daran, dass das Geld in seiner jetzigen Form nicht nur Tauschmittel, sondern zugleich Sparmittel (Wertaufbewahrungsmittel) ist. Man kann es ohne Verlust am Nennwert horten (in bar oder auf Girokonten liquide halten), was man mit den Waren, halbwegs normale Zeiten vorausgesetzt, wegen ihrer Verderblichkeit, Modeabhängigkeit, Lagerkosten usw. nicht tun kann. Gehortetes Geld aber hält keine Nachfrage. Sodann unterscheidet sich das Geld von den Waren dadurch, dass die Waren nach Verlassen des Marktes entweder in den Verbrauch gehen oder – als Anlagegüter – zur Produktion zurückkehren, während das Geld wieder auf den Markt gelangt. Wie man die Waren einem Strom vergleichen kann, der den Markt passiert, gleicht das Geld einem Schöpfrad, das umso mehr Wasser transportiert, je schneller es sich dreht. Die Umlaufgeschwindigkeit (effektive Umlauffrequenz fU) des Geldes ist also für den Preisfaktor „Nachfrage“ von großer Bedeutung. Dabei ist gehortetes Geld solches mit fU = Null.

(Anmerkung: Auf Girokonten liquide gehaltene Geldansprüche dienen hauptsächlich der Spekulation. Wenn z. B. die Ladung eines Erdöl-Tankers während seiner Reise mehrfach von Spekulanten gekauft und verkauft wird, um durch künstliche Verknappung den Ölpreis hochzutreiben, wird damit zwar viel Geld hin- und herbewegt. Relevant für den Marktpreis des Erdöls ist aber nur der Verkauf vom letzten Spekulanten an die Raffinerie. Die durch die Wertaufbewahrungs(un)funktion des herkömmlichen Geldes (Zinsgeld) überhaupt erst ermöglichte Spekulation ist also keine Geldbewegung im marktwirtschaftlich relevanten Sinne, sodass kurzfristig verfügbare Geldansprüche auf Girokonten, mit denen in großem Stil spekuliert wird, als gehortetes Geld mit einer für die Realwirtschaft effektiven Umlauffrequenz nahe Null anzusehen sind. Börsenspekulationen gehören nicht zum BIP.)  

Wir kommen damit zu der Formel der von dem Schweizer Gesell-Anhänger Theophil Christen aufgestellten „bereinigten Quantitätstheorie“:

P = (G x fU) / W

Die Christensche Formel lässt sogleich erkennen, an welcher Stelle die Währungspolitik Einfluss nehmen kann: Sie kann den Faktor G durch Mehrausgaben oder Einzug von Geld regulieren. Mindestens nach oben kann man die Geldmenge begrenzen. Auf dem Markt kann nicht mehr Geld erscheinen, als in Verkehr gesetzt worden ist. Allerdings kann man nicht verhindern, dass Teile der ausgegebenen Geldmenge gehortet werden. Man hat auch die effektive Umlauffrequenz (fU = BIP / Zentralbank-Geldmenge) nicht in der Hand. Nur wenn man die Kaufkraft des Geldes ständig pendeln lässt (Währungspfusch), kann man darauf einen Einfluss nehmen. Die Umlauffrequenz folgt nämlich in der Regel der Preisbewegung nach. Steigende Preise reizen die Kauflust, fallende lähmen sie. Die Kauflust ihrerseits ist der wesentlichste Motor der Umlauffrequenz des Geldes.

Erreicht man also durch Veränderung von G eine Bewegung von P, so ändert sich fU entsprechend. Dieser – im Übrigen nicht ungefährliche, leicht zur Schraube ohne Ende werdende – Mechanismus versagt aber bei stabiler Kaufkraft, die doch das Ideal sein sollte. Nun wird allerdings vielfach bezweifelt, ob stabile Kaufkraft volkswirtschaftlich wünschenswert ist. Eine Währungspolitik, welche die Preise in leichter Aufwärtsbewegung hält (schleichende Inflation), hat sich als recht erfolgreich erwiesen. Wie das kommt, wird am ehesten klar, wenn man vom Gegenteil, der allmählichen Preissenkung, ausgeht. Es war bereits davon die Rede, dass sinkende Preise die Kauflust hemmen. Alle Käufe, die nicht dem dringlichen Bedarf dienen, werden bei sinkenden Preisen verzögert in der Hoffnung, durch Ausnutzung des Preisfalls Gewinne zu erzielen. Das hat Absatzstockungen und Arbeitslosigkeit zur Folge. Die Wirtschaftsgeschichte hat das erwiesen. Sehr deutlich erkennt man diese Abhängigkeit von Arbeitslosigkeit und Preisabbau am Ablauf der großen Krise 1930 bis 1933. Aber auch die jüngere Vergangenheit bietet ein warnendes Beispiel: Im Laufe des Jahres 1949 setzte einmal nach lebhaften Protesten gegen Preissteigerungen für wenige Monate eine rückläufige Preisbewegung ein. Gerade in dieser Zeit aber stieg die Arbeitslosigkeit von fast Null auf 2 Millionen. So populär die Forderung nach Preissenkung ist, so nachdrücklich muss eine verantwortungsbewusste Wirtschaftspolitik sie gerade im Interesse der Arbeiterschaft ablehnen. Erhält man die Preise stabil, so kann einem die Hortbarkeit des Geldes leicht einen Streich spielen. Die Hortung kann rein wirtschaftliche Gründe haben: Sie wird einsetzen, sobald bei Sättigung des Kapitalmarktes der Zins sinkt. Sie kann auch auf der Steuerpolitik beruhen; diese mag vielfach dazu führen, gewonnenes Geld zu verbergen, um es vor dem Steuerabzug zu bewahren. Nun kann man die Hortung ausgleichen durch Ausgabe neuen Geldes an Stelle des gehorteten. Das wird aber in dem gleichen Augenblick gefährlich, wenn durch irgendwelche Einflüsse (man denke an den Korea-Boom) das gehortete Geld zum Vorschein kommt. Dann laufen die Preise leicht davon, bevor man durch Geldeinzug die Entwicklung bremsen kann. Leicht ansteigende Preise aber halten den Geldumlauf in ständiger Bewegung. Der allmähliche Kaufkraftverlust vertritt beim Geld den Lagerverlust der Waren und unterwirft das Geld wie die Ware dem Angebotszwang. Der Nachteil aber ist, dass dieser Kaufkraftverlust nicht nur das Geld betrifft, sondern auch alle auf Geld lautenden Schuldverträge (langfristige Geldansprüche). Dadurch wird langfristiges Sparen behindert, sodass besondere Maßnahmen zur Förderung der Investition nötig werden. Außerdem widerspricht es der Gerechtigkeit, dass Schuldverträge später mit einem minder kaufkräftigen Geld erfüllt werden.

Stehen wir hier vor einem ausweglosen Dilemma der Marktwirtschaft?

Man kommt aus der Schwierigkeit heraus, wenn es gelingt, die Kaufkraft des Geldes zu stabilisieren und dennoch das Geld mit dem Angebotszwang der Waren zu versehen. Das würde die Vorteile stabiler Währung mit den Vorteilen der sanften Abwertung (im Verhältnis zu den Waren, nicht zu ausländischer Valuta) verbinden. Hier nun setzt die Kernidee der Lehre Gesells ein, von der er in seiner Bescheidenheit sagte, sie sei durch Zufall in ihm aufgestiegen. Man muss unterscheiden zwischen der Stabilität der Währung (das ist Geld als Gattung) und der Dauerhaftigkeit des Geldscheines. Genauso ist es bei den Waren. Es ist z. B. durchaus denkbar, dass ein Zentner Kartoffeln am 01.10.1994 den gleichen Preis hat wie am 01.10.1995. Aber für den konkreten Sack Kartoffeln, den ich am 01.10.1995 einlagere, bekomme ich am 01.10.1996 nichts mehr, weil die Kartoffeln inzwischen verfault sind. So muss man erreichen, dass die Kaufkraft von 100 DM für alle Zeiten gleich bleibt. Das bedeutet aber nicht notwendig, dass ich für einen heute erworbenen konkreten 100-DM-Schein nach 10 Jahren noch ebensoviel Waren kaufen kann, wenn ich ihn im Tresor einlagere. Nur, wenn ich ihn verleihe, dann will ich nach 10 Jahren die gleiche Kaufkraft zurückerhalten, so wie mein Nachbar, dem ich am 01.10.1995 einen Sack Kartoffeln für ein Jahr geliehen habe, mir am 01.10.1996 ja auch nicht meine inzwischen verfaulten Kartoffeln zurückgibt, sondern solche neuer Ernte. Man erreicht dieses Ziel, indem man alle umlaufenden Geldeinheiten mit einem Nennwertverlust, einer Geldgebühr, belegt. Diese trifft nur den jeweiligen Besitzer von liquide gehaltenem Geld (Bargeld und Sichtguthaben), nicht den Sparer. Sie treibt ihn dazu, das Geld entweder selbst auf den Markt zu bringen oder an einen anderen, der es seinerseits zum Kaufen verwendet, zu verleihen, am bequemsten durch Einschaltung einer Bank.

Durch diese Geldgebühr (Liquiditätsgebühr) erreicht man, dass der Geldumlauf verstetigt und die effektive Umlauffrequenz des Geldes im Wesentlichen konstant bleibt. Dann aber kann man die Kaufkraft des Geldes verhältnismäßig leicht stabilisieren, indem man den Durchschnittspreis beobachtet und die Geldemission danach einrichtet. Die schon heute sehr eingehende Preisstatistik gibt dann einen zuverlässigen Maßstab dafür, in welchem Umfang Geld auszugeben oder einzuziehen ist. Diese Bindung der Emission an den Index muss durch verfassungsrechtliche Vorschriften gesichert werden. Die Währung gehört zu den allerwichtigsten Grundlagen des staatlichen Gemeinwesens, sie kann nicht der durch zufällige Parlamentsmehrheiten leicht abänderbaren gewöhnlichen Gesetzgebung überlassen bleiben. Die Ereignisse von 1923, 1930 und 1948 haben gezeigt, wie durch währungspolitische Maßnahmen das Sozialgefüge völlig umgewandelt werden kann.

Was leistet das „dienende Geld“, das Gesell „Freigeld“ nannte?

  1. Es ermöglicht, wie gezeigt, die stabile Währung, vermindert damit das Risiko langfristiger Geldanlagen und verwirklicht die soziale Gerechtigkeit.
  2. Es ermöglicht die Vollbetriebswirtschaft, weil es immer auf dem Markt ist und für den Absatz der produzierten Waren sorgt. Bei einer Erhöhung der Produktion (Vermehrung des Angebots) wird zum Ausgleich der sofort erkennbaren preissinkenden Tendenz entsprechend mehr Geld in den Verkehr gegeben. Die ungehemmte Produktion ermöglicht eine Ausweitung der Produktionsstätten, sodass sich die Produktion dem menschlichen Bedarf annähert (Erhöhung des allgemeinen Wohlstandes).
  3. Es beseitigt aber auch einen großen Teil des arbeitslosen Einkommens. Wie diese Wirkung des Freigeldes zustande kommt, soll nunmehr untersucht werden.

Leistungsloses Einkommen ist, was jemand allein aufgrund von Kapitalbesitz ohne eigene Arbeitsleistung aus dem Sozialprodukt, das ja Arbeitsergebnis ist, erhält. Es tritt in mannigfaltiger Form auf: als Darlehnszins, als Grundrente, als Dividende, als Gewinnanteil eines Gesellschafters (soweit darin nicht der Lohn für Mitarbeit enthalten ist), oder als Konjunkturgewinn (Spekulationsgewinn).

Was zunächst die Konjunkturgewinne betrifft, die jemand durch Ausnutzung des Gefälles zwischen Zeiten hoher Preise (Hausse) und solchen niedriger Preise (Baisse) erzielt, so ist es klar, dass diese bei Stabilisierung des Preis- und damit Wirtschaftsniveaus wegfallen bis auf Gewinne, die bei Schwankungen im Verhältnis einzelner Wirtschaftszweige zueinander (Eisenbahn und Schifffahrt, Wolle und Kunstfasern usw.) entstehen.

Verhältnismäßig einfach liegen auch die Verhältnisse beim Darlehnszins. Schon Proudhon hatte den Zins darauf zurückgeführt, dass der Besitzer von überschüssigem, also verleihbarem Geld durch den Zins zur Hergabe des Geldes veranlasst werden müsse, weil das Geld, nicht wie die Ware einem Angebotszwang unterliege. Auf dem Darlehnsmarkt, der ja auch dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegt, ist der Geldbesitzer von vornherein durch diesen Umstand im Vorteil. Der Zins ist der Ausdruck dieses Vorteils. Damit, dass der Angebotszwang des Geldes geschaffen wird, entfällt er. Das gilt nun aber nur für denjenigen Teil des Zinses, den Gesell als „Urzins“ bezeichnet. Daneben enthält der Darlehnszins noch eine Gebühr für die Tätigkeit der Bank, eine Risikoprämie (für den Fall späterer Insolvenz einzelner Schuldner der Bank) und eine Hausseprämie, das ist in Zeiten steigender Preise ein Aufgeld, durch welches dem Darlehnsnehmer ein Teil des zu erwartenden Kaufkraftgewinns (er zahlt ja Geld minderer Kaufkraft zurück) entzogen werden soll. Dieser letztere Umstand erklärt zum Teil die hohen Zinssätze in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg, wie auch der Jahre um 1927. Die Hausseprämie entfällt mit der Kaufkraftstabilisierung; die Risikoprämie bis auf einen unbedeutenden Rest mit der Sicherung gegen allgemeine Krisen, der Urzins mit der Umlaufsicherungsgebühr. Was bleibt, ist die Bankgebühr, die ja Arbeitslohn ist und deshalb erhalten bleiben muss.

(Anmerkung: Noch genauer lassen sich die Verhältnisse darstellen, wenn man den hier als „Hausseprämie“ bezeichneten Zinsanteil in einen Knappheitsaufschlag und einen Inflationsaufschlag unterteilt. Unter konstruktiv umlaufgesicherten Verhältnissen entfällt sowohl der Urzins als auch der Inflationsaufschlag, während der Knappheitsaufschlag, der sowohl positiv als „Belohnung für Konsumverzicht“ als auch negativ als „Bestrafung für Investitionsverzicht“ in Erscheinung treten kann, als präzises Steuerungsinstrument zwischen Kreditangebot und Kreditnachfrage neben der verminderten Risikoprämie erhalten bleibt. Ich habe dies ausführlich in dem Artikel Der Zins - Mythos und Wahrheit beschrieben.)

Nun zeigt es sich, dass es neben dem Geld und dem Boden auch noch andere Wirtschaftsgüter gibt, die Zins abwerfen. Hier sprechen wir vom so genannten Realkapital oder Sachkapital. Der Begriff fällt im Wesentlichen zusammen mit dem marxistischen Begriff der „Produktionsmittel“, als da sind Fabrikgebäude, Zechen, Werkstätten, Maschinen, Einrichtungen von Landgütern usw. Hinzu kommen Anlagegüter anderer Art: Transportmittel, Mietshäuser usw. Sie werfen Rendite in verschiedenster Form ab. Für den Einzelunternehmer und den Gesellschafter steckt sie – neben dem Lohn für die betriebsleitende Arbeit – im Geschäftsgewinn, für den Aktionär in der Dividende oder in der Erhöhung des Kurswertes seiner Aktie, falls das Unternehmen den Gewinn investiert.

Die Erklärung für die Rendite (Sachkapitalzins) ist, ebenfalls einem Gedankengang Gesells folgend, darin zu suchen, dass in dem Sachkapital eine entsprechende Menge verzinslichen Geldkapitals realisiert ist. Ein Beispiel soll dies erläutern: Angenommen, ein Unternehmer (Fachmann einer bestimmten Branche) hat 1.000.000 DM Startkapital zur Verfügung, um es in einen Produktionsbetrieb dieser Branche zu investieren. Dazu stellt er folgende Überlegung an: Wenn er sein Finanzkapital langfristig verleiht, bringt es ihm 50.000 DM Zinsen. Er wird also die Fabrik nur dann errichten, wenn er dabei außer dem Entgelt für seine Arbeitsleistung noch mindestens 50.000 DM Rendite erzielen kann. Nun rechnet er sich unter Berücksichtigung der erzielbaren Verkaufspreise, der Rohstoffpreise, der Löhne usw. aus, ob er diese Mindestrendite erwarten kann. Nur im Bejahungsfall baut er die Fabrik. Durch deren Produktion erhöht sich nun die Warenmenge in dieser Branche und beeinflusst damit die Preise. Die Folge davon ist, dass die Neuerrichtung von Fabriken in dieser Branche dann aufhört, wenn das Preisverhältnis nicht mehr die Rendite gestattet, die dem Urzins des Geldes entspricht. Auf diese Weise schafft der Urzins eine „Rentabilitätsgrenze“ für das Sachkapital, er sorgt für eine permanente Mangellage (struktureller Sachkapitalmangel), was wiederum in das Problem der Vollbetriebswirtschaft eingreift. Der Zins des Sachkapitals (Rendite) ist also ein abgeleiteter Zins. Er folgt automatisch dem Urzins des Geldes und fällt immer wieder auf diesen zurück. Schwindet der Urzins durch die Liquiditätsgebühr (konstruktive Geldumlaufsicherung), dann folgt die Investition in weiteres Sachkapital solange nach, bis der Sachkapitalzins ebenfalls geschwunden ist, also nicht schlagartig, sondern allmählich.

Faktor „Buchgeld“ (Sichtguthaben)

Es soll noch erklärt werden, weshalb bei der Formel der bereinigten Quantitätstheorie der Faktor „Buchgeld“ praktisch vernachlässigt werden kann. Unter „Buchgeld“ versteht man die Guthaben auf Girokonten, so genannte täglich verfügbare Geldansprüche, die man durch Scheck oder Überweisung zum Bezahlen verwenden kann. Wenn dieses Buchgeld, wie die Erfahrung zeigt, die Funktion des Bargeldes teilweise übernehmen kann, dann setzt das logisch voraus, dass es wie dieses nicht beliebig vermehrbar ist. Und so verhält es sich in der Tat: Die Grenzen setzt der Bargeldbestand. Buchgeld entsteht neu, wenn Bargeld auf ein Girokonto eingezahlt wird; von dort kann es dann allerdings ohne Bargeld weiterlaufen. Deshalb ist der Buchgeldumlauf zwar nicht streng mathematisch, aber doch mit praktisch genügender Genauigkeit vom Bargeldumlauf abhängig. Es muss aber noch die Frage geprüft werden, ob sich das etwa ändert, wenn das Zentralbankgeld der Umlaufsicherungsgebühr unterworfen wird.

(Anmerkung: Da es hier immer wieder zu schweren Missverständnissen und unsinnigen Behauptungen gekommen ist, weil studierte „Wirtschaftsexperten“ von einer hypothetischen „Geldschöpfung der Geschäftsbanken“ träumen und darum nicht mehr wissen, was Geld ist, wird diese Frage in dem gesonderten Artikel „Nebel im Senf“, der am Ende dieses Textes verlinkt ist, ausführlich und erschöpfend beantwortet.)

Die Lösung der Bodenfrage

Um die soziale Frage vollständig zu lösen, bleibt noch das Problem der Grundrente zu erörtern. Diese beruht als mit dem Eigentum am Boden verbundenes, leistungsloses Einkommen auf dem Umstand, dass der Boden wie das Geld der Wirtschaft unentbehrlich ist, nicht beliebig vermehrt werden kann und keinem Angebotszwang unterliegt. Die Höhe der Grundrente, die auf eine bestimmte Bodenfläche entfällt, ist äußerst verschieden und hängt von zahlreichen Umständen ab: der Bevölkerungsdichte, der Verkehrerschließung, der landwirtschaftlichen Qualität usw. Die Grundrente ist nicht, wie der Sachkapitalzins, abhängig vom zum Erwerb aufgebrachten Geldbetrag, da der Boden schon seiner Natur nach Rente abwirft und nicht, wie die Fabrik, erst durch Geldinvestition geschaffen wird. Hier hängt nicht der Zins von einem Kapitalbetrag ab, sondern umgekehrt: das Grundstück erzielt einen bestimmten Preis, weil es eine entsprechende Rente abwirft.

Da der Boden nicht, wie das Geld, mit einem Angebotszwang versehen werden kann, besteht keine Möglichkeit, die Grundrente zu beseitigen. Man kann sie nur sozialisieren; d. h. der Gemeinschaft zukommen lassen. Die Verstaatlichung des Bodens bedeutet aber nicht staatliche Bewirtschaftung. Der Staat kauft den jetzigen Eigentümern ihre Grundstücke zum vollen Marktpreis ab, allerdings nicht gegen Bargeld, sondern gegen veräußerliche und nach dem allgemeinen Zinssatz für langfristige Staatsanleihen verzinsliche Schuldbriefe. Die Grundstücke werden daraufhin zur privaten und privatwirtschaftlichen Nutzung verpachtet, wobei die bisherigen Eigentümer ein Vorpachtrecht erhalten. Die Bodennutzung wird also nicht verändert, sondern nur die Eigentumsverhältnisse. Die zukünftige Bodennutzung wird durch Versteigerung von Nutzungsrechten an den jeweils Meistbietenden geregelt. Die Bodenrente wird nach Anzahl der unmündigen Kinder aufgeteilt und als Kinderrente an die Erziehungsberechtigten ausgezahlt. Damit kommt sie allen Menschen zugute, weil jeder einmal Kind ist. Die Kinderrente gleicht in etwa die Erziehungskosten aus, um die freie Entscheidung für ein Kind unabhängig von den individuellen wirtschaftlichen Verhältnissen zu machen. Zudem stellt sie eine von politischer Willkür befreite sowie verlässliche und konstante Größe dar, weil die Bodenrente sich in etwa proportional zur Bevölkerungsdichte entwickelt.

Sobald der Zinsfuß in der Vollbetriebswirtschaft durch die Geldumlaufsicherung um Null pendelt, kann der Staat die Schuldbriefe ohne nennenswerte Belastung für den Steuerzahler innerhalb von etwa 20 Jahren tilgen.   

(aus „Das Ringen um die Lösung der sozialen Frage in den letzten hundert Jahren“ in „Der dritte Weg“, Okt. u. Nov. 1995)


Wie Sir Arthur Charles Clarke in „Profile der Zukunft“ vorhersagte (kein ernstzunehmender Wissenschaftler hat es je gewagt, an seinen prophetischen Worten zu zweifeln), wird die Zeit kommen, „wo die Mehrzahl unserer gegenwärtigen Kontroversen auf diesen Gebieten (Politik und Wirtschaft) uns ebenso trivial oder bedeutungslos vorkommen werden wie die theologischen Debatten, an welche die besten Köpfe des Mittelalters ihre Kräfte verschwendeten.“ Mit der Korrektur unserer seit jeher fehlerhaften Geld- und Bodenordnung durch eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform – und damit der Befreiung der Marktwirtschaft vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus – wird diese Zeit anbrechen. Um sie hinauszuzögern und weiterhin mit Kinderkram beschäftigt zu bleiben, konstruieren studierte „Wirtschaftsexperten“ idiotische (ein Idiot ist jemand, der öffentliche und private Interessen nicht voneinander trennen kann) Gedankenexperimente bezüglich einer angeblichen „Geldschöpfung der Geschäftsbanken“, damit der wirkliche Fehler im „Geld, wie es (noch) ist“ (Zinsgeld) für alle, die sich von diesem Unsinn ablenken lassen, unverständlich bleibt, und damit das fehlerfreie „Geld, wie es sein soll“ (Freigeld) gar nicht erst angedacht wird. Die von der Masse gewählten „Spitzenpolitiker“ lassen sich wiederum nur zu gern von diesem Unsinn zusätzlich verwirren, denn auch sie wollen sich weiterhin mit „theologischen Debatten des Mittelalters“ beschäftigen.

Die Gedankenexperimente dieser „Experten“ beruhen auf der gedankenlosen Verwechslung von Geld (Zentralbankgeld = Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) und Ansprüchen auf Geld mit unterschiedlicher Fristigkeit („Geldmengen“ M1, M2, M3…), was ebenso unsinnig ist wie etwa die Addition der Büchermenge in einer Bücherei mit der Summe der Buchausleihungen. Wer heute „moderne Volkswirtschaftslehre“ studiert, muss diesen Unsinn unreflektiert übernehmen, oder er darf seine Klausuren nicht bestehen. Die Gedankenwelt „etablierter Ökonomen“ (große Dummschwätzer) ist damit so verworren und ihre Aussagen sind so dermaßen irrational geworden, dass sie sich jeder sinnvollen Kritik bereits weitestgehend entziehen: Der Unsinn antwortet

Daneben gibt es auch kleine Dummschwätzer, die einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben und nicht, wie die „etablierten Ökonomen“, total verdummt sind, um anhand ihrer bereits von Ihnen selbst einigermaßen auf den Punkt gebrachten, zentralen Denkfehler die wirklichen Zusammenhänge zu erklären: Nebel im Senf

Ohne die schnellstmögliche und zugleich durchdachte Durchführung einer konstruktiven Geldumlaufsicherung in Verbindung mit einem allgemeinen Bodennutzungsrecht (freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform) kann die "Finanz- und Schuldenkrise" (beginnende globale Liquiditätsfalle) nicht überwunden werden – und schließlich wäre der atomare 3. Weltkrieg (die Frage "Wer gegen wen?" ist dabei irrelevant) nicht zu verhindern!


Stefan Wehmeier, 21. Januar 2013


Montag, 14. Januar 2013

Anfang und Ende von Gut und Böse



Damit das Geld genauso wie die Waren einem Angebotsdruck unterliegt, muss es konstruktiv umlaufgesichert werden. Dadurch sinkt der Kapitalmarktzins und kann um Null herum pendeln, ohne dass es zu einer Inflation oder einer Deflation (Rezession) kommt. Die Wirksamkeit einer konstruktiven Geldumlaufsicherung wird jedoch von denen bezweifelt, die glauben, die Geschäftsbanken könnten autonom Geld schöpfen.

Geldschöpfung und Umlaufsicherung  (von Helmut Creutz)

Wie Helmut Creutz hier für selbständig denkende Menschen unmissverständlich erklärt, sind an staatlichen Hochschulen indoktrinierte „Wirtschaftsexperten“ unfähig, das Geld zu verstehen – was tatsächlich der ganze (Un-)Sinn und Zweck ihres „Studiums“ war! Denn nur solange noch Zinsgeld (fehlerhaftes Geld mit Wertaufbewahrungs(un)funktion) verwendet wird und es ein privates Bodeneigentumsrecht gibt – d.h. solange die Marktwirtschaft noch kapitalistisch ist -, sind die „Wirtschaftsexperten“ überhaupt beschäftigt – mit einer Vielzahl kleinerer Teilprobleme von größeren Teilproblemen, die sich letztlich alle auf unsere seit jeher fehlerhafte Geld- und Bodenordnung zurückführen lassen und sich eigendynamisch auflösen, sobald die Marktwirtschaft durch eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus befreit ist.

Die Macht und der Einfluss der „Regierung“ einer Zinsgeld-Ökonomie stützen sich darauf, dass das Volk (die Masse nach Le Bon) dem dummen Geschwätz „staatlich geprüfter Experten“ (richtig: staatlich indoktrinierter Idioten) mehr Glauben schenkt als dem eigenen, individuellen Urteilsvermögen – das wiederum umso mehr leidet, je intensiver das dumme Geschwätz von den „öffentlich-rechtlichen“ Massenmedien verbreitet und je höher es daraufhin von der „öffentlichen Meinung“ bewertet wird.

Dabei ist zu beachten, dass weder die „Regierung“ noch die Massenmedien in diesem irrsinnigen Spiel aus „bösem Willen“ handeln, sondern wirklich nicht wissen, was sie tun. Die „Regierung“ wird – mehr noch als das arbeitende Volk – von einem künstlichen Archetyp im kollektiv Unbewussten gesteuert, der vor Urzeiten programmiert wurde, um die halbwegs zivilisierte Menschheit im wahrsten Sinn des Wortes „wahnsinnig genug“ für die Benutzung von Zinsgeld (Edelmetallgeld ist immer Zinsgeld) zu machen. Anderenfalls hätte das, was wir heute „moderne Zivilisation“ nennen, gar nicht erst entstehen können:

(Genesis_3,22-23) Dann sprach Gott, der Herr: Seht, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse. Dass er jetzt nicht die Hand ausstreckt, auch vom Baum des Lebens nimmt, davon isst und ewig lebt! Gott, der Herr, schickte ihn aus dem Garten von Eden weg, damit er den Ackerboden bestellte, von dem er genommen war.

In Schöpfungsmythen geht es nicht um die „Schöpfung von Natur“, sondern – eigentlich selbstverständlich – um die Schöpfung von Kultur bzw. Zivilisation als Folge entwickelter Arbeitsteilung: Vor drei Jahrtausenden war die freie Marktwirtschaft (Paradies) ohne Privatkapitalismus (Erbsünde) noch Science Fiction, vor zwei Jahrtausenden wäre das „Königreich des Vaters“ in rein technischer Hinsicht zu verwirklichen gewesen, und heute muss die Natürliche Wirtschaftsordnung verwirklicht werden, bevor die globale Liquiditätsfalle (Armageddon) über 90% der aktuellen Weltbevölkerung verhungern lässt und den „Rest“ zurück in die Steinzeit schickt – das ist keine Science Fiction, sondern elementare Volkswirtschaftslehre (nicht an staatlichen Hochschulen gelehrt).

Das Geld ist die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung in einer arbeitsteiligen Zivilisation, und der Geldkreislauf der Volkswirtschaft, der „Baum des (ewigen) Lebens“, ist so lebenswichtig wie der Blutkreislauf des Menschen. Der Zusammenbruch des Geldkreislaufs (Liquiditätsfalle) bedeutet das Ende der Zivilisation.
   
Damit das „Geld, wie es (noch) ist“ (Zinsgeld) in Bewegung (im Umlauf) bleibt, werden heute zwei Mechanismen eingesetzt, die aber beide in ihrer Wirkung destruktiv sind und jede Volkswirtschaft mit mathematischer Präzision zerstören: das „Zuckerbrot“ der Liquiditätsverzichtsprämie (Urzins) und die „Peitsche“ der schleichenden Inflation.
   
Für den Zinsgeldverleih (Baum der Erkenntnis von Gut und Böse) muss der Urzins (Frucht vom Baum der Erkenntnis) bezahlt werden, was zur systemischen Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz (Privatkapitalismus) führt; und die schleichende Inflation ist erforderlich, um die als „Frieden“ bezeichnete Zeitspanne von einem Krieg – zwecks umfassender Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten – bis zum nächsten zu verlängern.
   
Wer „Spitzenpolitiker“ in einer Zinsgeld-Ökonomie (zivilisatorisches Mittelalter) spielen will, darf diese Zusammenhänge auf gar keinen Fall wissen; und wer ein von der „hohen Politik“ anerkannter „Wirtschaftsexperte“ sein will, darf auf gar keinen Fall wissen, was Geld ist.
   
Damit das „Geld, wie es sein soll“ (konstruktiv umlaufgesichertes Geld) vom arbeitenden Volk gar nicht erst angedacht wird und somit die Marktwirtschaft unverständlich und auf jeden Fall kapitalistisch bleibt, sodass „Spitzenpolitiker“, „Wirtschaftsexperten“ und andere sinnfreie Existenzen weiterhin gut beschäftigt sind, gibt es bis heute die Religion, die Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe (Gott, der Herr) = Investor. Wer jetzt immer noch nicht weiß, was Gut und Böse ist, sollte sich darüber nicht mehr ärgern, denn „Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit“: Das Jüngste Gericht

Die durch die Paradiesgeschichte (Genesis_2,4b-3,24) initiierte Zinsgeldwirtschaft war der Anfang, und die Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung (Freiwirtschaft = echte Soziale Marktwirtschaft) ist das Ende von Gut und Böse: Die 3 Gebote


Stefan Wehmeier, 14.01.2013


Samstag, 12. Januar 2013

Stillstand ist Rückschritt



Der Proletarier war wieder am Ende seines Lateins

In Havanna trafen kürzlich Kisten aus den Vereinigten Staaten ein, mit Maschinen für die Herstellung guter und billiger Zigarren. Die aufgeklärten Zigarrenarbeiter in Havanna vermochten aber das Ausladen der Maschinen zu verhindern, und so fuhr das Schiff mit den guten Maschinen wieder dorthin zurück, woher es gekommen war. Die Zigarrenarbeiter aber freuen sich über ihren „Sieg“, der sie vor Arbeitslosigkeit und Lohndruck schützen soll.

Stillstand ist Rückschritt. Auch diese Politik der kubanischen Zigarrenarbeiter muss als Stillstand, somit als Rückschritt bewertet werden. Rückschritt dient also hier als Kampfmittel gegen Arbeitslosigkeit und Lohndruck! Nun wird jeder zugeben, dass, wenn der Rückschritt für die Tabakarbeiter vorteilhaft ist, der Rückschritt auch für alle anderen Arbeiter vorteilhaft sein muss. Wir wissen, wie schlecht den Webern die Erfindung des mechanischen Webstuhles bekommen ist. Hätten doch damals die Weber den Mut der kubanischen Tabakarbeiter gehabt und hätten sie alle mechanischen Webstühle zerschlagen! Da hatten die hessischen Schiffer, die auf der Weser Papins Dampfschiffmodell zerschlugen, doch mehr Weitblick gezeigt. Und die Fuhrleute, die die Schienen der neu erbauten Eisenbahn wieder aufrissen, handelten sie nicht auch im Geiste der Tabakarbeiter? Und so überall in der Welt, auf allen Gebieten der Technik? Immer wird es so sein, dass der Fortschritt in der Technik die Interessen einzelner Menschen, ganzer Gruppen verletzt. Die Erfindung amerikanischer Landbebauungsmaschinen gab z. B. seiner Zeit den Anlass zu der so genannten Not der Landwirtschaft, die den ökonomischen Ruin unzähliger Gutsbesitzer und Bauern verschuldete und die uns die Agrarpolitik brachte, von der der Gedanke des „Geschlossenen Wirtschaftsgebietes“ kam, der wieder die imperialistischen Bestrebungen weckte, mit denen wir in den Weltkrieg gerieten. Hätten wir doch auch damals die landwirtschaftlichen Maschinen bei ihrer Ausschiffung in Hamburg zerschlagen! Dann könnten die Bäuerinnen heute noch das Korn mit Flegeln dreschen und hätten den ganzen Winter über die schöne Arbeit von morgens 2 Uhr bei einer trüben Stalllaterne bis abends 6. Wie herrlich wäre es gewesen und wie gut würde uns doch das mit der Hand von schwitzenden Menschen gedroschene Korn schmecken! Und wie idyllisch der Gedanke, dass das Brot uns nicht auf kalten Eisenbahnschienen zugeführt wird, sondern auf gemütlichen Landfuhrwerken, gezogen von wiederkäuendem Getier! Wie interessant waren die auf schweißtriefenden Pferden durch einen besonderen Kurier überbrachten Eilbriefe mit der Mitteilung, dass die Schwiegermutter unterwegs sei, wie interessant, verglichen mit der heutigen telephonischen Mitteilung gleichen Inhalts!

Es fehlte eben damals wie noch heute an entschlossenen Männern, wie sie in Havanna jetzt aufgetreten sind. Es fehlt überall der Arnold von Winkelried, der sich dem Fortschritt der Technik, der Arbeitslosigkeit und dem Lohndruck entgegenzustemmen weiß, unter Umständen mit Opferung des Lebens, bis dass der Lohn des mit Maschinen arbeitenden Proletariers, der heute in Amerika – dank diesen Maschinen – bereits 8 Dollar (Anmerkung: entspricht etwa 100 Dollar nach heutiger Kaufkraft) täglich etwa erreicht hat, wieder auf das Niveau des kubanischen Landarbeitslohnes gesunken ist.

Auf also, lasst uns die Kubaner nachahmen! Zerschlagen wir allgemein alle Maschinen, alle Eisenbahnen, Druckereien, Telegraphen, alles, restlos alles, was die Arbeit erleichtern könnte, bis hinab zur Steinaxt, die die Produktivität der menschlichen Arbeit doch auch ganz ungebührlich steigerte. Fort mit all diesem Unsinn, und wenn es nicht reicht, so hauen wir allen Männern eine der beiden Hände ab! Wie viel mehr Zigarrenarbeiter werden in Havanna nötig sein, wenn sie nur mehr eine Hand haben!

Kratzen wir die Ackerkrume mit unseren Fingernägeln auf, zünden wir das Feuer durch stundenlanges Reiben von Holz an. Dann werden wir wieder richtig wie früher in Höhlen leben dürfen.

Die kubanischen Tabakarbeiter sind keine Kapitalisten, die warten können, bis dass sich die Rückwirkungen der Zigarrenverbilligung fühlbar bei anderen Industrien machen werden. Sie haben auch nicht das Geld, um etwa im Ausland Arbeit zu suchen. Sie leben von der Hand in den Mund und müssen darum auch eine Hand-zum-Mund-Politik betreiben und vor der Welt als Maschinenstürmer sich lächerlich machen. Die Zerschlagung der Maschinen ist vom Standpunkt der Proletarier vollständig vernünftig. Wie unvernünftig aber muss eine Wirtschaftsordnung sein, in der offener Blödsinn zum Mittel der Selbsterhaltung wird, wo der Kampf ums Dasein die Masse des Volkes zu widersprechenden, blödsinnigen, barbarischen Maßnahmen drängt, wo sie vom Rückschritt fortschrittliche Folgen für sich erwartet! Ja, wahrhaftig, wie blödsinnig muss die Wirtschaftsordnung der Leute sein, die über die Politik der Tabakarbeiter lachen!

Wie verlaufen aber nun die Dinge in der von uns erstrebten freiwirtschaftlichen Ordnung? Müssen dann auch noch zum Schutz gegen Arbeitslosigkeit und gegen Lohndruck die Maschinen zerstört werden, mit denen man die Arbeit zu erleichtern sich bestrebt? Können wir dem Mann, der als Zigarrenarbeiter alt und grau geworden ist, versprechen, dass ihm die Erfindung von Zigarrenmaschinen keinen Schaden zufügen wird, dass er bis an sein Lebensende Zigarren wird drehen können, auch etwa dann, wenn es keine Nachfrage nach seinen Zigarren mehr gibt, entweder weil die Maschine billiger und besser arbeitet, oder weil man den Tabak nicht mehr raucht (kaut oder schnupft) sondern ihn kocht und ihn wie Kaffee genießt?

In der freiwirtschaftlichen Ordnung werden Nachfrage und Angebot nach wie vor die Preise der Arbeitsprodukte bestimmen. Hier muss jeder für sich sorgen. Kein Gott, kein Bonze und kein Tribun helfen da dem Arbeitslosen.

Wer hier durch eine neue Technik überflüssig gemacht ist, der muss sich nach einem neuen Erwerb umsehen, genau, wie das heute der Fall ist. Doch werden die Umstände wesentlich anders sein. Proletarier, das heißt, eigentumslose Menschen, die von der Hand in den Mund leben, die nicht die Mittel haben, einen neuen Beruf zu erlernen, in ein anderes Land zu ziehen, für die eine Arbeitspause von einem Monat oder Jahr zur Katastrophe wird, die wird es überhaupt nicht mehr geben.

Das Vermögen, das heute in den Händen weniger liegt, wird in mächtig erweitertem Umfang verteilt sein unter die Masse des Volkes und so wird jeder einen durch Betriebsumstellungen oder sonstwie erlittenen Schlag wohl ertragen können. Auch an die Mutterrente soll hier erinnert werden und an Freiland, wo jeder, der in den Städten Schiffbruch erleidet, einen letzten Zufluchtsort finden wird. Aber das wesentlich Neue der freiwirtschaftlichen Ordnung ist folgendes: Werden durch die Einführung neuer, Arbeit sparender Maschinen die Zigarren verbilligt, so muss sich sofort auf anderen Gebieten eine neue Nachfrage nach Waren zeigen, denn das Geld (Freigeld), das die Raucher an den verbilligten Zigarren sparen, muss irgendwo und zwar sofort zum Vorschein kommen, entweder in den Sparkassen, von wo aus es dann mit verstärktem Druck den Unternehmern angeboten wird, oder direkt in den Läden.

Zur Befriedigung dieser neuen zusätzlichen Nachfrage, die sich auf alle Gebiete der Industrie verteilen wird, müssen überall neue Arbeiter angestellt werden. Würden z. B. in Deutschland die Zigarren durch die Maschinen um etwa 100 Millionen Mark verbilligt, so werden sofort in der freiwirtschaftlichen Ordnung auch für 100 Millionen Mark andere Produkte nachgefragt werden – Theaterbillette, Pillen, Schnäpse, Literatur usw. Die Unternehmer würden sich die hierzu nötigen Arbeiter gegenseitig abluchsen, sodass die überschüssig gewordenen Zigarrenarbeiter leicht irgendwo einen Unterschlupf finden dürften, und zwar umso leichter, als es keine Reserve-Arbeiterbataillone (Massenarbeitslosigkeit) mehr geben wird.

Zu beachten ist auch hier, dass in der freiwirtschaftlichen Ordnung die Arbeiter zumeist selber die Aktie der Fabriken besitzen werden und daher auch selber darüber zu bestimmen haben werden, wann und in welchem Tempo die maschinelle Umstellung stattzufinden hat. In der freiwirtschaftlichen Ordnung wird der Typus des einfachen Arbeiters, der vom kaufmännischen und technischen Betrieb kaum eine blasse Ahnung hat, nach und nach, aber auf Nimmerwiedersehen verschwinden und durch einen Menschen ersetzt werden, der mit Umsicht und Selbstverantwortung seine Interessen zu wahren versteht, besser vielleicht, als es heute der Durchschnittsaktionär versteht.

Unter solchen neuen Verhältnissen würde das Vorgehen der kubanischen Zigarrenarbeiter kein Verständnis und noch viel weniger Unterstützung in der Öffentlichkeit finden. Niemand dürfte es dann noch wagen, einen Unternehmer daran zu hindern, Arbeit sparende Maschinen aufzustellen, oder ihn gar zu zwingen, bereits aufgestellte Maschinen wieder abzureißen. Bei uns, so wird es da heißen, herrscht der Wettbewerb uneingeschränkt. Sehe ein jeder, wo er bleibe. Bei uns wird gelebt von früh bis spät, von der Wiege bis zum Grabe. Wir lassen uns nicht von der Langeweile besiegen! Wir sind keine Versicherungsgesellschaft gegen den Fortschritt und weil wir das nicht sind, weil jeder als Konsument seine Interessen dadurch wahrt, dass er auf allen Gebieten dem Fortschritt freie Bahn schafft, stehen wir da, wo wir sind – individuell stark, wohlhabend und stolz.

Silvio Gesell, 1926


Das zivilisatorische Mittelalter (Zinsgeld-Ökonomie) ist durch eine unnatürliche Polarität gekennzeichnet, die prinzipiell alle Menschen in Zinsverlierer (Proletariat) und Zinsgewinner (Dekadenz) unterteilt. In beiden Fällen gibt es kein bewusstes Leben, wenn wir dieses als eine sinnvolle Abfolge von bewusstem Wollen und zumindest möglicher Willensbefriedigung auffassen. Denn ein Zinsverlierer muss ständig etwas wollen, um nur zu existieren, ohne aber die Chance zu haben, das Gewollte zu erreichen, während ein Zinsgewinner bereits existiert ohne etwas zu wollen und daher nicht wissen kann, was er wirklich will.

(NHC III 5 Wiederaufnahme des Gesprächs) "Ihr habt alle Dinge verstanden, die ich euch gesagt habe, und ihr habt sie im Glauben angenommen. Wenn ihr sie erkannt habt, dann sind sie die Eurigen. Wenn nicht, dann sind sie nicht die Eurigen."

Heute, am Ende des zivilisatorischen Mittelalters, haben zwei Sorten von Menschen überlebt: die Armen und die Dummen. Letztere wollen auf Kosten anderer leben, damit andere nicht auf ihre Kosten leben; und die Armen können sich nicht vorstellen, auch einmal etwas zu besitzen, ohne denen, die auf ihre Kosten leben, etwas wegzunehmen.

Zivilisiertes und intelligentes Verhalten ist mit den folgenden Worten überliefert,…

(an die Armen >) "Ihr habt gehört, dass gesagt ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei.
(an die Dummen >) Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will."

…wurde aber von den Armen nicht verstanden und von den Dummen schon gar nicht. Auch die zeitgemäße Übersetzung bereitet den Überlebenden noch immer die allergrößten Verständnisschwierigkeiten,…

(an die Armen >) "Man sagt es harmlos, wie man Selbstverständlichkeiten auszusprechen pflegt, dass der Besitz der Produktionsmittel dem Kapitalisten bei den Lohnverhandlungen den Arbeitern gegenüber unter allen Umständen ein Übergewicht verschaffen muss, dessen Ausdruck eben der Mehrwert oder Kapitalzins ist und immer sein wird. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, dass das heute auf Seiten des Besitzes liegende Übergewicht einfach dadurch auf die Besitzlosen (Arbeiter) übergehen kann, dass man den Besitzenden neben jedes Haus, jede Fabrik noch ein Haus, noch eine Fabrik baut."
(an die Dummen >) "Der Kurzsichtige ist selbstsüchtig, der Weitsichtige wird in der Regel bald einsehen, dass im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutz am besten verankert ist."

…sodass wir nur auf den Zeitpunkt warten können, an dem die reale Angst vor Armageddon (globale Liquiditätsfalle) größer wird als die seit Urzeiten eingebildete Angst vor dem "Verlust" der Religion (Cargo-Kult um die Heilige Schrift).


Stefan Wehmeier, 12.01.2012


Der Unsinn antwortet



Sehr geehrter Herr Prof. Sinn,

seit der Euro-Einführung bis heute hat sich das EU-BIP etwa um den Faktor 1,3 erhöht, während die gesamte Zentralbank-Geldmenge (Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) von 400 Mrd. € auf fast 1,8 Bio. € ausgeweitet und damit etwa um den Faktor 4,5 erhöht wurde. Die effektive Umlauffrequenz des Zentralbankgeldes in der EU hat sich also im Durchschnitt um den Faktor 4,5/1,3 = 3,5 verringert. 

Die aufgelaufenen Target-Salden bedeuten nichts anderes, als dass sich die effektive Umlauffrequenz z. B. in Deutschland um weniger als den Faktor 3,5 verringert und z. B. in Griechenland, Spanien und Italien um mehr als den Faktor 3,5 verringert hat.

Nach der gesetzlich verbindlichen Ankündigung der freiwirtschaftlichen Geld- und Bodenreform wird die effektive Umlauffrequenz um einen Faktor > 10 erhöht und somit die gesamte Zentralbank-Geldmenge um den gleichen Faktor verringert. In einem Zeitraum von sechs Monaten bis zur physischen Einführung der neuen nationalen, konstruktiv umlaufgesichterten Indexwährungen haben sich alle Target-Salden eigendynamisch ausgeglichen oder zumindest auf ein unbedeutendes Maß reduziert. Die überflüssige EZB kann dann ohne "großen Krach" einfach aufgelöst werden.

Ich hoffe, dass dieses kurze Statement die aufkommende Panik zur "Target-Falle" verringert. Über irgendetwas anderes als die schnellstmögliche Verwirklichung der Freiwirtschaft (echte Soziale Marktwirtschaft) braucht ohnehin niemand mehr nachzudenken.

MfG
Stefan Wehmeier


Sehr geehrter Herr Wehmeier,

vielen Dank für die Nachricht. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes hat sich überall gleichmäßig abgesenkt, denn das in den Krisenländern zusätzlich geschaffene Geld floss, wie durch die Target-Salden gemessen, in die anderen Euroländer. Das macht die Sache aber nicht besser.

Mit freundlichem Gruß zum neuen Jahr
Hans-Werner Sinn


Um ihn ganz erfassen zu können, formulieren wir den Unsinn – soweit dies möglich ist – sinngemäß um, indem wir „Umlaufgeschwindigkeit“ durch „effektive Umlauffrequenz“, „Geld“ durch „Zentralbankgeld“, „überall“ durch „in allen Ländern der EU“, „in den Krisenländern“ durch „z. B. in Griechenland, Spanien und Italien“ und „in die anderen Euroländer“ durch „z. B. nach Deutschland“ ersetzen und erhalten die Aussage: "Die effektive Umlauffrequenz des Zentralbankgeldes hat sich in allen Ländern der EU gleichmäßig abgesenkt, denn das z. B. in Griechenland, Spanien und Italien zusätzlich geschaffene Zentralbankgeld floss, wie durch die Target-Salden gemessen, z. B. nach Deutschland."

Der Unsinn behauptet also, dass z. B. in Griechenland, Spanien und Italien Geld (Zentralbankgeld) „zusätzlich geschaffen“ wurde, was gar nicht möglich ist, weil ausschließlich die EZB dazu befugt und in der Lage ist, die Zentralbank-Geldmenge in der EU zu erhöhen. Dieses hypothetische, „zusätzlich geschaffene“ Zentralbankgeld soll dann z. B. nach Deutschland geflossen sein, „wie durch die Target-Salden gemessen“, die tatsächlich das genaue Gegenteil anzeigen: Es sind (Stand: August 2012) 751 Mrd. € von der Deutschen Bundesbank an die EZB (die gegenüber der Deutschen Bundesbank mit diesem Betrag verschuldet ist) geflossen, und von der EZB sind 105 Mrd. € an die griechische, 434 Mrd. € an die spanische und 289 Mrd. € an die italienische Zentralbank geflossen, die wiederum gegenüber der EZB mit diesen Beträgen verschuldet sind. Und hätte sich die effektive Umlauffrequenz des Zentralbankgeldes „in allen Ländern der EU gleichmäßig abgesenkt“, dürfte es die aufgelaufenen Target-Salden gar nicht geben!

Warum gibt der „renommierte Wirtschaftsprofessor“ Hans-Werner Sinn einen solchen Unsinn von sich? Weil er an einer staatlichen Hochschule „Volkswirtschaftslehre“ und damit die ganz hohe Kunst studiert hat, die Volkswirtschaft – und insbesondere das „liebe Geld“ – NICHT zu verstehen, und weil er die Verkaufszahlen seiner pseudowissenschaftlichen Panikbroschüre „Die Target-Falle“ nicht gefährden will. Mit anderen „renommierten Wirtschaftsprofessoren“ hat Herr Prof. Sinn gemeinsam, dass er zwischen Geld (Zentralbankgeld) und Ansprüchen auf Geld mit unterschiedlicher Fristigkeit („Geldmengen“ M1, M2, M3…) nicht unterscheiden kann und ihm daher jegliches Verständnis für die wirklichen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge abhanden gekommen ist:    


Die völlig verqueren Gedankengänge von „renommierten Wirtschaftsprofessoren“, die zu völlig unsinnigen Aussagen wie der hier zitierten führen, sind logisch nicht mehr erklärbar. Übertroffen wird der Unsinn nur noch vom dummen Geschwätz der „Spitzenpolitiker“, die sich von solchen „Experten“ beraten lassen.

Der „Normalbürger“ darf die „staatlich geprüften Experten“ ignorieren und kann mit dem selbständigen Denken anfangen. Wer die sagenhafte Welt von Himmel und Hölle verstehen will, in der wir (noch) existieren, muss zuerst einen höheren Standpunkt einnehmen. Dazu bedarf es der „Auferstehung aus dem geistigen Tod der Religion“, der Entwicklung des Menschen zum „Übermenschen“ (nach Nietzsche):



Stefan Wehmeier


Samstag, 5. Januar 2013

Mammons Tempel



Wie Marx und Engels über das Geld urteilen

Marx: (Das Kapital, 1. Band) Aus dem Gebrauch des Geldes als Tauschmittel lässt sich der Mehrwert nicht erklären, denn das Geld kann immer nur den Wert eintauschen, den es selber hat. Es ist Äquivalent, nichts als Äquivalent der Waren. Um die Formel G. W. G’ (Geld > Ware > Mehrgeld), nach der der Tausch sich vollzieht, zu erklären, muss man auf die Warenproduktion zurückgehen. Die Ausbeutung erfolgt in der Fabrik, nicht im Handel. Der Besitzer der Produktionsmittel (Bauer, Handwerker, Unternehmer) bezahlt dem Arbeiter als Lohn nur die Unterhaltungskosten der Arbeitskraft, weder mehr noch weniger (?) und erhält dafür das Arbeitsprodukt, das größer ist als der Lohn. Der Unterschied ist der Mehrwert, der also nur dort entstehen kann, wo der Arbeiter nicht im Besitz seiner Produktionsmittel ist.

Engels: (Der Ursprung der Familie) Mit dem Handel bildet sich aus das Metallgeld, die geprägte Münze, und mit dem Metallgeld ein neues Mittel zur Herrschaft der Nichtproduzenten über den Produzenten und seine Produktion. Die Ware der Waren, die alle anderen Waren im Verborgenen in sich enthält, war entdeckt, das Zaubermittel, das sich nach Belieben in jedes gewünschte Ding verwandeln lässt. Wer es hatte, beherrschte die Welt der Produktion. Und wer hatte es vor allem? Der Kaufmann. In seiner Hand war der Kultus des Geldes sicher. Er sorgte dafür, dass es offenbar wurde, wie sehr alle Waren und damit alle Warenproduzenten sich anbetend in den Staub werfen mussten vor dem Geld. Er bewies es praktisch, wie sehr alle anderen Formen des Reichtums nur selber bloßer Schein werden gegenüber dieser Verkörperung des Reichtums als solchen. Nie wieder ist die Macht des Geldes aufgetreten in solch ursprünglicher Rohheit und Gewaltsamkeit, wie in dieser ihrer Jugendperiode. Nach dem Warenkauf für Geld kam der Geldvorschuss, mit diesem der Zins und der Wucher. Und keine Gesetzgebung späterer Zeit wirft den Schuldner so schonungslos und rettungslos zu den Füßen des wucherischen Gläubigers, wie die altathenische und altrömische – und beide entstanden spontan, als Gewohnheitsrechte, ohne anderen als den ökonomischen Zwang.
    Neben den Reichtum an Waren und Sklaven, neben den Geldreichtum trat nun auch der Reichtum an Grundbesitz. Das Besitzrecht der einzelnen an den ihnen ursprünglich vom Stamm überlassenen Bodenparzellen hatte sich jetzt so weit befestigt, dass diese Parzellen ihnen erbeigentümlich gehörten. Wonach sie vor allem gestrebt, das war die Befreiung von dem Anrecht der Stammgenossenschaft an den Parzellen, das ihnen eine Fessel wurde. Die Fessel wurden sie los, aber bald nachher auch das neue Grundeigentum. Volles, freies Eigentum am Boden, das hieß nur die Möglichkeit, den Boden unbeschränkt zu besitzen und zu veräußern. Solange der Boden Stammeseigentum war, existierte diese Möglichkeit nicht. Als aber der neue Grundbesitzer die Fessel des Stammeseigentums endgültig abgestreifte, zerriss er auch das Band, das ihn selbst bisher unlöslich mit dem Boden verknüpft hatte. Was das hieß, wurde ihm klar gemacht durch das mit dem Privateigentum gleichzeitig erfundene Geld. Der Boden konnte nun Ware werden, die man kauft und verpfändet. Kaum war das Grundeigentum eingeführt, so war auch die Hypothek schon erfunden.
    So ging mit Handelsausdehnung, Geld und Geldwucher, Grundeigentum und Hypothek die Konzentration und Zentralisation des Reichtums in den Händen einer wenig zahlreichen Klasse rasch voran.

Wer hat nun hier recht – Marx oder Engels? Engels widerspricht hier glatt der Behauptung Marx’, dass das Geld ein einfaches Äquivalent, ein völlig harmloses Ding sei. Kann ein Zaubermittel zugleich Äquivalent sein? Vielleicht beantworten unsere Börsenkönige, die Rothschild, Bleichröder, Morgan, die niemals eine Fabrik betreten, die nur mit Geld arbeiten und in wenigen Jahren Milliarden ansammeln, unsere Frage.

Worin kann die „Macht des Geldes“, von der Engels spricht, bestehen? Doch nur in einer Übermacht gegenüber den Waren, also in einer Nichtäquivalenz von Waren und Tauschmittel. Statt den Waren als Tauschmittel zu dienen, beherrscht es sie. Die Darstellung, die Engels von dieser Übermacht gibt, stimmt in den Hauptzügen. Doch irrt Engels, wo er sagt, dass die Rohheit und Gewaltsamkeit, mit der die Geldleute die Besitzer der Produktionsmittel mit Einschluss der Grundbesitzer in den Staub werfen, nie wieder so groß gewesen sei, wie in der Jugendperiode des Geldwesens. Er hatte die so genannte Morganatische Panik, den New Yorker Börsenkrach von 1907, nicht erlebt. Die Macht des Geldes ist von allem Anfang bis heute immer die gleiche gewesen und ist immer mit derselben Rücksichtslosigkeit missbraucht worden. Zur Zeit des alten Krösus hieß diese Macht fünf Prozent – und noch heute nennt man sie so.

Wie Marx in einer Frage von so grundsätzlicher und entscheidender Bedeutung derart fehlgreifen konnte, ist schwer zu verstehen. Namentlich einem Forscher, der, wie Marx, sich geschichtlich zu orientieren pflegte, musste sich die Tatsache der Beobachtung und Prüfung geradezu aufdrängen, dass aller Regel nach die Handelsvölker die Arbeitsvölker unterwerfen, dass der Arbeiter gewöhnlich mitsamt seinen Produktionsmitteln, seinem Acker, Haus und Esel der Geldmacht verfällt. Der Fall, der im Roman „Soll und Haben“ beschrieben wird, wiederholt sich täglich, und wie könnte man es verstehen, dass die Gesamtheit der Produktionsmittelbesitzer (Ausbeuter) in Deutschland und in Frankreich sich vor etwa 30 Jahren an den Staat wenden mussten, Hilfe erflehend durch Schutzzölle für Industrie und Landwirtschaft – wenn die Macht der Produktionsmittel hier nicht einer Übermacht, eben der Macht des Geldes, erlegen wäre?

Dieser Widerspruch der Geschichte mit seiner Geldtheorie konnte Marx vielleicht durch Zufall entgangen sein, wie konnte ihm aber eine so alltägliche Erscheinung wie die Kapitalisierung der Grundrenten entgehen, die doch auch als glatter Widerspruch seiner Theorie entgegen tritt? Einen Acker, der 1000 Franken Rente abwirft, kauft man für 20.000 Franken. Wie kommt dieser Preis zustande? Es muss doch wohl so sein, dass die 20.000 Franken ebenfalls 1000 Franken Zins abwerfen. Wo holt das Geld diesen Zins her? Die Marx’sche Geldtheorie lässt uns ratlos. Engels zeigt uns den Weg, an dessen Ende die Freigeldtheorie die Antwort gefunden hat: Das Geld ist alles andere als ein harmloses Äquivalent. Es ist, wie auch schon Lassalle sagte, das Kapital par excellence, es ist das Zaubermittel des Mehrwertes.

Silvio Gesell, 1918

Heute ließe sich darüber streiten, ob ein Herr Reithofer, Topmanager bei BMW, für seine 6,2 Mio. Euro Jahresgehalt genug gearbeitet hat, doch wenn es sich für BMW rechnet, sei es ihm gegönnt. Allerdings lässt sich nicht darüber streiten, dass die Familie Quandt, Hauptaktionär bei BMW, für ihre 650 Mio. Euro Rendite, die sie 2011 abkassierte, gar nicht gearbeitet hat. Es steht außer Frage, dass diese 650 Mio. Euro nicht verdient, sondern gestohlen wurden – gestohlen von vielen anderen Menschen, die für ihre jeweilige Arbeitsleistung unter normalen Umständen einen höheren Lohn verdient hätten. Wie konnte der Familie Quandt dieser Raubzug in aller Öffentlichkeit gelingen, ohne dafür angeklagt und von manchen sogar noch bewundert zu werden?

"Betrachten wir uns die gegenwärtige Moral etwas genauer, so erkennen wir, dass es sich um eine doppelte oder sogar eine dreifache Moral handelt. Die in den Staatsgesetzen und in der öffentlichen Meinung verankerte Moral soll verhindern, dass der Einzelmensch in eigennütziger Weise gegen den Nutzen seiner Mitmenschen und damit gegen den Gemeinnutzen verstößt, z. B. durch Diebstahl und Betrug. Aber sie erreicht diesen Zweck nur in einem verhältnismäßig kleinen Teilbereich der menschlichen Gesellschaft, nämlich nur für die Menschengruppe der wirtschaftlich Schwachen, also der Arbeitenden. Der wirtschaftlich Starke, also der Kapitalist, hat ja die moralisch verwerflichen, d. h. durch die Gesetze verbotenen und durch die öffentliche Meinung verfemten Mittel nicht nötig zur Verwirklichung des Eigennutzes mit Schädigung der Mitmenschen und des Gemeinwohles und zwar im allergrößten und praktisch uneingeschränkten Ausmaß.
    Neben dieser offenkundig doppelten Moral gibt es aber noch eine dritte, von den wenigsten Menschen durchschaute Seite, bedingt durch das heimlich schlechte Gewissen der Vertreter und Nutznießer dieser verlogenen Moral. Hier handelt es sich freilich nicht um die Großkapitalisten, die ja ihr Gewissen, wenn sie je eines besaßen, längst abgetötet haben, sondern um die breite Schicht der bürgerlichen Bevölkerung… Sie vertreten die kapitalistisch verzerrte Moral, die ihre wirtschaftlichen Vorteile gegenüber den völlig mittellosen, ausgebeuteten, arbeitenden oder arbeitslosen Bevölkerungsschichten sichert. …Den Gegensatz zwischen Gemeinnutz und Eigennutz halten sie für eine zwar betrübliche, aber selbstverständliche und unabänderliche Tatsache. …


...Der geschilderten, innerlich so verlogenen Moral mit all ihren, hier nur kurz angedeuteten schädlichen Auswirkungen stellen wir nun die natürliche und sinnvolle Ordnung entgegen, welche die Natürliche Wirtschaftsordnung nicht nur für die wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander darstellt, sondern auch für den Aufbau der Gesellschaft und darüber hinaus jeder menschlichen Gemeinschaft nahe legt."

Die natürliche und sinnvolle Ordnung, auch wenn das zu ihrer Verwirklichung erforderliche Wissen längst zur Verfügung steht, lässt bis heute auf sich warten, weil es zur Überwindung der verlogenen Moral erst einmal einer allgemeinen Gottesaustreibung bedarf:


Der „liebe Gott“ (künstlicher Archetyp Elohim, definiert durch Genesis_1,1-2,4a) ist also nichts anderes als der Kapitalismus, der den Restverstand von Karl Marx, auch wenn er sich selbst für „ungläubig“ hielt, genauso ruinierte wie das Denkvermögen aller anderen (noch) unbewussten Menschen, die den elementaren Erkenntnisprozess der „Auferstehung aus dem geistigen Tod der Religion“ bis heute nicht durchlaufen haben: Das Jüngste Gericht

"Der Kurzsichtige ist selbstsüchtig, der Weitsichtige wird in der Regel bald einsehen, dass im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutz am besten verankert ist."

(Vorwort zur 3. Auflage der NWO)

Die phänomenale Leistung von Silvio Gesell, die auch die allermeisten heutigen „Freiwirte“ noch immer nicht zu würdigen wissen, bestand darin, sowohl den grundlegenden Fehler im „Geld, wie es (noch) ist“ (Zinsgeld) erkannt als auch das fehlerfreie „Geld, wie es sein soll“ (Freigeld) und die gewaltigen gesellschaftlichen Veränderungen korrekt beschrieben zu haben, die sich aus der Korrektur unserer seit jeher fehlerhaften Geld- und Bodenordnung ergeben, ohne zuvor die Religion verstanden zu haben! Somit stellt der Geniestreich „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ (1916), auch wenn sie „ja doch nur aus einer Reihe banalster Selbstverständlichkeiten besteht“ (Zitat: Silvio Gesell), sogar noch die Erkenntnisse eines Albert Einstein in den Schatten. Denn es ist mindestens ebenso schwierig, in einer seit jeher systemisch ungerechten Welt, in der die Ursache der Ungerechtigkeit von der Religion aus dem allgemeinen Begriffsvermögen entfernt wurde, das Prinzip der absoluten Gerechtigkeit (Gemeinnutz = Eigennutz) zu erkennen, als das Wesen von Zeit und Raum zu verstehen.


Stefan Wehmeier, 05.01.2013