"Im Grunde ist Politik nichts anderes als der
Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols,
einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen,
andererseits."
Otto Valentin ("Warum
alle bisherige Politik versagen musste", 1949)
Heute muss
die Politik noch immer versagen, weil kaum jemand den Zins versteht. Dass
Politiker den Zins am allerwenigsten verstehen, ergibt sich aus dem
Umkehrschluss: Sobald der Zins allgemein verstanden ist, wird die Politik
überflüssig! Das heißt nicht, dass die Menschen überflüssig werden, sondern nur
jene tatsächlich sinnfreien Tätigkeiten, die etwas "regeln"
sollen, was nicht geregelt werden kann, solange es sich durch das vom
Kapitalismus befreite Spiel der Marktkräfte nicht selbst regelt. Doch so weit
zu denken, fällt den Politikern noch schwer, also erklären wir erst einmal den
Zins.
Der Kreditzins, den
Unternehmer für Investitionskredite an die Geschäftsbanken zahlen, besteht aus
der Bankmarge und dem Guthabenzins, den die Geschäftsbanken an die Sparer
zahlen. Die Bankmarge minus Risikoprämie (Kreditausfall-Versicherung) minus
Personal- und Sachkosten ist der Gewinn der Geschäftsbanken vor Steuern, und
der Guthabenzins der Sparer ist die Liquiditätsverzichtsprämie (Urzins) plus
Knappheitsaufschlag plus Inflationsaufschlag. Der Realzins (Sparer-Gewinn) ist
der Guthabenzins minus Inflation.
Die
Liquiditätsverzichtsprämie ist zeitabhängig und erreicht bei langfristigen, ca.
10-jährigen Geldanlagen den vollen Urzins von etwa 4,5%, während der
Knappheitsaufschlag durch das Verhältnis von Kreditangebot und Kreditnachfrage
in der Volkswirtschaft bestimmt wird. Ist nach einem Krieg (umfassende
Sachkapitalzerstörung) die Kreditnachfrage zur Finanzierung neuer
Sachkapitalien (Häuser, Fabriken, Schiffe, etc.) deutlich größer als das
Kreditangebot, steigt der Realzins für die Sparer um eine "Belohnung für
Konsumverzicht", weil in dieser Situation die Schaffung neuen Sachkapitals
für die Volkswirtschaft wichtiger ist als der vorgezogene Konsum; und wenn kurz
vor dem nächsten Krieg die Geldvermögen - und damit auch die (fast) spiegelbildliche Gesamtverschuldung - durch die fortlaufende Verzinsung
soweit gewachsen sind, dass das Kreditangebot die Kreditnachfrage übersteigt,
weil die Rentabilitätshürde des Urzinses der weiteren Vermehrung rentabler
Sachkapitalien eine Grenze zieht, wird der Knappheitsaufschlag negativ und der
Realzins für die Sparer vermindert sich um eine "Bestrafung für
Investitionsverzicht". Dies führt zu einer Verkürzung der
durchschnittlichen Anlagedauer, weil der Realzins nun unter den vollen Urzins
fällt, den die Sparer mindestens fordern, um ihre Ersparnisse langfristig zu
verleihen. Aus mittel- bis kurzfristig den Geschäftsbanken überlassenen
Ersparnissen können diese aber umso weniger Investitionskredite vergeben, für
deren verzinste Zurückzahlung die Unternehmer etwa zehn Jahre benötigen. Die Geschäftsbanken
haben mit immer größer werdenden Kreditausfall- sowie
Fristentransformationsrisiken zu kämpfen und verlagern ihre Geschäftstätigkeit von
der Investition auf die Spekulation (ironischerweise als "investment
banking" bezeichnet), um an Preisschwankungen zu profitieren, die wiederum
umso größer und hektischer werden, je mehr die "Bestrafung für
Investitionsverzicht" den Geldkreislauf ins Stocken bringt. Am Ende gerät
die Volkswirtschaft in eine Liquiditätsfalle, d. h. der Geldkreislauf – und
damit die Arbeitsteilung – bricht soweit zusammen, dass die nächste umfassende
Sachkapitalzerstörung unvermeidlich wird, damit es nach dem Krieg wieder eine "Belohnung
für Konsumverzicht" geben kann (wobei die Frage "Wer gegen wen?"
für Kriegsberichterstatter von Bedeutung sein mag, aber nicht für die kapitalistische
Ökonomie):
Um die als "Frieden"
bezeichnete Zeitspanne zwischen den Kriegen zu verlängern, haben "Wirtschaftsexperten"
die schleichende Inflation erfunden und "Spitzenpolitiker" bemühen
sich um ein ständiges Wirtschaftswachstum. Denn solange alle Preise ständig
steigen (um etwa 2% pro Jahr), gerät der Konsum noch nicht ins Stocken, und
solange die quantitative Wachstumsrate nicht unter den vollen Urzins fällt
(4,5% pro Jahr), gibt es noch keine Massenarbeitslosigkeit. Für "Wirtschaftsexperten"
und "Spitzenpolitiker" gibt es also viel zu tun: Die "Experten"
der Zentralbank müssen der arbeitenden Bevölkerung, deren Löhne der allgemeinen
Preiserhöhung ständig nachlaufen (was "Gewerkschaftsexperten"
beschäftigt), eine schleichende Inflation von 2% pro Jahr als "Preisstabilität"
verkaufen, und die "hohe Politik" kümmert sich um den "sozialen
Ausgleich", hypothetische "Klimaziele", eine versprochene "Energiewende"
und eine "Bekämpfung des internationalen Terrorismus", um wenigstens
den Anschein zu erwecken, dass man allgemeinem Wohlstand, einer sauberen Umwelt
und dem Weltfrieden mit jedem vergangenen "Alltag" ein Stückchen
näher kommt.
Um den hier nur
sehr vereinfacht dargestellten Irrsinn in seiner ganzen Bandbreite zu
rechtfertigen und sich selbst zu beschäftigen, haben "Wirtschaftsexperten"
unterschiedliche Zinstheorien entwickelt: die Fruktifikationstheorie (A. R. J.
Turgot), die Abstinenztheorie (N. W. Senior), die Agiotheorie (E. v.
Böhm-Bawerk), die Ausbeutungstheorie (K. Marx), die Liquiditätstheorie (J. M. Keynes),
die dynamische Zinstheorie (J. A. Schumpeter), die Grenzproduktivitätstheorie
(J. B. Clark), die Loanable-Fund-Theorie (B. G. Ohlin), die
Eigentumstheorie (G. Heinsohn / O. Steiger)…
Die korrekte
Urzinstheorie von Silvio Gesell wird in der einschlägigen "Fachliteratur"
gar nicht erst genannt, und bis auf die Liquiditätstheorie von John Maynard
Keynes sind alle diese Zinstheorien, die eigentlich "Zinsentschuldigungstheorien"
heißen müssten, grundlegend falsch (auf alle daraus resultierenden, sehr umfangreichen
Denkfehler kann ich hier im Einzelnen nicht eingehen). Denn sie erkennen den
Urzins nicht als Störfaktor, der die marktwirtschaftlichen Regelmechanismen
außer Kraft setzt, sondern verwechseln und vermischen diesen heute noch volkswirtschaftlichen
Hauptzinsanteil mit dem Knappheitsaufschlag, der – würde er nicht durch den "Offset"
des Urzinses gestört – allein für die richtige Allokation zwischen
Kreditangebot und Kreditnachfrage in der Marktwirtschaft sorgt! Beispielsweise
bezeichnet die so genannte Abstinenztheorie (in echten Fachkreisen "Spießbürgertheorie")
nicht den Knappheitsaufschlag, sondern die Summe aus Urzins und
Knappheitsaufschlag als "Belohnung für Konsumverzicht", was dann zu
der irrsinnigen Schlussfolgerung führt, dass ein Großsparer, der eine Milliarde
Euro "auf der hohen Kante" hat, seinen Zinsgewinn wohl nicht auf
Kosten der Mehrarbeit anderer erpresst, sondern offenbar 45 Millionen Euro pro
Jahr dadurch "verdient", dass er sich seine Milliarde "vom Munde
abgespart" hat. Und wenn es unserem Milliardär mit eiserner Disziplin
gelingt, sich wiederum 90% seines jährlichen Zinsgewinns "vom Munde abzusparen",
hat er die Verfünffachung seines Vermögens in 40 Jahren nach dieser Theorie
auch noch "verdient".
Der Urzins, der
allein aus der Wertaufbewahrungs(un)funktion des herkömmlichen Geldes
(Zinsgeld) resultiert, macht aus der Marktwirtschaft – von einem Krieg bis zum
nächsten und dazwischen mit exponentiell steigender Tendenz – eine
kapitalistische Marktwirtschaft. Und weil die halbwegs zivilisierte Menschheit
seit jeher ein fehlerhaftes Geld mit parasitärer – der wesentlichen
Tauschfunktion widersprechenden – Wertaufbewahrungsfunktion verwendet (das
heutige Papiergeld wurde gänzlich unreflektiert dem Edelmetallgeld der Antike
nachgeäfft), liegt bis heute die freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus
(Natürliche Wirtschaftsordnung = echte Soziale Marktwirtschaft) für die Allermeisten
und insbesondere für studierte "Wirtschaftsexperten" sowie von der
Masse gewählten "Spitzenpolitikern" weit außerhalb ihres
Vorstellungsvermögens. Es werden die verrücktesten Ausreden erfunden, die
letztlich alle auf der Verwechslung und Vermischung des Urzinses mit dem
Knappheitsaufschlag beruhen, warum eine "zinsfreie Wirtschaft"
angeblich "vollkommen unmöglich" wäre.
Unter den "etablierten"
Ökonomen war allein John Maynard Keynes wenigstens so ehrlich zuzugeben, dass eine
staatliche Liquiditätsgebühr auf alles Zentralbankgeld ("carrying costs")
"der vernünftigste Weg sein (würde),
um allmählich die verschiedenen anstößigen Formen des Kapitalismus loszuwerden.
Denn ein wenig Überlegung wird zeigen, was für gewaltige gesellschaftliche
Veränderungen sich aus einem allmählichen Verschwinden eines Verdienstsatzes
auf angehäuftem Reichtum ergeben. Es würde einem Menschen immer noch
freistehen, sein verdientes Einkommen anzuhäufen, mit der Absicht es zu einem
späteren Zeitpunkt auszugeben. Aber seine Anhäufung würde nicht mehr wachsen."
Doch ohne diesen "vernünftigsten
Weg" zu beschreiten, was Silvio Gesell bereits 45 Jahre vorher getan hatte,
lässt sich Keynes in seiner "Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des
Zinses und des Geldes" (1936) nur über alle denkbaren und undenkbaren
Möglichkeiten aus, wie es der politischen Seifenoper gelingen könnte, den Privatkapitalismus
(Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz) durch eine "antizyklische
staatliche Investitionspolitik" bis zum Staatsbankrott durch Überschuldung
hinauszuzögern, anstatt das Elend einfach abzustellen. So können wir heute
sagen: "Keynes sei Dank" gibt es uns noch, aber dafür wird der
bevorstehende, endgültige Zusammenbruch der Weltwirtschaft (globale
Liquiditätsfalle) umso katastrophaler werden, sollte es nicht gelingen, noch
während der einsetzenden Deflationsphase die Natürliche Wirtschaftsordnung zu
verwirklichen. Der folgende Text von Dr. Ernst Winkler aus dem Jahr 1952
erklärt zusammenfassend die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des "vollkommen
Unmöglichen" und beseitigt die gröbsten Vorurteile:
Warum ist die
Ausbeutungstheorie von Karl Marx ebenfalls als "Zinsentschuldigungstheorie"
zu bezeichnen? Weil Marx den Zins gar nicht verantwortlich macht, sondern mit
einem gigantischen Wortschwall, der an Unwissenschaftlichkeit und inneren
Widersprüchen kaum zu überbieten ist, versucht, eine Ausbeutung der Arbeiter
durch die Unternehmer aus deren Besitz an den Produktionsmitteln
(Sachkapitalien) abzuleiten. Damit stellte Marx für alle, die bereit waren, an
diesen Unsinn zu glauben, die Realität auf den Kopf. Die aus seinem
grundlegenden Denkfehler abgeleitete Konsequenz, dass die Ausbeutung nur durch
Verstaatlichung der Produktionsmittel und Planwirtschaft zu überwinden wäre,
hat bis heute mehr Schaden angerichtet, als die Verwüstungen des
Nationalsozialismus! Dabei ist letzterer ganz offensichtlich menschenverachtend,
während viele Naive noch heute glauben, der marxistische Sozialismus sei eine "Alternative
zum Kapitalismus", wobei sie Marktwirtschaft und Privatkapitalismus
verwechseln und nicht wissen, warum der "real existierende Sozialismus"
niemals etwas anderes sein kann als Staatskapitalismus, die schlimmste Form der
Ausbeutung und das Ende jeder persönlichen Freiheit. Das folgende, etwas
längere Zitat erklärt alle wesentlichen Zusammenhänge, die auch heute mit
weniger Worten nicht treffender formuliert werden können:
"Aus dem offenkundigen Versagen des historischen
Liberalismus erwuchs die sozialistische Bewegung mit dem Ziel, die
missbrauchten Freiheitsrechte einzuschränken zugunsten der Gesamtheit und
besonders zugunsten der wirtschaftlich Schwachen. Diese Zielsetzung beruht
jedoch auf einem Denkfehler; denn der historische Liberalismus versagte nicht,
weil er zuviel, sondern weil er zuwenig Freiheit verwirklichte. Eine "freie
Wirtschaft" hat es im Liberalkapitalismus in Wahrheit nie gegeben, sondern
nur eine vermachtete Wirtschaft: vermachtet durch Privatmonopole, durch den
privaten Monopolbesitz von Grund und Boden und den Rohstoffen, durch das Geld-
und Bodenmonopol, durch die Bildung von Syndikaten, Kartellen und Trusts. An
die Stelle einer freien Konkurrenzwirtschaft trat die Herrschaft privater
Wirtschaftsmächte, die durch ihre Maßnahmen weitgehend auch die Höhe von
Preisen, Löhnen und Zinsen und damit das Wirtschaftsgeschehen insgesamt nach
ihren Interessen bestimmen konnten.
Die sozialistischen Bestrebungen laufen darauf hinaus,
die liberalkapitalistische durch eine zentralgeleitete Wirtschaft, also die
private durch eine staatliche Vermachtung und die Privatmonopole durch
Staatsmonopole zu ersetzen. Das bedeutet nichts anderes, als dass die vielen
erbarmungslosen Wirtschaftsdiktatoren, die sich immerhin noch durch einen
letzten Rest von Konkurrenz gegenseitig in ihrer Macht beschränken, durch einen
einzigen, ebenso erbarmungslosen, aber völlig unbeschränkten
Wirtschaftsdiktator in Gestalt des Staates abgelöst werden. Dadurch kann sich
die Lage der arbeitenden Menschen nur noch hoffnungslos verschlimmern, wie
mannigfache geschichtliche Erfahrungen hinlänglich bestätigen.
Weder der Liberalismus noch der Sozialismus vermag in
seiner historischen Form (Anmerkung: darüber sind wir bis heute nicht hinaus!) die soziale Frage zu lösen. Die echte
Lösung in Form der Natürlichen Wirtschaftsordnung vereinigt die berechtigten
Anliegen dieser beiden Bestrebungen, nämlich die soziale Gerechtigkeit mit
einem Höchstmaß an persönlicher Freiheit, schließt aber ebenso den kapitalistischen
Missbrauch der wirtschaftlichen Freiheit endgültig aus wie ihre Einengung durch
staatlich-bürokratische Planwirtschaft. Erst sie begründet eine wahrhaft freie
Wirtschaft ohne private Vorrechte und staatliche Bevormundung, eine
monopolfreie und darum auch ausbeutungsfreie Vollbetriebswirtschaft, die jedem
die gleiche Freiheit und die gleichen Vorbedingungen zur Entfaltung seiner
Kräfte gewährleistet. Daher verträgt sich diese Freiheit nicht mit der
künstlichen Ungleichheit wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer
Vorrechte, aber ebenso wenig mit der künstlichen Gleichheit eines erzwungenen
nivellierten Lebensstandards, sondern nur mit der natürlichen Ungleichheit, wie
sie sich bei gleichem Start für alle aus der natürlichen Verschiedenheit der
Neigungen, Fähigkeiten und Leistungen ergibt.
Die Natürliche Wirtschaftsordnung fördert das Wohl der
Gesamtheit, indem sie dem Wohl aller einzelnen dient. Daher nimmt sie dem
Gegensatz zwischen Gemeinnutz und Eigennutz jenen zuspitzenden und unversöhnlichen
Charakter, der nur durch die kapitalistische Entartung der liberalistischen
Wirtschaft entstand. Sie beseitigt alle Monopole, ohne an ihre Stelle
staatliche zu setzen, indem sie lediglich die beiden entscheidenden Monopole,
nämlich das Geld- und Bodenmonopol der Kontrolle der Allgemeinheit unterstellt.
Der Arbeiter braucht in dieser Wirtschaftsordnung zur Wahrung seiner Rechte
weder die Hilfe des Staates noch den Schutz gewerkschaftlicher Organisationen,
weil er als gleichberechtigter Vertragspartner ebenso wie der Arbeitgeber seine
Bedingungen und Forderungen stellen kann. Denn die von Rodberus und Marx
geschilderte Situation, die im Kapitalismus zu einem erpressten
Vertragsabschluss mit Ausbeutung des Arbeiters nach dem "ehernen
Lohngesetz" führt, erfährt einen grundsätzlichen Wandel, weil die Arbeit –
wenn sie schon nach Marx als "Ware" aufgefasst wird – in einer
monopolfreien Vollbetriebswirtschaft zur gesuchtesten und daher umworbensten
Mangelware wird. Daher steigt ihr Preis bis zum überhaupt möglichen Höchstwert,
nämlich bis zur Höhe des vollen Arbeitsertrages auf Kosten der Kapitalrente in
allen ihren Formen wie Zins, Dividende und Spekulationsgewinn."
Dr. Ernst Winkler
(Theorie der Natürlichen Wirtschaftsordnung, 1952)
Solche erfrischenden
Worte eines klar denkenden, aufgeklärten Menschen sind äußerst selten, weil
sich mit wissenschaftlicher Aufklärung keine Bauernfängerei betreiben lässt. Wie
nicht anders zu erwarten, ist das ausgezeichnete Werk von Ernst Winkler im
einstigen Land der Dichter und Denker nur noch antiquarisch erhältlich, während
mit dem gänzlich unwissenschaftlichen Geschwätz von Karl Marx der Buchhandel
noch immer Umsatz macht.
Kommen wir nun zur
wirklichen Ursache der Ausbeutung, dem Urzins, und warum er bis heute nicht
beseitigt werden konnte, obwohl das dafür erforderliche Wissen schon seit der
Erstveröffentlichung von "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland
und Freigeld" (Silvio Gesell, 1916) zur Verfügung steht. Man bedenke, dass
für die Menschheit insgesamt die eingebildete Angst vor der Natürlichen
Wirtschaftsordnung offensichtlich größer war (und noch ist), als die reale
Angst vor allen Kriegen, die nach 1916 noch stattfinden mussten!
Mit einem hatte
Karl Marx recht: Die Religion ist das "Opium des Volkes". Wer nicht weiß,
was Gerechtigkeit ist, darf auch nicht wissen, was Ungerechtigkeit ist, um eine
Existenz in "dieser Welt" (zivilisatorisches Mittelalter) ertragen zu
können. Das war (und ist noch) der einzige Zweck der Religion. Doch der "Unglaube"
ist gegenüber dieser schlimmsten aller Drogen wirkungslos, weil die eigentliche
religiöse Verblendung (Programmierung des kollektiv Unbewussten) darin besteht,
die Heilige Schrift NICHT zu verstehen! Unabhängig davon, ob man an den Unsinn
glaubt, den die Priester darüber erzählen, oder nicht. Und für die originale
Heilige Schrift (die Bibel bis Genesis_11,9 sowie ein wesentlicher Teil der Nag
Hammadi Schriften) gilt: Unterschätze, solange du sie nicht verstehst, niemals
ihre Weisheit.
(Lutherbibel 1984 /
Genesis_3,6) Und die Frau
(Finanzkapital) sah, dass von dem Baum
(Geldverleih) gut zu essen wäre und dass
er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie
nahm von der Frucht (Urzins) und aß
und gab ihrem Mann (Sachkapital), der
bei ihr war, auch davon und er aß.
Silvio Gesell: Die
Übertragung des Urzinses auf das Sachkapital
Alle elementaren
volkswirtschaftlichen Zusammenhänge, die mit genialen, archetypischen Bildern
und Metaphern in Genesis_1,1-11,9 exakt umschrieben sind, wurden durch die
Überdeckung mit gegenständlich-naiven Fehlinterpretationen (so genannte Exegese
der Priesterschaft) über Jahrtausende aus dem Begriffsvermögen der halbwegs
zivilisierten Menschheit vollständig ausgeblendet. Da es egal ist, welchen
Unsinn die jeweilige Priesterschaft redet, solange die eigentliche,
makroökonomische Bedeutung im Verborgenen bleibt, erfüllen die Priester noch
heute ihre Aufgabe, auch wenn sie schon lange nicht mehr wissen, was sie tun
(etwa seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert). Heute muss man darum nicht nur
sprichwörtlich sondern tatsächlich bei Adam und Eva anfangen, um an Hochschulen
indoktrinierten "Wirtschaftsexperten" oder von einer religiös
verblendeten Masse gewählten "Spitzenpolitikern" die Marktwirtschaft
zu erklären.
Die originale
Heilige Schrift, deren ursprüngliche Verfasser die wirkliche Bedeutung der
Erbsünde = Privatkapitalismus (Kapitalakkumulationen werden weitervererbt und lassen
sich in "dieser Welt" über viele Generationen weiterverzinsen!) noch
kannten, ist aufgebaut wie ein mathematisches Gleichungssystem mit mehreren
Unbekannten, das eine eindeutige Lösung hat. Die Gleichungen sind die
Gleichnisse und die Variablen sind archetypische Bilder und Metaphern. Wenn nun
eine Vielzahl von Gleichnissen, insbesondere in den unverfälscht überlieferten
Nag Hammadi Schriften, die bei oberflächlicher (gegenständlich-naiver)
Betrachtung absolut sinnfrei sind, bei absolut sinnvoller und stringenter
Substitution der verwendeten Metaphern durch moderne makroökonomische Begriffe
einen vollkommenen Sinn ergibt, der die gesamte bisherige Kulturentwicklung
erklärt und zudem für unsere gegenwärtige "moderne Zivilisation" von
existenzieller Bedeutung ist, ist jede andere Deutung (es gibt ohnehin keine
andere sinnvolle Deutung) ausgeschlossen - unabhängig davon, ob (noch) Milliarden
religiös verblendeter Narren "anderer Meinung" sind.
"Ihr habt alle Dinge verstanden, die ich euch
gesagt habe, und ihr habt sie im Glauben angenommen. Wenn ihr sie erkannt habt,
dann sind sie die Eurigen. Wenn nicht, dann sind sie nicht die Eurigen."
Jesus von Nazareth
(Nag Hammadi Library / Dialog des Erlösers)
Selbst wenn die Nag
Hammadi Schriften, die den eindeutigen Beweis liefern, nie gefunden worden
wären, wäre es noch immer die einzig denkbare Hypothese, dass der Prophet Jesus
von Nazareth der erste Denker in der bekannten Geschichte war, der die
Grundprinzipien der Natürlichen Wirtschaftsordnung erkannte, denn keine andere
Erkenntnis, die bereits zu seiner Zeit möglich war, hätte ihn zur berühmtesten
Persönlichkeit der Welt gemacht, auf der bis heute die planetare Zeitrechnung basiert.
Über den wahren
Himmel auf Erden können wir in Anlehnung dessen, was Arthur C. Clarke im
Vorwort zu "2001" schrieb, sagen: Alles bisher über das Paradies Erträumte
war nur Phantasie. Die Wahrheit wird – wie stets – weit erstaunlicher sein.
Stefan Wehmeier,
28. Juli 2012