Montag, 16. April 2012

Krieg oder Frieden

„Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.“

Konfuzius

Der Fehler „Europäische Währungsunion“ entstand aus dem Gedanken, „dass Staaten, die eine gemeinsame Währung haben, nie Krieg gegeneinander führen“. Dieser Gedanke war schon der zweite Fehler; der erste Fehler bestand darin, sich gar nicht bewusst gemacht zu haben, was eine Währung ist und woraus Kriege entstehen. Wäre man sich dessen bewusst gewesen, hätte man zuerst die nationalen „Währungen“ in echte Währungen (konstruktiv umlaufgesicherte Indexwährungen) umgewandelt, die nationalen Bodenrechtsordnungen korrigiert und den zollfreien Handel (Freihandel) zwischen den europäischen Staaten eingeführt. Der dauerhafte Frieden wäre dadurch bereits gesichert gewesen:

1) Der kämpfende Pazifist, der sich der Größe seiner Aufgabe bewusst ist, wird keinen Unterschied machen zwischen Bürger- und Völkerkrieg, zwischen äußeren und inneren Feinden. Für ihn gibt es nur einen Krieg, nur einen Frieden. Mit gleicher Macht erstrebt er den Frieden nach innen wie nach außen.

2) Der Pazifist, der tiefer in die Beweggründe der Kriege schaut, geht noch einen Schritt weiter in der Beurteilung des Bürger- und Völkerfriedens und sagt, der Kriegsgeist, der Geist der Gewalt, ist ein Kind des chronischen bürgerlichen Kriegszustandes, der die Eingeweide aller Kulturvölker zerreißt. Wer diesen Geist bekämpfen will, muss ihn in erster Linie als Bürger im eigenen Lande bekämpfen. Der Weg zum Völkerfrieden geht über den Weg des Bürgerfriedens und nicht umgekehrt.

3) Das, was die Völker und Volksklassen in Waffen gegeneinander treibt und immer getrieben hat, sind Dinge wirtschaftlicher Natur, die Notzustände schaffen oder vorherrschen lassen, und für diese Zustände gilt das Gesetz: NOT KENNT KEIN GEBOT. Die Not bricht nicht nur Eisen, sondern auch Verfassungen, Verträge und Bündnisse und setzt sich über alle moralischen, ethischen und religiösen Hemmungen hinweg. Nichts ist schließlich der Not heilig als der Kampf gegen ihre Ursachen.

4) Auf die Beseitigung solcher Notzustände hat also der ernsthafte Friedenskämpfer sein Augenmerk zu richten, unbeschadet seiner etwaigen Überzeugung, dass der Frieden oder wenigstens der Friedenswunsch mit moralischen, religiösen und ethischen Mitteln auch noch gefordert werden könne.

5) Der Notzustand, der zu den Kriegen treibt, hat wenigstens bei den heutigen Industrie- und Handelsvölkern seinen Grund nicht in einem naturgegebenen Mangel an Industrie- und Nährstoffen, sondern in unseren gesellschaftlichen Einrichtungen, die die Produktion und den Austausch beherrschen und die Arbeit tributpflichtig machen, wobei der Umstand noch erschwerend wirkt, dass zur Sicherung dieses Tributes der Produktion und dem Tausch Hemmungen bereitet werden müssen, die zu Krisen und Arbeitslosigkeit führen. Die gesellschaftlichen Einrichtungen, um die es sich da handelt, sind das Privateigentum an Grund und Boden und das herkömmliche, aus dem Altertum in unveränderter Gestalt von uns übernommene Geldwesen, dessen Mängel immer offensichtlicher geworden sind. Grund- und Geldbesitzer fordern Zins, sonst sperren sie der Produktion den Boden und dem Austausch der Produkte das Geld. Dieser Zins überträgt sich automatisch auf das gesamte Wirtschaftsleben und schafft das, was als Kapitalismus bezeichnet wird.

6) Der Kapitalismus hat den Zerfall des Volkes in zwei Klassen verursacht und vollendet: die Klasse der Nutznießer und die der Nutzgenossenen. Jene hoch- und übermütig, nimmersatt, immer bereit, ihren Interessen Glück und Lebensfreude aller anderen Menschen zu opfern, diese dagegen mühselig und beladen, ungebildet, neidisch, ewig auf eine günstige Gelegenheit zur Empörung und Befreiung lauernd und weit entfernt von jener geistigen Einstellung, die die Rache ablehnt.

7) Der Kapitalismus muss einem Gesellschaftszustand Platz machen, in dem das Recht auf den VOLLEN ARBEITSERTRAG verwirklicht ist, wo jeder von der Arbeit leben muss, wo der Glaube an die eigene physische und geistige Kraft das zum gerechten Urteil nötige wirtschaftliche Sicherheitsgefühl verschafft und einer biologischen Betrachtung aller menschlichen Angelegenheiten Platz macht, die das Streben nach Monopolstellung einerseits, nach utopischer Gleichmacherei andererseits in gleicher Weise ablehnt.

8) Die Überwindung des Kapitalismus, das Recht auf den vollen Arbeitsertrag, fordert zwei Reformen von einschneidender Natur: FREILAND, d. h. die Liquidierung des Privateigentums am Boden, das gleiche Recht aller Menschen auf den Boden (die Erdkugel) und FREIGELD, d. h. Ersatz des heutigen Geldes durch ein Tauschmittel, das den Zins nicht zur selbstverständlichen Voraussetzung seines Umlaufes macht, das der Vermehrung von Realkapital keine Grenzen zieht und so den aus dem natürlichen Streben nach Eigentum und aus der gewaltigen Produktionskraft des modernen Arbeiters entstehenden Druck auf den Kapitalzins bis zu dessen völliger Beseitigung wachsen lässt.

9) Die für den Völkerfrieden so gefährliche nationalistische Zollwirtschaft, der jetzt so gut wie alle Nationen huldigen, ist eine fast zwangsläufig sich einstellende Nebenerscheinung der Mängel unseres Geldwesens und des Instituts des Privateigentums an Grund und Boden. Der Grundbesitzer will seine Grundrente erhöhen oder sie wenigstens vor Niedergang schützen und fordert deshalb die Sperrung der Grenzen für alle ausländischen Agrarprodukte. Falls sein Besitz hypothekarisch belastet ist, wird er bei jeder Deflation (Preisfall) zu solcher Politik durch die wachsende Schwere seiner Schuldenzinsen gezwungen. Die Industriellen wiederum wollen durch den Zoll wenigstens den heimischen Markt, den die gleiche Ursache, die Deflation, gestört hat, für den Absatz ihrer Produkte sichern.

10) Mit der Liquidierung des Privatgrundbesitzes und mit der durch das Freigeld ermöglichten INDEXWÄHRUNG werden die Triebkräfte, die zur Zollwirtschaft geführt haben, rasch erlahmen und die Forderung nach dem allgemeinen Weltfreihandel als eine Selbstverständlichkeit erscheinen lassen, aus dem Grunde, weil der Freihandel die in jedem Menschen mehr oder weniger lebendigen imperialistischen Triebe befriedigt und es sich erübrigen wird, sie als unmoralisch zu bekämpfen. Jeder Wirtschafter wird sagen können, dass er die Welt nicht mehr zu erobern braucht, weil er sie ja mit dem Freihandel schon fest in seinen Händen hält.

11) Eine Gesellschaftsordnung wie die heutige, die das Volk in eine übermütige, protzende Minderheit und in eine schwitzende, blöde Masse zerfallen lässt, steht nicht von selbst. Sie muss vor dem Ansturm der stets zu gewaltsamem Umsturz bereiten Massen von innen und außen gestützt werden. Hierzu können selbstverständlich physische Mittel allein nicht gebraucht werden, denn die Empörer sind durch ihre Masse in der physischen Übermacht. Physisch sind die Verteidiger unserer jetzigen Gesellschaftsordnung immer unterlegen gewesen. Dem aber, der sich einer Übermacht von so gewaltigem Umfang gegenübersieht, sind alle Mittel der Verteidigung willkommen. Die Verteidiger greifen zu den geistigen Mitteln, die die Geschichtsfälschung und die mit dem Nachrichtenmonopol ermöglichte Urteilsfälschung (die zum Fremdenhass führt) im Überfluss zur Verfügung stellen. Moral, Ethik, Religion und zum guten Teil auch die Wissenschaft werden in den Dienst der Verteidigung gestellt, d. h. man fälscht das alles um, bis dass aus solchen, die Menschheit sonst einigenden Kräften solche trennender, feindlicher Natur werden. Man verhetzt mit diesen Mitteln dann die Volksmassen international, sodass sie koalitionsunfähig werden und die Volksmassen sich schließlich zur Verteidigung der sie ausbeutenden Monopole in den Krieg führen lassen.

12) Der entschlossene Pazifist fordert darum neben allem Ändern auch den Abbau aller Staatsfunktionen, die dem Staate als geistige Machtmittel zum Zwecke der Verteidigung von den Nutznießern der heutigen Gesellschaftsordnung aufgebürdet worden sind.

13) Der wirtschaftlich orientierte Pazifist fordert also:
a)      Liquidierung des Privatgrundbesitzes in der ganzen Welt,
b)      ein von der Zinsforderung befreites Tauschmittel und Stabilisierung des Index (Indexwährung),
c)      allgemeiner Übergang zum Freihandel (Weltfreihandel),
d)      Abbau des Staates auf dem Gebiete der Moral, der Ethik, des Kultus und der Wissenschaft.

14) Wer die hier genannten vier Friedensforderungen gründlich und liebevoll durchdenkt, kommt erfahrungsgemäß schnell zu der Überzeugung, dass der durch sie ermöglichte Wohlstand, bzw. die Verdrängung von Armut und Reichtum, den durch den Kapitalismus gezüchteten allgemeinen Kriegsgeist schnell in sein Gegenteil wird umschlagen lassen und dass dann der von Ethikern, Moralisten und religiösen Gesellschaften seit Jahrtausenden nutzlos gestreute Friedenssamen in solchem Milieu von Wohlgesinntheit nunmehr fröhlich keimen kann und nicht mehr der Gefahr ausgesetzt sein wird, von den Dornen erstickt zu werden.

Silvio Gesell (Stabilisierung des Bürger- und Völkerfriedens, 1928)

Nach dem Ausgleich der wirtschaftlichen Unterschiede durch den Freihandel hätten sich die europäischen Staaten in einem zweiten Schritt freiwillig entscheiden können, ob es für sie vorteilhaft ist, mehrere Währungsräume und die entsprechenden Bodenverwaltungen zusammenzulegen. In der (noch) bestehenden Realität wurde jedoch der zweite Schritt vor dem ersten gemacht, sodass sich die wirtschaftlichen Unterschiede innerhalb der „Europäischen Währungsunion“ nicht nur nicht angleichen konnten, sondern aufgrund der Zinsumverteilung zwischen den Mitgliedsstaaten noch vergrößern mussten! Die schwächeren Volkswirtschaften trieb der Euro in die Zinssklaverei und an den Rand des Staatsbankrotts, während sich vor allem die deutsche Volkswirtschaft auf Kosten aller europäischen Zinsverlierer einigermaßen über Wasser halten konnte. Als kaum zu vermeidende Gegenreaktion wurden die deutschen Steuerzahler von der hohen Politik zwangsverpflichtet, für „Hilfskredite“ an die Not leidenden Mitgliedsstaaten zu bürgen.

Gewählte „Spitzenpolitiker“ und studierte „Wirtschaftsexperten“ kennen nicht einmal mehr die einfachsten Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, die mit der Erstveröffentlichung von „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ (Silvio Gesell, 1916) abgeschlossen war. Die heute „Verantwortlichen“ haben längst vergessen, dass durch Zins und Zinseszins automatisch ansteigende Geldvermögen von wenigen Multimillionären, Milliardären und Konzernen eine spiegelbildliche Verschuldung von Mittelstand und Staat erzwingen, und dass dieser Verschuldungszwang niemals durch eine „gesetzliche Schuldenbremse“ aufzuhalten ist, solange alle Geldersparnisse nicht auch ohne Urzins (Liquiditätsverzichtsprämie) mittel- bis langfristig verliehen und in neue Sachkapitalien – und damit in Arbeitsplätze – investiert werden können. Der Aberglaube „Schuldenbremse“ zeigt in aller Deutlichkeit, dass die hohe Politik über keinerlei Bewusstsein verfügt, sondern seit jeher vom kollektiv Unbewussten gesteuert wird:

(Genesis 2,15-17) Und Gott der HERR nahm den Menschen (freier Unternehmer) und setzte ihn in den Garten Eden (freie Marktwirtschaft), dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der HERR (künstlicher Archetyp Jahwe = Investor) gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen (Gewinn bringende Unternehmungen) im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen (Zinsgeld-Verleih) sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes (in religiöser Verblendung) sterben (Rückfall in die Barbarei).

Das völlige Versagen aller politischen „Machthaber“ seit nunmehr über 3200 Jahren ist umso erschreckender, als dass die halbwegs zivilisierte Menschheit mit dem eigentlichen Beginn der menschlichen Zivilisation nicht erst seit fast einem Jahrhundert im Rückstand ist, sondern schon seit fast zwei ganzen Jahrtausenden:



Stefan Wehmeier, 15. April 2012


Samstag, 14. Januar 2012

2012

Weltuntergang oder Gelduntergang?

Die folgende Graphik zeigt die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland von 1951 bis 2011:



Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass das relative Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Vorjahr über den gesamten Zeitraum hinweg abfällt, von anfänglich bis zu 10% pro Jahr bis nur noch knapp über Null, als gegenwärtig zu erwarten in diesem Jahr. Diesem längerfristigen Abwärtstrend sind periodische Konjunkturschwankungen überlagert, die in den Jahren 1967 („Rezession“), 1975 („1. Ölkrise“), 1982 („2. Ölkrise“), 1994 („Rezession“), 2003 („Zusammenbruch New Economy“) und 2009 („Finanzkrise“) zu einer kurzfristigen Schrumpfung des BIP führten. Dynamisch betrachtet zeigt der längerfristige Abwärtstrend eine Abschwächung, während die periodischen Konjunkturschwankungen an Heftigkeit zunehmen: In den ersten Perioden blieb die Schrumpfung unter -1%; in der „Finanzkrise“ erreichte sie fast -5%.

Was ist 2012 zu erwarten? Dass es bei der Schätzung von "minus 0,1 Prozent bis plus 1,2 Prozent" nicht bleiben wird, sondern die Erwartungen in den nächsten Monaten nach unten korrigiert werden, ergibt sich bereits aus der obigen Graphik und den Erfahrungen zu Beginn des Jahres 2009. Die „Finanzkrise“ wurde in „Staatsschuldenkrise“ umbenannt; darüber hinaus hat die hohe Politik nichts unternommen, um die Krise zu beenden. Dass wir nicht schon längst in Chaos und Zerstörung versunken sind, ist allein den staatlichen „Konjunkturpaketen“ und deren kurzfristige Nachwirkungen zu verdanken, die aber inzwischen verpufft sind, ohne langfristig positive Wirkungen hinterlassen zu haben. Die einzige langfristige Auswirkung ist ein überproportionaler Anstieg der Staatsverschuldung, der von 2009 bis 2010 mit fast 23% in nur einem Jahr deutlich größer war, als in dem Fünfjahreszeitraum davor:




Tatsächlich konnte sich die deutsche Volkswirtschaft immer nur durch eine Erhöhung der Staatsverschuldung von einem Konjunkturzyklus zum nächsten hangeln! Das gilt nicht nur für die Bundesrepublik Deutschland, sondern für alle Volkswirtschaften seit dem 2. Weltkrieg. Über dieses als „deficit spending“ bezeichnete Prinzip, welches der „Jahrhundertökonom“ John Maynard Keynes 1935 in seiner „General Theory of Employment, Interest and Money“ („Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“, 1936) vorschlug, ist die hohe Politik des 21. Jahrhunderts noch nicht hinaus. Mit anderen Worten: Außer Schulden machen, haben „etablierte Politiker“ noch nicht viel gelernt!

Dabei wird geflissentlich übersehen, dass die Staatsverschuldung nur einen Teil der Gesamtverschuldung ausmacht, der auf der Kehrseite der Medaille Geldvermögen in mindestens spiegelbildlicher Höhe gegenüberstehen. Es ist prinzipiell unmöglich, die Verschuldung zu begrenzen und gleichzeitig die Vermögen anwachsen zu lassen:


Alles gesparte Geld muss über Kredite zurück in den Geldkreislauf gelangen, anderenfalls bricht die Volkswirtschaft zusammen. Weil aber die Geldvermögen, die sich bei nur wenigen Prozent der Bevölkerung konzentrieren, durch Zins und Zinseszins anwachsen, muss auch die Gesamtverschuldung exponentiell wachsen. Und da der mittelständischen Privatwirtschaft die Schulden bereits „Oberkante Unterlippe“ stehen, muss sich der Staat weiter verschulden, um den Geldkreislauf aufrechtzuerhalten. Wer ernsthaft an eine staatliche „Schuldenbremse“ glaubt, leidet an Realitätsverlust. Eine Reduzierung der Verschuldung bedingt eine spiegelbildliche Reduzierung der Geldvermögen! Sozialistische Bestrebungen, dies durch eine so genannte „Vermögensteuer“ oder gar Zwangsenteignung zu erreichen, sind im 21. Jahrhundert nicht mehr als zivilisiert zu betrachten, abgesehen davon, dass sie nur eine drastische Symptombekämpfung darstellen und die Ursache des Problems gar nicht antasten. Und welcher leistungsbereite Mensch will in einem Staat leben, in dem das, was man sich über Jahrzehnte aufgebaut hat, immer wieder enteignet wird, sobald es „Big Brother Staat“ nicht mehr in den Kram passt? Die freiheitliche Antwort auf das Problem der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz (Kapitalismus) formulierte der bedeutendste Ökonom der Neuzeit, Silvio Gesell, mit den folgenden Worten:

„Das Geld schafft das Proletariat, nicht weil die Zinslasten das Volk um Hab und Gut bringen, sondern weil es das Volk gewaltsam daran hindert, sich Hab und Gut zu schaffen.“

Bevor wir verstehen können, was damit gemeint ist, machen wir uns erst einmal bewusst, was höchstwahrscheinlich noch in diesem Jahr passieren wird, wenn es nicht gelingt, den exponentiellen Anstieg der Geldvermögen und damit auch der Verschuldung auf friedlichem Wege zu reduzieren. Entscheidend dafür ist das „Vertrauen der Anleger“, welches im Jahr 2009 wenigstens noch in die Staatsanleihen aller führenden Industrienationen bestand, während heute – nach exzessiver Staatsverschuldung in den letzten drei Jahren – nur noch ganz wenigen Staaten ein gewisses Restvertrauen in die mögliche Rückzahlung der Kredite entgegengebracht wird. Deutschland könnte mit letzter Kraft vielleicht noch weitere staatliche „Konjunkturpakete“ in die Wege leiten, aber der „Rest“ von Europa ist dazu nicht mehr in der Lage. Und was hilft es der deutschen Wirtschaft, wenn ihre Exportgüter, von denen ein Großteil in der EU verkauft werden, nicht bezahlt werden können? Davon abgesehen, ist ein Großteil der in letzter Zeit exportierten Güter bis heute nicht bezahlt. Zu erkennen ist das an dem "Target-2-Saldo" der EZB gegenüber der Deutschen Bundesbank auf der einen Seite, und gegenüber den Zentralbanken der schwächeren Mitgliedsstaaten der EU auf der anderen Seite. Auch wenn die Rechnungen der einzelnen Unternehmen bezahlt sein mögen, haftet damit letztlich der deutsche Steuerzahler für die eigenen Exportgüter, solange der Saldo von 465 Milliarden € (aktueller Stand 08/2012: 751 Milliarden €) nicht ausgeglichen ist! Weitere staatliche „Konjunkturpakete“ sind also ausgeschlossen oder könnten in keinem Fall zu einem weiteren Konjunkturzyklus führen. Das heißt, wir befinden uns gegenwärtig am Ende des absolut letzten Konjunkturzyklus!

Was kommt danach?

Der Weltuntergang.

Das erscheint zunächst als ein negativer Ausblick, der jedoch positiv zu werten ist, denn erst wenn der allgemeine Glaube an das (noch) bestehende, kapitalistische System endgültig verloren geht, besteht überhaupt die Chance für einen Neuanfang! Allerdings muss die Phase des bevorstehenden globalen Zusammenbruchs konstruktiv genutzt werden. Ist die Weltwirtschaft erst einmal vollständig zusammengebrochen, wird der Schaden irreversibel. Über 90% aller heute auf diesem Planeten lebenden Menschen müssten innerhalb kurzer Zeit verhungern, und aus den Zivilisationstrümmern würde keine neue Zivilisation entstehen können, denn je höher man auf der Stufenleiter der Arbeitsteilung nach oben kommt ohne eine stabile Makroökonomie, desto tiefer ist der Fall: Der überlebende „Rest“ der Menschheit wäre wieder in der Steinzeit gelandet und müsste die gesamte bisherige kulturelle Entwicklung noch einmal durchlaufen.

Damit kommen wir zurück auf die Weisheit von Silvio Gesell: Der Kapitalismus lässt sich nicht beseitigen, indem „der Staat“ den Reichen etwas wegnimmt („Auge um Auge, Zahn um Zahn“), sondern indem er ausnahmslos allen arbeitswilligen Menschen, die bisher am marktwirtschaftlichen Wettbewerb gehindert oder von ihm ausgeschlossen waren, es durch geeignete wirtschaftliche Rahmenbedingungen ermöglicht, den Reichen Konkurrenz zu machen („…wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei.“)!

Leistungslose Kapitaleinkommen auf Kosten der Mehrarbeit anderer (Zinsen, Renditen und private Bodenrenten) können nicht „besteuert“ werden (Das führt lediglich zu einem Anstieg des Kapitalmarktzinses, bis die bereits „versteuerten“ Kapitaleinkommen wieder genauso groß sind, wie zuvor die unversteuerten!), sondern sie dürfen gar nicht erst entstehen und müssen sich durch vollkommenen marktwirtschaftlichen Wettbewerb (monopolfreie Marktwirtschaft) immer wieder eigendynamisch auf Null regeln! Genau das hatte auch Ludwig Erhard im Sinn, nur wusste er selbst nicht genau, wie dieses große Ziel zu erreichen ist. Deshalb arbeitete er mit kompetenten Beratern zusammen, die die Bezeichnung „Wirtschaftsexperten“ noch verdienten:

Der Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ stammt von dem Freiwirtschaftler Otto Lautenbach, der im Januar 1953 die Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM) gründete. In enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Wirtschaftsminister und späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard sollte erstmalig eine „freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus“ verwirklicht werden. Im Juli 1954 verstarb Otto Lautenbach, die ASM zerfiel im Streit (eine Organisation gleichen Namens existiert heute noch, sie verfügt aber über keinerlei makroökonomische Kompetenz mehr). Für die makroökonomische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland wurde ein von der so genannten „katholischen Soziallehre“ beeinflusstes Konzept von Alfred Müller-Armack übernommen, eine „sozial gesteuerte Marktwirtschaft“ (kapitalistische Marktwirtschaft mit angehängtem „Sozialstaat“), für die sich später der Begriff „soziale Marktwirtschaft“ einbürgerte.

Damit es nicht nur für Deutschland wieder eine Zukunft gibt, müssen wir nichts weiter tun, als das nachzuholen, was in den 1950er Jahren versäumt wurde:

www.deweles.de/files/soziale_marktwirtschaft.pdf 

Die echte Soziale Marktwirtschaft ist nichts anderes als die Natürliche Wirtschaftsordnung, die Silvio Gesell bereits 1916 vollständig und widerspruchsfrei beschrieben hatte. Warum ist diese einzige Möglichkeit des zivilisierten Zusammenlebens bis heute nicht verwirklicht? Fragen Sie die „heilige katholische Kirche“:

www.deweles.de/files/himmel_auf_erden.pdf 


Stefan Wehmeier, 13. Januar 2012

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