Dienstag, 6. Juni 2023

Die Läuterung des Antichristen

"Ich heiße das Christentum den Einen großen Fluch, die Eine große innerlichste Verdorbenheit, den Einen großen Instinkt der Rache, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch, klein genug ist, - ich heiße es den Einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit…"

Friedrich Nietzsche (Der Antichrist)

Jesus von Nazareth war der erste Denker der Geschichte, der herausfand, wie die Erbsünde zu überwinden ist, und der Antichrist (das Christentum nach Nietzsche) verbreitete die Erbsünde mit Waffengewalt über die ganze Welt, bis die ganze Welt daran zugrunde geht. Wie lässt sich nun der Antichrist davon überzeugen, mit dem Unsinn aufzuhören? Zunächst einmal ist der Antichrist nicht böse (auch wenn sich das gelegentlich daraus ergibt), sondern dumm, und "Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit", was die Aufgabe anspruchsvoll und zu einer echten Herausforderung macht: "…es ist gerade hier auch ganz deutlich, dass nicht ein Akt der Belehrung, sondern allein ein Akt der Befreiung die Dummheit überwinden könnte. Dabei wird man sich damit abfinden müssen, dass eine echte innere Befreiung in den allermeisten Fällen erst möglich wird, nachdem die äußere Befreiung vorangegangen ist; bis dahin werden wir auf alle Versuche, den Dummen zu überzeugen, verzichten müssen." (Dummheit muss weh tun)

Wenn es so richtig weh tut, wird der Antichrist aus seiner Scheinwelt in die wahre Welt entrückt, und die Läuterung passiert vom Jüngsten Tag auf den nächsten. "Doch vergessen Sie bitte nicht: Es handelt sich nur um einen Roman. Die Wahrheit wird – wie immer – weit erstaunlicher sein."
...
Vom 13. bis zum 6. vorchristlichen Jahrhundert kannte die jüdische Priesterschaft die Erbsünde und verfügte somit über ein echtes Problembewusstsein, um die jüdische Kultur stabil zu halten. Dann wurde aus Angst, das bestgehütete Geheimnis der Erbsünde könnte zu früh verraten und damit der ganze Plan für die Zukunft zunichte gemacht werden, das Programm Genesis geändert. Das Problembewusstsein ging komplett verloren und der Krieg wurde zum Vater aller Dinge, bis die atomare Abschreckung den 3. Weltkrieg, der ab 1968 als Vater aller weiteren Dinge – d. h. zur umfassenden Sachkapitalzerstörung, um den Kapitalmarktzins anzuheben und damit das Zinsgeld wieder in Umlauf zu bringen (siehe: Genesis 3,15) – nötig wurde, unmöglich machte. Wie in der Weltwirtschaftskrise vor dem 2. Weltkrieg wäre es ab den 1970er Jahren zu einer langsamen deflationären Abwärtsspirale gekommen, die aber nicht mehr durch den 3. Weltkrieg hätte beendet werden können. "Mad Max" (1979), "Mad Max II" (1981), "Mad Max III" (1985) wären zur Realität geworden, und im ganzen Verlauf des Weltuntergangs hätte ihn niemand wahrgenommen!

"2001" lieferte implizit durch das kollektiv Unbewusste der halbwegs zivilisierten Menschheit ein glaubhaftes Versprechen, das sie über die Jahrtausendwende rettete: Wenn ihr durchhaltet, wartet auf euch im nächsten Jahrtausend der Himmel auf Erden! Also konnten die Staatsverschuldungen bedenkenlos erhöht werden, und nicht Gott sei Dank, sondern Keynes sei Dank gibt es uns noch.
    Im Dez. 2002 übergab mir Arthur C. Clarke 10 Worte, im Dez. 2008 erschien das Jüngste Gericht, und ein politogener Klimawandel in 2 Phasen verlängerte die Endzeit bis heute, um die Zeitspanne für eine Not, wie es noch nie eine gegeben hat, zu verkürzen. Es werden 8 Milliarden ökonomische Analphabeten den Weltuntergang ganz sicher wahrnehmen, und wenn es dann vielen gelingt, "den eigenen Kopf etwas anzustrengen, statt fremde Köpfe einzuschlagen", ist vom Jüngsten Tag auf den nächsten die Welt das, was sie immer war: ein lebendiges Hologramm
 

3 Kommentare:

  1. Hat Friedrich Nietzsche eigentlich auch mal gesagt, was er vom Judentum hält?

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  2. Als junger Mann hatte Nietzsche eine Meinung über Juden, die man, obwohl sie damals wohl in Mode war, selbstverständlich nicht schönreden sollte. Für spätere und späte Lebensjahre lässt sich aus Briefen, die z.B. seinen antisemitischen Schwager thematisieren, folgern, dass Nietzsche diese Meinung nicht aufrecht erhielt.

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  3. Wie Arthur C. Clarke schrieb: "...Freiheit von allen Vorurteilen und vorgefassten Meinungen ist ein unerreichbares Ideal." Wird man in diese völlig verkorkste Welt hineingeboren, wird man mit so vielen Vorurteilen und vorgefassten Meinungen zugeschüttet, dass man nicht die Zeit hat, rechtzeitig (d. h. bevor man die Vorurteile annimmt und ggf. weitergibt) über alle zu reflektieren. Nietzsche hatte später eine höhere Meinung (ich habe "Meinung" schon aus dem Wortschatz gestrichen, aber hier passt es) vom Judentum als vom Christentum und man kann sagen, dass er schon andeutungsweise erkannt hatte, dass das Judentum der äußere Cargo-Kult und das Christentum der innere Cargo-Kult bzw. ein Cargo-Kult im Cargo-Kult und darum besonders verachtenswert ist:

    http://opium-des-volkes.blogspot.com/2017/06/innerhalb-und-ausserhalb-von-cargo.html

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